Es gibt wenige Lebensräume auf der Erde, in denen sich nicht irgendwo Nematoden nachweisen lassen würden. Sie leben im freien Wasser der Meere und Süßgewässer sowie im Boden derselben in allen Tiefenbereichen, sie leben im Boden der Strände, in feuchter Erde, in Moospolstern, hinter Baumrinde, im Fallaub und in Ansammlungen faulender Substanzen. Ein großer Teil lebt als Endoparasiten in Tieren, so auch in Fischen, und sogar als Ekto- und Endoparasiten in Pflanzen. Besonders die terrestrischen Formen vermögen lange Trockenperioden zu überdauern.
Nematoden sind eine der artenreichsten, auf jeden Fall jedoch die individuenreichste Metazoengruppe überhaupt. So wird in der Literatur geschrieben, es sei „kaum möglich, Proben aus den genannten Lebensräumen zu entnehmen, die wohl Metazoen, aber keine Nematoden enthalten“. So sollen die Böden fruchtbarer Wiesen bis zu 20 Millionen Nematoden pro Quadratmeter beherbergen, also in etwa 500000 pro Fußtritt.
Freilebende Nematoden sind meist zwischen 1 und 3 mm lang, so auch die meisten parasitischen Arten, von denen einige jedoch erheblich größer werden können (z.B. Schweinespulwurm Ascaris suum bis 30 cm, weibliche Placentonema gigantissima in der Plazenta des Pottwals bis 8,4 Meter). Ihr Körper ist typischerweise drehrund, langgestreckt fadenförmig (Name!) und hinten oft in einen Schwanz ausgezogen. Das äußere Abschlußgewebe bildet eine biochemisch hochaktive, also keineswegs tote, Kutikula.
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Fadenwurm 3Nematoden sind getrenntgeschlechtlich und häuten sich im Laufe ihres Lebens exakt vier mal, wobei die Gründe hierfür nicht vollständig bekannt sind. Auch bei den Nematoden kommt Zellkonstanz vor, kleine Formen bestehen wie die Rädertiere ebenfalls aus etwa 1000 Zellen, bei größeren Formen beschränkt sich die Zellkonstanz allerdings nur noch auf bestimmte Organe.
Freilebende Nematoden fallen durch ihre rasch schlängelnde Bewegungsweise auf. Diese verläuft ausschließlich in dorsoventraler Richtung (also von oben nach unten und zurück). was auf eine Baueigentümlichkeit dieser Tiergruppe zurückzuführen ist: Nematoden besitzen ausschließlich Längsmuskulatur (zwei dorsale und zwei ventrale Pakete über die gesamte Körperlänge), welche sich ihre Erregung zudem ausschließlich von einem dorsalen und einem ventralen Nerv abholt. Die Muskulatur kann also gar nicht anders, als bei der Kontraktion den Körper entweder nach oben oder nach unten zu biegen. Wenn man Nematoden unter dem Mikroskop beobachtet, so scheint es als schlängelten sie seitlich – eine irrige Annahme, denn die Nematoden liegen hier auf der Seite und schlängeln weiterhin dorsoventral.
Bei vielen Fischhaltern haben Fadenwürmer einen schlechten Ruf, was auf die fischpathogenen, gefährlichen endoparasitischen Formen zurückzuführen ist, allen voran solche der Gattung Camallanus (Fräskopfwürmer). Auch sind viele Importtiere, vor allem solche Arten, die hauptsächlich Bodennahrung aufnehmen, mit darmparasitisch lebenden Nematoden förmlich durchseucht, wenn sie beim Händler eintreffen. Des weiteren kann Lebendfutter als Vektor zur Übertragung von Fadenwürmern dienen. So benötigen und nutzen einige Nematoden Kleinkrebse als Zwischenwirt in ihrem Lebenszyklus. Ein berühmtes Beispiel einer mittlerweile äußerst kritisch gewordenen Situation ist Anguillicola crassus, der Schwimmblasennematode des Aales.
Diese Zusammenhänge sind bekannt, doch wesentlich größer als der Schaden einiger parasitischer Formen ist der Nutzen, den die im verborgenen arbeitenden Formen in ihre jeweiligen Biozönosen – und so auch im Aquarium - einbringen. Sie sind in direkter Linie an der Zersetzung toten organischen Materials beteiligt, leben allerdings auch von anderen Klein(st)organismen. So fressen sie nicht nur Futterreste und Detritus, abgestorbenes Pflanzenmaterial und Aas, sondern auch Kiesel- und Fadenalgen, Bakterien, Rädertierchen und kleinere Nematoden. Daneben gibt es auch Formen, die lebende Pflanzenzellen anstechen und aussaugen. Somit sind Nematoden in der Lage, theoretisch so gut wie jede Nahrungsquelle zu nutzen, die sich ihnen im Mulm, im Boden, im Filter und im Freiwasser eines Aquariums anbietet. Es nimmt wenig Wunder, daß sie dann auch zuverlässig dort nachzuweisen sind.