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Aphonopelma iodium oder Vogelspinne ohne deutsche Bezeichnung
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Klasse | Arachnida (Spinnentiere) |
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Ordnung | Araneae (Webspinnen) | |
Unterordnung | Mygalomorphae/Orthognatha (Vogeslpinnenartige) | |
Familie | Theraphosidae (eche Vogelspinnen) | |
Unterfamilie | Theraphosinae |
Aphonopelma iodium ist eine recht häufige Art der südwestlichen Wüstengebiete der USA. So kommt sie recht häufig in der Mojave Wüste nahe Los Angeles/Kalifornien sowie um Las Vegas/Nevada und Salt Lake City/Utah vor, womit sie eine der am weitesten nördlich vorkommenden Vogelspinnenarten der Welt darstellt. Salt Lake City liegt in etwa auf dem Breitengrad, auf dem sich auch Rom befindet. |
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Verbreitungsgebiet von Aphonopelma iodium um die Mojave Wüste - stark veraendert nach Prentice 1997 (1)
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Habitat in Südkalifornien (1)
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Diese Art ist laut Prentice (Prentice 1997) die einzige größere Vogelspinnenart der südwestlichen USA mit einheitlich beigem Carapax. Dieses Merkmal trifft jedoch nicht auf frisch gehäutete Tiere zu (siehe Bild), sodass ein besseres Bestimmungsmerkmal nur bei starker Vergrößerung erkennbare Borsten darstellen. Die Systematik der ganzen Gattung Aphonopelma ist zur Zeit nur schwer durchschaubar, es existieren ca. 55 beschriebene Arten, deren Artstatus jedoch immer noch nicht ganz gefestigt ist. Insbesondere in Kalifornien existieren sehr viele Arten, die A. iodium sehr ähnlich sind, farblich jedoch z.T. doch stärker von ihr abweichen. Unter Umständen handelt es sich bei all diesen um Farbformen von A. iodium . |
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Die Tiere ernähren sich in erster Linie von Insekten und werden, in Widerspruch zu ihrem Namen, wohl nie einen Vogel zu fassen kriegen. Kleinere Wirbeltiere wie Eidechsen und junge Schlangen stehen jedoch auch regelmäßig auf dem Speiseplan. |
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Höhleneingang (1)
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Die Vogelspinnen der amerikanischen Wüsten sind ihrem natürlichen Habitat mit harschen Klimabedingungen konfrontiert. Während die Temperaturen im Sommer in Bodennähe bis über 50 ºC ansteigen können, kommt es im Winter in großen Teilen der kalifornischen Wüsten zu Schneefall und Frost. Desweiteren ist natürlich die Trockenheit ein bestimmender Umweltfaktor.
Die Nordamerikanischen Vogelspinnen sind weniger durch ihre Physiologie als durch ihr Verhalten an diese Bedingungen angepasst. Alle Arten leben in tiefen Erdröhren, die sie in besonders extremen Klimazeiten mit einem Pfropfen aus Spinnseide und Erde verschlißen. Aktivitätszyklen sind eng an die Jahreszeiten angepasst. Eine Art, Aphonopelma paloma aus Arizona, öffnet ihren Bau nur für 3 Monate im Jahr und versteckt sich den Rest des Jahres tief im Erdreich. Aphonopelma iodium ist allerdings etwas toleranter als andere, sympatrisch vorkommende Vogelspinnenarten, sowohl was Trockenheit als auch was die Temperatur angeht. Dieses drückt sich zum Beispiel in ihrer weiten Verbreitung über verschiedene Höhenlagen (das höchste Tier wurde in 1600 Meter ü.N.N. gefunden) und Biotope aus. Aphonopelma iodium lebt in etwa 30 bis 60 cm tiefen Erdröhren. Die Weibchen verlassen diese sehr selten, meistens, um etwas weiter vom Bau entfernte Beute zu fangen. Die Männchen hingegen begeben sich von September bis November auf die Suche nach einer Partnerin und können dabei Strecken über mehrere Kilometer hinter sich bringen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit überleben sie den Winter nicht. Ansonsten hat diese Art, wieder einhergehend mit ihrer Toleranz, weniger strenge Aktivitätszeiten als andere Arten. So kann man das ganze Jahr über unverschlossene Wohnröhren finden, wobei die Zahl der verschlossenen Röhren zwischen Dezember und März am größten ist. Generell sind die Tiere nachtaktiv und verschließen ihre Wohnröhren tagsüber mit Spinnseide, wahrscheinlich, um die Feuchtigkeit im Inneren zu halten und Prädatoren wie Pepsis-Wespen fernzuhalten. Eine Ausnahme bilden die Männchen auf Wanderschaft, sie sind meistens tagsüber unterwegs, meiden jedoch die direkte Mittagshitze. |
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Aphonopelma spec joshua tree in Wohnröhre Foto Bastian Drolshagen (2)
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Aphonopelma iodium vor der Häutung (1)
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Aphonopelma iodium 4 Tage nach Häutung (1)
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Die Jungspinnen sowie Männchen auf Wanderschaft werden in großer Stückzahl von Vögeln, Reptilien und Säugetieren attackiert. Wie die meisten neuweltlichen Vogelspinnen besitzt A. iodium jedoch sogenannte Brennhaare auf den Hinterkörper, winzige, mit Widerhaken versetzte Borsten, die bei Bedarf mit den Hinterbeinen zu feinem Juckstaub in der Luft verrieben werden können und zumindest kleinere Säugetiere sehr effektiv abwehren. Bei Menschen können diese Haare zu starkem Juckreiz bis hin zu Atembeschwerden führen. Das Gift der Tiere ist für den Menschen nicht gefährlich. |
Aphonopelma iodium kann in Gefangenschaft bis zu 15 Jahre alt werden; es ist allerdings fraglich, ob dieses Alter auch in der freien Natur erreicht wird.
Im Gegensatz zu anderen Spinnen häuten sich ausgewachsene Vogelspinnenweibchen weiterhin jedes Jahr bzw. in späteren Lebensjahren nur einmal alle 2 Jahre, was ein Grund für ihre lange Lebensdauer sein könnte. Die Männchen hingegen, die nach ca. 6 Jahren adult werden, sterben nur wenige Monate nach ihrer Reifehäutung. Die Tiere sind so sehr an die Klimaschwankungen in ihrem natürlichen Habitat gebunden, dass die Nachzucht im Terrarium nur klappt, wenn sehr präzise die verschiedenen Jahreszeiten simuliert werden, inklusive einer Winterruhe im Kühlschrank. (David Moellendorf, persönliche Mitteilung). |
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Prentice, T.R. (1997): Theraphosidae of the Mojave Desert west and north of the Colorado river (Araneae, Mygalomorphae, Theraphosidae) |
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1) Tobias Dörr 2) Bastian Drohlshagen |