Teil 7/7 - a/b
Libellen fotografieren
Style switch
 
Großlibellen: Teil 1 (Gomphus vulgatissimus) - Teil 3 ( Libellula quadrimaculata) - Teil 4 (Sympetrum striolatum) - Teil 6 (Aeshna mixta)
subSilver
 
subMinc
 
Sonstiges: Teil 7/a (Libellen fotografieren) - Teil b: Fledermäuse fotografieren
Printerfriendly


Libellen fotografieren

Die Motivauswahl

Tips zur Fotografie
- Sitzend
- Fliegend
- Sonstiges

Zur Artbestimmung

Verwendete Technik

♂ Große Königslibelle (Anax imperator) im Flug (1-a)
300 mm - 1/5.6 - 1/1000 - 100 *)

 

Libellen fotografieren

Libellen sind neben Schmetterlingen bei Naturfotografen die beliebtesten Insekten. Wahrscheinlich liegt dies einerseits daran, dass die Tiere sehr farbenfroh sind, andererseits vielleicht an der Faszination der Tiere selbst, die so pfeilschnell durch die Gegend jagen. Zudem sind sie (für hiesige Insekten) riesig und damit leichter mit herkömmlichen Kameras in adäquater Größe zu fotografieren.
Wenn man sich daran machen möchte, Libellen zu fotografieren, dann sollte man wie immer in der Naturfotografie etwas über die Tiere wissen. So kann man zum Beispiel Libellen in zwei Unterordnungen einteilen, die sich unterschiedlich verhalten und demnach unterschiedliche Herangehensweisen mit sich bringen. Auch lässt sich der Lebenszyklus von Libellen generell in den aquatisch verlaufenden Larvalabschnitt und den terestrischen Imaginalabschnitt unterteilen.
Wie immer in der Naturfotografie gilt: Höchste Priorität hat der Schutz der Tiere selbst wie auch ihrem Habitat. Der beste Schnappschuss rechtfertigt nicht das Niedertrampeln von ganzen (oder halben) geschützten Orchideen-Populationen im Uferbereich.

Mit etwas Geduld lassen sich jedoch schöne Motive einfangen, die sich einzeln oder als Poster nett darstellen lassen. Wie dies aussehen kann zeigen diese Beispiele: links ein Poster mit Kleinlibellen (Zygoptera), rechts ein Poster mit Großlibellen (Anisoptera). Im Orginal haben beide Poster eine Auflösung von etwa 52 Megapixeln und taugen daher auch für einen Ausdruck auf großen Formaten (Din A0). Aus Platzgründen wurden die Bilder stark komprimiert, wobei leider viele Details verloren gehen.

Zygoptera - Poster
Anisoptera - Poster

top
Das Motiv: Larve oder Imago, groß oder klein, sitzend oder fliegend?

Exuvie der Vierfleck (Libellula quadrimaculata) (1-a)
300 mm - 1/5.6 - 1/125 - 100 *)
Fotos aus dem bis zu dreijährigen Larvalabschnitt lassen sich nur mit großen Aufwand gewinnen (Stichwort Unterwasserfotografie), wenn man die Larven nicht grade herausfängt. Zudem ist die Artbestimmung der Larven eher etwas für Experten und für die Larven nicht sonderlich "angenehm" (tw. ist das Präparieren der Fangmaske nötig...). Die Ausnahme: der Übergang zwischen Larve und Imago und die damit einhergehende letzte Häutung findet an Land oder zumindest im Trockenen statt. Der Grund hierfür ist einfach: die schlüpfenden Tiere entfalten ihre Flügel, welche zunächst ihre finale Form annehmen und anschließend aushärten müssen.
Je nach Art findet die Häutung zu bestimmten Tageszeiten (zumeist nicht lange nach Sonnenaufgang) im Uferbereich statt. Noch längere Zeit nach der Häutung kann man die Exuvien der Tiere, an Grashalme oder ähnlichem geklammert, finden.

