Teil 1
Das Wattenmeer - Einleitung
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Wattenmeer: Teil 1 - Einleitung - Fauna des Wattenmeeres I
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Inhalt:

Das Besondere am Wattenmeer

Ausbreitung

Der Wattboden

Anforderungen an die Bewohner

Schutz

 

Das Besondere...

...am Wattenmeer ist seine hohe biologische Aktivität. Obwohl es sich dabei um eine recht übersichtliche Angelegenheit handelt, ist der Biomasseumsatz enorm. Zudem, oder gerade deshalb, ist das Wattenmeer für viele Tiere ein Lebensraum, sei es ganzjährig und ein Leben lang, sei es in bestimmten Lebensabschnitten (das Watt als "Kinderstube") oder aber als Refugium und Nahrungsquelle auf dem Durchzug. Die Artenvielfalt (Diversität) an Arten ist, verglichen mit tropischen Lebensräumen, sehr überschaubar. Die Häufigkeit (Abundanz) der Individuen ist dagegen schier überwältigend. Nicht zu guter Letzt haben wir mit dem Wattenmeer ein weltweit einzigartiges Biotop vor unserer Haustür.


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Ausbreitung


Das deutsche Wattenmeer (2)
Das Wattenmeer erstreckt sich von der holländischen Küste (ab Den Helder) entlang der gesamten deutschen Nordseeküste bis zum südwestlichen Dänemark (Esbjerg). Das aus gröberen bis feinsten Sanden bestehende Sediment wird dabei teilweise mit recht hohen Geschwindikeiten wieder mit Wasser bedeckt, was durch das über weite Strecken geringe Gefälle zu erklären ist. Bei Wanderungen im Wattenmeer sollte demnach immer die nächste Flut bedacht werden, ausgedehntere Exkursionen sollten nur in Begleitung eines erfahrenen Führers unternommen werden. Gerade die Priele füllen sich schneller, als man gehen kann und werden schon bald zu tiefen Barieren mit starker Strömung. Die Lage der Priele ist dabei nicht in den Karten verzeichnet (sie "mäandrieren") und ihr Verlauf muß nicht senkrecht auf den Strand verlaufen.


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Überschrift

Der Wattboden läßt sich entsprechend der Korngröße einteilen. Die gröberen Sande entstammen dabei dem Küstenvorland, während die feineren Tone von den in das Watt mündenden Flüße (Ems, Weser, Elbe) eingeschwemmt und durch die Meeresströmung verteilt worden sind. Neben den mineralischen Sedimenten gibt es auch die organischen, die aus abgestorbenden Tieren und Pflanzen, dem Detritus, bestehen. Bedeckt wird der Boden am dem Mischwatt von einer dichten Schicht Diatomeen, gefolgt von verschienden Bakterienrasen (erst aerobe, dann anaerobe). Dies führt zu einer charakteristischen Abfolge von Färbungen, erst bräunlich, dann rötlich, dann dunkelgrau bis schwarz (siehe Bild links (1)).
Durch den ständigen Ebbe- und Flutstrom lagern sich die Partikel gemäß ihres Gewichtes ab. Vom Meer aus gesehen bildet sich so zunächst das Sandwatt (Korngröße > 0,1 mm), gefolgt vom Mischwatt (Korngröße 0,06 - 0,1 mm) bis hin zum Schlickwatt (Korngröße < 0,06 mm). An den Flußmündungen und den Prilen verzerrt sich diese strenge Abfolge durch den ständigen Eintrag (der Flüsse) und die stärkere Strömung, so dass an bestimmte Korngrößen angepasste Organismen auch in für sie untypischere Areale vordringen können. Auch zu "Strömungsschatten" kann es kommen, sei es im Großen hinter Inseln oder im Kleinen hinter am Boden fest verankerte Objekte.
Auf was für einem Untergrund man sich derzeit befindet, kann man allein schon durch dessen Anblick bestimmen. Das trittfeste Sandwatt weit durch die ständige Strömung sogenannte "ripplemarks" auf (Bild unten links). Schon etwas weicher, vor allem aber durch de unzähligen Haufen und Trichter des Wattwurms gekennzeichnet ist das Mischwatt. Ist die Oberfläche glatt und mit vielen kleinen Häufchen (vom Kotpillenwurm) übersäät, befindet man sich im Schlickwatt, auch daran zu erkennen, dass dieses eine unheimliche Anziehungskraft auf des Wanderers Gummistiefel ausübt.

Sandwatt (1)
Mischwatt (1)
Großaufnahme vom Schlickwatt (1)

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Anforderungen an die Bewohner

Das Watt ist aus verschiedenen Gründen ein Standort, der hohe Anforderungen an die Anpassung der dort lebenden Tiere stellt. Zu den wichtigsten Umweltbedinungen, die den Lebewesen das Leben schwer machen, zählen:

  • Temperaturschwankungen - Je nach Sonneneinfall kann sich die freiliegende dunkle Wattoberfläche stark erhitzen. Im Winter kann die Temperatur durch den steten Wind stark abfallen.
  • Salinitätsschwankungen - Durch den Wechsel von salzigen Meerwasser bei Flut und süßem Regenwasser bei Ebbe kann der Salzgehalt beträchlich schwanken. In Meerwasserpfützen kann durch Verdunstung des Wassers der Salzgehalt nochmals stark ansteigen und die normalen 33-35 Promille des Nordseewassers überschreiten.
  • Mechanische Belastung
    • Durch Strömung und Wellenschlag werden besonders stabile Hüllen und geringe Strömungswiderstände erforderlich, oder ein Ausweichen zu einer Lebensweise im Boden nötig.
    • Mangel an festem Untergrund - Der sandige bis schlickige Untergrund bietet kaum Möglichkeiten, sich dort festzusetzen.
    • Hin und wieder kommt es auch im Wattenmeer zu Eisgang, der die gesamt Oberfläche "abhobelt". Ganze Muschelbänke fallen diesen harten Wintern zum Opfer.
  • Teilweise Sauerstoffmangel - Vor allem die Endofauna muß mit recht wenig Sauerstoff auskommen. Ist das Watt von Eis bedeckt, so verschlechtert sich die Lage nochmals.

Grade auf Grund des mangelnden Hartsubstrats ist es für Pflanzen nahezu unmöglich, sich im Watt zu etablieren. Als sekundäres Hartsubstrat dienen zum Beispiel Muschelbänke.


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Schutz

Das Wattenmeer ist ein besonders bedrohter Lebensraum, Gründe für dessen Schutzwürdigkeit sind ganz oben zu Genüge aufgeführt. Doch wovor gilt es, dieses fragile Gebilde zu schützen? Eine sicherlich unvollständige Liste:

  • Öl - Aus Havarien oder Verklappungen
  • Schadstoffen - Früher vor allem aus den zufließenden Flüssen (dort ist jedoch ein positiver Trend zu verzeichnen)
  • Tourismus - Noch immer stören unbedachte Touristen wichtige Ruhezonen des Wattenmeeres. Ein sogenannter sanfter Tourismus ist angebracht, der den Menschen nicht versucht, gänzlich auszusperren, sondern sein Schritte mit Bedacht lenkt.
  • Neozoen - Tiere, die eigentlich in unseren Breiten nichts verloren haben und eingeschleppt worden sind. Mehrere Beispiele für solche Tierarten sind schon bekannt. Häufig haben neu Tierarten keine auf sie eingestellten Feinde, so dass sie sich übermäßig vermehren und andere, einheimische Arten verdrängen können.
  • Militärübungen - Das weitestgehend menschenleere Gebiet der Watten wurde zur militärischen Übungsgebiet ausgerufen, dabei wird die dort heimische Vogelwelt stark gestört.
  • Wirtschaftliche Aspekte - Vor allem der Trend zu immer mehr Windkraftanlagen muß überdacht werden, bis sichergestellt werden kann, dass diese die Tierwelt nicht beeinträchtigen.
  • ...

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Quellen
Diverse Bücher, letztendlich meine Aufzeichnungen zur Diplomprüfung Ökologie.
Fotos
1. Christiane von den Berg (geb. Pech)
2. http://de.wikipedia.org/wiki/Nationalpark_Schleswig-Holsteinisches_Wattenmeer

 

Sönke von den Berg, Juli 2005


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