Phosphat bei Wiederkäuern
|
Style switch
|
|
Der endogene Phosphatkreislauf beim Wiederkäuer und Regulation der Phosphat-Homöostase.
|
||
Einleitende Worte und...
Der Wiederkäuer sezerniert extrem große Mengen Phosphat in den Speichel, der so in den Pansen und den restlichen Gastrointestinaltrakt gelangt. Durch eine ebenfalls sehr hohe Resorptionskapazität des Dünndarms wird der größte Teil des Phosphats wieder aufgenommen und gelangt wieder in diesen Kreislauf. Aber warum eigentlich? Und wie? Vokabeln:
|
... Gliederung |
|
Phosphat (Pi) ist eines der lebenswichtigen Mineralstoffe, die jeder Organismus benötigt. Es ist als Bestandteil von Nucleinsäuren, Membranlipiden und Adenosintriphosphat für Wachstum und Stoffwechsel unentbehrlich. Wirbeltiere benötigen darüber hinaus Phosphor zum Aufbau von Apatiten, die als hartes Mineral in Knochen und Zahnschmelz eingelagert sind. Das monogastrische Tier benötigt eine Plasmakonzentration von etwa 1,1 mM Pi (Daten für den Mensch). Wenn dieser Schwellenwert unterschritten wird, ist kein normaler Stoffwechsel der Zellen mehr gewährleistet. Um die Pi-Versorgung der Zellen zu gewährleisten, werden durch Osteoklasten Knochen demineralisiert, um Pi freizusetzen. Im Knochen sind etwa 80% des Gesamt-Phosphors des Körpers gespeichert. Doch auch eine zu hohe Pi-Konzentration im Plasma ist schädlich. Es wird vermutet, dass eine zu hohe Pi-Konzentration zu Ablagerungen in Blutgefäßen und Weichgewebe führen kann. Wenn das Löslichkeitsprodukt von Ca++ und Pi überschritten ist, kristallisieren sie zusammen aus. Vermutlich aus diesem Grund ist bei hoher diätetischer Pi-Aufnahme zu beobachten, dass der Körper aktiv Pi ausscheidet. Beim Wiederkäuer hat Pi weitere wichtige Funktionen. Wiederkäuer ernähren sich von den Stoffwechselendprodukten der Mikroorganismen, die in ihrem Pansen die langkettigen Kohlenhydrate des Futters verwerten. Aus diesem Grund ist es für sie wichtig, die physikalischen Bedingungen im Pansen stark zu kontrollieren und für ein optimales Wachstum der Mikroorganismen zu sorgen. In den Pansen werden, hauptsächlich durch die Speichelproduktion, große Mengen an Pi sezerniert. Einerseits haben die Pansenmikroorganismen einen großen Pi-Bedarf, da sie eine hohe Wachstums- und Syntheseleistung erbringen. Andererseits dient Phosphat neben dem Bicarbonat-Puffer der Regulation des pH-Wertes. Die Mikroorganismen setzten große Mengen volatiler Fettsäuren frei, die ohne Puffer den pH-Wert stark absenken und zu einer Pansenacidose führen würden. Aus diesem Grund findet in den Speicheldrüsen des Wiederkäuers eine viel höhere Pi-Konzentrierung als beim monogastrischen Tier statt. Bei einer Plasmakonzentration von etwa 2 mM Pi wird in den Speicheldrüsen durch sekundär aktiven Transport eine Pi-Konzentration des isotonischen Speichels von etwa 25 mM erreicht. Im Vergleich dazu entspricht beim Monogastrier die Pi-Konzentration im Speichel der des Plasmas (beides ca. 2 mM). |
Beim monogastrischen Tier erfolgt die Pi -Aufnahme hauptsächlich im oberen Dünndarm durch den Transporter NaPi-IIb. Aus dem Plasma wird es vom Gewebe je nach Bedarf aufgenommen oder abgegeben. Überschüssiges Pi wird durch die Niere abgegeben, die Pi -Resorption wird dort hauptsächlich durch die Häufigkeit von NaPi-IIa und -c reguliert. NaPi-IIa ist für 70% der Resorptionskapazität verantwortlich, der Rest entfällt vermutlich auf NaPi-IIc. Bei Pi-Mangel wird Pi aus den Knochen mobilisiert, indem Knochengewebe abgebaut wird. Die