Alcedo atthis oder der Eisvogel (Common Kingfisher)
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Reich Animalia
Stamm / Abteilung Chordata
Klasse Aves
Ordnung Coraciiformes (Rackenvögel)
Familie Alcedinidae (Eisvögel)
Maße Länge: 15-17 cm
Länge des Schnabels: 4 cm
Flügelspannweite: 25 cm
Gewicht: ca. 40 g
Vorkommen ganz Europa, Bestand abnehmend
Besonderheiten Benannt nach Halycone (Tochter des Windgottes Äolu). Der griechische Name des Eisvogels lautet Halycon, was der Meerblaue oder der auf dem Meer brütende bedeutet. Der lateinische Name für den Eisvogel Alcedo ist vom griechischen Halycon abgeleitet.
Schutzstatus Laut der IUCN Red List of threatened species ist Alcedo atthis nicht bedroht. Meines Wissens nach in Niedersachsen auf der Roten Liste in Kategorie 3 (gefährdete Art).

 

Eisvögel im Allgemeinen...

Zur Familie der Eisvögel zählen 87-94 Arten aus 15 Gattungen in drei (Unter-) Familien. Der Name Eisvogel ist missverständlich und leitet sich entweder von Eisenvogel (wegen des metallischen Glanzes) oder vom alt-deutschen Wort "eisan" (für schillernd) ab. Die Eisvögel (Alcedinidae) sind gekennzeichnet durch einen kräftigen Leib mit kurzem Hals, einen großen Kopf, kurze oder mittellange Flügel, kurzen Schwanz, langen, starken, geraden, winkligen, spitzen Schnabel, sehr kleine, drei- oder vierzehige Füße und glattes, meist in prächtigen Farben prangendes Gefieder. Der Verbreitungsschwerpunkt liegt in den Tropen der Alten Welt. Die höchste Artenkonzentration wird auf den Inseln Südostasiens und des Pazifiks erreicht. In Europa, Nordafrika, dem Nahen Osten und Asien (mit Ausnahme von Indien) ist nur eine Art, und zwar unser Eisvogel (Alcedo atthis), weit verbreitet. Ähnliches gilt für Nordamerika: Hier kommt bis auf die südlichen Bereiche nur der Gürtelfischer (Megaceryle alcyon) vor. In Mittel- und Südamerika leben fünf verschiedene Eisvogelarten, in Afrika 15 und in Australien 10. In Polarbereichen sind Eisvögel "trotz ihres Namens" nicht anzutreffen. Alle Arten der Familie bevorzugen die Nachbarschaft kleinerer oder größerer Gewässer, aber nicht alle sind an das Wasser gebunden, nicht wenige, vielleicht sogar die meisten, sind vielmehr zu Waldvögeln im eigentlichsten Sinne geworden, deren Lebensweise mit der ihrer wasserliebenden Verwandten kaum noch Ähnlichkeit hat.

...und im Speziellen...

Der heimische Eisvogel Alcedo atthis ist in unserer Kulturlandschaft eine einzigartige Erscheinung. Je nach Lichteinfall wirkt seine Oberseite blau bis türkisfarben. Die Unterseite ist orangebraun. Auch aus größerer Entfernung sind die weißen Halsseitenflecke gut zu sehen. Der leuchtend blaue Hinterrücken fällt hauptsächlich beim Abfliegen auf und wenn man den vorbeifliegenden Eisvogel von oben betrachtet. Der dunkle Schnabel des Eisvogels ist gerade und kräftig. Bei Weibchen ist der Unterschnabel zumindestens teilweise orange bis dunkelrot. Frisch ausgeflogene Junge sind durch einen deutlich kürzeren Schnabel mit einer hellen Spitze kenntlich. Die Oberseite ist mehr grünlich gefärbt als bei Altvögeln. Im Schnitt beträgt die Lebenserwartung 2 Jahre.