♂ Gemeine Binsenjungfer (Lestes sponsa) in den letzten Strahlen der Sonne (1-c)
55 mm - 1/5.6 - 1/250 - 100 *)

Zumeist wird sich der geneigte Fotograf jedoch eher den Imagos zuwenden. Kleinlibellen (der Unterschied wird hier erklärt) sind hierbei aus mehreren Gründen sicherlich die einfacheren Objekte, auch wenn sie kleiner sind:

  • Bei manchen Arten große Mengen an Individuen vorkommen.
  • Zygoptera sind keine ausdauernden Flieger und können häufig sitzend angetroffen werden.
  • Die Fluchtdistanz ist geringer, da der optische Sinn weniger gut ausgeprägt ist (Kleinlibellen sehen nur 1-2 m weit während Großlibellen bis zu einem dutzend Meter weit sehen können).
  • Der Flug ist wesentlich langsamer als der der Großlibellen (aber auch unruhiger und schmetterlingshafter, was das Zielen erschwert).
Der Versuch, die Tiere im Flug zu fotografieren ist eher etwas für fortgeschrittene Fotografen. Einerseits ist zumindest eine bessere Kompaktkamera (z.B. eine "Bridgecam"), besser noch eine Spiegelreflexkamera nötig, zweitens braucht es einiges an Übung und drittens muß man sich im Klaren darüber sein, das man nicht "mal eben" solche Bilder schießen kann, dazu braucht es einiges an Geduld. Bedenkt man die Mengen an "Ausschuss" führt kaum ein Weg an einer digitalen Kamera vorbei.

top
Tips zur Fotografie
Blutrote ♂ Heidelibelle (Sympetrum sanguineum) auf ihrem Ansitz (2-c)
55 mm - 1/5.6 - 1/400 - 400 *)

Wie immer sollte man sich, wenn man sich an ein unbekanntes Terrain wagt, mit Geduld wappnen und mit einfacheren Motiven beginnen. Ein paar Tips erleichtern den Start.

Sitzende Libellen

  • "Der frühe Vogel fängt den Wurm" - Libellen sind wechselwarm, häufig trifft man sie sich sonnend an. Morgens sind die Tiere vielfach sehr träge, da sie ihre "Betriebstemperatur" noch nicht erreicht haben. Zudem hat man hier die Chance, das eindrucksvolle Schlüpfen der Imagos erleben und fotografieren zu können, eine Phase, in der einem die Tiere nicht nicht entkommen können. Reicht die Wärme der Sonne nicht, ist manchmal ein Zittern der Flügel zu beobachten. Durch die bei der Muskelbewegung entstehende Wärme heizen sich die Tiere hierbei selbst zusätzlich auf.
  • Auge der ♀ Großen Heidelibellen (Sympetrum striolatum) (1-c)
    Retro-Adapter *)
  • Der richtige Moment: Wie schon oben erwähnt in der Kühle des Morgens, bei der Paarung (die Paarungsräder der Tiere sind häufig etwas schwerfälliger).
  • Eine ruhige Hand: Grade bei größeren Kameras bietet sich die Verwendung eines Stativs an. Ein Einbein-Stativ ist dabei der Mittelweg zwischen Mobilität und Ruhe.
  • Ausrichtung: Solang man nicht Besonderheiten hervorheben möchte sollte man die Kamera parallel zum Tier ausrichten, der Fokus sollte auf den Augen liegen.
  • Genügend Abstand: Mit einem guten Zoom (am besten natürlich ein Tele-Makro) kann man die Tiere aus der Distanz "abschießen", ohne sie zu verscheuchen. Muß oder möchte man doch näher an die Tiere herankommen, sollte man sich ruhig und langsam bewegen. Einen toten Winkel für die Augen der Libellen zu finden ist hierbei nicht immer leicht.
  • Bildkomposition: Der Kontrast zum Hintergrund, der Lichteinfall, die Position im Bild,... hier trifft das Übliche zu (s. beispielsweise hier).

