Gordius aquaticus oder das Wasserkalb
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Reich Animalia
Abteilung Eumetazoa
Klasse Gordioida
Ordnung Gordea
Familie Gordiidae
Maße Länge: 50 cm, Durchmesser: 1 - 2 mm
Vorkommen ubiquitär
Besonderheiten Juvenilparasit
Schutzstatus nicht geschützt
G. aquaticus mit deutlicher ventraler Medianlinie. Der anteriorer Teil ist schwarz (1).

 

Allgemeines und Habitus

Gordius ist der Gattungsname für die Saitenwürmer und wirft man einen Blick auf das Tier, fällt einem nicht schwer, die Assoziation zu verstehen, die Linné bei der Beschreibung der Art gehabt haben muss. Noch während man das anteriore vom posterioren Ende zu unterscheiden versucht und ob der steten (aber trägen) in- und um sich schlängelnden Bewegung häufiger von Vorne beginnen muss, ohne zu wissen, wo dies ist, fällt einem unwirklich der berühmte namensgebende Knoten des alten phyrigischen Königs ein. Erschwerend kommt hinzu, dass teilweise viele Tiere in einem Paarungsknoten vorkommen. Mir schleierhaft ist hingegen der Ursprung des deutschen Namens.

 
Rechts oben: Bild mit vergrößertem posterioren Ende, wahrscheinlich ein Weibchen. (1)
Rechts unten: Skizze des identischen anterioren und der unterschiedlichen posterioren Körperendigungen von Männchen und Weibchen (2)
G. aquaticus ist, wie der Artname verrät, ein Aschelminth aus der Ordnung der Nematomorpha, der wenigstens zum Teil aquatisch lebt. Etwa 320 Arten gehören der Ordnung an, die den Nematoden ähnlich ist.
Die adulten Wasserkälber erreichen eine Länge von bis zu 50 Zentimetern bei einem Durchmesser von nur wenigen Millimetern. Der Körper ist von einer festen Cuticula bedeckt, welche als ventrale Medianlinie aufweist (siehe Titelbild), die über der Epidermis liegt. Der darauf folgende Hautmuskelschlauch enthält lediglich Längsmuskeln, deren Antagonist von einem Hydroskelett gebildet wird. Das Nervensystem verläuft nach dem den Schlund umspannenden Ring bauchseits als einfacher Strang bis zum Ende des Körpers. Pharynx (siehe rechts, bzw. Titelbild) und Darmsystem sind bei allen Stadien zurückgebildet, eine Nahrungsaufnahme findet nur im endoparasitischen Juvenilstadium über die Körperoberfläche statt. Ein Parenchymgewebe bildet die Leibeshöhle (in diesem Fall ein Pseudocoel). Exkretionsorgane scheinen zu fehlen, eine entsprechende Funktion wird jedoch für das Darmlumen diskutiert. Die Fortpflanzungsorgane der getrenntgeschlechtlichen Tiere sind paarig angelegt und nehmen große Teile der Leibeshöhle ein. Die Ovarien der Weibchen münden mit dem After in einer Kloake. Die Spermien der männlichen Tiere werden werden ebenfalls über die Kloake abgegeben und von den Weibchen in ein Receptakulum seminis aufgenommen.
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Entwicklung

Der Lebenszyklus von Saitenwürmer ist bisher nicht vollständig geklärt. Nach dem Schlupf dringen die Stachelkranz- und Stilett-bewährten Larven aktiv (Durchbohren der Gelenkhäute) oder passiv (durch gefressen-werden) in ebenfalls aquatische Arthropoden ein. Ist der Wirt ungeeignet oder findet sich kein Wirt, encystieren sich die Larven und sind hiernach relativ unempfindlich gegen Austrockung. Werden befallende Wirttiere von terrestrischen Raubinsekten gefressen, können Saitenwürmer auch Landtiere befallen.
In der Körperhöhle der Wirttiere wachsen die Larven heran und ernähren sich parasitisch über die Körperoberfläche (parenteral). Nach Abschluss der parasitischen Phase wird der Wirt dahingehend beeinflusst, dass dieser Wasserstellen aufsucht, so dies nötig ist, der dem zugrunde liegende Mechanismus ist bis dato ungeklärt. Der Wirt stirbt nicht zwangsläufig an dem Befall.
In Wassernähe schlüpft G. aquaticus und entlässt nach der Paarung Millionen mikroskopische (40 - 50 µm) Eier, die, in Laichschnüren organisiert, am Substrat angehaftet werden. Nach der Eiablage winden sich die Weibchen um den abgelegten Laich, den sie damit schützen. Schließlich sterben die Tiere ab.

Adultes Wasserkalb (1)
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Quellen
  • Claus, Grobben, Kühn: Lehrbuch der speziellen Zoologie - Spezieller Teil (Springer Verlag, 10. Auflage, 1971)
  • Westheide, Rieger: Spezielle Zoologie - Teil 1: Einzeller und Wirbellose Tiere (Spektrum Verlag, 2. Auflage, 2004)
  • Storch, Welsch: Systematische Zoologie (Fischer Verlag, 5. Auflage, 1997)
  • Animal diversity Web
  • Wikipedia.de
Fotos

1) Sönke von den Berg
2) Courtesy of Biodidac.ca

 

Sönke von den Berg, Oktober 2006


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Konzept und technische Umsetzung:
Bilddarstellung: Lightbox 2.X by Lokesh Dhakar