Teil 2/7
Ischnura elegans oder die Große Pechlibelle
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und Pyrrhosoma nymphula oder die Frühe Adonislibelle
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Kleinlibellen: Teil 2 (Ischnura elegans & Pyrrhosoma nymphula) - Teil 5 (Calopteryx spec.)
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Sonstiges: Teil 7 (Libellen fotografieren)
 

Männchen der Großen Pechlibelle (Jugendmorphe)
Adultes Männchen der Frühen Adonislibelle beim Putzen
Reich
Animalia (Tiere)
Stamm
Arthopoda (Gliederfüßer)
Klasse
Insecta (Insekten)
Ordnung
Odonata (Libellen)
Unterordnung
Zygoptera (Kleinlibellen)
Familie
Coenagrionidae (Schlanklibellen)
Maße 21 bis 25 mm Abdomenlänge 26 bis 30 mm Abdomenlänge
Vorkommen Skandinavien bis Mittelmeer Mitteleuropa
Flugzeit Anfang Mai bis Ende September Anfang Mai bis Ende August
Schutzstatus

In ganz Deutschland nicht geschützt nach Roter Liste

 

Allgemeines über Kleinlibellen

Beide hier vorgestellten Arten gehören zu den sogenannten Zygoptera, den Kleinlibellen. Diese unterscheiden sich von der anderen bei uns verbreiteten Unterordnung, den Großlibellen (Anisoptera), durch deren Flügelhaltung, Flügelform, Augenposition und Körperproportionen. Näheres dazu ist in diesem Text über die Gemeine Keiljungfer (Gomphus vulgatissimus), einer Großlibelle, nachzulesen.
Zudem finden sich Bilder einiger Klein- und Großlibellen auf dem jeweiligen Libellenposter.

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Habitus der Schlanklibellen...

Die beiden hier vorgestellten Arten gehören zu den Schlanklibellen (Coenagrionidae). Die Larven sind ca. 1,5 bis 2 cm lang. Der Hinterleib der Imagos ist namensgebend dünn. Die Beinschienen sind nicht verbreitert und schmaler als die Schenkel. Der Kopf liegt von oben gesehen hinter den Fühlern. Das Flügelmal (Pterostigma) ist rautenförmig.

...und der Großen Pechlibelle ...und der Frühen Adonislibelle

Die Männchen der Großen Pechlibelle sind leicht an der blauen Färbung des achten Abdominalsegmentes zu erkennen, während der restliche Hinterleib schwarz ist. Neben den Augen befindet sich ein mehr oder weniger runder heller Fleck auf dunklem Untergrund. Das Flügelmal ist blau-schwarz (siehe unten).

Die Adonislibellen sind die einzigen Kleinlibellen mit einer derart ausgeprägten roten Färbung. Leicht kann die Frühe mit der Späten Adonislibelle (Ceriagrion tenellum) verwechselt werden. Die Frühe Adonisjungfer hat jedoch schwarze Beine und ein Schwarzes Flügelmal, bei ihrer Schwesterart sind diese rot.
(Fressendes) Männchen der Großen Pechlibelle von oben - deutlich zu erkennen sind das blaue achte Segment, die runden Flecken an den Augen und die farbigen Pterostigmen.
Männchen der Frühen Adonislibelle. Von der Späten Adonislibelle (Ceriagrion tenellum) ist sie durch die schwarzen Beine und die roten Antehumeralstreifen auf dem Thorax zu unterscheiden.

Von den Weibchen existieren verschiedene Varianten, die sich in der Farbe von den Männchen unterscheidet. Im Laufe der Entwicklung färben sich hierbei unterschiedliche Jugendmorphen je nach autosomalem Genotyp (homo- oder heterozygot, dominant oder rezessiv) zu verschiedenen Farbformen um. Die jeweiligen Farbmorphen der Juvenil- wie auch der Adultform haben jeweils unterschiedliche Variantennamen.

Die Weibchen unterscheiden sich von den Männchen nicht durch vollkommen unterschiedliche Farbmorphen, wie bei der Pechlibelle, sondern vielmehr durch unterschiedlich stark ausgeprägte schwarze Musterung auf den vorderen Abdominalsegmenten. Auch hier spricht man von verschiedenen Varianten. Frisch geschlüpfte Tiere beiderlei Geschlechts sind auf Thorax und Augen grün und färben sich erst später in rot um.
Einige Varianten der weiblichen Pechlibelle
a) violacea-Jugendmorphe
b) rufescens-Jugendmorphe
c) typica-Adultform
Zwei Varianten der Frühen Adonislibelle
a) typicacea-Morphe kurz nach dem Schlupf
b) fulvipes-Morphe
c) typica-Morphe
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Vorkommen...

