Demodex spp.
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Canine Demodikose
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Reich | Animalia |
![]() Demodex follicularis (wikipedia.de) |
Abteilung/Stamm | Arthropoda | |
Klasse | Arachnida | |
Ordnung | Acari | |
Familie | Demodicidae | |
Maße | bis 0.4 mm lang | |
Vorkommen | Ektoparasit an Säugetieren; Kosmopolit | |
Besonderheiten | fakultativ pathogen | |
Schutzstatus | nicht geschützt |
Milben der Gattung Demodex kommen bei Mensch und anderen Säugetieren als Kommensalen in der Haut vor. Richard Owen (bekannt als Namensgeber der Dinosaurier), nannte sie Demodex, was so viel bedeutet wie „von der Gestalt eines Wurms“. Beim Menschen kommen zwei Arten vor. In den Haarbälgen der Wimpern lebt Demodex folliculorum, die 0,3 bis 0,4mm große Haarbalgmilbe. Bis zu 25 Exemplare können sich an eine einzige Wimpernwurzel heften. In den Talgdrüsen des Gesichtes findet man die ca. 0,25 mm große Demodex brevis. Diese lebt solitär, jede hat eine Talgdrüse für sich. Beide Arten werden durch Körperkontakt übertragen, ein erwachsener Mensch trägt etwa 1000 Milben. Das Immunsystem verhindert eine weitere Ausbreitung, jedoch können sich die Milben bei gestörter Abwehr stark vermehren, das Krankheitsbild der Demodikose entsteht.
Bei 16 % der Hunde mit gesunder Haut kommt Demodex canis vor. Ein Zehntel aller gesunden Katzen ist Träger von Demodex cati. Neuerdings wurde in den USA bei der Katze eine neue Art, Demodex gatoi, beschrieben, die oberflächlich in der Epidermis parasitiert. |
Die Vertreter der Gattung Demodex sind weißliche zigarrenförmig-langgetreckte Milben mit einer Größe von 250 (♂) bis 300 (♀) µm. Das Capitulum ist hufeisen- oder leierförmig, mit gut erkennbaren Mundwerkzeugen. Die Cuticula des Opisthosoma ist quergerillt. 4 Paar stummelförmiger Beine enden mit je 2 krallenähnlichen Gebilden. Die spindelförmigen Eier sind 70-90 x 19-25 µm groß. |
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Die Milben parasitieren tief in den Haarbälgen und in den Talgdrüsen im Bereich dünnhäutiger, nicht oder nur wenig behaarter Körperstellen. Zur Fortpflanzung versammeln sich die Milben auf der Haut. Während die Männchen wenige Tage nach der Paarung versterben, ziehen sich die Weibchen zur Eiablage wieder in die Poren und Haarbälge zurück. Die Entwicklung verläuft komplett innerhalb der Haarfollikel über ein Larven- und zwei Nymphenstadien in etwas mehr als 3 Wochen zum Adultstadium. Das Protonymphenstadium besitzt wie die Larve nur 3 Beinpaare. Nicht selten wurden Milben in Lymphknoten und anderen Organen gefunden, auch im Blut wurden sie nachgewiesen. Beim Hund erfolgt die Übertragung meist unmittelbar nach der Geburt von der Mutter auf die Welpen durch engen Kontakt. Für die Übertragung ist Wärme notwendig, der Temperaturbereich liegt zwischen 16 und 41°C. Die intrauterine Infektion kann ausgeschlossen werden.
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Haarfollikel (wikipedia.de)
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Pathogenese und Klinik
Zur Ausbildung einer Demodikose kommt es bei Vorliegen einer Störung im zellulären Immunsystem (hereditäre oder erworbene Immundefizite), und zwar bei einem T-Zell-Defekt. Erst dadurch wird die Zunahme der Milbenpopulation ermöglicht. Dies hat nun wieder zur Folge, dass ein immunsuppressiver Faktor durch die Milben verstärkt synthetisiert und freigesetzt wird, der wiederum das wirtseigene Immunsystem einschränkt. Die fast stets bei Demodikose nachzuweisenden Staphylococcus aureus-Stämme wirken zusätzlich immunsuppressiv. Vegetativ beeinflusst wird die Demodikose auch durch exogene Einflüsse wie falsche oder mangelnde Ernährung, Darm- und andere Erkrankungen, Überpflege der Haut, Stresssituationen u.a. Die Demodikose ist vorwiegend eine Krankheit junger Hunde. Sie wird fast ausschließlich durch befallene Muttertiere übertragen und beginnt daher an den Stellen, die in engem Kontakt mit der Mutter kommen: Oberlippe, Augenlider, Nasenrücken, Stirn und Ohren. Fast stets ist der ganze Wurf befallen, sichtbare Veränderungen treten meist erst nach dem Absetzen von der Muttermilch auf. In leichten Fällen sind vielfach nur die Lider nebst einem schmalen Streifen der periorbitalen Hautregion verändert mit Ausfall von Haaren und Wimpern (Brille). Bei fortschreitender Erkrankung breiten sich die Hautveränderungen auf Hals, Brust, Bauch und Schenkelfalten aus. Die Hautveränderungen stellen vielfach allergische Reaktionen dar. Man unterscheidet 2 Formen. Bei der lokalisierten Demodikose finden sich haarlose Stellen mit leichter Rötung und Schuppung am Kopf, z.T. an den Gliedmaßen, selten Juckreiz. Es sind vorwiegend Junghunde betroffen. Meistens heilt diese Form spontan innerhalb von 1-2 Monaten. Die generalisierte Demodikose tritt auf bei Jundhunden, immungeschwächten oder alten Hunden, wenn die Krankheit nicht erkannt wurde, oder wenn eine immunsuppressive Therapie, z.B. mit Glukokortikoiden, durchgeführt wurde. Die oben erwähnten alopezischen Stellen dehnen sich aus. Es entwickelt sich zusätzlich eine Follikulitis, die Haut wird bis in die tiefen Schichten von Bakterien (Staphylokokken, Proteus, Klebsiellen, E. coli usw.) besiedelt, und es entsteht eine tiefgreifende Pyodermie. Eine Vergrößerung der peripheren Lymphknoten, die oft auch Milben enthalten, ist häufig feststellbar.
