Ascaris suum oder der Schweinespulwurm
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Reich Animalia
Stamm Aschelminthes (Rundwürmer)
Klasse Nematoda (Fadenwürmer)
Unterklasse Scernentea
Ordnung Ascaridida
Familie Ascarididae
Maße Bis zu 40cm
Vorkommen Weltweit
Schutzstatus Nicht geschützt
Picture courtesy of Cal.Vet

 

Nematoden im allgemeinen…

Der Schweinespulwurm gehört zur Klasse der Nematoden oder Fadenwürmern. Von den ca. 15000 bekannten Arten sind die kleinsten nicht einmal einen Millimeter lang während die größte, in der Plazenta des Pottwals lebende Art, bis zu 8 m erreicht. Nematoden sind in fast allen feuchten Lebensräumen zu finden, wie z.B. in feuchter Erde, im Sediment von Seen und Meeren oder auch parasitisch in Pflanzen oder Tieren. Zu den im Boden lebenden Fadenwürmern gehört Caenorhabditis elegans (kurz: C. elegans), der aufgrund der Zellkonstanz ein besonders geeigneter Modellorgansimus für viele Bereiche der Biologie ist (s.a. hier).

Zur letzteren, parasitisch in Tieren lebenden Gruppe gehört Ascaris suum – der Schweinespulwurm.

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... und Ascaris suum im Speziellen

Der Schweinespulwurm ist der am häufigsten auftretende Parasit in der Schweinehaltung. Er lebt im Dünndarm seines Wirtes und ernährt sich vom Darminhalt. Er wird 20-30 cm lang, wobei die weiblichen Würmer länger als ihre männlichen Pendants werden.

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Körperbau

Die Körperwand besteht aus einer vierschichtigen, nur wenig dehnbaren Cuticula, die von der Epidermis gebildet wird. Die Epidermis selbst wird größtenteils zu einem Syncytium, dass heißt einem vielkernigen, zellgrenzenlosen, durch Verschmelzung der Einzelzellen entstehenden Plasmabereich. Sie ragt mit vier Verdickungen ins Körperinnere. Diese so genannten Epidermisleisten durchziehen den ganzen Körper der Länge nach und enthalten Nervenstränge (dorsale und ventrale Leiste), bzw. die Kanäle des Exkretionsorganes (laterale Leisten).
An die Epidermis schließt sich nach Innen die Längsmuskulatur an, die mit Cuticula und Epidermis den Hautmuskelschlauch bildet. Von den Muskelzellen ziehen Ausläufer zu den dorsalen bzw. ventralen Nervensträngen.

Querschnitt des Schweinespulwurms - Courtesy of Biodidac
Als Antagonist dient neben der Cuticula ein Hydroskelett, dass durch den hohen Binnendruck der flüssigkeitsgefüllten Leibeshöhle (Pseudocoel) gebildet wird. Dieser kann bis zu 200 mmHg (= 90mbar) erreichen. Die Fortbewegung erfolgt durch abwechselnde Kontraktion der dorsalen und der ventralen Längsmuskulatur, wodurch eine schlängelnde Bewegung entsteht.

Der Darmtrakt beginnt auf der oralen Seite mit einem muskulösen Pharynx, auf den der muskellose Mitteldarm folgt, der in einen kurzen, wiederum muskulösen Enddarm endet. Der Darminhalt wird durch den sich bei der Fortbewegung ständig ändernden Binnendruck weitertransportiert und letztendlich durch die gleichzeitige Kontraktion aller Muskeln ausgestoßen.

Der weibliche Geschlechtsapparat besteht aus zwei Uterus-Schenkeln, die sich vorne vereinigen und in einer Vagina münden, und nach hinten weiter verjüngen bis sie als dünner Faden enden und so einen langen, mehrfach "aufgewundenen" Schlauch bilden. Am Ende jeden Schlauches liegen die Ovarien.

Ei des Schweinespulwurms - Courtesy of Cal.Vet
Die Männchen haben keine gesonderte Geschlechtsöffnung. Das unpaare Genitalrohr, das aus einem fadenförmigen Hoden, Samenleiter und einem Endstück besteht, mündet in den Enddarm, man spricht von einer Kloake. Dort liegen die zwei stachelförmigen Spiculae, die zum festhalten und erweitern der weiblichen Geschlechtsöffnung dienen.
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Entwicklung

Die Entwicklung erfolgt ohne Zwischenwirt, Endwirt von Ascaris suum ist das Schwein. Auf die gleiche Weise erfolgt die Entwicklung des Menschenspulwurms Ascaris lumbricoides.

