Teil 1/2

Bakterielle Photosynthese Teil 1

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Teil 1: Einleitung und Bacteriea - Teil 2: Nicht-Bacteria, Vergleich mit höheren Pflanzen und Anhang
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Gliederung

Einleitung

Welche Gruppen gibt es?

Struktur und Funktion Teil 1: Bacteria

Chloroflexus (Quelle)

 

Einleitung

Die Lichtenergie bei den verschiedenen Photosystemen (im Folgenden mit PS abgkürzt) wird wie bei der Photosynthese der höheren Pflanzen für zwei essentielle biochemische Energiespeichersysteme genutzt:

Bereitstellung von ATP und von Reduktionsäquivalenten wie NADH. Als Elektronendonatoren dienen vor allem H2S, H2 und organische Verbindungen.

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Welche Gruppen gibt es?
Bacteria (a) Grüne Nichtschwefelbakterien Chloroflexaceae
(b) Grüne Schwefelbakterien Chlorobiaceae

(c) Cyanobakterien

eigene Gruppe des Phylum Bakteria, taxonomisch hierzu die Prochlorophyta

(d) Heliobacterium

aus der Gruppe der Grampositiven

Proteobakteria und Archaea

(e) Schwefelfreie Purpurbakterien

Rhodospirillacae: α-Proteobacteria

(f) Schwefelpurpurbakterien

Chromatiaceae: β- Proteobacteria

Archaebacteria

(g) Halobakterium halobium

Archaeon

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Wie sind sie strukturiert und wie funktionieren sie?

a) Chloroflexaceae: Grüne Nichtschwefelbakterien

  • sind fädige, thermophile Bakterien
  • haben ebenso wie die Chlorobiaceae Chlorosomen als speziellen lichtsammelnden Apparat
  • das Reaktionszentrum ist dem der Purpurbakterien ähnlich
  • haben einen einzigartigen Weg, CO2 einzubauen, nämlich den Hydroxypropionatweg
  • Photoautotroph, photoheterotroph (organische Säuren), im Dunkeln chemoorganotroph
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b) Grüne Schwefelbakterien: Chlorobiaceae

Sie leben an der Grenze zwischen genug Licht und genug H2S in Gewässern. Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf das PS von Chlorobium als Beispiel.

1. Wie ist das lichtsammelnde System aufgebaut?

  • Chlorosomen, befinden sich auf der cytoplasmatischen Seite der Plasmamembran
  • hierbei handelt es sich um ein besonders gestaltetes Lichtsammlersystem, durch das es möglich wird, niedrige Lichtintensitäten in grössen Tiefen auszunutzen

Chlorosomaufbau:

  • auf der cytoplasmatischen Seite der Plasmamembran befindet sich in eine längliche einschichtige Hülle aus Glykolipiden
  • die Hülle umschliesst ca. 10.000 Bakteriochlorophyllmoleküle, vermutlich kristallin
  • bei den grünen Arten findet man Bakteriochlorophyll c + d, bei den braunen Arten Bakteriochlorophyll e
  • die Proteine sind α-helical zu einem Stab strukturiert, in einem Chlorosom findet man 10-30 solcher Stäbe
  • die genaue Bindung der Bacteriochlorophylle an die Proteine ist nicht bekannt

Über eine eine Basalplatte stehen die Chlorosomen mit dem LHC (Lichtsammelnder Komplex) und dann über ein FMO-Protein mit dem Reaktionszentrum in Verbindung.

  • Basalplatte und LHC enthalten Komplexe mit Bakteriochlorophyll a
  • Aufbau des Reaktionszentrums: ein Spezialpaar Bakteriochlorophyll a [BChla]2+, Dimere M und L, Chlorophyll a Isomer, Menachinon, 3 Eisen-Schwefel-Zentren
  • Excitonentransfer (Energietransfer, über Chlorophylle) : Bakteriochlorophyll c B 750 → Bakteriochlorophyll a P840 des RZ

2. Wie läuft die Reaktionskette ab?

  • RZ P 840 mit BChl a → Chl a → FeS → Menachinon → Cyt bc1 → Cyt c553 → P 840
  1. RZ mit BChl a → Chl a → FeS → Fd, da das Reduktionspotential niedrig genug ist, kann über Ferredoxin
    NAD+ direkt reduziert werden (Potential: -0,55V, Fd: - 0,43V, NADH: -0,32V), wenn dies der Fall ist, erfolgt vermutlich am Cyt c das Einschleusen von H²S oder Thiosulfid in den Kreislauf
  2. RZ mit BChl a  Chl a  FeS  Menachinon  Cyt bc¹  Cyt c553  P 840, die Elektronen können zum
    Cytochrom bc1- Komplex fliessen, dieser arbeitet als Protonenpumpe. Der Cytochrom b/c1-Komplex arbeitet
    auch als Cytochrom-c-Oxireduktase, denn er katalysiert den Übergang zu dem Cytochrom-c, welches am RZ
    gebunden ist: über dieses erfolgt dann der Ausgleich der Elektronenbilanz am [Bchla]2+.

