Gallus gallus oder das Bankivahuhn
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Reich Animalia
Stamm Vertebrata
Klasse Aves
Ordnung Galliformes
Familie Phasianidae
Vorkommen Wildformen: Südostasien; Zuchtrassen: kosmopolitisch
Besonderheiten Kulturelle und ökonomische Bedeutung

 

Die wildlebende Stammform des Haushuhns ist heute noch als Bewohner der Waldränder und Buschsteppen in tropischen und auch ariden Landschaften Südostasiens mit fünf Unterarten anzutreffen: Gallus gallus gallus (Kochin-China-Bankivahuhn), G. g. spadiceus (Burma-Bankivahuhn), G. g. jabouillei (Tongking-Bankivahuhn), G. g. murghi (Indisches Bankivahuhn), G. g. bankiva (Java-Bankivahuhn).
Alle als Haustiere bekannten Rassehühner wurden aus dem Bankivahuhn gezüchtet. Seit etwa 2000 v. Chr. findet in China und Ostasien Hühnerhaltung statt. Erst seit dem Mittelalter erfolgte die Verbreitung des Huhns aus Nordafrika und Ägypten nach Europa und Amerika. Beeinflusst durch Klima, Bodenqualität, Nahrung und teils zufälligen, teils zielbewussten Kreuzungen entstanden verschiedene Hühnerrassen, welche u.a. als Stammformen der heutigen Zierhühner anzusehen sind.


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Aufgrund der verschiedenen Verwendung des Haushuhns für den Sport (Hahnenkampf), als Fleisch- und Eierlieferant bildeten sich durch Zucht besondere Rassekreise: Kampfhühner, Rassen im asiatischen Typ, Mittelmeerrassen, Zwischentyprassen, Haubenhühner, Nordeuropäische Rassen, Zwerghühner, Verzwergte Hühner.

Kampfhühner: Alle Rassen tragen rote Ohrlappen, legen gelb-braune Eier und haben gelbe Läufe. Hals und Oberschenkel sind sehr lang gezüchtet und die Brust ist breit mit starker Bemuskelung. Zu diesen aggressiven Rassen gehören Asil; Yokohama und Phönix (Schwanz 4-10 m lang!); Malaien; Shamo (starke Backenmuskulatur); Altenglische Kämpfer.

Rassen im asiatischen Typ: Diese kurzfiedrigen Rassen tragen rote Ohrlappen, sind muskulös gebaut und legen gelb-braune Eier (geringe Legeleistung). Es finden sich hier Ausgangsrassen für Masthybriden. Vertreter dieses Rassekreises sind Plymouth Rocks (schwarz-weiß gestreift); Sussex (Columbia-Zeichnung: Schwanz schwarz, Hals schwarz-weiß, sonst weiß); Rhode Island (dunkelrot, Zwiehühner [Fleisch- und Eiproduktion], Männchen wiegen bis zu 3.5 kg); New Hampshire (hellbraun, Kreuzung aus Rhode Island und Kampfhuhn, Ursprung für Mast- und Legelinien); Barnevelder Huhn (schwarz-braune Federn an Hals und Sattel); Cochin (federreich, bis 6 kg Gewicht); Langschan; Deutsche Langschan.

Mittelmeerrassen: Hier sind langfiedrige Hühner mit weißen Ohrscheiben zu finden, die weiße Eier legen, z.B. Leghorn (Ursprung der heutigen Legehybriden); Brown Leghorn (rebhuhnfarbig); Minorka (Ziergeflügel); Orlow (Bart tragend).

Zwischentyprassen: Zwei wichtige Vertreter sind die Araukaner und die Nackthalshühner. Die Araukaner wurden ursprünglich in Spanien gezüchtet, im 15. Jh. nach Südamerika exportiert und von dort aus in den letzten zwei Dekaden in Deutschland eingeführt. Sie zeichnen sich durch grüne Läufe, Federquasten (Bommeln), das Fehlen von Schwanzwirbeln sowie grünblaue Eier mit erhöhtem Cholesterinanteil und reduziertem Eigewicht aus. Nackthalshühner sind sehr gut an heiße Klimate adaptiert.

Haubenhühner: Diesen Rassen sind Veränderungen im Kopfbereich gemeinsam, die haubenförmige Kopffedern, eine Auftreibung des Schädeldachs und das Fehlen des Nasenbeins umschließen. Vertreter sind Holländische Weißhauben; Augsburger Huhn (Kronen-/ Becherkamm); Paduaner Sultanhuhn.

Nordeuropäische Rassen: Es handelt sich hierbei um alte Zwiehuhn-Rassen, die ein langes Gefieder und weiße Ohrscheiben tragen: Rheinländer (Rosenkamm); Westfälische Totleger (tw. gesprenkelt); Lakenfelder Huhn.

