LaTeX 2ε oder wissenschaftliches Schreiben ohne Word©
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\chapter{...

Stärken und Schwächen

... warum nicht jeder?

 

\chapter{Kapitel - Grundsätzliche Befehle}

\begin{quote}
\begin{verbatim}\chapter{Kapitel - Grundsätzliche Befehle}\end{verbatim}
\end{quote}
... so wurde das Kapitel generiert. Die Verwendung eines "`*"' verhindert das Auftauchen im ToC.
\section{Abschnitt}
Ein Abschnitt - oder Unterkapitel - erhält man durch
\begin{quote}
\begin{verbatim}\section{Abschnitt}\end{verbatim}
\end{quote}
Das System ist immer das Gleiche:

Das Ergebnis...

\ subsection{Unterabschnitt}
\begin{quote}
\begin{verbatim}\subsection{Unterabschnitt}\end{verbatim}
\end{quote}
\paragraph{Absatz}
\begin{quote}
\begin{verbatim}\paragraph{Absatz}\end{verbatim}
\end{quote}
Durch Paragraph eingeleitet Absätze erscheinen standardmäßig nicht im ToC und werden standardmäßig nicht durchnummeriert.

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Was war das?

Nein, ich habe keinen Fehler bei dem Erstellen dieses OTWs gemacht. Von Zeit zu Zeit bietet der FR Bio LaTeX-Workshops an. Oben links sieht man LaTeX-Quellcode, das Bild zeigt das Endergebnis.
Was also ist LaTeX? Bei TeX handelt es sich um ein auf Makros aufbauendes Textsatzprogramm, bei LaTeX ein vereinfachendes Softwarepacket. Die aktuelle LaTeX-Version ist LaTeX 2ε. Blabla, was geht mich das an?
TeX ist eine Alternative zu den herkömmlichen Textverarbeitungsprogrammen wie MS Word. Mittels TeX lassen sich Texte schreiben, von kurzen Protokollen bis hin zu Dissertationen, vor allem wissenschaftliche. Verglichen mit herkömmlichen Programmen hat TeX einige Stärken, aber auch einige Schwächen. Doch kurz zurück zur Einleitung: Warum dieser Einstieg? Klar, im ersten Moment ist man verwirrt von den kryptischen Einschüben. Schaut man länger als 10 s hin, sieht man eine gewisse Struktur. Wer auch nach 60 s einfach keine Struktur erkennen kann und sich von dem Code abgestoßen fühlt, für den ist LaTeX vielleicht nichts. Alle anderen: herzlich Willkommen in der Welt von TeX.

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Wo liegen allso Stärken und Schwächen?

Ich gebe zu, das kann nicht ganz objektiv sein, also das ganze so, wie ich es selbst erlebt habe:

Installation:
Die Installation ist bei TeX einfach. Eigentlich reicht ein Kopieren auf die Festplatte aus. Das Setup initialiert die einzelnen Module (sog. packages), schon kann's losgehen.

Schreibfluss:
Anfangs muss man sich an die Kommandos gewöhnen. Möchte man einen Text dick schreiben, steht in LaTeX \textbf{dick}. Für die gängigen Kommandos gibt es jedoch, wie in Word, einen Knopf (in Texniccenter, dem meiner Meinung nach besten TeX-Editor). Man muss also nicht alle Befehle auswendig lernen, bzw. mühsam schreiben.
Um zu sehen, wie das Ergebnis aussieht muß man zudem den Text erst kompilieren, also den Code von TeX umwandeln lassen. Das Ergebnis ist gewöhnlich ein PDF. Gewöhnliche Schreibprogramme sind hier anwenderfreundlicher, da sie einem die Befehle ersparen. Zudem zeigen sie den Fortschritt gleich an (WYSIWYG). Dabei sehen Dokumente von Version zu Version nicht zwangsläufig gleich aus, eine Gefahr, die PDF nicht birgt.
Layout:
LaTeX ermöglicht die totale Kontrolle über die Buchstaben. Aaaaaargh ist kein Bild im PDF, sondern ein Text, der kopiert und anderweitig eingefügt werden kann. Ein Ding der Unmöglichkeit in Word und zu mehr als zu solchen Spielereien brauchbar.
Das Gesamtlayout wird ebenfalls automatisch generiert. Tabellen und Grafiken werden möglichst sinnvoll platziert. Etwas heikel kann es werden, wenn LaTeX bei der automatischen Platzierung einer anderen Meinung als der Autor ist. Die Überzeugungsarbeit erfordert da einiger kleiner Kniffe, eine gütliche Einigung gelang mir jedoch immer.
Struktur:
LaTeX zwingt einen noch stärker als Word dazu, den Text zu strukturieren. Was im ersten Moment nach Arbeit klingt, erleichtert einem das Vorankommen letztendlich. Weil Kapitel nur dann automatisch wie Kapitel dargestellt werden, wenn man sie in TeX als solche kennzeichnet (siehe erster Absatz), schreibt man diese halt so. Klingt etwas einengend, hat aber auch eine Kehrseite, die ungemein praktisch ist: LaTeX generiert das Inhaltsverzeichnis automatisch. Entscheidet man sich später, irgendwelche Kapitel nachträglich einzufügen, zählt TeX beim kompilieren automatisch durch und gibt ein aktuelles Verzeichnis aus. Ebenso werden Abbildungen, Tabellen und Formeln automatisch durchnummeriert und auf Wunsch in ein Abbildungs-, Tabellen- oder Formelverzeichnis gepackt. Und zwar zuverlässig bis zu vielen hundert Seiten.

