Helicobacter pylori
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Reich Bacteria
Abteilung Proteobacteria
Klasse ε-Proteobacteria
Ordnung Campylobacterales
Familie Helicobacteraceae
Maße 2,5 - 3,5 μm lang, 0,5 - 1 μm im Durchmesser
Vorkommen Im Magen und oberen Darmtrakt des Menschen
Besonderheiten verursacht Gastritis und Magengeschwüre 
  REM Aufnahme 9000x (© eye of science)

 

Allgemeines

Helicobacter pylori ist ein spiralig geformtes, gramnegatives Bakterium. An einem Ende trägt es bis zu 6 Flagellen, die es sehr beweglich machen. Es bewohnt die Magenschleimhaut des Menschen und verursacht dort Entzündungen, die zu Magengeschwüren werden können. 370 verschiedene Stämme sind bekannt, deren Verbreitung die Völkerwanderung des Menschen widerspiegeln. So findet man z.B. den spanischen und portugiesischen Stamm in Südamerika wieder.

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Helicobacter und der Magen

Lange galten Stress, scharfe Speisen und eine Überproduktion von Magensäure als Verursacher für Gastritis und Magengeschwüre. 1983 entdeckten jedoch B. Marshall und J.R. Warren, dass ein Bakterium diese auslöst. Lange wurde ihre Arbeit nicht ernst genommen, doch sollte sie später einen großen Fortschritt in der Medizin bedeuten, für den sie 2005 den Nobelpreis für Medizin bekamen. Die Entdeckung, dass ein Bakterium für diese Krankheiten verantwortlich ist, ermöglichte eine einfache wie erfolgreiche Behandlung mit Antibiotika anstelle der früher verabreichten Mittel zur Senkung der Säureproduktion.
Rund 80% der Magengeschwüre (Ulcus ventriculi) lassen sich auf H. pylori zurückführen ebenso wie 95% der Geschwüre des Zwölffingerdarms. Eine Helicobacter-Infektion gehört zu den häufigsten bakteriellen Infektionen weltweit, rund 50% der Bevölkerung sind betroffen. Jedoch bedeutet eine Infektion mit H. pylori nicht zwangsläufig, dass es zu einer chronischen Magenschleimhautentzündung (Gastritis) kommt. Eine Gastritis, die nicht behandelt wird, kann sich noch weiter verschlimmern bis hin zu einem Geschwür oder sogar Magenkrebs.

Doch wie überlebt der Erreger im sauren Milieu des Magens, dass doch eigentlich Eindringlinge abtöten soll?
Mit Hilfe eines Enzyms "baut" es sich aus einem Produkt der Verdauung einen Schutzanzug. Das Enzym heißt Urease und zersetzt Harnstoff zu CO2 und Ammoniak. Ammoniak neutralisiert die Säure und H. pylori kann sich unbehelligt in die schützende Schleimschicht des Magens bis zu den Schleimhautzellen durchbohren. Dort nistet er sich ein und vermehrt sich. Dabei produziert er einige pathogene Stoffe die eine Entzündung hervorrufen.
Da das Immunsystem mit beispielsweise Lymphozyten, Fresszellen o.ä. wegen der Magensäure nicht an den Infektionsherd herankommt reagiert der Körper mit vermehrter Säureproduktion, um den Eindringling zu vertreiben. Dieses verschlimmert die Entzündung jedoch weiter. Auch Rauchen, säurehaltige Getränke und fettiges Essen schädigen die Schleimhaut weiter.

Helicobacter (1)
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Gastritis, Ulkus und Co
Eine chronische Gastritis macht sich häufig durch leichte Magenschmerzen und Übelkeit bemerkbar, kann aber auch ganz ohne Symptome verlaufen. Wird sie nicht behandelt, so kann aus ihr ein Magengeschwür (Ulkus) entstehen. Dieses verursacht vor allem nach dem Essen starke Magenschmerzen, weil die Magensäure die Magenschleimhaut noch weiter verletzt.  
Lebensbedrohlich kann das Geschwür werden, wenn es zu einer Blutung oder einem Magendurchbruch kommt. Auch eine Verengung des Magenausganges kann die Folge sein. Wie bei allen chronischen Entzündungen kann es auch hier zur Entstehung Krebs kommen. Eine Helicobacter pylori Infektion ist also nicht ungefährlich.
Eine Übertragung des Erregers erfolgt wahrscheinlich entweder von Mensch zu Mensch oder über kontaminiertes Wasser oder Nahrung. Vor allem mangelnde Hygiene erleichtert die Verbreitung, da Bakterien mit dem Kot ausgeschieden werden. Vor allem in Entwicklungsländern ist daher die Zahl der Neuinfektionen groß.
Auch eine genetisch bedingte Empfänglichkeit für Helicobacter kann noch nicht ausgeschlossen werden. Mit zunehmenden Alter steigt die Prävalenz für eine Infektion.
H. pylori verursacht Entzündungen der Magenschleimhaut (2)
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Diagnose und Therapie
Die Diagnose kann auf verschiedene Weise erfolgen. Eine Möglichkeit ist die Entnahme einer Gewebeprobe bei einer Magenspiegelung. Die Probe kann unter dem Mikroskop auf H. pylori hin untersucht werden oder per Urease-Nachweis.
Andere, nicht-invasive Methoden sind zum Beispiel die Überprüfung einer Stuhlprobe oder der Harnstoff-Atemtest. Bei letzterem nimmt der Patient 13C-markierten Harnstoff auf. Wird in der Atemluft anschließend 13C nachgewiesen (im CO2), zeigt das die Anwesenheit von Urease an, die fast ausschließlich nur von H. pylori produziert wird.

Wurde eine Helicobacter Infektion nachgewiesen erfolgt die Behandlung per Antibiotikum. In  der Regel werden 2 verschieden Antibiotika in Kombination mit einem Protonenpumpenhemmer verabreicht. Letzterer verringert die Säurekonzentration im Magen und lindert dadurch die Beschwerden und schafft optimale Vorraussetzungen für die Wirksamkeit der Antibiotika und für das Abheilen der Entzündungen. Nach 7 Tagen Behandlung ist mit 95% Erfolgsrate zu rechnen und bereits vorhandene Entzündungen und Geschwüre können sich zurückbilden.

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Quellen
  • http://www.seilnacht.tuttlingen.com/referate/antazida.htm
  • http://de.wikipedia.org
  • Brock Biology of Microorganisms; Madigan, Martinko; 11. Auflage 2006; Pearson
Fotos
  • Titel: mit freundlicher Genehmigung von www.eyeofscience.com
  • (1) www.wikipedia.de
  • (2) http://nobelprize.org/medicine/laureates/2005/press.html

 

Anne-Kathrin Sauer, Mai 2006


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Bilddarstellung: Lightbox 2.X by Lokesh Dhakar