Remineralisierung kann bei einem ausgeglichenen Pi -Haushalt erfolgen. Hier sind die Osteoklasten und Osteoblasten beteiligt, die –neben NaPi-III– den Transporter NaPi-IIa exprimieren. Die Kontrolle des Pi-Haushalts erfolgt über die Hormone Calcitriol (1,25(OH)2VitD3) und Parathormon (PTH). Die Regulation geschieht hauptsächlich durch die Niere, die Anpassung der intestinalen Pi-Resorption durch NaPi-IIb spielt eine untergeordnete Rolle. Für die Niere konnte nachgewiesen werden, dass die Häufigkeit des NaPi-IIa in der apikalen Membran reguliert wird, indem bei einer konstanten de-novo-Synthese die Transporter durch kontrollierte Endocytose aus der Zellmembran entfernt und lysosomal abgebaut werden. Beim Wiederkäuer wird Pi ebenfalls im Dünndarm resorbiert. Im Duodenum erfolgt die Aufnahme durch einen noch nicht bekannten H+/Pi-Cotransporter, der nicht durch Ca- oder Pi -Restriktion reguliert wird. Der größte Anteil an der Pi-Resorption aber erfolgt im Jejunum durch NaPi-IIb. Die Pi-Aufnahme durch diesen in der apikalen Membran lokalisierten Transporter stellt dabei den geschwindigkeitsbestimmenden Schritt dar. Der Mechanismus, durch den Pi aus den Enterocyten weiter ins Blut gelangt, konnte noch nicht aufgeklärt werden. Ein großer Anteil des resorbierten Phosphats wird in den Speicheldrüsen in den Primärspeichel transportiert und gelangt so wieder in den Gastrointestinaltrakt. Durch die im Vergleich zum Monogastrier sehr hohe Pi-Resorptionskapazität des Dünndarms und die fast vollständige Resorption in der Niere kann der Großteil des Pi resorbiert werden (endogener Pi-Kreislauf), sodass auch bei geringer diätetischer Pi-Versorgung eine hohe Pi-Konzentration im Pansen aufrecht erhalten werden kann. Auch bei Pi-Überversorgung wird kaum Pi über die Nieren ausgeschieden. Die Regulation der Homöostase erfolgt über die Expression des NaPi-IIb im Dünndarm, überschüssiges Pi wird also über den Kot abgegeben. Erst, wenn die Plasma-Pi-Konzentration einen bestimmten Schwellenwert überschreitet, wird auch die Transportkapazität der renalen proximalen Tubuli und somit die Rückresorption aus dem Primärharn verringert. Der Pi-Haushalt eines jungen Wiederkäuers vor dem Absetzen ähnelt dem der monogastrischen Tiere. Die Regulation erfolgt hauptsächlich über die Niere, die Pi-Ausscheidung über den Darm ist noch gering. Da das Vormagensystem noch nicht entwickelt ist, spricht man vom „funktionellen Monogastrier“. Die Konzentrierung von Pi im Speichel beginnt mit der dritten Lebenswoche. |
|
Huber, K. and Walter, C. and Schröder, B. and Breves, G.:Phosphate transport in the duodenum and jejunum of goats and its adaptation by di- etary phosphate and calcium. Am J Physiol Regul Integr Comp Physiol, 283(2): 296- 302, Aug 2002. Murer, H. and Forster I. and Biber, J.: The sodium phosphate cotransporter family SLC34. Pflügers Arch, 447(5):763-767, Feb 2004. Schröder, B., H. Käppner, K. Failing, E. Pfeffer G. Breves: Mechanisms of intestinal phosphate transport in small ruminants. Br J Nutr, 74(5):635-648, Nov 1995. Shirazi-Beechey, S. P., R. B. Beechey, J. Penny, S. Vayro, W. Buchan D. Scott: Mechanisms of phosphate transport in sheep intestine and parotid gland: response to variation in dietary phosphate supply. Exp Physiol, 76(2):231-241, Mar 1991. Virkki, Leila V, Jürg Biber, Heini Murer Ian C Forster: Phosphate transporters: a tale of two solute carrier families. Am J Physiol Renal Physiol, 293(3):643-654, Sep 2007. |
|
S. von den Berg |