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Verbreitung

Eisvögel sind an klaren, flachen Gewässern anzutreffen, die steile, lehmige Uferböschungen oder Abbrüche zu bieten haben. An diesem möglichst frischen Abbruchkanten baut sich der Eisvogel selbst eine bis zu einem Meter lange Röhre, welche in einem Runden Kessel endet. Ist an einer Steilwand noch keine alte Höhle vorhanden (auf die die Eisvögel gerne zurückgreifen), so wird diese eigens angelegt. In das Erdreich des Neststandorts graben beide Partner - sich alle 5 min abwechselnd - mit Hilfe von Schnabel und Schwanz eine senkrecht ansteigende Erdhöhle. Zuerst wird das ovale Eingangsloch, das etwa 7,0 cm im Durchmesser hat, angelegt. Hierzu fliegen sie solange mit dem Schnabel gegen die Böschung, bis sie ein kleines Loch "gebohrt" haben. Sobald vorne genug Platz geschaffen ist, um darauf zu stehen, erweitern und verlängern die Vögel den Tunnel, indem sie das Material mit dem Schnabel lospicken und mit den Füßen herausschaufeln. Hat die Höhle die richtigen Ausmaße, geht das Weibchen hinein, und es beginnt die sogenannte Balzfütterung (s.u). Da sich Alcedo atthis hauptsächlich von kleinen Fischen (z.B. Stichlingen) ernährt, muß er sich in der Nähe möglichst sauberer und fischreicher Gewässer aufhalten, oder auf Fischteiche ausweichen, wobei er sich bei den Fischzüchtern teilweise relativ unbeliebt macht.
Eisvögel leben außerhalb der Brutzeit solitär. Das Revier ist ca. 3-4 km Bachstrecke groß. Bei der Revierverteidigung (ein bis fünf Kilometer lange Flußabschnitte) werden sowohl die eigenen Jungen und Artgenossen als auch Wasseramseln, Flußuferläufer und Rotkehlchen vertrieben. Kämpfe zwischen Artgenossen können sich über einen Tag hinziehen und auch zu Verletzungen einzelner Vögel führen. Zum Jagen bevorzugt er flache Stellen des Baches an denen möglichst überhängende Zweige vorhanden sein sollten, auf denen er den Fischen auflauert), um sich dann ins Wasser zu stürzen und sie zu fangen.

Der Eisvogel ist in Deutschland ein Jahresvogel, er lebt auch im Winter in der Nähe seines Brutgewässers. Dadurch, dass unsere Fließgewässer alle mehr oder weniger begradigt und die Uferböschungen auf eine akkurate 45°-Neigung getrimmt sind, werden dem Eisvogel seine Brutmöglichkeiten genommen, da er nicht wie viele andere Vögel Nester in Bäumen baut, sondern sich eine Bruthöhle in eine steile Uferabbruchkante gräbt. Auch saubere Gewässer werden immer seltener, so dass dem Eisvogel die Nahrungsmöglichkeiten entzogen werden.

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Nahrung

Der Eisvogel jagt in erster Linie kleine Fische, es wurden aber auch schon vereinzelt in Mägen von toten Eisvögeln Reste von Wasserinsekten gefunden.Kleinere Fischchen bis etwa 7 cm Länge verschlingen Eisvögel ohne Mühe. Fische bis etwa zehn Zentimeter Länge schaffen sie auch noch, haben dabei aber große Mühe. Die Fische werden immer mit dem Kopf voran heruntergeschlungen. Wenn der Eisvogel den Fisch anders herum hält, kann man sicher sein, dass er damit seine Jungen füttern will. Etwa jeder fünfte Tauchversuch, ist auch von Erfolg gekrönt.
Von einem Ansitz über dem Wasser oder gelegentlich auch im Rüttelflug sucht er nach geeigneter Beute.
Hat er ein Opfer erspäht, stürzt er sich mit angelegten Flügeln fast senkrecht ins Wasser. Beim Tauchen werden die Fische im Rücken gepackt oder in den Flanken aufgespießt. Hat er die Beute im Schnabel, schlägt der Vogel unter Wasser mit den Flügeln, um wieder an die Wasseroberfläche zu gelangen, und fliegt dann mit dem gefangenen Fisch wieder zu seinem Beobachtungsposten. Dort schlägt er seine Beute mit dem Kopf gegen die Zweige oder den Pfahl, auf dem er sitzt, um sie zu töten. Dann wird der Fisch entweder mit dem Kopf zuerst verschluckt (wegen der Kiemen), oder zur Familie in die Bruthöhle gebracht. Bei der Balz kommt es oft vor, dass das Männchen dem Weibchen ein Brautgeschenk in Form eines Fisches macht.
Eine Eisvogelfamilie mit 6 oder 7 Jungen frißt pro Tag bis zu 100 Fische! Überreste der aufgenommenen Nahrung werden als Speiballen ausgewürgt.

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Fortpflanzung

Alcedoa atthis ist mit einem Jahr geschlechtsreif. Die Brutzeit liegt zwischen April und September. Bei der Balz wird eine Balzfütterung zelebriert, bei dem das Männchen dem Weibchen Nahrung bringt. Es duckt sich mit hängenden Flügeln vor das Weibchen und reckt den Kopf in ihre Richtung, um ihr den Fisch zu überbringen. Durch diese Balzfütterung erhält das Weibchen genügend Nahrung, um die sechs bis sieben Eier ihres Geleges zu produzieren.

Gemeinsam bebrüten beide die Eier und füttern die Jungen. Sechs bis acht reinweiße Eier legt das Weibchen in den Brutkessel. Nach etwa drei Wochen schlüpfen die Jungen. Zur Fütterung stellen sich die Jungen in Reihe und Glied auf, hat ein Junges einen Fisch bekommen, stellt es sich wieder hinten in der Schlange an. Sie verunreinigen die Höhle oft stark, denn ihr dünnflüssiger Kot kann nicht so schnell versickern. So reinigen sich die Altvögel, indem sie sich ins Wasser stürzen und ein Bad nehmen. Der eigentliche Brutkessel bleibt aber sauber, da nur das erste Junge, das am weitesten vorne in der Brutröhre sitzt, gefüttert wird, sich nach der Fütterung umdreht und den Kot in die Röhre spritzt. Nach 23-27 Tagen sind die Jungen flügge. Sie werden noch kurze Zeit von den Alttieren angeleitetund nach 2 - 3 Tagen aus dem Revier vertrieben. Fortan sind die Jungtiere auf sich selbst gestellt.

