Teil 2
Das Wattenmeer - Endofauna
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Wattenmeer: Teil 1: Einleitung - Teil 2: Endofauna des Wattenmeeres
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Inhalt


Corophium volutator
Corophium volutator - Schlickkrebschen
Heteromastus filiformis - Kotpillenwurm
Nereis diversicolor - Schillernder Seeringelrurm
Lanice conchilega - Bäumchenröhrenwurm
Mya arenaria - Sandklaffmuschel
Macoma baltica - Plattmuschel (Rote Bohne)
Cerastoderma edule - Herzmuschel

 

Corophium volutator - Schlickkrebschen

Klasse: Crustacea
Vorkommen: Mischwatt - Verlandungszone in selbstgegrabenen U-förmigen Röhren (siehe links unten)
Größe: ca. 6 bis 10 mm
Nahrung:

  • Kratzt Diatomeen mit der zweiten Antenne vom Substrat ab
  • filtriert den Wasserstrom in ihren Röhren mit den Pleopoden
Feinde: Gammarus gammarus, Nereis diversicolor, div. Fische

1. Grube ausheben 2. Röhren-
bildung durch Einlagerung von verschleimten Sand

Sonstiges:
  • Es gibt einen Geschlechtsdimorphismus: Die zweite Antenne ist bei den Männchen körperlang, bei den Weibchen halb so lang wie der Körper.
  • Die Gänge sind mit selbst produziertem Schleim ausgekleidet
  • Kann in der Röhre wenden
  • Die Hinterbeine erzeugen einen Wasserstrom (führt zu einem Oxidationshof), was wichtig für Atmung und Ernährung ist.
  • Die Röhren werden im Winter tiefer gegraben, um dem Frost zu entgehen.
  • Während der Ebbe wird die Höhle mit einem Sandpfropf verschlossen.
  • Erzeuger des "Watt-Kniserns" - Platzen von kleinen Luftblasen am Ausgang der Gänge oder Zerreißen des Wasserfilms beim Spreitzen der zweiten Antenne.
  • Extrem hohe Individuenzahl (bis zu 14000 Tiere pro m²)

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Heteromastus filiformis - Kotpillenwurm


Die letzten sieben
von ca. 140 Segmenten
Klasse: Polychaeta
Vorkommen: Oberes Mischwatt - Schlickwatt in einem verzweigten, schleimstabilisierten Gangsystem
Größe:ca. 10 cm lang, bis ca. 1 mm dick
Nahrung:Diatomeen und Bakterien im Sediment, kleine dunkle Kügelchen zeugen von ihrer Anwesenheit (siehe hier).
Feinde: Krebse, Fische und Vögel.
Sonstiges:

  • Der Körper besteht aus ca. 140 Segmenten (Metamerie).
  • Die Besiedlungsdichte kann enorm hoch werden (bis zu 10000 Tiere pro m2).
  • Es wird kein Wasserstrom erzeugt, die Gänge werden demnach nicht von einem Oxidationshof umgeben.
  • Die Atmung wird über Anhänge am Hinterleib geregelt.
  • Um die Sauerstoffarmut zu kompensieren und gleichzeitig mit der hohen H2S-Konzentration leben zu können, verfügt Heteromastus über den Blutfarbstoff Hämoglobin, der zusätzlich möglicherweise Schwefel oxidieren kann.
  • Durch seine Gänge sorgt er für eine bessere Durchlüftung des Wattbodens (siehe Marine Ecology Progress Series 291:23).

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Nereis diversicolor - Schillernder Seeringelrurm


Klasse: Polychaeta
Vorkommen: Supralitoral - Sublitoral in einem Gangsystem mit meheren Öffnungen
Größe: Bis 12 cm Länge
Nahrung: Ominvor; Substrat, Aas, kleinere Tiere
Sonstiges:

  • Die Tiere sind sehr euryhalin und können bis zu 14% Salzgehalt ertragen, aber auch noch im Süßwasser überleben, wo er jedoch steril ist.
  • Baut teilweise Netze mittels parapodialer Spinndrüsen in seiner Röhre und erzeugt durch peristaltische Bewegungen einen Wasserstrom. Anschließend wird das ganze Netz mit dem Fang gefressen.
  • Die Kiefer des Seeringelwurms sind so massiv, dass der Biss auch beim Menschen schmerzhaft sein kann.

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Lanice conchilega - Bäumchenröhrenwurm


Die ins Wasser ragende Krone aus verschieden großen Partikeln.
Klasse: Polychaeta
Vorkommen: Oberes Sublitoral - Mischwatt, teilweise Prile in einer beidseitig geöffneten Röhre. Kaum in stark bewegten Gebieten anzutreffen.
Größe: Ca. 15 cm Länge; Die bis zu 30 cm lange Röhre ist größtenteils im Boden verborgen.
Nahrung: Filtrierer, Detritusfresser (umliegender Boden), Fallout
Sonstiges:

  • Sehr frostempfindlich
  • Die Nahrungsaufnahme erfolgt über die Wimpernrinne der Mundtentakeln zum Mund, bzw. durch Tentakel.
  • Baut schon als plantische Larve eine Röhre aus mit Schleim verklebten Partikeln. Wird diese zu schwer, sinkt der Wurm ab.
  • Die Äste der Krone liegen in einer Ebene, die quer zur vorherschenden Strömung ausgerichtet ist.
  • Wird die Krone von Sand o.ä. überlagert, wird eine neue Krone am neuen Horizont gebaut.

