Brachypelma albopilosum oder die Vogelspinne
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Reich Animalia

Quelle: A. Krahner
Stamm Arthropoda
Klasse Arachnida
Ordnung Araneae
Unterordnung Opisthothelae
Familie Theraphosidae seu Aviculariidae
Maße bis 8 cm (♀; Rumpflänge)
Vorkommen Honduras; Costa Rica
Besonderheiten unproblematisch in der Haltung
Schutzstatus nicht geschützt; Nachzucht erfolgreich

 

Verbreitung und Lebensraum
B. albopilosum besitzt eine weite Verbreitung in Costa Rica und Honduras. Sie ist ein Bodenbewohner des Regenwaldes, der keine tiefen Grabungen anlegt.
Im Terrarium kommt die Vogelspinne gut mit einer flachen Bodenschicht von 1 cm Tiefe zurecht und hält sich meist am Boden auf, Spaziergänge bis an die Decke des Terrariums sind selten. Eine Wohnhöhle wird z.B. in einer hinteren Terrarienecke errichtet, indem Bodensubstrat (Torf) mit Gespinst fixiert und ein evtl. vorhandener Einrichtungsgegenstand als Seitenwand integriert wird.

Die Spinne meidet direktes Sonnenlicht, kommt aber mehrmals täglich aus dem Bau. Für nächtliche Beobachtungen empfiehlt sich eine Rotlicht emittierende LED-Lampe, da diese ein für die Spinne unsichtbares Spektrum abstrahlt und die Temperatur im Terrarium nicht beeinflusst.
Die Tagestemperaturen sollten um 23°C liegen, die nächtliche Abkühlung kann bis knapp unter 20°C betragen. Toleriert wird nach eigener Erfahrung auch noch eine gelegentliche Nachttemperatur von 16°C. Die Angaben zur Luftfeuchtigkeit schwanken je nach Autor zwischen 50-80% rel. Luftfeuchte. Diese Bandbreite wird durch tägliches Besprühen des Substrates mit einem Zerstäuber erreicht.
Verbreitungsraum (rot); 
verändert nach www.wikipedia.de
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Lebenszyklus
Jungspinnen häuten sich in den ersten Lebensmonaten alle 2 Wochen. Mit dem Alter nimmt die Häutungsfrequenz deutlich ab, und bei adulten Tieren, welche die Geschlechtsreife mit ca. 5 Jahren () erreichen, finden Häutungen unregelmäßig in Abständen von bis zu einem Jahr statt.
Die Häutung kündigt sich durch einen Stopp der Nahrungsaufnahme an und erfolgt zumeist in Rückenlage. Sie dauert bei Jungspinnen wenige min, bei adulten Tieren kann sie bis zu 24 h in Anspruch nehmen.
Das Weibchen baut einige Wochen nach der Paarung eine Höhle für die Eiablage. Ein Gelege (innerhalb eines Kokons) besteht aus 100-600 Eiern. Das Muttertier zeigt echte Brutpflege bis zum Schlüpfen der Jungspinnen, welches bei Tagestemperaturen von ca. 26°C nach 4-5 w erfolgt.
Die Lebenserwartung der beträgt bis zu 12 a. Die sterben in der Regel bereits im Alter von 2 a, nachdem sie mit ihrer letzten Häutung die Geschlechtsreife erlangt haben. 
ca. 18 Monate alte Spinne auf der Lauer; Bildbreite ca. 10 cm; Quelle: A. Krahner
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Ernährung
Wie bei allen Brachypelma-Arten wird nahezu jedes erreichbare Lebendfutter bis zur Eigengröße verspeist. Es kommen v.a. Insekten und Mäuse, aber auch Polychrotidae (kleine Echsen unter den Iguania) und Frösche in Frage. In Gefangenschaft neigt B. albopilosum zum Kannibalismus.
Nach eigener Erfahrung (allerdings mit einer juvenilen Spinne) wird kleinere Beute (Achetus domesticus) vor größerer (Gryllus assimilis) bevorzugt, während große Zweifleckengrillen (Gryllus bimaculatus) gemieden werden. B. albopilosum hat sich in Gefangenschaft als sehr gefräßig erwiesen, was offenbar mit der Schnellwüchsigkeit dieser Art korreliert. Die Spinne bringt sich zunächst etappenweise in Position, so dass die Beute frontal von ihr zu liegen kommt. Nach eigenen Beobachtungen setzt die Spinne erst ab einer Entfernung von etwa einer Rumpflänge (ab den Cheliceren gemessen) zum raschen Zugriff (s. Bild) an.
Während der Nahrungsaufnahme, die ohne Störung am Ort der Erbeutung stattfindet, werden die Laufbeine eng an den Körper gestellt, das Opisthosoma wird nach kranioventral abgewinkelt (s. Bild). Achetus domesticus wird im Ganzen verspeist, wohingegen Gryllus assimilis ohne Deckflügel und Hinterbeine einverleibt wird.
links: rascher Zugriff auf Achetus domesticus; rechts: Verspeisen desselben Tieres; Quelle: A. Krahner
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Morphologische Besonderheiten
Das sackartige, mit einer weichen Cuticula versehene Opisthosoma setzt mit dem Petiolus beweglich am ungegliederten, beintragenden Prosoma an. Das Prosoma trägt dorsal ein einheitliches Peltidium seu Carapax, ventral ein großes Sternum, von dem kranial das Labium abgegliedert ist.
Bemerkenswert sind Skopula-Haare (dicht stehende Borsten mit terminalen Verdickungen) an den Beinen zum Laufen an glatten Flächen und zum Beutefang. Es liegen orthognathe, also nach kranial gerichtete Cheliceren vor, deren Endklauen parallel nach ventral schließen. Darin enthaltene Drüsen enthalten ein für den Menschen harmloses Gift. Brennhaare am Opisthosoma besitzen eine vorgebildete Bruchstelle und Widerhaken an beiden Enden. Sie werden zur Verteidigung mit dem letzten Beinpaar abgebürstet und verursachen Reizungen der Atemwege und der Augen.
Die Spinnwarzen gelangen während der Embryonalentwicklung durch Streckung des 3. und Reduktion der dahinterliegenden Opisthosomasegmente ans Körperende (Opisthothelae aus gr. ὀπίσθιος= hinten befindlich, gr. θηλή = Zitze). Sie entstehen aus den Extremitätenknospen des 4. u. 5. Opisthosomasegments, wobei durch Teilung aus 2 Paaren 4 werden. Die anteromedialen Spinnwarzen werden zum Colulus reduziert, die anterolateralen sowie die kaudomedialen werden ebenfalls reduziert und sind funktionslos, so dass die funktionalen Spinndrüsen auf die größten, kaudolateralen Spinnwarzen beschränkt bleiben.
Als Atmungsorgane sind noch 2 Lungenpaare im 2. und 3. Opisthosomasegment vorhanden. Männchen besitzen einfache Palpusanhänge: der Palpentarsus trägt einen birnenförmigen Bulbus mit spitzem Embolus (Ausführungsgang), durch den ein schlauchförmiges Samenreservoir (Spermophor) ausmündet.