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DiagnoseDer Nachweis der Milben erfolgt mittels Untersuchung eines in Paraffin-Öl aufgeweichten Hautgeschabsels unter dem Mikroskop. Er gestaltet sich leicht im fortgeschrittenen Stadium, jedoch schwierig im Anfangsstadium, wenn ausgeprägte Veränderungen fehlen. Das Hautgeschabsel muss so tief entnommen werden, dass kapillare Blutungen entstehen. Bei erwachsenen Hunden ist unbedingt nach einer immunsupprimierenden Grunderkrankung zu suchen.TherapieDie Anwendung von Glukokortikoiden bei Demodikose kann als Kunstfehler betrachtet werden (Immunsuppression). Bei der lokalisierten Demodikose ist eine Behandlung nicht zwingend notwendig, da diese Form meist von selbst abheilt. Außerordentlich wichtig ist, dass diese Hunde alle 2 Wochen überprüft werden, da eine generalisierte Demodikose daraus entstehen kann. Sinnvoll ist eine tägliche, lokale Applikation von Amitraz. Zusätzlich können die veränderten Hautstellen vorher mit desinfizierenden Shampoos (Benzoylperoxid) gewaschen werden. |
Demodex canis (wikipedia.de)
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Die generalisierte Demodikose ist eine höchst schwierig zu behandelnde Hautkrankheit. Sie wurde vermutlich schon mit allem, was der Human- und Veterinärmedizin zur Verfügung steht, behandelt. Die Heilung ist auch heute noch schwierig, eine Behandlung langwierig und nicht selten von nur geringem Erfolg begleitet. Oft gelingt es nur, die Erkrankung so weit zu bessern, dass der Hund zu einem symptomlosen Milbenträger wird. In jedem Fall ist eine Behandlung sorgfältig und wiederholt vorzunehmen. Besteht eine Demodikose schon lange und hat sie sich über den ganzen Körper ausgebreitet, dann helfen mitunter auch intensivste therapeutische Maßnahmen nicht mehr oder nur wenig. Unbedingt angezeigt ist, den Hund vor der ersten Behandlung zu scheren (insbesondere rauh- und langhaarige Tiere) und möglichst in einer desinfizierenden Lösung zu baden. Vorläufig gilt Amitraz als eines der wirksamsten Medikamente. Der Erfolg der Behandlung muss alle 2-4 Wochen anhand eines Geschabsels überprüft werden. Auch mit Amitraz-haltigen Halsbändern konnte eine brauchbare Wirkung erzielt werden, diese müssen alle 3 Wochen bis zur Heilung gewechselt werden. Als Alternative können Bäder mit Phosphorsäureester-Präparaten, die alle 4 Tage wiederholt werden müssen, durchgeführt werden, jedoch ist die Gefahr der Intoxikation groß. Eine weitere Behandlungsmöglichkeit stellt die orale Gabe von Milbemycin über 60 bis 90 Tage dar. Therapiebegleitendend werden Vitamin-E-Präparate verabreicht. Eine Pyodermie wird entsprechend eines Resistenztests antibiotisch versorgt. Wie bei der lokalisierten Form können zusätzlich desinfizierende Shampoos oder Bäder (Chlorhexidin) verwendet werden. Auch die tägliche Gabe von Ivermectin (makrozyklisches Lacton) bis zur Abheilung hat zu guten Erfolgen geführt. Dieses Präparat darf jedoch nicht bei Bobtails, Collies und Collie-Mischlingen angewendet werden, da bei diesen Rassen letale Unverträglichkeitsreaktionen auftreten. Versuche, die Demodikose allein mit Substanzen zu behandeln, die T-Lymphozyten stimulieren, verliefen positiv, jedoch sind entsprechende Präparate derzeit nicht im Handel. Die American Academy of Veterinary Dermatology empfiehlt, erfolgreich behandelte Tiere mit einer generalisierten Demodikose von der Zucht auszuschließen, da eine hereditäre Komponente der Krankheit nachgewiesen werden konnte. Bei der Katze ist Amitraz wegen seiner hohen Toxizität ungeeignet. Versuchsweise können Doramectin (makrozyklisches Lakton), Phosphorsäureester-Präparate und Pyrethroide verabreicht werden.
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wikipedia.de |