Zwerghühner: In diesem Rassekreis werden Seidenhuhn (stets Flaumfedern, schwarzes Fleisch), Sebright und Dorking (fünfzehig, älteste englische Hühnerrasse) zusammengefasst.

Verzwergte Hühner: Rassen verschiedenen Ursprungs, die durch Einkreuzung eines Zwerggens eine Größenreduktion erfahren haben. Beispielsweise wird das Zwerggen in Broilermütter eingeführt, um dadurch die Futterkosten um ca. 1/3 zu reduzieren. Allerdings ist die Rentabilität dieser Praxis fraglich, da gleichzeitig mit dem Energiebedarf Legeleistung und Eigewicht reduziert werden.


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Sektion eines weiblichen Haushuhns (Legehenne); links: Thorakalhöhle; rechts: Peritonaealhöhle; Dorsalansicht;
Im Gegensatz zu vielen anderen Vogelordnungen haben die Galliformes neben einem Kropf, in welchem der Kohlenhydratabbau initiiert wird, zwei voluminöse Blinddärme, in denen u.a. eine Fermentierung von Rohfasern unter Freisetzung von flüchtigen Fettsäuren sowie die Synthese von B-Vitaminen mit Hilfe von symbiotischen Bakterien stattfindet.
Ein stark bemuskelter Kaumagen wird in seiner Mahlfunktion von geschluckten Gritsteinen unterstützt.
Es besteht ein deutlicher Dimorphismus der Geschlechter, wobei die Hähne von größerem Gewicht und Wuchs sind sowie ein kontrastreicheres bzw. farbiger ausgebildetes Federkleid tragen. Ferner sind Kamm- und Kehllappen – so vorhanden – bedeutend größer. Die Männchen einiger Rassen tragen einen kontinuierlich wachsenden Sporn an den Hinterläufen.
Bei den domestizierten Formen fehlt das Übergangsgefieder (= Ruhekleid), welches bei den Wildformen im Sommer das Prachtgefieder ersetzt.


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Endoparasiten

 
Nematode, gefunden im Duodenum eines Haushuhns;
Protozoa: Eimeria tenella (Coccidiosen), Histomonas meleagridis (Histomonadose), Hexamita meleagridis (Hexamitiasis)
Trematoda: Prosthogonismus pellucidus (Prosthogonimose)
Cestoda: Davainea sp., Amoebotaenia sp., Raillietina sp., Hymenolepis sp.
Nematoda: Ascaridia galli (Ascaridiose), Capillaria obsignata, C. annulata, C.caudinflata (Capillariose), Heterakis gallinarum, H. isolonche (Heterakidose), Syngamus tracheae (Syngamose)

Ektoparasiten

Menacanthus stramineus (Federlingsbefall), Ceratophylus gallinae (Flohbefall), Cnemidocoptes mutans (Kalkbeinräude), Dermanyssus gallinae (Rote Vogelmilbe)


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Legehenne: sie wird bis zu einem Alter von 20-24 Wochen aufgezogen. Die Legeperiode dauert ca. 15 Monate, danach erfolgt Schlachtung und Verwertung (z.B. als Suppenhuhn).

Masthähnchen (Broiler): sowohl männliche als auch weibliche Tiere, daher wird der urspr. ostdeutsche Begriff „Broiler“ zunehmend gebraucht. Die Tiere werden in 6-8 Wochen zum Schlachtgewicht (durchschnittlich 1.5 kg) gemästet.

Kampfhühner: Hahnenkämpfe sind seit Beginn des 19. Jh. in Westeuropa verboten, werden jedoch weiterhin in Asien veranstaltet.


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Es wurden 59 Mio. Hennen, 42 Mio. Legehennen und 52 Mio. Masthühner gehalten. Der Eierverbrauch lag bei 222 Eier pro Kopf, wobei die Erzeugung bei 174 Eiern pro Kopf lag (74.3% Selbstversorgungsgrad). Die durchschnittliche Legeleistung pro Henne lag bei 275 Eiern. Der auf Eiern basierende Produktionswert entsprach 1.0 Mrd. €, der auf Geflügelfleisch entfallende Produktionswert 1.1 Mrd. €.


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Textquellen

K. Gabrisch, P. Zwart: „Krankheiten der Heimtiere“ (6. Aufl.), Schlütersche Verlagsgesellschaft
O. Distl: „Tierzucht“ (3. Aufl.), Hieronymus
R. Nickel, A. Schummer, E. Seiferle: „Lehrbuch der Anatomie der Haustiere, Band V: Anatomie der Vögel“ (2. Aufl.), Verlag Paul Parey
www.wpadeutschland.de

Titelzeichnung

wikipedia.de
Fotos
A. Krahner

 

André Krahner, März 2008


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