Monilia fructigena oder die Monilia-Fäule
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Reich Fungi

Monilia fructigena wie man sie kennt und...liebt? (1)
Abteilung Eumycota
Klasse Ascomycotina
Ordnung Discomycetes
Familie Heliotiales
Maße Sclerotiniaceae
Vorkommen auf Stein- und Kernobst
Besonderheiten bildet Fruchtmumien, hat sich in meinem Garten eingenistet
Schutzstatus keiner, da dieser Schimmelpilz für gewöhnlich unerwünscht ist

 

Einleitung

Die Ascomycotina sind ein sehr vielseitiger Unterstamm der Fungi. Hier findet man sowohl Mykorrhiza- als auch phyto- und entomopathogene Pilze. Man findet sie bis in die Polarkreise, dort mit Algen in Form von Flechten vergesellschaftet. Im Moment interessieren uns aber die phytopathogenen Pilze.

Monilia fructigena tritt häufig an Äpfeln, Pflaumen und Kirschen auf. Befallene Stellen färben sich braun und sind von konzentrischen fahlgrau-gelben Ringen, den Konidienlagern, überzogen. Sortenabhängig werden auch Zweige befallen. Hier dringen die Pilze über die Blüten in die Pflanze ein und blockieren die Leitungsbahnen - der Ast verdorrt. Was den Befall der Früchte betrifft, sind besonders zartschalige und weichfleischige Früchte anfällig.
Befallene Früchte trocknen ein, verhärten sich und verfärben sich schwarzbraun. Wurden die Früchte spät befallen, tritt bei der Lagerung eine Schwarzfärbung der Schale ein, allerdings werden hier keine Konidienlager mehr gebildet.
Man unterscheidet Haupt- und Nebenfruchtform. Als Sclerotinia fructigena wird in einigen Quellen die Nebenfruchtform (nur ungeschlechtliche Vermehrung) bezeichnet, die Apothecien bildende Hauptform wird dann als Monilinia fructigena bezeichnet (und beides zusammen als Monilia fructigena).

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Für die Ästhetiker...


Fruchtfäule at its best (1)
...unter euch möchte ich folgende Warnung aussprechen: Dieses OTW hat nicht sonderlich viel mit Ästhetik zu tun, es sei denn, man findet ange- und verfaulte Äpfel ästhetisch.
Auf dieses nicht wirklich leckere Thema bin ich gekommen, weil einer der Apfelbäume in unserem Garten solange ich denken kann nicht nur leckere rotbackige Äpfel, sondern auch jedes jahr wieder kleine schwarzbraune verschrumpelte Exemplare, sog. Mumien produziert hat, die niemand anfassen, geschweige denn essen, wollte.
Während ich für meine Phytomedizin-Prüfungen gelernt habe, sind mir genau solche kleinen verschrumpelten Mumien in meinem Lehrbuch wiederbegegnet, mit dem Untertitel: "Monilia-Fäule". Man lernt ja nie aus...

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Der Lebenszyklus

Wenn eine solche Fruchtmumie auf den Boden fällt, überwintert das Mycel saprophytisch in und auf ihr und bildet nach zwei Jahren Fruchtstände, sog.
Schema des Lebenszyklus'
von M. fructigena (1), (2)
Apothecien. Diese entstehen, wenn die Gametangien, in diesem Falle Ascogonium und Antheridium miteinander verschmelzen. Es kommt zur Kernverschmelzung, Reduktionsteilung und der Bildung von Meiosporen, die in Apothecien genannten Fruchtständen heranreifen. Sie werden aktiv ausgeschleudert und vom Wind verbreitet.
Landen sie auf einem Apfel, dringen sie über Wunden ein. Die Frucht verfault von der Infektionsstelle aus. Auf dem mittlerweile braun verfärbten (weil verfaulten) Untergrund bilden sich konzentische weißlichgelbe Ringe, bei denen es sich um Konidienträger en masse handelt. Die Fäule überzieht bald die ganze Frucht und die Konidienlager verteilen sich bald flächig auf dem Opfer. Die ungeschlechtlich gebildeten Konidiosporen werden von Wind und Regen weiterverbreitet und infizieren weitere Früchte.
Die befallenen Äpfel verfaulen und schrumpfen dann zu den so gut bekannten Fruchtmumien zusammen. Diese können dann entweder zu Boden fallen und nach zwei Jahren für Meiosporen sorgen, oder aber am Baum verbleiben und mit Konidiosporen die Weiterverbreitung im folgenden Frühjahr und Sommer sichern. Der zweite Weg ist übrigens der für den Obstbau Bedeutendere von den Beiden.

Der Lebenszyklus: Eine größere Variante des Lebenszyklus' kann hier heruntergeladen werden.

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Die "Metamorphose" eines infizierten Apfels
Bekämpfung

Zum Einen muß eine Verletzung der Früchte weitestgehend vermieden werden, was man durch die Bekämpfung von Wespen, Apfelschorf und Apfelwicklern und sorgsamer Behandlung während der Ernte erreichen kann. Fungizide sind nur begrenzt wirksam und empfehlenswert.
Zum Andern - und gänzlich umweltfreundlich - kann man durch die Entfernung der Fruchtmumien vom Boden (so man sie denn noch aufklauben kann) und vom Baum durchschlagende Erfolge erzielen.
Der Erreger verbreitet sich am besten bei feuchtkalter Witterung, deshalb sollte man den Baum auslichten und befallene Triebe bis 20 cm ins gesunde Holz abschneiden, so wird ein zügiges Abtrocknen gefördert, was die Ausbreitung des Mycels erschwert.
Unser Apfelbaum sieht also rosigen Zeiten entgegen, denn wir haben inzwischen fast alle Fruchtmumien abgepflückt... :)

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Quellen (Zugriff 10/2005)
http://biodidac.bio.uottawa.ca
http://www.wikipedia.org
http://www.lwg.bayern.de/gartenakademie/infoschriften/obst/linkurl_0_0_0_3360.pdf
http://www.fh-weihenstephan.de/fgw/wissenspool/infos/kurzinfo.php?id=1
Horst Börner; Pflanzenkrankheiten und Pflanzenschutz; UTB; 7. Auflage, 1996
Fotos
(1) Yann-David Lallemant
(2) Christiane von den Berg, geb. Pech

 

Christiane von den Berg (geb. Pech), Oktober 2005


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