Teil 1/2
Serpentes - Schlangen
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Teil 1: Vorkommen, Systematik, Knochenbau, Zähne & Gift, Häutung
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Teil 2: Sinnesorgane, Lebensweise, Fortpflanzung, Jagdverhalten & Nahrung
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Reich Animalia
Stamm Chordata
Klasse Reptilia
Ordnung Squamata (Schuppenkriechtiere)
Unterordnung Serpentes (Schlangen)
Vorkommen ubiquitär
Schutzstatus in Deutschland sind alle Schlangen besonders geschützt
Bild rechts: Natrix natrix helvetica (Quelle: Uwe Schiewe)

 

Vorkommen


Schwarz: Land mit Schlangen - Blau: See mit Schlangen - Grau: Land ohne Schlangen - Weiß: See ohne Schlangen
Quelle: Wikipedia.de
Schlangen kommen auf allen Kontinenten der Erde vor. Am zahlreichsten sind sie jedoch in den Tropen der alten Welt vertreten. Die Schlangen der Tropen sind meist größer, als in kälteren Gebieten. Wie alle Reptilien sind Schlangen wechselwarm (poikilotherm) und damit von der Umgebungstemperatur abhängig.
Ist die Körpertemperatur niedrig, sind diese Tiere recht träge, was auf einen verlangsamten Stoffwechsel zurückzuführen ist (dieses Phänomen wird durch die sogenannte RGT-Regel, auch Van ’t Hoffsche Regel genannt, erklärt). Um eine ausreichende Geschwindigkeit zu erreichen müssen sich wechselwarme Tiere demnach aufwärmen, was beispielsweise durch Sonnenexposition erreicht werden kann.
In diesem Zusammenhang lässt sich auch die Größenzunahme der Tiere mit zunehmender Äquatornähe erklären: Das Aufheizen der Tiere zum Erreichen der "Betriebstemperatur" würde bei großen und Riesenschlangen in unseren Breiten viel zu lange dauern. Ein weiterer Vorteil aus Sicht der Schlangen ist der Wegfall von Jahreszeiten in den Tropen: Mit zunehmender Größe würde bei uns es den Tieren immer schwerer fallen, jeden Winter frostsichere und winterfeste Verstecke zu finden, in denen sie in Winterstarre überdauern könnten.
Die BERGMANN'sche Regel (Zusammenhang von Körpergröße, Körpervolumen und Breitengrad) hat mit diesem Phänomen jedoch nichts zu tun, da diese sich nur auf gleichwarme (homiotherme) Tiere bezieht, welche eine Körperwärmedifferenz zur Umgebung auf Grund des Stoffwechsels aufbauen.


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Systematik der Schlangen


In der Systematik werden die Schlangen in 3 Familiengruppen, 10 Familien, 455 Gattungen und ca. 2700 Arten aufgeteilt. Da die Auflistung zu weit gehen würde, werden hier nur die 3 Familiengruppen, sowie die in Deutschland heimischen Schlagen aufgeführt:

Familiengruppen (nach Storch/Welsch „Systematische Zoologie“)

  1. Henophidia: Enthält eine Reihe konservativer Formen und abgeleitete meist unterirdische Formen. Sehr oft sind noch Reste des Beckengürtels und der Hinterextremität erhalten
  2. Scolecophidia: Kleine, meist unterirdisch wühlende Schlangen. Meist noch Reste des Beckengürtels erhalten, Leber meist viellappig. Nur ein Paar Thymusorgane (sonst 2 Paare).
  3. Caenophidia: Hierher gehört die große Mehrzahl der rezenten Schlangen. Diese Familiengruppe ist vielgestaltig und in zahlreichen Lebensräumen (terrestrisch, baumlebend, unterirdisch, in Süß- und Salzwasser) vertreten. Beweglicher Schädel, keine Becken- und Extremitätenreste.

In Deutschland beheimatete Schlangen (nach Brohmer „Fauna von Deutschland“)

Gattung: Colubridae (Nattern)  
    Arten: 1. Natrix natrix (Ringelnatter)
      2. Natrix tessellata (Würfelnatter)
      3. Hierophis viridiflavus (Gelbgrüne Zornnatter)
      4. Coronella austriaca (Glatt-, Schlingnatter)
      5. Elaphe longissima (Äskulapnatter)
Gattung: Viperidae (Ottern)  
    Arten: 1. Vipera ammodytes (Horn-, Sandotter)
      2. Vipera aspis (Juraviper)
      3. Vipera berus (Kreuzotter)
      4. Vipera ursinii (Spitzkopf-, Wiesenotter)

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Knochenbau

In Anpassung an große Beutetiere wird der Kieferapparat in bewegliche Spangen aufgelöst. Kiefer- & Gaumenknochen sind nicht miteinander verwachsen, sondern nur über Bänder miteinander verbunden. Dies bewirkt, dass die Knochen stark verschiebbar sind und das Maul sehr weit geöffnet werden kann.

Quelle: Wikipedia.de
Der Unterkiefer besitzt einen Zahnbogen, der Oberkiefer zwei - einen äußeren und einen inneren. Analog zu den Kiefer- & Gaumenknochen sind auch die Zahnbögen nicht miteinander verwachsen, so kann durch abwechselndes Vorschieben des rechten und linken Zahnbogens über die Beute selbige in die Speiseröhre befördert werden. Zudem ist diese Anpassung für das Richtungshören von Interesse, dazu mehr im nächsten OTW.