Die Sterblichkeitsrate (Mortalität) bei Jungvögeln ist sehr hoch: 70 - 80% überleben das erste Jahr nicht! Durch ihre Unerfahrenheit ertrinken einige bei den ersten Fischversuchen, andere erfrieren im Winter mit nassem Gefieder, weil sie ihr Gefieder nicht ausreichend gepflegt haben. Auch Verhungern und Beutegreifer sind eine häufige Todesursache. Der Bestand kann sich in milden Jahren jedoch recht schnell erholen, da ein Eisvogelpaar zwei oder gar drei Bruten hintereinander tätigt.

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Bedrohung

Als größter Feind des Eisvogels muß wohl der Mensch angeführt werden, der direkt als auch indirekt den Eisvogelbestand gefährdet. Zum einen sind die Vögel der direkten Verfolgung von Fischzüchtern und Teichpächtern ausgesetzt (was zum Glück allerdings stark nachgelassen hat), dafür gibt es Leute die jetzt, wo der Eisvogel selten geworden ist viel Geld für ein ausgestopftes Exemplar oder Eisvogeleier bezahlen würden. Auch spielende Kinder, die Stöcke in die Höhlen stecken, und so unbewußt den Tod von den darin befindlichen Vögeln hervorrufen, sind keine Seltenheit.
Zum anderen spielen Eingriffe des Menschen in die Natur eine große Rolle. So wurden die Bäche und Flüsse begradigt, so dass natürliche Abbruchkanten zur Seltenheit geworden sind und der Eisvogel keine Brutmöglichkeiten mehr hat.
Ein weiteres Problem der Begradigungen besteht darin, dass die Eisvögel wahrscheinlich aufgrund der Größe eines Baches in etwa seine Hochwassermarke abschätzen können, um ihre Höhle in sicherer Höhe zu bauen. Heutzutage sind die Hochwasser allerdings auch an kleineren Bächen durch die Versiegelungen des Bodens und der vielen Zuleitungen viel stärker als normal. Folge: Es kommt häufig vor, dass Bruthöhlen des Eisvogels überschwemmt werden, und die Tiere ertrinken. Durch die Begradigungen kommt es bei starken Regenfällen zu stärkeren Wassertrübungen durch Erdreich als früher. In trübem Wasser können Eisvögel jedoch keine Nahrung ausfindig machen.
Die Verschmutzung der Gewässer ist ein weiteres Problem, da den Vögeln die Nahrungsmöglichkeiten entzogen werden.
An solchen Gewässern sucht der Eisvogel vergeblich nach Nahrung, da der Fischreichtum mit verschwundenen Altarmen, Flachwasserzonen und überschwemmten Auwäldern drastisch abgenommen hat. Der Fischfang ist für den Eisvogel zudem schwieriger geworden, weil kaum noch überhängende Zweige als Ansitze und nur noch wenig ruhige Buchten und Flachwasserzonen zum Fischen zu finden sind.
Aufgrund der Nahrungsknappheit in den Fließgewässern weichen die Tiere anscheinend immer mehr auf stehende Gewässer aus, die aufgrund der besseren Wasserqualität noch einen reicheren Fischbesatz haben - dies mag unter anderem ein Grund dafür sein, dass Eisvögel immer häufiger an Gartenteichen gesehen werden.

Als natürliche Feinde können in erster Linie alle Marderartigen angesehen werden, die - sollte die Steilwand nicht steil oder hoch genug sein - die Brutröhre aufgraben und die Jungtiere fressen. Auch Füchse, Hunde und Katzen können für den Eisvogel zur Gefahr werden.
Zudem liegt die Vermutung nahe, dass harte Winter die Eisvögel heutzutage härter treffen als früher, da stehende Gewässer wie Teiche und Tümpel schneller zufrieren als Bäche oder Flüsse.

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Quellen

http://www.projekt-eisvogel.de/biologie.htm
http://www.halleseite.de/vogelarten/arten/eisvogel/eisvogel.shtml
http://www.natur-lexikon.com/Texte/HWG/001/00099/HWG00099.html
Der Farbige Brehm - CD-Ausgabe

Zum Weiterlesen:
http://www.oojjoo.com/nn/eisvogel.htm

Fotos
Sönke von den Berg

 

Sönke von den Berg, November 2003
Bilder aktualisiert im Oktober 2006


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Konzept und technische Umsetzung:
Bilddarstellung: Lightbox 2.X by Lokesh Dhakar