Verweise und Referenzen:
Alles, worauf man verweisen möchte, wird in TeX mit einem individuellen Namen versehen. Verweise werden auf diesen Namen gemacht. Ändert sich die Nummer der Abbildung oder die Seite, auf der diese sich befindet, aktualisiert dies TeX automatisch. Die Arbeit wächts und verändert sich beim Schreiben, ein mühsehliges aktualisieren der Links entfällt.
Autoren und Arbeiten werden über ein sogenanntes BIB-File eingebunden. Solche Dateien können mit Literaturverwaltungsprogrammen generiert und anschließend eingebunden werden. Die Darstellung der Literatur im Verzeichnis läßt sich beliebig anpassen, das Literaturverzeichnis selbst wird automatisch erstellt.

Formeln:
Eine der großen Stärken von TeX liegt in der Darstellung von Formeln (mathematische wie auch chemische). Für die Darstellung einer Formel wie der rechts dargestellten brauch man unter Word spezielle Programme, LaTeX kann dies von Haus aus.
Zudem werden Formeln automatisch durchnummeriert, praktisch, wenn man sich auf andere Formeln beziehen möchte.
Tabellen:
Die erste Tabelle in LaTeX löst zumeist einige Kopfschmerzen aus, bis man das System verstanden hat. Glücklicherweise gibt es ein hilfreiches Makro (Excel2latex), welches Tabellen konvertieren kann. Hat man das System erst einmal verstanden, sind die Tabellen in TeX jedoch hübsch anzuschauen.
Support:
LaTeX gibt es seit Anfang der 80er Jahre. Seither hat sich eine sehr große Community ausgebildet. Es gibt unzählige Hilfeforen, Newsgroups, Anleitungen und Webseiten zu dem Thema. So ziemliche jede Frage wurde schon mindestens fünf Mal gestellt und vier Mal beantwortet.
Preis:
LaTeX und alle im FR-Workshop verwendeten Tools sind Open Source oder zumindest Freeware, also kostenlos.
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Warum verwendet nicht jeder LaTeX?

Ganz ehrlich? Das Frage ich mich auch.. Nein, Scherz beiseite. Es bedarf etwas Einarbeitung und gewiss nicht jeder ist in der Lage oder motiviert, sich dem Makrosystem von TeX zu stellen. Mir persönlich hat es Spaß gemacht. Mit diesem Text wollte ich eigentlich auch nichts erklären, sondern nur neugierig machen auf die, wie ich finde, bessere Art, seine Bachelor-, Diplom- oder Doktorarbeit zu schreiben...

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Ein paar Tips zum Einstieg...

Natürlich und ganz klar: ein Workshop des FR bietet sich an. Wer sich so ein wenig umtun möchte, dem stehen viele Quellen offen... eine nette Linksammlung gibt es bei Wikipedia. Die Installationsdateien gibt es unter MikTex.org. Einen guten Editor, TexnicCenter, findet man unter hier. Ein Tool zur Literaturverwaltung, JabRef, findet sich hier.

Und Fragen zum Einstieg können auch an den FR Bio gestellt werden, viele von uns benutzen LaTeX. oder, noch besser, im Forum anfragen...
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Sönke von den Berg, April 2006


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