Poecilia reticulata oder der Millionenfisch (Guppy)
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Reich Animales
Stamm Chordata
Klasse Pisces
Unterklasse Osteichthyes
Ordnung Cyprinodontiformes - Zahnkärpflinge
Familie Poeciliinae - Lebendgebährende Zahnkarpfen
Maße 3-5 cm
Geschlechts- dimorphismus Männchen farbenprächtiger, kleiner und mit Gonopodium
Vorkommen Ursprünglich: Brasilien (nördl. des Amazonas), Venezuela, Guyana, Trinidad und Barbados.
Heute: Alle wärmeren Gebiete der Erde.
Biotop Ruhige Fließgewässer, teilweise Brack- und Abwässer mit Temperaturen zwischen 20 und 30 °C, bei einem pH-Wert von ca. 6 - 8,5 und einer dt. Gesamthärte (dGH) von bis zu 30°. Guppys sind Oberflächenfische.
Alter ca. 3 Jahre
Besonderheiten Die Weibchen laichen nicht ab, sondern bekommen lebende Junge. An den Guppys lassen sich sehr gut die Mendelschen Gesetze demonstrieren.
Schutzstatus nicht geschützt

 

Allgemeines
Den Guppy kennt nahezu jedes Kind, denn aufgrund der Farbenpracht der Männchen ist er sehr beliebt und in fast jedem Zoogeschäft anzutreffen. Die Tiere vermehren sich rasch, daher der Name "Millionenfisch". Ein Weibchen kann alle 30 Tage 20 bis 150 lebende Junge bekommen.
Die Fortpflanzung der Guppys ist sehr interesseant: Sie gehören zu den lebendgebährenden Zahnkarpfen. Wie der Name schon sagt, laichen die Tiere nicht ab, sondern bringen lebende Junge zur Welt.
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Fortpflanzung
Das kleinere Männchen umwirbt das Weibchen und begattet es mit seinem aus einer Afterflosse gebildeten Gonopodium. Mit seiner Hilfe gibt es Spermien direkt in den Eileiter der Weibchen ab. Die Jungen reifen in Eiern im Körper der Mutter heran (Ooviviparie) und werden nach dem Schlupf ins Wasser entlassen. Dort lassen sie sich zunächst ohne Schwimmbewegungen in schützendes Pflanzendickicht fallen, wodurch ein Teil den kannibalisitschen Eltern entkommt.

Das Weibchen kann einen Teil des Spermas in seinem Körper speichern und damit noch Wochen später zwei bis dreimal weitere Eier befruchten. So besteht auch die Möglichkeit der Fortpflanzung ohne die Anwesenheit eines Männchens.
Drei Männchen mit Gonopodien
Weibchen mit normaler Afterflosse
Diese Art der Fortpflanzung führt im Aquarium schnell zur Inzucht und kann damit häufig Degenerationen verursachen, weswegen man gelegentlich Tiere aus fremden Linien dazusetzen und Fische mit Degenerationserscheinungen aus dem Becken entfernen sollte, um ihre Verpaarung zu vermeiden.
Außerdem sollten immer mehr Weibchen als Männchen gehalten werden, da die Männchen die Weibchen häufig sehr bedrängen und die Weibchen starkem Stress ausgesetzt wären, sollten mehr oder gleich viele Männchen im Becken sein.
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Mendelsche Gesetze
1. Das Uniformitätsgesetz
Die Nachkommen homozygoter Individuen sind untereinander gleich.

2. Das Spaltungsgesetz
Die Nachkommen heterozygoter Individuen sind nicht mehr uniform, sondern spalten ihren Phänotyp in einem bestimmen Zahlenverhältnis auf.