3. Besonderheiten

  • strikt anaerob
  • können bei sehr niedrigen Lichtintensitäten wachsen (¼ der Lichtenregie der Purpurbakterien)
    können Thiosulfat, Fe2+, und S als Elektronendonatoren nutzen (unterschiedliche Arten)
  • Schwefel wird außerhalb der Zellen abgelagert
  • Reaktionszentrum entspricht in seiner Struktur dem Reaktionszentrum des PS I der höheren Pflanzen
  • die Grünen Schwefelbakterien sind gegenüber H2S toleranter als die Purpurbakterien!
  • im weiteren Verlauf wird CO2 im umgekehrten Citratzyklus unter Bildung von HexosePhosphat eingebaut
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c) Cyanobakterien

1.Wie ist das lichtempfindliche System aufgebaut?

  • Cyanobakterien besitzen Phycobilisomen, Chlorophyll a, nur vereinzelt Chlorophyll b & d, kein Bakteriochlorophyll
  • haben Phycobilisomen als stäbchenförmige, rundliche oder scheibchenförmige Partikel an der cytoplasmatischen Seite der Thylakoide
Bild rechts: calot - Jeff Johansen (John Carroll University), Mark Schneegurt (Wichita State University), and Cyanosite (www-cyanosite.bio.purdue.edu)
  • Phycobilisomen enthalten Phycobiliproteide, diese bestehen aus Proteinen und Phycobilinen (= prosthetische Gruppen)
  • Phycobiline sind offenkettige hydrophile Tetrapyrrole: Phycocyanin und Phycoerythrin
  • Absorptionsmaximum zwischen 470 und 650 nm, Phycoerythrine: rot (λ= kürzer), Phycocyanin: blau (λ = länger)
  • man findet Phycobiline ausser bei den Cyanobacteria bei den Cryptophyta und Rhodophyta

2. Wie läuft die Reaktionskette ab?

  • Elektronendonator: H2O
  • Phycoerythrin → Phycocyanin → Allophycocyanin → Reaktionszentrum des PS II: Chlorophyll a Dimer
  • weitere Photosyntheseschritte wie im Photosystem der grünen Pflanzen
  • Aufbau der KH im Calvinzyklus

3. Besonderheiten

  • Cyanobakterien sind etwa 5-10 mal größer als eine Bakterienzelle
  • Absorptionsmaxima der Phycobiline liegen zwischen den Maxima von Chlorophyll a/b
  • sind dadurch in der Lage, das von den höheren Pflanzen nicht genutzte Licht zu nutzen
  • der Exzitonentransfer der akzessorischen Pigmente ist mit einem Wirkungsgrad > 95 % sehr effektiv
Bild rechts: bloom - David Krogmann (Purdue University), Mark Schneegurt (Wichita State University), and Cyanosite (www-cyanosite.bio.purdue.edu)
  • das System ermöglicht Cyanobakterien und Rotalgen in extremen Habitaten oder Tiefen zu leben, in denen nur kurzwelliges Licht noch ankommt (Rotalgen)
  • Sauerstoff kann als Elektronenakzeptor genutzt werden, manche Cyanobakterien können auch H²S für die anoxygene Photosynthese nutzen! Dann wird PS II unterdrückt.
  • zur Gruppe der Cyanobakterien gehören auch die Prochlorobakterien, sie arbeiten ähnlich, besitzen aber keine Chlorosomen
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d) Heliobakterien
  • phototrophe, (nicht photoautotroph) grampositive Bakterien
  • enthalten Bacteriochlorophyll g
  • die photosynthetischen Pigmente liegen direkt in der Membran, es gibt keine Chlorosomen oder Phycobilisomen
  • ATP und NADH wird direkt in der Lichtreaktion erzeugt
  • CO2 wird im Calvinzyklus in KH eingebaut
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Fortsetzung folgt...

Im zweiten Teil finden sich folgende Themenkomplexe abgedeckt.

Struktur und Funktion Teil 2: Nicht-Bacteria

Vergleich: Photosystem der höheren Pflanzen

Anhang

Zudem sind dort die verwendeten Quellen zu finden.

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Anja Breuker, November 2005


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