Lynx Lynx oder der Eurasische Luchs (Nordluchs)

 

Stamm Chordata
Klasse Mamalia
Ordnung Carnivora
Familie Felidae
Gattung Felis
Größe

Gewicht: 16 - 26 kg
Körperlänge: 80 - 120 cm
Schulterhöhe: 50 - 60 cm
Schwanzlänge: 20 - 25 cm
Höchstgeschwindigkeit: 70 km/h
(Männchen größer als Weibchen)

Zahnformel 3121/3121 = 28
Vorkommen

Eurasien

Besonderheiten Zeitweise nahezu komplett in Deutschland ausgerottet.
Schutzstatus ganzjährige Schonzeit unter dem Schutz des Bundesjagdgesetzes

 

Der männliche Luchs heißt "Kuder", das Weibchen einfach "Luchsin". Die Geschlechter lassen sich am Abstand der Afteröffnung vom Schwanzansatz unterscheiden, dies gestaltet sich jedoch so schwer, dass selbst erfahrene Kenner der Tiere sich nur auf wenige Meter Entfernung dies zutrauen. Der Schwanz selbst ist (einzigartig bei den Katzen) nur ca. 20 cm lang. Ein weiteres Typisches Merkmal sind die Pinsel an den Ohren, die das ohnehin schon sehr gute Hörvermögen des Luches weiter verbessern. Das Gesicht ist von einem im Winter mähnenartigen Backenbart eingerahmt. Auch der optische Sinn ist sehr gut, das Tier kann "sehen wie ein Luchs".


Vorkommen

Die Gattung der Luchse kann in vier Arten unterteilt werden. Rotluchs (Lynx rufus) und Kanandaluchs (Lynx canadensis) kommen in Nordamerika vor. Der Pardelluchs (Lynx pardinus), der noch nie besonders verbreitet war, ist einer der am stärksten gefährdeten Säuger und lebt in Spanien und Portugal. Die größte Art, der Eurasische Luchs hat seine ursprüngliche Verbreitung in ganz Euroasien. Vor allem im zentral-europäischen Raum wurde er in den vergangenen Jahrhunderten bis auf kleine Restbestände zurückgedrängt, da er als Nahrungskonkurent für den Menschen gesehen wurde. Seit einigen Jahre laufen verschiedene Programme zur Wiederansiedelung des Luchses, z.B. in Süddeutschland (Bayrischer Wald, Pfälzer Wald), im Harz (seit '99), in der Schweiz (seit ca. 30 Jahren), Polen (seit '93), Tschechien, und Frankreich. (s.u.)

Verbreitungkarten:


Europa


Welt


Beutespektrum

Die Hauptbeute des Eurasischen Luchses ist in Mitteleuropa das Reh und dort, wo es vorkommt das Gamswild. Sein Beutespektrum reicht aber von der Maus bis zum Rotwild, auf Dauer reichen Nager jedoch nicht aus. Er benötigt im Durchschnitt täglich 1-3 kg Fleisch. Dies entspricht einer rechnerischen Größe von durchschnittlich 50-70 Paarhufern im Jahr.
Wo der Luchs die Gelegenheit hat, verschmäht er auch als Nutztier gehaltene Tiere nicht. Unbehütete Schafe sind eine leichte Beute. Dieser Umstand war der Grund dafür, dass der Luchs lange Zeit (und zu großen Teilen noch immer) ausgerottet war. Im Zuge der Auswilderungsprogramme kommt es wieder vereinzelt zu Berichten von gerissenen Schafen. Um dem dadurch entstehenden Unmut bei den Schäfern entgegenzuwirken, wird für nachweislich von einem Luchs gerissene Tiere eine vollständige Entschädiung gezahlt.
Die Möglichkeiten, den Räuber anhand der hinterlassenen Spuren zu indentifizieren sind vielfältig. Im Gegensatz zum Fuchs, der den Magen der Beute häufig sogar als erstes frißt und sich danach erst den muskulösen Bereichen zuwendet, verschmäht der Luchs diese gänzlich. Abgebissene Extremitäten sind ebenfalls eher ein Zeichen für den Fuchs.