Sowohl Ischnura elegans als auch Pyrrhosoma nymphula bevorzugen Habitate in unmittelbarer Gewässernähe. Dabei unterscheiden sich die beiden Arten jedoch durch ihre bevorzugten Strukturansprüche sowohl in Bezug auf die Art des Gewässers als auch die Vegetation. Dies führt zu einer geographischen Einnischung und ist damit ein wirkungsvolles Konkurenzausschlussprinzip. Bedingt durch die geringen Ansprüche an ihre Habitate (euryök) ist es dennoch gut möglich, beide Arten im selben Gebiet anzutreffen. Diese Anspruchslosigkeit ist sicherlich einer der Hauptgründe für die weite Verbreitung dieser Art. Damit scheidet der häufigste Grund für das Zurückgehen der Libellenpopulation, die Vernichtung ihrer Habitate, aus. Doch Libellen sind hervorragende Flieger mit teilweise großen Jagdgebieten.

...der Große Pechlibelle ...über die Frühe Adonislibelle
Langsam fließende bis stehende Gewässer sind die bevorzugten Habitate. Die Larven sind bei dieser Art erstaunlich anspruchslos. Sie können sogar in Mooren (sehr sauer und O2-arm) als auch in brackigen Gewässern (hohe Anforderungen an die Osmoregulation) gedeihen.
Die Eier werden typischerweise am Tausendblatt abgelegt.
Vor allem an mit Wasserlinsen bewachsenen schmalen Gräben trifft man die Frühe Adonislibelle an. Doch auch an Teichen und Mooren ist sie anzutreffen. Somit sollte auch die Larve vergleichsweise anspruchslos sein.
Frisch geschlüpfte Tiere verbringen die ersten zwei Wochen ihres Lebens fernab des Wassers.
Bevorzugte Pflanzen für die Eiablage sind Wasserminze, Laichkraut, Hornblatt, Froschbiss und einige andere.
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Fortpflanzung und Verhalten...
Ein häufiges Phänomen in der Paarung ist das Paarungsrad und der Paarungsflug.
...der Große Pechlibelle ...über die Frühe Adonislibelle
Die Männchen von Ischnura elegans sind tagsüber terretorial, dennoch übernachten sie teilweise gemeinsam. In einer dichten Kette umgeben sie auf Weibchen lauernd freie Gewässer, über denen sie häufig jagen. Dringt ein Weibchen in ihr Territorium ein, so wird dieses ergriffen. Im Tandemflug wird ein ruhiger Ort in der naheliegenden Vegetation aufgesucht und dort nach wenigen Minuten das sogenannte Paarungsrad gebildet. Der Fortpflanzungsakt (Kopula) kann mehrere Stunden andauern.
Nach der Verpaarung fliegt das Weibchen zur Eiablage an Wasserpflanzen. Die Ablage kann sich bis in die späten Abendstunden hinziehen.
Die Larven wachsen noch im selben Jahr heran und überwintern ausgewachsen.
Ist die Umgebung warm genug, so kann es mehere Generationen geben, fällt die Temperatur unter 15°C, sinkt die Häufigkeit der Flüge drastisch.
Schon früh am Morgen suchen die Männchen der Frühen Adonislibelle sich die Weibchen zur Verpaarung. Der Fortpflanzungsakt vollzieht sich bei ihnen wesentlich schneller, nur eine Viertelstunde bleiben die Räder bestehen. Die Eiablage beginnt am späten Vormittag und ist am Nachmittag beendet. Im Gegensatz zur Pechlibelle bleiben die Partner dabei zusammen. Teilweise wird das Gelege sogar unter der Wasseroberfläche in die Stängel von Wasserpflanzen gelegt. Dabei können bis zu sechshundert Einstiche pro Stängel vorkommen.
Je nach Besatzdichte kann die Entwicklung der Larven wie bei der Pechlibelle in einem Jahr abschlossen sein, aber auch über bis zu drei Jahre andauern. Die innerartliche Konkurrenz spielt dabei eine wichtige Rolle.
Paarungsrad eines Männchens (oben) mit einer rufescens-Jugendmorphe
Auf der Unterseite des Abdomens des Weibchens sind mehrere parasitische Milbenlarven zu erkennen, das Männchen trägt eine dieser Parasiten vor dem "Schlußlicht" (dem blauen 8. Abdominalsegment).
Exuvie der Frühen Adonislibelle. Deutlich zu erkennen sind die auf dem Rücken liegenden Taschen, in denen sich Flügelanlagen befanden, die Kiemenblättchen am Ende des Abdomens sowie die als weiße Fäden aus der Schlupföffnung hängenden inneren Auskleidungen größerer Tracheen.
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Quellen
1) Rote Listen
Die Libellen (Wolfgang Dreyer) - Gerstenberg Verlag (ISBN 3-8067-2022-3)
Fotos
Sönke von den Berg

 

Sönke von den Berg, Juli 2005


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