Oophaga (Dendrobates) pumilio oder das Erdbeerfröschchen
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Reich | Animalia | ||
Stamm | Chordata (Wirbeltiere) | ||
Klasse | Amphibia (Lurche) | ||
Ordnung | Anura (Froschlurche) | ||
Familie | Dendrobatidae (Pfeilgiftfrösche) | ||
Vorkommen | Nicaragua, Costa Rica und Panama | ||
Schutzstatus | Geschützt nach CITES, Anhang II |
Die Pfeilgiftfrösche (Dendrobatidae) gehören innerhalb der Anuren wohl zu den farbenprächtigsten Familien. Diese umfaßt 6 Gattungen und 187 Arten, die in einigen neotropischen Regionen Mittel- und Südamerikas verbreitet sind. Bei insgesamt vier dieser Gattungen konnten zum Teil hochtoxische Hautsekrete nachgewiesen werden, worauf auch die Namensgebung zurückzuführen ist: Einige Indianerstämme Südamerikas benutzen nämlich bis heute die Toxine (siehe unten) einiger Arten aus der Gattung Phyllobates (z.B. Phyllobates terribilis) zum Vergiften Ihrer Jagdpfeile. |
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Die 1,5 bis 2,4 cm großen Frösche sind leicht an ihrer auffälligen Färbung sowie an den verbreiterten Hautlappen an den Zehen zu erkennen. Diese zeichnen sich als Anpassung an die terrestrische Lebensweise durch das Fehlen von Schwimmhäuten aus. Abgeleitet aus dem griechischen („dendro“ = Baum und „bates“= Geher, Steiger) werden die Dendrobatiden im Deutschen als „Baumsteiger“ bezeichnet. Für Dendrobates pumilio hat sich hierzulande der Name „Panama-Zwergbaumsteiger“ oder „Erdbeerfröschchen“ durchgesetzt, im Englischen wird der erdbeerrote Frosch mit den dunkelblauen oder schwarzen Beinen häufig als „Blue jeans frog“ bezeichnet.
Nach einer Umgruppierung der Familie nach taxonomischen Gesichtspunkten wurde Dendrobates pumilio in Oophaga pumilio umbenannt. Der neue Name trägt dem Umstand Rechnung, dass die sich in den Bromelienachseln entwickelnden Larven von mit nicht entwicklungsfähigen "Abortiveiern" gefüttert werden. Übersetzt bedeutet der Name "Eierfresser". |
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Bild rechts: Blue Jeans Frog aus La Selva, Costa Rica
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Das Erdbeerfröschchen ist in den tropischen Tieflandregenwäldern der Karibikküste von Nicaragua über Costa Rica bis nach Panamá verbreitet. Oophaga (Dendrobates) pumilio lebt hauptsächlich am Boden, wo er sich in der Blätterschicht, im Gras oder zwischen den Wurzeln größerer Bäume aufhält.
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Während Oophaga (Dendrobates) pumilio in Costa Rica und Nicaragua eine eher einheitliche Färbung aufweist, kann man in Panama einen unglaublichen Farbpolymorphismus beobachten. Auf der karibischen Inselgruppe Bocas del Toro sowie auf dem angrenzenden Festland können Populationen mit gelben, blauen, grünen, weißen, oliv- und bronzefarbenen Varianten beobachtet werden. Warum dieser extreme Polymorphismus besteht und wie er entstanden ist, kann bis heute nicht eindeutig beantwortet werden.
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Farbpolymorphismus in Bocas del Toro, Panamá
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Das Erdbeerfröschchen zeigt ein interessantes Reproduktionsverhalten und eine stark ausgeprägte Brutpflege, was für Amphibien eher ungewöhnlich ist. |
Die Gifte der Dendrobatiden werden durch Hautdrüsen ausgeschieden, die sich auf der gesamten Körperoberfläche befinden. Das Froschgift Batrachotoxin, das überwiegend bei Arten aus der Gattung Phyllobates zu finden ist, zählt zu den giftigsten uns bekannten Naturstoffen - die Giftmenge eines einzelnen Frosches reicht aus, um über 1000 Mäuse zu töten. Neben Batrachotoxin konnte eine Vielzahl weiterer Stoffe auf Alkaloidbasis in der Haut der Dendrobatiden nachgewiesen werden. Beim Erdbeerfröschchen finden wir hauptsächlich die weit weniger giftigen Pumiliotoxine. Die Wirkung der giftigen Sekrete ist zum einen bakterio- und fungistatisch, darüber hinaus wirkt das Gift auf den Verdauungstrakt der Freßfeinde, wo es brennende Schmerzen sowie Brechreiz hervorruft. Gelangen die Alkaloide in die Blutbahn, können sie ihre neurotoxische Wirkung entfalten, indem sie auf unterschiedliche Weise am periphären Nervensystem angreifen: Zum Beispiel verhindert Pumiliotoxin B ein Schließen der Natriumkanäle, was wiederum eine dauerhafte Muskelkontraktion auslöst. Die Folgen sind Herzrhythmusstörungen und Erstickungsanfälle. Neueste Untersuchungen belegen, daß die Pfeilgiftfrösche ihr Gift zu einem großen Teil nicht selbst zu produzieren, sondern dieses oder seine Vorstufen über die Nahrung aufnehmen. Dies erklärt auch die Tatsache, daß in Gefangenschaft nachgezogene Tiere keine Toxizität aufweisen. |
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Daly, J. W. 1995. The chemistry of poisons in amphibian skin. Proc. Natl. Acad. Sci. USA, Vol. 92, pp 9-13 |
Savage, J.M. 1968. The dendrobatid frogs of Central America. Copeia 1968: 745-776. |
Schmidt, W. & Henkel, F.W. 2004. Pfeilgiftfrösche. Edition Chimaira, Frankfurt am Main |
Staeck, L. 1992. Der kleine Erdbeerfrosch Dendrobates pumilio. Biologie in unserer Zeit. 22. Jahrg. 1992. Nr. 2. VHC Verlagsgesellschaft mbH, Weihneim |
Walls, J. G. 1994. Poison Frogs of the Family Dendrobatidae: Jewels of the Rainforest. T.F.H Publications, USA |
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Sabine Hagemann |