Legende (nach Günter Schmidt):
a) Coxa; b) Trochanter; c) Femur; d) Patella; e)Tibia; f) Metatarsus; g) Tarsus; h) Tarsalklauen; i) Maxilla; j) Chelicere mit k) Chelicerenklaue; l) Labium; m) Sternum; n) hinteres Sternalsigillum; o) vordere Fächerlunge; p) Epigastralfurche; q) hintere Fächerlunge; r) vordere Spinnwarzen; s) hintere Spinnwarzen
Bild links: Ventralansicht - hochauflösende Version des Bildes; Quelle: A. Krahner
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Sonstiges
Der Name leitet sich her von gr. βραχύς = kurz, gr. τό πέλμα = Fußsohle, lat. albus = weiß, lat. pilosus = behaart. Im deutschsprachigem Raum hat sich die Bezeichnung „Honduras-Kraushaarvogelspinne“ eingebürgert.
B. albopilosum gilt gegenüber seinen Haltern als sehr friedlich, sowohl in Bezug auf Bisse als auch auf den Einsatz von Brennhaaren.
Fruchtbare Nachkommen aus der Paarung von Brachypelma vagans und B. albopilosum (Zucht) sind seit langem bekannt.
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Quellen
- Günter Schmidt: "Die Vogelspinnen" (1. Aufl.), Westarp Wissenschaften-Verlagsgesellschaft mbH
- Ann Webb: "Vogelspinnen" (1. Aufl.), Hesselhaus und Schmidt Verlag
- Wilfried Westheide, Reinhard Rieger (Hrsg.): "Spezielle Zoologie, Teil 1" (2. Aufl.), Spektrum Akademischer Verlag
- Volker Storch, Ulrich Welsch: "Systematische Zoologie" (6. Aufl.), Spektrum Akademischer Verlag
- Wilhelm Gemoll "Griechisch-deutsches Schul- und Handwörterbuch" (9. Aufl.), Verlag Hölder-Pichler-Tempsky
- www.wikipedia.com
- www.wikipedia.de
Fotos
- André Krahner

 

André Krahner, Januar 2008


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Konzept und technische Umsetzung:
Bilddarstellung: Lightbox 2.X by Lokesh Dhakar