Physalia physalis oder die Portugiesische Galeere
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Reich Animalia
Stamm Cnidaria
Klasse Hydrozoen
Ordnung Siphonophora (Staatsquallen)
Familie Physaliidea
Maße

Körperlänge 9-35 cm, Fangarmlänge gewöhnlich 15 m (selten bis 50 m), die Gasblase ragt bis zu 15 cm aus dem Meer

Vorkommen Weltmeere, vor allem
Besonderheiten

eine Gasblase dient als Schwimmkörper und Segel mit dem sie auch gegen den Wind kreuzen kann

Schutzstatus nicht geschützt

Allgemeines

"Portugisische Galeere" klingt nach einem einzelnen Individuum. Das ist jedoch mitnichten so, was wir als ein Tier ansehen ist in Wirklichkeit eine riesige Polypenkolonie (Stockbildung ist ein typisches Merkmal der Hydrozoen) in dessen Innerem die Einzelindividuen spezialisierte Aufgaben übernehmen.
Man findet so wie bei Obelia Fress- und Geschlechtspolypen, aber auch Polypen für Deckblätter, Fangfäden und zur Abwehr von Feinden.
Mit dem gasgefüllten Schwimmkörper treibt die Portugiesische Galeere über die Weltmeere, beschränkt sicher aber häufig auf die tropischen Regionen und das Mittelmeer.

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Hydrozoen

Der Körper der Hydroidpolypen gleicht in seinem einfachsten Aufbau einem zylindrischen Schlauch mit nur einer Öffnung. Da die Polypen sessil leben, haften sie sich am Substrat mit der klebrigen Fußscheibe ( aboraler Pol ) fest.
Der Mundafter ist von ein bis zwei Tentakelkränzen umgeben, die die sehr beweglichen und mit vielen Nematocyten (siehe weiter unten) besetzen Tentakel tragen. Zwischen der zweischichtige Körperwand, bestehend aus Ektoderm (Epidermis) und Entoderm (Gastrodermis), befindet sich die gallertartige Mesogloea ("Das Dazwischengegossene").
In den Interstitien genannten Zwichenräumen der Epithelmuskelzellen befinden sich neben Nervenzellen, interstitielle Zellen, Urkeimzellen (Gametogonien) und Nematoblasten.
Aus den Nematoblasten entstehen die Nematocyten, die in ihrer Entwicklung mittels des Golgi-Apparat die Nesselkapseln bilden.
Die Stockbildung wird durch ectodermale Ausscheidungen, der Cuticula, und deren hohe Festigkeit begünstigt. Da neben geschlechtlicher auch ungeschlechtliche Fortpflanzung in Form von Knospung vorkommt, kann es durch eine unvollständige Abschnürung sehr schnell zu den ersten kleinen Stöcken kommen

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Aufbau und Besonderheiten

Das auffälligste und auch dem Namen zu Grunde liegende Merkmal von Physalia ist der einer Galeere ähnelnde Schwimmkörper, welcher von einem einzigen Polypen gebildet wird. Seine Farbe kann dabei von blau über brün zu pink verlaufen. Der Muskelsack sezerniert sein eigenes Gas (Stickstoff oder Kohlendioxid) und dient sowohl dem Auf- als auch dem Vortrieb. Er fungiert also als Schwimmkörper und als Segel. Vermutlich können die aerodynamischen Eigenschaften durch muskuläre Kontraktionen des Kamms verändert werden.
Dem Nahrungserwerb dienen die "digestive polyps" (Verdauungspolypen) die bei Kontakt mit Nahrung sofort in windende und schlängelnde Bewegung verfallen. Haben sie Kontakt zu einem Nahrungsbrocken hergestellt denen sie ihren Mund auf das zehnfache ihres eigenen Durchmessers und umschließen das Opfer. Anschießend geben sie eine Fülle von Enzymen in den Gastralraum ab und stellen die extrazelluläre Verdauung sicher.

Die bis zu 50m langen Tentakeln werden ebenfalls von spezialisierten Zellen gebildet und tragen äußerst gefährliche Nematocyten. Wie bei allen Nesseltieren sind die Nesselkapseln (Nematocysten) im Innern an einen haarähnlichen Trigger (Cnidocil, 9+2 Struktur aus Mikrotubuli umgeben von zahlreichen Mikrovilli) gebunden und schleudern bei Kontakt heraus. Dabei durchdringen sie im günstigsten Fall die Haut des Opfers und injizieren dort ein starkes Gift, welches ja nach Größe des Opfers starke Schmerzen, Lähmung und den Tod nach sich ziehen kann.
Bild links: Detailierte Ansicht der Nematocysten in den Tentakel.
Die Geschlechtsglocken enthalten die Gonophoren, welche kaum mehr als "Säcke" mit Ovarien oder Hoden sind. Diese produzieren schließlich die männlichen und weibliche Gameten. Man nimmt an das chemische Botenstoffe anderer Physalia physalis ein aufreißen der Gonophoren und damit ein Freisetzen der Gameten bewirkt. Da die Physalia-Arten diözischen (Zweihäusig, Geschlechte getrennt) sind, finden sich wohl zur Erfolgsmaximierung immer sehr viele Stöcke zu Reproduktionsgruppen zusammen.
Kommt es zu einer Zygote so bildet sich schnell eine Larve und daraufhin auch bald eine erste schwebende Form. Diese wächst dann schnell zu einem kleinen Stock durch verbleiben der Tochterpolypen am Elternpolypen heran.
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Verletzungen und Erste Hilfe

Durch den Kontakt mit den Nesselzellen der langen Fangarme bilden sich charakteristische Wundmale, ähnlich denen einer Peitsche. Durch das Gift kommt es neben den Hautirritationen und brennenden Schmerzen an den betroffenen Stellen unter Umständen auch zu Atemstillstand, Muskelkrämpfen, Durchblutungsstörungen und daraufhin zu Nekrosen, Nierenversagen, Herzsuffizienzen, Arrhythmie oder gar Herzversagen.
Man sollte sich nicht dem Irrglaube hingeben die Kontaktstellen mit Sand, Mehl oder anderen Pulvern abzurubbeln, mit Alkohol oder Essig abzuwaschen, da die mechanische und/oder chemische Reizung zum Abfeuern verbliebener Nematocysten führt und damit die Wirkung noch verstärkt.
Schmerzlinderung verschaffen lokale Betäubungsmittel und Eispackungen. Eventuell verbliebene Nesselfäden sollte man mit ausreichend Salzwasser, kein Süßwasser, abspülen.
Da das Gift unter Umständen eine allergische Reaktion hervorrufen kann, sollte man in jedem Fall einen Arzt zu Rate ziehen.


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Quellen
"Kükenthal - Zoologisches Praktikum" Volker Storch / Ulrich Welsch, 24.Auflage, Sprektrum Verlag
www.vox.de
Brusca, R.C., and Brusca, G.J. 1990. Invertebrates. Sinauer Associates Inc. Sunderland. Massachusetts.
Covacevich, J., Davie, P. and Pearn, J. (editors). 1987. Toxic Plants and animals; a guide for Australia. Queensland Museum. Brisbane.
Edmonds, C. 1989. Dangerous marine creatures. Reed Books Pty Ltd. Sydney.
www.gifte.de
www.wikipedia.de
http://animaldiversity.ummz.umich.edu/site
Fotos
Titel: U.S. Department of Commerce, National Oceanic and Atmospheric Administration
a) Wie auch weitere Bilder bei BioDidac

 

Text: Frank Roloff, Recherche: Anne Sauer, Oktober 2005


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