Halichoerus grypus oder die Kegelrobbe
Style switch
   
subMinc
 
subSilver
   
Printerfriendly
Reich Animalia
Stamm Chordata
Klasse Mammalia
Ordnung Carnivora
Familie Phocideae
Maße ♂: ca 2,5 m lang; etwa 300 kg schwer
♀: ca 2,0 m lang; etwa 180 kg schwer
Schutzstatus Die Kegelrobben fallen unter den europäischen Schutzstatus.

 

Allgemeines
Wir trafen die Kegelrobben an unserem freien Nachmittag im Rahmen der Helgoland-Exkursion faul am Strand der Helgoländer Düne liegend. Wir nahmen uns ein Beispiel und legten uns in gebührendem Abstand dazu. Ein Junges befand sich in der Gruppe, man kann es an der weissen Fellfarbe erkennen. Es war vermutlich jünger als 2-4 Wochen, denn dann verlieren die Jungen das helle Lanugofell. Das Wechseln des Felles findet von nun an jedes Jahr Anfang November statt. Das Junge zu treffen war insofern etwas besonderes, als dass die Zeit des Gebärens Anfang Oktober (nach anderen Angaben November-Dezember) liegt.(Und wir waren ja schon Ende September auf Helgoland). Die Jungen können offenbar schon schwimmen nach der Geburt, tun dies aber nicht, da sich das Lanugofell voll Wasser saugt. Im Übrigen findet man Tiere bei Helgoland, in der Ostsee und im Bereich der britischen Inseln (hier gibt es zahlenmässig die meisten Kegelrobben). Kegelrobben sind grosse Tiere, es gelten etwa folgende Angaben:
♂: ca 2,5 m lang; etwa 300 kg schwer
♀: ca 2,0 m lang; etwa 180 kg schwer