Fliegende Libellen

♂ Herbst-Mosaikjungfer (Aeshna mixta) im Flug (1-b)
135 mm - 1/8.0 - 1/640 - 400 *)
  • Abblenden: Mit einer kleinen Blendenöffnung (= höhere Blendenzahl) vergrößert sich die Tiefenschärfe. Natürlich wirkt sich dies wieder auf die zur Verfügung stehende Lichtmenge aus.
  • Kurze Belichtungszeit: Möchte man den Flügelschlag einer Großlibelle "einfrieren", sollte die Belichtungszeit weniger als 1/800 Sekunden betragen. Aber auch verwischte Flügel können bei gut eingefangenem Körper einen interessanten Effekt erzeugen.
  • Auslöseverzögerung: Um fliegende Libellen zu fotografieren braucht man einen Fotoapparat mit einer möglichst geringen Auslöseverzögerung.
  • Einstellungen vorwählen: Der Flug der Libellen ist meist zu schnell, um vom Autofokus Gebrauch machen zu können oder spontan Einstellungen anpassen zu können. Stattdessen sollte Blende, Belichtungszeit und Fokus zuvor eingestellt werden. So kann man sich auf das Auslösen im rechten Moment konzentrieren.
  • Viele Bilder: Libellen bewegen sich frei im dreidimensionalen Raum, manchmal mit sehr abrupten Flugmanövern. Es bleibt nicht aus, viele Bilder zu machen, damit ein oder zwei etwas werden, eine Digitalkamera ist hier Pflicht. Desweiteren läßt sich mit der Serienbildfunktion die Wahrscheinlichkeit erhöhen, den rechten Moment zu erwischen.
  • Die richtige Art: Manche Spezies haben die Gewohnheit, stets die gleichen Wege abzufliegen, so beispielsweise Aeshna mixta. Dies gibt einem die Möglichkeit, sich auf die Lauer zu legen und nur noch den rechten Moment abzuwarten. Andere Arten wie die Granataugen (Erythromma viridulum & E. najas) wählen mit Vorliebe einen Ansitz im Gewässer, z.B. auf flotierendem Holz, Prachtlibellen (Calopteryx splendens & C. virgo, siehe hier) haben bevorzugte Plätze, von denen sie ihr Revier überwachen und zu denen sie zurückkehren.
Azurjungfern im Netz einer Zebra-
spinne (Argiope bruennichi) (1-d)
105 mm - 1/6.3 - 1/160 - 100 *)

Sonstiges

  • Larven: Libellenlarven in ihrem natürlichen Habitat (im Wasser) zu fotografieren soll an dieser Stelle nicht besprochen werden, dies ist etwas für Profis.
  • Exuvien: Die nach der Häutung der Larven übrigbleibenden Reste (die Exuvie) finden sich im Uferbereich häufig an der Vegetation, dabei gibt es je nach Art bevorzugte Höhen und sogar Pflanzen.
  • Im Netz: Auch wenn Libellen relativ weit oben in der Nahrungskette der Insekten stehen sind auch sie nicht davor gefeit, gefressen zu werden. Grade die schwächeren Kleinlibellen finden sich regelmäßig in Spinnennetzen am Ufer.

Ob man zur Fotografie nun einen Blitz verwenden möchte oder nicht ist eine Glaubensfrage. Einerseits führt dies zu unnatürlichen Spiegelungen auf den Flügeln, Komlexaugen und dem Leib der Tiere. Auf der anderen Seite kann manchmal nur so genügend Licht erzeugt werden, um beispielsweise Belichtungszeit und Blende so wählen zu können, dass der Flügelschlag bei ausreichender Tiefenschärfe einfriert.