3. Gesetz der freien Kombinierbarkeit der Gene
Zwei Merkmale werden getrennt voneinander vererbt, wobei ab der F2-Generation neue homozygote Kombinationen auftreten können. Dies gilt nur, wenn die verantwortlichen Gene auf unterschiedlichen Chromosomen liegen.
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Die Farben
Die Weibchen tarnen sich und ihren ungeborenen Nachwuchs durch eine unauffällig graue Grundfärbung, die dorsal dunkler ist als ventral.
Die natürliche Grundfärbung der Männchen ist ebenfalls grau. Sie wird dominant vererbt. Alle anderen Grundfarben sind rezessiv und werden unabhängig voneinander (auf verschiedenen Chromosomen liegend) autosomal vererbt. Die Mutation muss von Vater und Mutter vererbt werden, um homozygot zu sein und im Phänotyp aufzutauchen. Die Farben lassen sich bunt miteinander kombinieren und es kann eine Vielzahl mehrfach-rezessiver Grundfarben entstehen.
Bei doppelt-rezessiven sind bereits 21 verschiedenen Farben möglich, die sich aus den Farben grau, albino, gold, blond, blau, pink, falb und hellblau mischen lassen.
Beispiel: Aus der Kombination von blau und gold entsteht die Farbe silber.
Da die Wildform der Guppys bereits sehr variabel ist und sich aus ihr schon unterschiedlichste Formen und Farben kombinieren lassen, sind diese Fische sehr beliebt und für genetisch Interessierte ein gutes Versuchsobjekt. An ihnen lassen sich die Mendelschen Vererbungsgesetze sehr gut erforschen.
Im Handel sind die reinrassigen Tiere jedoch leider nur noch selten erhältlich, da sie sich in der Natur fast alle mit Zuchtformen vermischt haben.
Bild links: Ein Zuchtmännchen
Die Deckfarben werden zu 95% gonosomal vererbt und sind für die schillernden Farben der Männchen verantwortlich. Sie beeinflussen die Hautfarbe partiell und überlagern die Grundfarben, welche die Deckfarben jedoch in ihrer Wirkung beeinflussen. Bei der Vererbung der Deckfarben treten häufig Crossing-Over auf.
Physiologisch betrachtet wird die Färbung der Fische durch Farbzellen, sogenannte Cromatophoren bestimmt, welche sich rosettenartig zusammenziehen oder erweitern können. Dies hängt von Faktoren wie der Stimmung des Fisches, den Lichtverhältnissen oder der Balz ab.
Die roten Farbzellen nennt man Erythrophoren und sie enthalten wie die gelben Xantophoren Karotine. Die schwarzen Farbzellen bezeichnet man wegen ihres Melanins als Melanophoren und die Guanophoren enthalten Guanin, welches eine silbrig-weiße Färbung verursacht.
Durch die Kombination der Farbzellen entstehen die einzelnen Farben der Fische.
Beispiel: Die Mischung aus gelb, schwarz und Guanin ergibt grün.
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Zuchtformen - ein kleiner Überblick
Wildguppy
Triangel
Doppelschwert
Oberschwert
Kurzflosser
Fächerschwanz
Neben den Farben werden auch verschiedenen Flossenformen gezüchtet, die in Wettbewerben auf Ausstellungen gegeneinander antreten und Preise gewinnen.
Die Zuchtformen sind u.a.:
Rundschwanz
Fächerschwanz, Triangelschwanz, Schleierschwanz, Fahne, Doppelschwert, Obenschwert, Untenschwert, Leierschwanz, Spatenschwanz, Speerschwanz, Rundschwanz, Nadelschwanz

Zum Vergrößern die Bilder bitte anklicken!
Speerschwanz
Spatenschwanz
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Der Endler-Guppy
Bei Poecilia sp. "Endler" wird davon ausgegangen, dass es sich um eine eigene, von Poecilia reticulata verschiedene Art handelt. Er ist ursprünglich kleiner, kompakter und hat ein anderes Gonopodium. Er wurde wildlebend unter extremen Bedingungen gefunden, in Abwässern bei deutlich über 30°C, Leitwerten um die 1000 und pH-Werten über 7,5.
Der Endler-Guppy sollte nicht mit P. reticulata zusammengehalten werden, da er sich fruchtbar mit ihm kreuzt und sich so Hybridformen bilden, die in der Zucht unerwünscht sind.
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Vielen Dank an...
Ein Herzlicher Dank für die schönen Fotos geht an Tobias Bernsee sowie an die Betreiber der Seite http://www.guppy-art.de/
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Quellen
http://www.mendel-regeln.de
http://www.zierfischverzeichnis.de
http://www.guppy-aktuell.com

 

Jessica Heemcke, Mai 2005


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