 


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Mya arenaria - Sandklaffmuschel


Das Schloß von Mya arenaria schließt die Schale nicht hermetisch.
Klasse: Mollusca
Vorkommen: Oberes Mischwatt - Mittleres Schlickwatt, eingegraben in 20-30 cm Tiefe
Größe: bis 15 cm
Nahrung: Filtrier
Feinde: Durch die große Tiefe keine Fraßfeinde.
Eingegrabende
Mya arenaria

Sonstiges:

  • Im 16. oder 17. Jahrhundert über Balastwasser eingeschleppt.
  • Die juvenile Muschel gräbt sich mittels des im Fuß liegenden Blutsinus ein (siehe Bild rechts). Ausgewachsene Muscheln verlieren diese Fähigkeit, da der Fuß nicht proportional mitwächst. Werden sie nun freigespült, sind sie wehrlos.
  • Bei adulten Muscheln schließt die Schale nicht mehr hermetisch.
  • Ingestions- und Egstionssypho sind von einer derben Hüllhaut umgeben und können bis zu 50 cm weit ausgefahren werden.
  • Die Byssusdrüse wird bei den Jungmuscheln zurückgebildet oder funktionslos.
  • Der Sauerstoffbedarf ist zehnmal geringer als der von oberflächennahe lebenden Tieren.
  • Die große Tiefe macht die Sandklaffmuschel frostresistent, durch den geringen Sauerstoffbedarf kann die Muschel bis zu sieben Wochen unter einer geschlossenen Eisdecke überleben.
  • Bei Bodenerschütterungen wird der Sipho eingezogen, dabei kommt es zu einer bis zu 25 cm hohen Fontäne, was ihr den Beinamen "Pissmuschel" eingebracht hat.
  • Die Klaffmuschel ist die größte bei uns vorkommende Muschel .

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Macoma baltica - Plattmuschel (Rote Bohne)

Klasse: Mollusca
Vorkommen
: Schlickwatt- Sublitoral
Größe: 10-15 mm
Nahrung: Sowohl Filtrierer als auch Pipetierer
Feinde: Knut, Rotschenkel, Alpenstrandläufer, Fische
Eingegrabende
Mya arenaria

Sonstiges:

  • Die Plattmuschel ist gegenüber Süßwasser enorm tolerant, kann in Wasser mit nur noch fünf Promille Salzgehalt leben und kommt dadurch bis weit in den Ostseeraum hinein vor.
  • Durch die besondere Art der Nahrungsaufnahme ist diese Muscheln von Überflutungen unabhängig.
  • Der Egestionssipho entlehrt das über den Ingestionssipho von der Oberfläche aufgenomme Wasser in den Boden. Dadurch entsteht ein Oxidationshof um das Tier herum, welcher vor giftigem H2S schützt.
  • Der Grund für den Zug des Knut im Winter ist das Abwandern der Plattmuschel in tiefere Wasserbereiche, um sich vor der Kälte zu schützen.
  • Die Siphone werden von Schollen abgefressen, regenerieren sich aber recht schnell wieder.
  • In unteren Wattbereichen siedelnde Jungmuscheln lassen sich im Laufe der Entwicklung in höhere Bereiche verdriften.

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Cerastoderma edule - Herzmuschel

Klasse: Mollusca
Vorkommen
: Mischwatt - Sandwatt
Größe: bis 5 cm
Nahrung: Filtrierer
Feinde: Seesterne stülpen sich über die Muschel und ziehen die Schalen mit roher Gewalt auseinander. Silbermöwen knacken die Muscheln, indem sie diese aus dem Flug auf Steine fallen lassen. Eiderenten verschlucken sie ganz, der Muskelmagen knackt die Schale. Austernfischer trennen den Schließmuskel bei leicht geöffneten Tieren.

Herzmuscheln als sekundäres Hartsubstrat für Balandien und Ulva (Meersalat).

Sonstiges:

  • Durch ruckartiges Ausstoßen des Wassers aus dem Ausstromsipho entstehen kleine Fontäne, die verbrauchtes Wasser weg schleudern, so dass dieses nicht gleich wieder eingesaugt wird.
  • Die Rippelung der Schale ist milieuabhängig
  • Die Herzmuschel kann sich relativ schnell fortbewegen, sogar springen
  • Tolerant gegen Salzschwankungen, jedoch empfindlich gegen Frost
  • Früher wurde die Herzmuschel gegessen, seit Anfang der 90er ist dies verboten.
  • Vor allem die Jungtiere kommen in sehr hohen Dichten vor.

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Quellen
Diverse Bücher, letztendlich meine Aufzeichnungen zur Diplomprüfung Ökologie.
Fotos
Foto: Christiane von den Berg (geb. Pech)
sämtliche Skizzen: Sönke von den Berg

Nette Texte zum schmöckern

http://www.senckenberg.de/files/content/forschung/abteilung/aquazool/crust/nordsee-protokoll-2005.pdf

 

Sönke von den Berg, Juli 2005


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