Die Jungen sind bei der Geburt ca 11-20 kg schwer und 1 m lang.
top
Verwandtschaft
Die Familie der Phocidae (Hundsrobben) im Bereich von Deutschland umfasst:
  • Phoca vitulina, Seehund
  • Phoca Hispida, Ringelrobbe
  • Halichchoerus grypus, Kegelrobbe
top
Für phylogenetisch Interessierte
Die Mammalia werden eingeteilt in die Gruppen der
  • Protheria = Kloakentiere = Monotremata
  • Metatheria = Marsupialia = Beuteltiere
  • Eutheria = Placentalia = Plazentatiere
Beispiele:
  • Monotremata: Tachyglossus aculeatus (Kurzschnabeligel)
  • Marsupialia: Macropus agilis (Flinkwallaby)
  • Placentalia: Halichoerus grypus (Hundsrobbe)
Weiterhin stammen sie evolutionsgeschichtlich von den Synapsiden ab, diese Gruppe trennte sich vor etwa 300 Mio Jahren (spätes Paläozoikum) von den Anapsiden, den Parapsiden und den Diapsiden. Die „Apsiden“ bezeichnen die Lage und Anzahl der Schläfenfenster, diese beträgt bei den Synapsiden eines im Bereich des dorsalen unteren Schädels.
Von der rot markierten Linie stammen die Mammalia ab, sie traten erstmalig vor etwa 220 Mio Jahren (Trias) auf. Damals waren die Mammalia nur spitzmausgross und insektivor.
Die Phocidae haben sich vermutlich vor 12-15 Mio Jahren (Miozän) im nordatlantischen Bereich aus einem otterähnlichen Vorfahren entwickelt.
top
Verhalten und Physiologie
Kegelrobben sind Einzelgänger. Die Fotos sind insofern ist nicht repräsentativ. Auch die Jungen spielen alleine. Sie können 200-300 m tief für ca. 20 Min tauchen und man hat herausgefunden, dass sie mit Vorliebe am Grund des Meeres jagen. Die Robben erkennen ihre Beute mit den Barthaaren, möglicherweise auch per Echolotverfahren. Sie nehmen etwa 6 kg Fisch pro Tag zu sich. Beim Tauchen werden die Körperöffnungen aktiv verschlossen, in den Lungen verbleibt keine Luft. Die Restluft wird stattdessen in die nicht komprimierbaren Tracheen gepresst, hierdurch wird eine Gasembolie beim Auftauchen vermieden.
Die Maximalgeschwindigkeit beträgt 35 km/h.
Das Fett im Nacken wirkt wie eine Schwimmweste und die Robben können in senkrechter Stellung schlafen. Ausserdem trägt der Blubber zur Isolierung bei. Ähnlich wie bei anderen Tieren sind Blutgefässe nach dem Gegenstromprinzip angeordnet (Thunfisch, Möve). Die Arterien sind von einer Vielzahl von Venen umgeben, so dass dem Zentrum zugeführtes Blut gewärmt und der Peripherie zugeführtes Blut gekühlt werden kann. So wird der Wärmeverlust minimiert.
Kämpfe zwischen den Bullen bestehen in erster Linie aus Imponiergehabe. Zur Paarung kommt es ca. 3 Wochen nach der Geburt der Jungen. Das befruchtete Ei durchläuft erst eine Ruhepause von 3 Monaten, bevor die achtmonatige Tragzeit beginnt. Die Jungen werden an Land oder in der Ostssee auf dem Eis geboren. Die Mütter erkennen ihre Jungen am Geruch. Sie werden etwa 3 Wochen mit sehr fettreicher Milch (~50% Fett !) gesäugt. Die Jungen wiegen dann ca 50 kg. In dieser Zeit sind die Mütter agressiver, nehmen selbst keine Nahrung zu sich und magern von 170 kg auf 100 kg ab.
Die Männchen sind erst im Alter von etwa 12 Jahren in der Lage, sich dem Rivalen gegenüber zu behaupten und sind mit 18 Jahren dem Konkurrenten bereits wieder unterlegen. Sie werden ca. 25 Jahre alt. Die Weibchen werden mit 4 Jahren geschlechtsreif und etwa 35 Jahre alt.
top
Anatomie
Charakteristisch besonders bei den ist, dass die Schnauze den Unterkiefer überragt.
Die äusseren Ohrmuscheln fehlen- dies ist nicht der Fall bei den Ohrenrobben. Zitzen fehlen ebenfalls, die Milch wird direkt in das Maul der Jungen gespritzt. Milchdrüsen, Hoden und Penis sind ins Körperinnere verlagert (verrinert Wärmeverlust). Kegelrobben können auch nicht mehr auf den hinteren Extremitäten laufen - eine Anpassung an das Leben im Wasser.
top
Konflikte mit den Fischern
Die Robben können Schäden durch Zerstörung und Plünderung der Fischernetze anrichten. Zur Frage der Jagdgründe der Kegelrobben gibt es Forschungen der „Sea Mammal Research Unit“ (SMRU) der University of St. Andrews, Schottland. Unter anderem wurde herausgefunden, dass die Tiere offenbar die am Boden lebenden Sandaale bevorzugen und im Schnitt 30 – 50 km zu ihren Nahrungsplätzen zurücklegen.
Desweiteren ist die Kegelrobbe Endwirt für einen Nemathelminthen (Klasse Nematoden, Ordnung Askarididen, Familie Anisakidae): Phocanema decipiens = Pseudoterranova decipiens. Fisch, der mit diesem Nematoden infiziert ist, ist unverkäuflich.
top
Natürliche Feinde
Haie, Killerwale.
Und was macht einen Chordaten wie die Kegelrobbe aus?
  • postanaler Schwanz
  • Chorda dorsalis
  • Kiemendarm
  • Neuralrohr
top
Quellen
Brohmer, Fauna von Deutschland
Harry Garms, Pflanzen und Tiere Europas
Campbell, Biologie
Vorlesung Tierphysiologie
Vorlesung Zoologie
http://www.tierenzyklopaedie.de/tiere/kegelrobbe.html
http://www.biol.paisley.ac.uk/courses/Tatner/biomedia/units/rept6.htm
http://www.wissen.swr.de/sf/begleit/bg0016/nn02a.htm
Internet-Seite der Sea Mammal Research Unit der University of St. andrews, Schottland
Fotos
Anja Breuker

 

Anja Breuker, Oktober 2005


->..oftheweek..-Index
-> Disclaimer
-> top
Konzept und technische Umsetzung: