Fritillaria meleagris (alba) oder die Schachbrettblume
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Reich Plantae (Pflanzen)
Abteilung/Stamm Magnoliophyta (Bedecktsamer)
Klasse

Liliopsida (Einkeimblättrige)

Ordnung Liliales (Lilienartige)
Familie Liliaceae (Liliengewächse)
Maße 15cm - 30cm
Blütenformel * P3+3 A3+3 G(3), oberständig
Vorkommen In Deutschland selten (siehe hier).
Hauptverbreitungsgebiet: Süd-Ost-Europa
Besonderheiten Blume des Jahres 1993
Schutzstatus Geschützt - "Stark gefärdet" nach der Roten Liste.

 

Allgemeines über Liliengewächse
Lilien an sich sind keine seltenen Pflanzen. Man begegnet ihnen häufig am Wegesrand (Bärlauch - Allium ursinum, Herbstzeitlose - Colchium autumnale, ...), im Blumenladen (Tulpen - Tulipa spec., Hyazinthe - Muscari spec.,...) oder in der Küche (Knoblauch - Allium sativum, Schnittlauch - Allium schoenoprasum,...). Die Familie umfaßt 230 Gattungen mit mehr als 3500 Arten (2).
Vom Habitus her sind Liliengewächse typische Monokotyle: die Blattnerven verlaufen parallel, die Blüten sind meist zwittrig und haben jeweils sechs Staub- und Perigonblätter. Häufig findet sich eine ausdauernde Zwiebel.
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Allgemeines über die Schachbrettblume
Woher die Schachbrettblume (auch Schachblume genannt) ihren Namen hat, sieht man auf den ersten Blick: Die Blütenblätter weisen ein schachbrettartiges Muster auf. In Norddeutschland hört man zudem den Namen "Kiebitzei", eine Anspielung auf die ebenfalls gesprenkelten Farbe der Eier des Kiebitz (Vanellus vanellus).
Die (für unsere Breiten) außergewöhnliche Färbung macht die Schachbrettblume zu einer beliebten Kultur- und Gartenpflanze. In freier Natur hingegen trifft man sie bei uns nur noch selten. Deswegen wurde sie von der Stiftung Naturschutz Hamburg und der Stiftung zum Schutze gefährdeter Pflanzen zur Blume des Jahres 1993 gewählt (3).
Bild oben rechts: Rote Schachbrettblume
Der Gattungsname Fritillaria leitet sich vom lateinischen "fritillus" für "Würfelbecher" her. Meleagris soll sich auf das Perlhuhn (Numida meleagris) beziehen, dessen Gefieder ähnlich gefleckt ist (4).
Neben der purpurnen bis bordeaux-roten Blütenfarbe kommt die Fritillaria meleagris auch in weiß mit grünlichen Linien als Subspezies alba vor.
Bild links: Weiße Schachbrettblume - Fritillaria meleagris alba
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Habitus
Die recht großen Blüten (3,5cm x 4cm) wachsen meist einzeln, seltener zu zweien oder dreien. Die rötliche Färbung ist vorherschend. Glockenförmig thronen sie am Ende der bis zu 30 cm hohen unverzweigten Stengel. Die Perigonblätter (Perianth im speziellen Sinne, zwei mal drei gleiche Blütenblätter -> Tepalen) haben eine stumpfe Spitze und sind nicht auswärts gebogen.
Die langen und dünnen Blätter der Pflanze, drei bis sechs an der Zahl, sind von graugrüner Farbe. Sie inserieren wechselständig in der oberen Hälfte des Stengels. Die Blattnerven verlaufen typisch parallel und ähneln damit den Blättern der Gräser.
Die Zwiebel ist fast kugelrund.
Spitzen der Tepalen
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Befruchtung
Bienen, Hummeln und ähnliche pollensammelnde Arten sorgen für die Befruchtung der zwittrigen Blüten (Zoochorie). Die Blütezeit liegt in April und Mai.
Bild links: Biene beim Pollensammeln und damit unbewußt bei der Sicherung des Fortbestehens der Art Fritillaria meleagris
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Vorkommen und Habitatansprüche

Natürliche Vorkommen der Schachbrettblume sind nur noch in dem Elbetal Unterelberaum und vereinzelt an Weser und Main. Frühere Vorkommen am Rhein sind erloschen (3). Im Sinntal und in Oberfranken sollen zudem noch kleine Populationen zu finden sein (5). Über 800m kommt die Schachbrettblume nicht vor.
Durch die heute vorherrschende landwirtschaftliche Nutzung sind die Habitate mittlerweile sehr rar geworden. Die Schachbrettblume verträgt keine zu frühe Mahd, da damit der Fortpflanzungszyklus nicht vollendet werden kann. Eine Brache ist ebenfalls nicht gut, da konkurrenzstärkere Pflanzen Fritillaria verdrängen. Entwässerung und Gülle verträgt sie auch nicht. Gut gedeihen kann sie auf grundwasserfeuchten oder teilweise überschwemmten Wiesen. Kalkhaltige Böden sind zuträglich.
Neben den schwindenen Habitaten ist ihr Aussehen ihr Verderben: gerne wurde sie durch Ausgraben und Umsetzen in Gärten aus der natürlichen Umgebung gerissen oder, noch schlimmer, landete für ein paar Tage in einer Blumenvase.

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Inhaltsstoffe

Vor allem in den Zwiebeln, aber auch in den übrigen Pflanzenteilen, finden sich giftige Alkaloide, darunter das Fritillin und das Imperialin. Beide verlieren ihre Wirksamkeit, wenn sie gekocht werden. Die Symptomatik bei Vergiftungen umfasst Erbrechen, Krämpfe und Kreislaufbeschwerden (Blutdruck fällt ab). In größeren Dosen kann es zum Tod durch Herzstillstand kommen.
Die Namen der Gifte stammen wahrscheinlich von der Pflanze, in der sie entdeckt wurden, der Kaiserkrone (Fritillaria imperialis).
Weitere Information über die Gifte und erster Hilfe bei Vergiftung findet sich hier.

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Fotos

1) Alle Fotos: Sönke von den Berg
Kommentar zu den Fotos: Alle Bilder sind 20.04.2005 auf dem Gelände der TiHo Hannover (Bünteweg) entstanden. Höchstwahrscheinlich handelt es sich dabei nicht um ein natürliches Vorkommen, sondern um Anpflanzungen.
Quellen
2) Geschützte und bedrohte Pflanzen (Hans E. Laux) - Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 1988
3) http://www.stiftung-naturschutz-hh.de/blume/1993.htm
4) http://www.botanikus.de/?load=/Gift/schach.html
5) http://www.naturpark-spessart.de/Natur/Besonderheiten/Schachblume/schachblume.html

 

Sönke von den Berg, April 2005


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