Pomacea bridgesii oder eine Apfelschnecke
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Reich Animalia
Braune Apfelschnecke [2]
Stamm Mollusca
Klasse Gastropoda
Ordnung Prosobranchia
Familie Ampullariidae
Maße 35-65 mm Durchmesser, 10-22 g Gewicht
Vorkommen Mittel- und Südamerika
Besonderheiten verbreitetes "Haustier" in Aquarien
Schutzstatus nicht geschützt

 

Einleitung
Wie die Überschrift "eine Apfelschnecke" schon vermuten lässt, gibt es nicht die Apfelschnecke, sondern mehrere. In den hiesigen Zoofachgeschäften werden diverse Apfelschnecken, die alle zur Familie der Ampullariidae gehören, angeboten, darunter häufig Pomacea bridgesii. Dann gibt es wiederum Apfelschnecken, die aufgrund ihrer Gehäuseform als Posthornschnecken bezeichnet werden.
Dieses Namenswirrwarr verursacht oft Missverständnisse bei Käufern und Verkäufern, und nicht selten werden die Tiere unter völlig falschen Erwartungen (Fortpflanzung, Wasserbedingungen) gehalten.

Die Familie der Ampullariidae gliedert sich in folgende acht Gattungen: Afropomus, Lanistes und Saulea aus Afrika, Pila aus Afrika und Südasien, Asolene, Marisa, Felipponea und Pomacea aus Mittel- und Südamerika. Sie kommen hauptsächlich in Teichen, Sümpfen und Bächen, aber auch in größeren Gewässern wie Seen und Flüssen vor.
Diverste Apfelschnecken bei der Fütterung [1]
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Pomacea bridgesii
Von dieser Art gibt es zwei Wildtypen: Pomacea bridgesii effusa, die im gesamten Amazonasgebiet verbreitet ist und Pomacea bridgesii bridgesii, die nur am Rio Grande vorkommt. In deutschen Handlungen ist meistens die erste Art in drei Farben, dort und hier genannt: Braune, Blaue und Goldgelbe Apfelschnecke.
Pomacea bridgesii lebt bevorzugt in stehenden, stillen Gewässern.
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Habitus

Der Wilddtyp hat einen braunen, gemusterten Fuß und ein spriralförmig gestreiftes, dunkles Haus. Im Handel sind aber auch gelbe und blaue Züchtungen anzutreffen, wobei die blauen die im Haus pigmentfreie Form darstellen sollen, durch deren Gehäuse der bläuliche Körper durchscheint. Erkennbar ist Pomacea bridgesii daran, dass die Übergänge zwischen den einzelnen Windungen des runden, rechtsdrehenden Gehäuses im Querschnitt rechtwinklig sind. Mit einem Operculum (Deckel) aus Conchiolin kann das Gehäuse bei Gefahr oder beim Trockenfallen des Gewässers verschlossen werden. Da das hornige Operculum nur von Muskeln gehalten wird, geht es bei toten Schnecken jedoch oft verloren.

