Lumbricus terrestris oder der Regenwurm
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Reich Animalia
Stamm / Abteilung Annelida (Ringelwürmer)
Klasse Clitellata
Ordnung Prosopora
Familie Lumbricidae
Maße 9 - 30 cm

 

Allgemeines
Jedes Kind kennt Regenwürmer. Diese glibberigen kleinen Würmchen, die man vor allem nach Regenschauern auf der Erde liegen sieht. Warum genau die Würmer bei Regen den Boden verlassen, ist nicht vollständig aufgeklärt. Ertrinken würden sie bei Regen jedenfalls nicht. Selbst unter anaeroben Bedingungen kann L. terrestris überleben, in dem er seinen Stoffwechseln darauf einstellt und anaerobe Glykolyse betreibt. Sein deutscher Name stammt ursprünglich auch nicht vom Niederschlag, sondern von seinem regen Treiben unter der Erde. Durch sein ständiges Graben und Fressen belüftet und düngt er den Boden und ist somit ein wichtiger Bodenbewohner, der viel zur Bodenqualität beiträgt.

 

Anatomie
Der Regenwurm ist wohl der bekannteste Vertreter der Annelida. Der maximal 30 cm lange Körper ist in Segmente unterteilt. Die Zahl der Segmente nimmt mit dem Alter zu, maximal gibt es 180, und betrifft auch die Mehrzahl der Organe. So befinden sich in jedem Segment 1 Paar Metanephridien (mit Ausnahme der ersten 3 Segmente). Die einzelnen Segmente (Metamere) sind durch Querwände (Disseptimente) voneinander getrennt. Diese Gliederung zeigt sich nach Außen durch Furchen.
Aus dem Hautmuskelschlauch der Regenwürmer ragen in jedem Segment 4 Chitinborsten heraus, die der Fortbewegung dienen. Diese erfolgt durch abwechselnde  Kontraktion der Ring- und der Längsmuskulatur. Als Gegendruck fungiert der hydrostatische Druck des Coeloms, die Borsten dienen als Hebel.
Anneliden verfügen über ein geschlossenes Blutgefäßsystem mit einem dorsal und einem ventral verlaufenden Hauptgefäß, durch die Lateralherzen genannten Gefäßschlingen wird das Blut im Dorsalgefäß von hinten nach vorne und im Ventralgefäß wieder zurück gepumpt. Die Atmung erfolgt beim Regenwurm über die Haut.
Der Mund liegt im ersten Segment und wird vom Mundlappen (Prostomium) überdacht. Es folgen der muskulöse Pharynx,  Oesophagus, Kropf, Muskelmagen und Mitteldarm. Der Mitteldarm ist von den so genannten Chloragogzellen bedeckt, die Fette speichern, Glykogen synthetisieren und am Proteinabbau und Harnstoffbildung beteiligt sind. Der After liegt im Pygidium, das ebenso wie das Prostomium kein echtes Segment ist.
Das Nervensystem ist ein ventrales Strickleiternervensystem mit einem im Prostomium liegenden Gehirn (Oberschundganglion). 
 
Schnitt durch L. terrestris (2)
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Lebensweise
Regenwürmer sind Substrat- und Pflanzenfresser und ernähren sich von vermoderten Pflanzenteilen und Humus, genauer: von den darin enthaltenen Mikroorganismen. Diese werden im Pharynx zersetzt und im Muskelmagen zerrieben. Nach der Verdauung im Mitteldarm wird der unverdauliche Bodenanteil wieder ausgeschieden.
Regenwürmer durchziehen den Boden beim Fressen mit Gängen. Auf diese Wiese tragen sie zur Belüftung des Bodens bei. Auch tragen sie bei ihren Wanderungen durch das Erdreich zur Vermischung des Bodens bei. Die Röhren werden mit Exkrementen ausgekleidet, was ihnen eine gewisse Stabilität verleiht.
Regenwürmer sind zur Regeneration fähig. Jedoch überlebt nur das Kopfende und zwar auch nur, wenn es mehr als 40 Segmente lang ist.
Die Tiere Überwintern in 40-80 cm Tiefe im Boden in einer Art Kältestarre. Auch Ruhen sie unter schützenden und wärmespeichernden Bodenstrukturen wir Baumstümpfen. Ist der Boden nicht gefroren kann der Regenwurm aber auch im Winter aktiv sein. Es droht ihm hierbei aber die Gefahr der Austrocknung, da der Boden nicht so feucht ist, wie im Sommer.
Regenwurm mit vergrößertem Clitellum (1)
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Fortpflanzung
Besonders auffallend und namensgebend für die Klasse ist das Clitellum: ein verdickter Ringe im vorderen Drittel des Regenwurms. Dieser Drüsengürtel sezerniert Proteine und Mucopolysaccharide, die bei der Paarung und der Eiablage von Bedeutung sind. Regenwürmer sind zwittrig , verfügen also über männliche als auch weibliche Geschlechtesorgane. Die weiblichen Geschlechtsöffnungen liegen im 14., die männlichen im 15. Segment. Von ihr aus führen Rinnen bis zum Clitellum. Weiter vorne im 10. Segment liegen die Receptacula semini. Bei der Begattung legen sich die Würmer mit der Bauchfläche aneinander, so dass das jeweilige Clitellum auf den Öffnungen der Receptacula semini des anderen liegt.
Die Drüsen scheiden ein Sekret aus, das die Genitalregion umhüllt. Über die Samenrinne fließt nun das Sperma aus den männlichen Geschlechtsöffnungen in die Receptacula semini des Partners und wird dort gespeichert. Bei der Eiablage bildet sich erneut ein Sekretgürtel um das Clitellum. Durch peristaltische Bewegungen wird dieser nach vorne zum Kopf geschoben. Dabei werden in ihn die Eier abgelegt und beim Vorbeigleiten an den Receptacula semini das gespeicherte Sperma dazugegeben. Der Regenwurm streift den Sekretgürtel nach Vorne ab. Dieser schließt sich nun hinten und vorne zu einem Kokon, der Eier, Sperma und eiweißreiche Flüssigkeit enthält, von der sich der Keim ernährt. Nach 3-4 Monaten schlüpft der junge Regenwurm, der bis zu 10 Jahre alt werden kann. Im Herbst abgelegte Eier ruhen den Winter über und die Jungwürmer schlüpfen bei Bodentemperaturen über 10°C.
Regenwürmer bei der Begattung (3)
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Quellen
  • Kükenthal - Zoologisches Praktikum; Storch/ Welsch; Spektrum 24. Auflage 2002
  • www.wikipedia.de
  • http://www.nabu.de/m05/m05_10/02265.html
Fotos
  1. und Titel  www.wikipedia.de
  2. nach http://biodidac.bio.uottawa.ca/
  3. http://en.wikipedia.org

 

Anne-Kathrin Sauer, September 2006


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Bilddarstellung: Lightbox 2.X by Lokesh Dhakar