Verhalten & Fortpflanzung

Der Luchs ist ein typischer Bewohner großer Waldgebiete. Tagsüber ruht der Luchs in der Regel in seinem Tageslager. Am Abend begibt er sich zu seinem Riss, um zu fressen. Ist dieser vollständig genutzt oder wurde er dort gestört, so muss der Luchs neue Beute jagen. Da seine Beutetiere meist dämmerungsaktiv sind, ist auch er zu dieser Tageszeit unterwegs. In der Nacht streift er durch sein Gebiet. Wanderungen von über 40 km in einer Nacht sind möglich. Als Anschleich- und Überraschungsjäger benötigt er einen deckungsreichen Lebensraum. Nachdem sich das Tier an seiner Beute satt gefressene hat, läßt er diese zurück, häufig sehr gut und Spreu und Blättern versteckt. Der Luchs ist ein ausgesprochener Einzelgänger, der sein 5-150 km² großes Revier nur zur Paarungszeit mit seinen Artgenossen teilt.
Während der Ranzzeit sind Luchse öfter auch am Tage auf den Beinen. Die Ranz (Paarungszeit) findet zwischen Februar und April statt. Nach 67-74 Tagen kommen im Mai bis Juni durchschnittlich 2-3 Junge zur Welt. Diese bleiben bis zur nächsten Ranz bei der Mutter und werden mit 2 (Luchsin) bzw. 3 (Kuder) Jahren geschlechtsreif. Es wurden Luchse in freier Wildbahn beobachtet, die 17 Jahre alt geworden sind. In Gefangenschaft können Tiere ein Alter von über 20 Jahren erreichen.


Probleme bei der Wiedereingliederung

Nicht die Nahrung ist das primäre Problem, die ist in den deutschen Landen in Form von Rehwild zu genüge vorhanden. Vielmehr spielt die Akzeptanz durch den Menschen die größte Rolle. Ein großer Beutegreifer darf die Bevölkerung nicht verängstigen oder sich in ihrem Erwerb (Nutztierzucht) nicht bedroht fühlen. In der Tat ist der Luchs ein derart scheues Tier, dass selbst in durch Tourismus stark erschlossenen Gebieten die Luchs-Sichtungen sehr spärlich sind.


Luchse im Auswilderungsgehege
Auch gibt es Jäger, die den Luchs als Konkurenten für ihre "Pflicht" sehen. So kam es, v.a. in der Schweiz, zur Bewilderung des Bestandes. Ein weiteres Problem bildet die starke Zerschneidung zusammenhängender und deckungsreicher Habitate durch Autobahnen o.ä. oder deren Zerstörung. Die große Befürchtung, viele Luchse würden dem Auto zum Opfer fallen hat sich zumindest im Harz bisher nicht bestätigt. Das dortige Programm läuft nunmehr seit dem Jahre 1999. Mittlerweile gab es drei (soweit ich weiß) Wildgeburten. Von den insgesamt 20 (bin mir nicht 100% sicher) aus Wildparken ausgewilderten Tiere sind bisher drei Abgänge zu verzeichnen, der letzte im August 2003 (das Tier hatte Krebs und mußte eingeschläfert werden).

 

 

Quellen:

Ole Anders (Betreuer des Luchsauswilderungsprogrames des Nationalpark Harz)

http://www.nationalpark-harz.de/leben/luchs.htm

http://www.pfaelzerwald-luchs.de/

http://www.tierenzyklopaedie.de/tiere/luchs.html

http://www.kora.unibe.ch

http://www.naturfoto-online.de/galerie_ausgabe/luchs/tiere/seite1

Sönke von den Berg, August/September '03