Cameraria ohridella oder die Rosskastanien-Miniermotte
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Reich Animalia
Klasse Insecta
Ordnung Lepidoptera (Schmetterlinge)
Familie Gracillariidae (Blatt-, Tüten-, Miniermotten)
Länge

Imago: 5mm

Besonderheiten Neozoe, der von Süden kommend zunehmend die einheimischen Kastanien zeichnet
Schutzstatus nicht geschützt

 

Allgemein

Die Rosskastanien-Miniermotte ist ein Neozoe der 1993 das erste mal in Deutschland nachgewiesen wurde. Ihre Larven leben in den Blättern von Aesculus hippocastanum (Rosskastanie) und fressen dort Minen, die zum verbräunen des Laubes führen. Bei sehr starkem Befall kommt es bereits im Frühsommer zum Laubfall.

Cameraria ohridella wurde erstmals 1984 in Mazedonien entdeckt, ihre Heimat ist aber bis heute unbekannt.

Aesculus hippocastanum

Blätter mit Minen
Kastanienblatt mit Minen
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Kennzeichen

Die Flügel sind metallisch rot-braun mit nach außen hin schwarz abgegrenzten weißen Bändern. Die Hinterflügel sind federartig gestaltet. Der Körper ist mit silbernen Schuppen besetzt. Auf der Stirn sitzt ein rotbrauner Schopf.

Die Falter besitzen einen Saugrüssel zur Nahrungsaufnahme. Es besteht kein auffälliger Sexualdimorphismus.

Bild rechts: Cameraria ohridella (adult)
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Biologie

In Deutschland treten, in Abhängigkeit von der Witterung, meist drei Generationen von Cameraria ohridella pro Jahr auf. In wärmeren Regionen wurden auch vier bis fünf Generationen pro Jahr beobachtet.

Im Frühjahr schlüpfen bei uns die Falter der dritten Generation des Vorjahres aus dem Laub. Die Weibchen beginnen dann innerhalb der ersten 24 Stunden mit einer Pheromonabgabe und –verbreitung um paarungsbereite Männchen anzulocken. Nach der Kopulation legt das Weibchen transparente, weiße, 0,2 bis 0,3mm lange Eier einzeln auf der Blattoberfläche von Aesculus hippocastanum ab.
Nach etwa 14 Tagen schlüpft die Eiraupe und bohrt sich direkt in die obere Blattepidermis ein, wobei das Ei die Eintrittsstelle in das Blatt verschließt.
Die Entwicklung zum Imago erfolgt in dem Blatt, auf dem das Ei abgelegt wurde.
Während der Juvenilentwicklung wächst die Larve von 1mm im L 1-Stadium bis zu 5mm Länge im letzten Larvenstadium an.
Larve aus der Mine präpariert
Es gibt zwei unterschiedliche Larvenformen, die frühen fressenden Larvenformen und die späten spinnenden Larvenformen die aufgrund der Umbildung der Mundwerkzeuge nicht mehr zur Nahrungsaufnahme fähig sind.
Die fressenden Larvenstadien minieren etwa drei Wochen in den Blättern und richten dabei die charakteristischen Schäden an den Kastanienblättern an.Anschließend verpuppen sich die Larven und spinnen sich in einer Puppenwiege ein.
Nach zwei bis drei Wochen Puppenruhe bohren sich die Puppen an der Blattoberseite aus den Minen. Dort schlüpfen die Falter und die Puppenhülle bleibt mit dem hinteren Teil im Blatt stecken. Dies sind nun die Falter der ersten Generation und der Zyklus beginnt von Neuem.
Larve
Die Puppen der dritten Generation gehen in eine mindestens sechsmonatige Diapause um den Winter zu überdauern und im Frühjahr aus der Laubstreu zu schlüpfen. Auch einige Puppen der vorangegangenen Generationen gehen bereits in Diapause, was die Überlebenschancen der Population erhöht.
Freigelegte Puppenwiege
Freigelegte Puppe
Mine nach Schlupf mit zurückgelassener Puppenhülle
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Verbreitung

Die Falter sowie das befallene Laub werden durch den Menschen über weite Entfernungen verbreitet. Durch den Wind werden die Falter mehrere Kilometer weit verfrachtet.
Ein neues Gebiet kann sehr schnell und effektiv erobert werden, da bis heute wirksame Feinde fehlen.

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Schaden

Es gibt keine Hinweise, dass Kastanien aufgrund des Miniermottenbefalls abgestorben sind. Durch einen starken Befall kommt es zu einem starken verbräunen der Blätter und zu einem frühzeitigen Laubfall im Sommer, was besonders für die Biergartenbetreiber ärgerlich ist.
Bei einem langfristigen, starken Befall zeigen die Kastanien Stresssymptome wie Notblüten im Herbst, Zuwachsminderungen, geringere Samengewichte oder die Bildung von Wassertrieben. In diesem Fall ist auch mit sekundären Schäden durch andere Schaderreger zu rechnen. Besonders ist hier wohl der Befall mit dem Blattbräunepilz Guignardia aesculi zu nennen, der von weitem den Minen von Cameraria ohridella ähnlich sieht.

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Bekämpfungsmaßnahmen

Es gibt einige chemische Mittel die wirksam sind, jedoch gibt es hier einige Nachteile. Die Mittel müssen regelmäßig angewendet werden, wodurch erhebliche Kosten entstehen, die Nützlinge werden mit vernichtet, und die Zulassungssituation unterbindet wirksame Anwendungstechniken (z.B. Stamm- oder Bodenapplikationen).

Als Biologische Bekämpfungsmaßnahme ist die Nachfuhr Natürlicher Feinde bereits bei vielen Schädlingen erfolgreich gewesen. Im Falle von Cameraria ohridella ist aber das Herkunftsland noch immer nicht bekannt, so dass auch die natürlichen Gegner noch nicht identifiziert werden konnten. Einiger unserer einheimischen Parasitoide von Minierern parasitieren auch die Larven von Cameraria ohridella, jedoch nicht in einem für die systematische Bekämpfung geeignetem Rahmen. Zumal die Parasitoide vor den Kastanien-Miniermotten schlüpfen und ihre Eier bereits abgelegt haben, wenn die Kastanien-Miniermotten-Larven schlüpfen.
Parasitoid Pnigalio agraulis
Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz von Sexuallockstoffen. Das Pheromon von Cameraria ohridella wurde identifiziert und kann synthetisiert werden.
Erprobt werden unterschiedliche Anwendungsmöglichkeiten: Zum einen Pheromonfallen die Männchen anlocken und wegfangen/töten oder die „Verwirrtechnik“ bei der ein Pheromonpegel in der Luft den Männchen das Auffinden der Weibchen erschwert.
Untersucht wird auch eine Kontrolle von Cameraria ohridella mittels Pathogenen (Bakterien oder Viren). Diese Bekämpfungsmaßnahmen zeigen alle für sich noch keine ausreichende Wirkung um die Roßkastanien-Miniemotte nachhaltig und ausreichend zu bekämpfen. Die Forschung auf diesen Gebieten ist hochaktuell.
Momentan ist die beste Bekämpfungsmethode das vollständige Entfernen des Herbstlaubes um den Befall im Folgejahr zu mindern.
Cameraria ohridella ist ein fester Bestandteil unserer Fauna geworden und wird bei uns nicht mehr auszurotten sein.
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Fotos
Alle Bilder: Janina Kairies

 

Janina Kairies, August 2005


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