Ascaris-Eier sind extrem widerstandsfähig und können in feuchter Erde mehrere Monate überdauern.
Das Weibchen kann bis zu 200 000 Eier am Tag produzieren, die mit dem Kot ins Freie gelangen (1). Erst dort entwickeln sich die Eier weiter und nach 3-6 Wochen und zweimaligem Häuten befindet sich die invasionsfähige Larve in den Eiern (2).
Werden diese von einem Wirt aufgenommen (über die Nahrung oder Trinkwasser, näheres s.u.) schlüpfen diese Larven im vorderen Dünndarm des Wirtes (3).
Diese ca. 200 μm langen Jugendstadien durchbrechen das Darmepithel und gelangt über den Blutkreislauf in die Leber (4), wo sie innerhalb von 7-10 tagen auf 2 mm Länge wachsen und durch das Blut in die Lunge gelangen (5). Dort häuten sich die Larven zum 3. und 4. Mal. Schließlich wandern sie die Luftröhre hoch in Richtung Rachen. Durch Verschlucken gelangen sie letztendlich in den Dünndarm, wo aus den Larven durch eine weitere Häutung die geschlechtsreife, adulte Form entsteht (6), die eine Lebensdauer von 12-18 Monaten hat.
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Übertragung, Krankheitsbild und Behandlung

In Schweinezuchtbetrieben erfolgt die Übertragung entweder direkt über Boden oder Wände oder indirekt über kontaminiertes Trinkwasser, Futter oder andere Objekte, auf denen sich Parasiteneier befinden. Kreuzinfektionen mit dem Menschen sind möglich, wobei aufgrund der Ähnlichkeit zwischen den beiden Arten schwer zu unterscheiden ist, um welche Art es sich handelt. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt ebenfalls über verunreinigtes Trinkwasser oder die Nahrung, wenn z.B. Gemüse mit Gülle gedüngt wird und so die Parasiteneier auf dieses gelangen. Dieses ist zwar in Deutschland nicht mehr üblich, aber in anderen Regionen, wo eine entsprechend höhere Verbreitung des Spulwurmes vorliegt.

Bei Wanderung in der Leber entstehen durch Abwehrvorgänge Veränderungen im Bindegewebe, die so genannten "milk spots", die nach ca. 6 Wochen wieder verheilen.
Leichter Wurmbefall ist meist asymptomatisch. Die Lungenwanderung der Larven kann zu leichten Grippesymptomen bis hin zu Erscheinungen einer Lungenentzündung führen. Übelkeit, Erbrechen, Schmerzen oder Durchfall treten bei stärkerem Befall im Darm auf. Bei Massenbefall können die Würmer sogar zu einem Darmverschluss führen. Außerdem können allergische Reaktionen auftreten. Sowohl beim Menschen als auch beim Schwein ist ein Wurmbefall für Kleinkinder/ Ferkel gefährlicher als für Erwachsene.
Milkspots - Courtesy of Cal.Vet

Auch die adulten Würmer können wandern und in Magen, Mundraum, Nase, Pankreasgang oder Gallenwege oder sogar durch die Bauchwand nach Außen gelangen.

Hygiene stellt aufgrund der Übertragungswege die beste Prophylaxe dar. Die Behandlung befallener Tiere erfolgt mit "Anthelmintika", also Entwurmungspräparaten, mit denen allerdings nur die Darmformen des Spulwurmes bekämpft werden und deswegen die Behandlung nach 2-3 Wochen wiederholt werden muss, wenn die sich noch im Gewebe befindenden Larven ebenfalls in den Darm gelangt sind.

Adulte Würmer - Courtesy of Cal.Vet
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Quellen

Systematische Zoologie – Storch/ Welsch – Spektrum Verlag 2004

Kükenthal zoologisches Praktikum – Storch/ Welsch – Spektrum Verlag 2002

Der Gesundheitsbrockhaus – Brockhaus, 1984
Wörterbuch der Zoologie – E.J. Hentschel / G. H. Wagner – Spektrum Verlag 2004

Biologie – N.A. Campbell / J.B. Reece – Spektrum Verlag 2003

www.bvet.admin.ch/tiergesundheit/ 00178/00184/00502/?lang=de&download=00859_de.pdf
http://www.banffpork.ca/proc/2000pdf/Chap13-Olson.pdf
www.rzuser.uni-heidelberg.de/ ~er3/PDF/Hygiene_Kapitel_2.

www.berliner-hp-nachrichten.de/ archiv/ftp/pdf/080-0-gesamt.pdf

http://www.landwirtschaftskammer.de/fachangebot/tiergesundheit/sgd/entwurmung-schweine.htm
Fotos
http://cal.vet.upenn.edu/
http://biodidac.bio.uottawa.ca
Lebenszyklus: Anne Sauer

 

Anne Sauer, November 2005


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