Das Haus besteht wie das Operculum aus Conchiolin, durch eine Schicht aus Calciumcarbonat wird es verstärkt. Nur die oberste Schicht ist in der Regel pigmentiert, der Rest des Hauses, der bei Beschädigung (z.B. Kratzer oder Abbau durch Kalkmangel) zum Vorschein kommt, ist weiß. Es kann nicht regeneriert werden. Das Wachstum findet durch Anlagerung ausschließlich an der Öffnung statt.
Die augentragenden Fühler der Schnecken sind bis zu 5 cm lang. Zusätzlich befinden sich an der Oberlippe zwei Taster. Der Fuß und die Fühler sind nach Verletzungen regnerierbar, die Augen, die hauptsächlich dem Hell-Dunkel-Sehen dienen, jedoch nicht.
Das Herz der Tiere sitzt links in der unteren Windung hinter den Kiemen (Prosobranchia = Vorderkiemer, Kiemen vor dem Herzen) und schlägt etwa
110 mal pro Minute. Das sogenannten Siphon wird weiter unten noch erläutert.
Braune Apfelschnecke an einer Glasscheibe
Siphon eingezogen [2]
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Paarung und Fortpflanzung
Die häufigen Erzählungen in den Zoofachgeschäften, Apfelschnecken seien Zwitter und man brauche maximal zwei Tiere, wenn man züchten will, sind bei Pomacea bridgesii falsch. Diese Apfelschnecke ist zweigeschlechtlich, die Männchen besitzen einen Peniskomplex auf der rechten Innenseite ihres Hauses (gegenüber dem Siphon) nahe der Öffnung und sind lebend nur bei der Paarung von dem Weibchen zu unterscheiden.
Dabei heftet sich das Männchen auf dem Gehäuse des Weibchens fest und führt seinen Peniskomplex in die Mantelhöhle des Weibchens ein. Die Paarung kann bis zu einer Stunde dauern und findet häufig statt.
Nach einer Befruchtung kann das Weibchen 3 - 4 mal Eier ablegen. Die Eiablage in der Größenordnung von 100 - 300 Eiern, die nachts und über der Wasseroberfläche vorgenommen wird, dauert 3 - 6 Stunden. Die Gelege sind beige bis cremefarben und werden bis zum Schlupf weiß. Die jungen Schnecken, die sich bereits mit einem Operculum ausgestattet aus den Eiern fressen sind ca. 2 mm groß und bei Fischen als Futter beliebt.
Blaue Apfelschnecke mit Operculum und rechtwinkligen Windungsstufen [2]
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Lebensraum und Überlebensstrategie

Pomacea bridgesii lebt in hartem Wasser, da ein hoher Calciumcarbonatgehalt für den Aufbau und Erhalt des Gehäuses und des Operculums essentiell ist. pH-Werte unter 6 werden nur kurzzeitig toleriert. Das Habitat ist pflanzenreich, jedoch sind diese Schnecken aufgrund ihrer sehr weichen Zähne nicht befähigt, intakte Pflanzen zu fressen, sondern ernähren sich von abgestorbenen, bereits sich zersetzenden Pflanzenteilen. Damit sind sie der ideale Kandidat für ein pflanzenreiches Aquarium. Diese Art ist Kiemen- und Lungenatmer zugleich, mit dem sogenannten Siphon, einem Atemschlauch, der durch eine Hautfalte links im Nacken gebildet und wie ein Schnorchel benutzt wird, kann bis zu 2,5 mal so lang wieder Fuß ausgestreckt und zur Atmung von Luft über dem in ihrem Lebensraum oft sauerstoffarmen Wasser benutzt werden.

Mit dem Operculum können die Tiere sich vor Austrocknung und Feinden schützen. Bei Nahrungsmangel wandern die Schnecken sogar über Land.
Mit diesen "Strategien" kann Pomacea bridgesii 4 Jahre alt werden, was jedoch stark von der Temperatur abhängt. Bei hohen Temperaturen, beispielsweise bei 25°C, werden sie mitunter nur noch 18 Monate alt. Die Geschlechtsreife erreichen sie mit ca. 3,5 Monaten. Da ich diese Angaben auf Aquaristikseiten gefunden habe, ist mir nicht bekannt, wie alt die Schnecken im Freiland werden.
Gelbe Apfelschnecke (Züchtung), die sich in der Glasscheibe spiegelt [2]
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Quellen
http://www.applesnail.net/ (Zugriff Juni 2006)
http://de.geocities.com/heimbiotop/pomacea.htm (Zugriff Juni 2006)
Fotos
[1] wikipedia (Zugriff Juni 2006)
[2] Jessica Heemcke

 

Jessica Heemcke, Juli 2006


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Konzept und technische Umsetzung:
Bilddarstellung: Lightbox 2.X by Lokesh Dhakar