top
Artbestimmung

Man kann Anhand der Bilder häufig recht gut die Arten bestimmen. Hierzu sind fast durchgängig die Männchen besser geeignet. Zwischen den beiden Kleinlibelle mit unvollständiger Ausfärbung - der Darm im Hinterleibt scheint durch (2-a)
300 mm - 1/9.0 - 1/640 - 400 *)
Unterordnungen lässt sich meist schon auf den ersten Blick unterscheiden, für genaue Artbestimmungen sind je nach Familie andere Aspekte des Körperbaus und der Färbung von Bedeutung. Besonders bei den Azurjungfern (Familie Coenagrionidae, siehe hier) ist die Färbung des Hinterleibes wichtig, schwieriger wird das Auseinanderhalten beispielsweise bei manchen Vertretern der Heidelibellen (Familie Libellulidae, Unterfamilie Sympetrinae; siehe hier). Bei der Bestimmung der Arten muß man jedoch im Hinterkopf haben, dass die Färbung von Libellen im steten Wechsel ist. Es dauert oft einige Stunden, bis die Farbe frisch geschlüpfter Tiere an der Luft ihre endgültige Färbung annimmt (s. Bild links). Auch ändert sich der Farbton im Verlauf der Alterung der Tiere, so dass ein und dasselbe Tier in jungen Tagen und am Ende der Saison sehr unterschiedlich aussehen kann. Zumeist wird hier der Farbton der Tiere mit der Zeit dunkler.

Bewährt zur Bestimmung hat sich "Der Kosmos Libellenführer" von Bellmann (Kosmos Verlag) und "Der Kosmos Libellenführer" von Jurzitza (ebenfalls Kosmos Verlag). Des Weiteren können Libellen über diverse bestimmt werden (z.B. http://www.libellenfunde.de) und teilweise der Fund gleich für eine Kartierung eingetragen werden.

Update:

Ein weiteres sehr empfehlenswertes Buch ist der "Field Guide to the Dragonflies of Britain and Europe" von Dijkstra. Allerdings ist dieses wunderbar illustrierte und mit wertvollen Informationen aller in Europa vorkommenden Arten versehene Buch nur auf englisch verfügbar.

Speziell zur Bestimmung von Libellen auf Fotos konzipiert ist OdKey, das Konzept eines Online-Bestimmungsschlüssels speziell für die deutschen Libellenfauna, bei dem Merkmale zu Tieren parallel abgefragt werden und damit nach dem Ausschlussprinzip die Auswahl der möglichen Arten reduziert wird. Dieser Schlüssel befindet sich zur Zeit in stetem Wandel...ich arbeite daran. :)


top
Technisches

*) Die Zahlenfolge bedeutet folgendes: Brennweite - Blende - Belichtungszeit - ISO-Zahl
Unter einem Retro-Adapter versteht sich ein Ring, der das umgekehrte Anbringen von Objektiven an die Kamera erlaubt. Man verliert dadurch zwar sämtliche Automatiken, kann jedoch kostengünstig im Supermakro-Bereich (Abbildungsmaßstab bis 5:1) fotografieren, nähere s. hier.

Kamera: Objektiv:
1) Canon EOS 400D (aka DIGITAL REBEL XTi) a) Canon EF100-300mm f/4.5-5.6 USM
2) Canon EOS 350D (aka DIGITAL REBEL XT) b) Canon EF35-135mm f/4-5.6 USM
  c) Canon EF-S 18-55mm f/3.5-5.6
  d) Canon EF28-105mm f/4-5.6 USM

top
Quellen
Libellen Baden-Württembergs: Libellen Baden-Württembergs, Bd.1 & 2 (Ulmer Verlag)
Bellmann: Der Kosmos Libellenführer" - 2. Auflage (Kosmos Verlag)

Jurzitza: Der Kosmos Libellenführer - 2. Auflage (Kosmos Verlag)
http://libelleninfo.de/
http://www.libellenfunde.de/
Fotos

 

, Februar 2008


->..oftheweek..-Index
-> Disclaimer
-> top
Konzept und technische Umsetzung: OTW 2.0 by 2003 - 2008
Bilddarstellung: Lightwindow 2.X by Kevin Miller