Reich
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Fungi / Plantae
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Abteilung
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Ascomycota / Lichenes
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Klasse
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Ascomycetes / Ascolichenes
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Ordnung
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Lecanorales
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Familie
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Cladoniaceae
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Maße
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variabel
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Vorkommen
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ubiquitär
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Besonderheiten
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Symbiose aus Pilz und Alge; Systematik nicht eindeutig
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Schutzstatus
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nicht geschützt nach Roter Liste
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Flechten (Lichenes) sind Symbiosen aus einem Pilz und einer Alge. Sie bilden eine Lebensgemeinschaft, in der der Thallus (der Vegetationskörper) der Flechte beträchtlich von den einzelnen Algen und Pilzen abweichen können. Besonders häufig kommen blatt- und strauchförmige Wuchsformen vor. Die Flechten werden als selbstständige systematische Einheit geführt. |
Der Photobiont (früher Phycobiont) ist der Algenpartner des Mycobionten (der Pilz) und hier taucht sehr häufig eine Blau- (Cyanophyta) oder Grünalge (Chlorophyceae) auf. Bei den Pilzen sind es meist (98%) Schlauchpilze (Ascomyceten), weniger verbreitet (2%) sind Ständerpilze (Basidiomycetes). Bisher wurden 13500 Myco-, aber nur 30 Photobionten gefunden. Es gibt auch Flechten, die aus mehreren Photo- und Mycobionten bestehen. Hierbei kommen Konstellationen von zwei Mycobionten mit einem oder zwei Photobionten oder sogar nur ein Mycobiont mit drei Photobionten vor.
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Die Alge liefert über die Photosynthese in der Lebensgemeinschaft für Kohlenhydrate, während der Pilz das äußere Erscheinungsbild prägt. Zirka 90% der Photosyntheseprodukte gelangen von der Alge in den Pilz. Bei Grünalgen bestehen die Produkte aus Zuckeralkoholen (z.B. Ribit, Erythrit oder Sorbit), während bei den Blaualgen Glucose transportiert wird. Reduzierter Stickstoff wird bei den N2-fixierenden Cyanobakterien in den Mycobionten geliefert. Warum der Photobiont die Symbiose eingeht ist noch nicht so genau geklärt, da kaum neue Gebiete in der Symbiose besiedelt werden. Genauso wenig bietet der Mycobiont dem Photobionten Schutz vor direkter Sonneneinstrahlung. Die Vorteile der Symbiose liegen stark auf der Seite des Mycobionten.
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Baumflechte
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Die Symbiose hat als Auswirkung, das die Flechte Leistungen vollbringt, die die Alge oder der Pilz alleine nicht vollbringen können. So zum Beispiel die Synthese von Stoffen, die teilweise antibiotische Wirkungen aufweisen, oder die Besiedlung neuer Biotope (für den Mycobionten).
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Man unterscheidet zwei Thallusformen. Bei der homöomeren Form ist die Flechte ungeschichtet, d.h. die Alge und der Pilz sind im ganzen Thallus verteilt. Heteromere Thallusformen sind geschichtet, d.h. die Alge befindet sich nur in einer bestimmten Schicht in der Flechte. Blaualgen kommen häufig in homöomeren Flechten und Grünalgen in heteromeren Flechten vor. Entscheidend für die Thallusform ist das Resultat der Symbiose zwischen beiden Partnern.
Die Fruchtform der Ascomyceten ist sehr häufig schüsselförmig (Apothecien), das Gegenteil davon ist ein eingesenkter Fruchtkörper (Perithecien). Bei der Fortpflanzung unterscheiden sich die Alge und der Pilz in der Flechte, da die Alge sich ausschließlich vegetativ durch einfache Zellteilung vermehrt, während sich der Pilz geschlechtlich fortpflanzt. Hierbei werden charakteristische Fruchtkörper (Perithecien und Apothecien) gebildet, die die Sporen tragen. Es werden auch Thallusfragmente (Soredien) oder Ausstülpungen der Thallusoberfläche (Isidien) gebildet, die vom Wind verbreitet werden. Soredien sind von Algenzellen umsponnene Pilzhyphen, die wieder zu einem neuen Thallus heranwachsen können. Isidien sind Fragmente der Flechte, die abbrechen und dann auf geeignetem Untergrund neue Thalli ausbilden können. |
Auf Steinen, am Erdboden, an Baumstämmen, oft in der Rinde lebend (endoplöisch) oder im Gestein lebend (endolitisch), Felsen, Spritzzonen am Meer, feuchte Bergwälder, Arktis und Tundra. Durch ihre hohe Resistenz gegenüber Hitze, Austrocknung und Kälte können sie extreme Biotope bevölkern. Sie dienen auch als Indikator für die Umweltverschmutzung. |
<< Im Weiteren wird ein wenig mehr auf die Strauchflechten eingegangen. >> |
Die Cladonia gehören zu den Becherflechten und man findet sie häufig zwischen Moos auf dem Waldboden, auf Baumstümpfen, Baumstämmen und Felsen. Sie sind grau bis graugrün und fallen durch ihre trompeten-, stiel- oder becherförmigen Podetien auf. |
Cladonia verticillata (Sprossende Becherflechte) kommt auf sauren, offenen Dünen und Heiden vor. Auf ausgehagerten Bestandsrändern kann man sie auch finden. Die Sprossende Becherflechte ist in Sandgebieten der Mittelgebirge bis in bodensaure Hochgebirge verbreitet. Der Thallus ist unten weiß und oben grau bis bräunlichgrün. Die Podetien sind aufrecht, 1 bis 8 cm hoch und wachsen häufig aus der Bechermitte. Die Rinde ist glatt und die Becherränder der Apothecien sind meist braun. |
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C. verticilalata
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C. verticilalata
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Raster-Elektronen-Miroskop-Aufnahme (REM): Algenzellen von Pilzhyphen umsponnen bei Cladonia verticillata
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Die Cladonia furcata (Vielgestaltige Becherflechte) kommt auf bodensauren Rasen vor, der viele Lücken aufweist. Sie ist sehr formenreich: von hornförmig becherlos, dichotom bis reich doldenähnlich verzweigt. Die Podetien sind glatt berindet und weisen vom Alter Längsrisse auf. Sie sind meist schuppenlos, können aber auch Schuppen aufweisen. Die Apothecien sind klein und sitzen allein oder in Gruppen. Die Vielgestaltige Becherflechte ist von der Ebene bis in die alpinen Hochgebirge verbreitet. |
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C. furcata
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„Pflanzenanatomisches Praktikum II“ Braun, Lemann, Taubert; 4.Auflage; Spektrum Verlag
„Allgemeine Botanik“ Nultsch; 11. Auflage; Thieme 2001 „Farne, Moose, Flechten“ Hans Martin Jahns; BLV Verlagsgesellschaft 1982 http://www.mykonet.ch/Wissenswertes/flechten.htm http://www.sparrius.dds.nl/cladonia/index.htm |
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Joachim Legit
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