Der Körper der Schlangen besitzt meist keine Extremitäten und Extremitätengürtel, nur primitive Schlangen (Boa, Python) haben noch Stummel der Hinterbeine neben der Kloake und Reste des Beckengürtels. Die Anzahl der Wirbel ist auf rund 200 bis maximal 400 erhöht. Aufgrund der hohen Wirbelzahl sind die Tiere sehr beweglich (mit etwa 40 Wirbeln kann eine Biegung von ca. 60° erreicht werden).

Im Inneren der Wirbelkörper führt ein Kanal das Rückenmark und die Blutgefäße.
Jeder Wirbel, mit Ausnahme der Hals und Schwanzwirbel trägt ein Rippenpaar, welches über ein Gelenk mit den Wirbeln verbunden ist und frei endet. Das Gelenk erlaubt eine aus der Normalposition heraus rückwärts gerichtete Bewegung und ein daraus resultierende Verbreiterung des Körpers, was – neben den beweglichen Schädelknochen – extrem wichtig für die Beuteaufnahme ist.


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Zähne und Gifte

Die Zähne von Schlangen dienen ausschließlich dem Festhalten der Beute und dem Befördern in die Speiseröhre, im Falle von Giftzähnen auch der
Quelle: BioDidac
Injektion von Toxinen. Schlangen nutzen ihre Zähne nicht zum Zerkleinern der Beute, sondern schlingen diese "am Stück" herunter, was die Wichtigkeit der physiologischen Anpassungen des Skeletts noch einmal unterstreicht (s.o.).
Alle Zähne sind nach hinten gerichtet, eine Fluchtbewegung des Beutetiers bewirkt, dass die Zähne sich weiter in den Körper einbohren. Der Verlust eines Zahnes ist für eine Schlange nicht weiter von Bedeutung, da Reservezähne meist schon hinter dem aktuellen angelegt sind und bei Bedarf schnell nachwachsen.

Im Wesentlichen werden vier verschiedene Bezahnungstypen unterschieden, welche auch von besonderer Bedeutung für die Systematik sind:

  1. aglyph (z.B. Boidae): Besitzen keine Giftzähne, alle Zähne sind +/- gleich groß, haben die gleiche Form und sitzen gleichmäßig im Kiefer verteilt (isodont).
  2. solenoglyph (z.B. Viperiden): Die hochentwickelten, äußerlich glatten von einen inneren Kanal durchzogenen Zähne haben an ihrer Basis eine Öffnung, durch die das Gift in den Kanal eintreten, und nahe ihrer Spitze eine Öffnung, durch die es wieder austreten kann.
  3. proteroglyph: Die Giftzähne sind größer und dicker und sitzen im vorderen Kieferbereich, während die hinteren Zähne rückgebildet sind.
  4. opistoglyph: Analog zu proteropglyph, nur das die Giftzähne im hinteren Kieferbereich sitzen.

Bei hochentwickelten Arten (z.B. Viperiden, Crotaliden, manche Elapiden) gibt es meist nur 1 oder 2 solcher Giftzähne pro Maxillare, andere Zähne fehlen an diesen Knochen.

Das Gift der Schlangen wird in der Parotisdrüse nahe dem Mundwinkel gebildet. Alle Schlangen besitzen diese Drüse, aber nicht bei allen bildet sie ein giftiges Sekret. Nach der Wirkung werden folgende Gifte unterschieden:

  1. Gifte, die Gewebe einschließlich Blutkörpern und Blutgefäße zerstören (Cystolysine, Haemorrhagine, Haemolysine)
  2. Anticoagulatien, die die Blutgerinnung aufheben und heftige Blutungen auslösen können.
  3. Coagulantien, die Verklumpung des Blutes auslösen.
  4. Gifte, die auf das Nervensystem einwirken (Neurotoxine), besonders auf das Atmungs- und Herzzentrum.

Meist enthält das Gift auch Hyaluronidase, die seine Ausbreitung beschleunigt.


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Häutung

Schlangen wachsen ihr ganzes Leben lang. Ihre Haut wird jedoch nicht, wie bei Säugetieren beispielsweise kontinuierlich abgeschuppt, sondern es muss regelmäßig eine komplette Häutung stattfinden.

Durch das Eindringen von Luft löst sich die absterbende Hornschicht von den restlichen Schichten. In diesem Stadium weisen die Tiere eine milchige Färbung auf. Die darunterliegenden Hautzellen wachsen und verhornen kurze Zeit später. Ist die Verhornung abgeschlossen, beginnt die Schlange sich an Gegenständen zu reiben, damit die Haut aufplatzt. Indem sich die Tiere durch enge Spalten schlängeln streifen sie ihre Haut ab.

Bild rechts: Python während der Häutung - Quelle: koenigspython-odenwald.de


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Quellen und Abbildungen

Brohmer: „Fauna von Deutschland“
Storch/Welsch: „Systematische Zoologie“
Uwe Schiewe
www.Wikipedia.de
www.biodidac.bio.uottawa.ca
www.koenigspython-odenwald.de

 

Amelie Stallforth, September 2008


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