Teil 1/2
Dictyostelium discoideum RAPER
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Teil 1: Dictyostelium discoideum RAPER - Teil 2: Plasmodiophora brassicae oder Kohlhernie
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Reich Protista (einzellige Organismen mit Zellkern)
Abteilung Myxomycota (Schleimpilze)
Unterabteilung Acrasio-/Dictyosteliomycota (zelluläre Schleimpilze)
Klasse Acrasiomycota
Ordnung Dictyosteliales
Maße bis 1 mm
Vorkommen in Laubstreu, Moospolstern, moderndem Holz, Humus, Dung
Besonderheiten
Der Lebenszyklus: Bei ungünstigen Umweltbedingungen aggregieren tausende einzelner amöbenartiger Lebenwesen (Myxamöben) ohne miteinander zu verschmelzen, um ein schneckenartiges Gebilde zu formen. Und bewegen sich dann wie ein einziges Lebenwesen nacktschneckenartig um einen besseren Standort zu erreichen. Dort findet erneut eine Transformation statt: es wird ein Stiel mit einem Fruchtkörper gebildet, der Sporen enthält und vom Wind davongetragen werden kann.
Schutzstatus nicht geschützt

 

Systematik

Die Schleimpilze sind nach ihrer Organisationshöhe ein Organismus, wie er vor der Trennung von Tieren, Pflanzen und Pilzen vorgekommen sein muss. So zeigen die Schleimpilze Übereinstimmungen mit allen drei anderen Gruppen.

  • Zellwände: Plasmodien zellwandlos (wie Tiere)
  • Fruchtkörper aus Cellulosewänden (Dictiosteliomycota / Myxomycota) (wie Pflanzen)
  • Fruchtkörper aus Chitinzellwänden (Plasmodiophoromycota) (wie Pilze)
  • Fortbewegung: amöboid oder mit Flagellen (wie Tiere)
  • Ernährung: phagotroph (wie Tiere)
  • Photosynthese: nicht möglich (wie Tier / Pilze)

Die Schleimpilze stellen aber keine monophyletische Gruppe dar, sondern sind eher eine Organisationsform.
Die Gruppe der Schleimpilze besteht aus drei Abteilungen:

  1. Abt. Dictyosteliomycota (Zelluläre Schleimpilze) (3 Gattungen / ca. 50 Arten)
  2. Abt. Mycomycota (Echte Schleimpilze) (~54 / 500)
  3. Abt. Plasmodiophoromycota (Endoparasitische Schleimpilze) (10 / 29)

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Typisches Merkmal
Einzellige amöbenartige Lebewesen (Myxamöben) kriechen zu einem Aggregationsplasmodium/Pseudopasmodium zusammen, ohne miteinander zu verschmelzen.

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Lebenszyklus

Normalerweise kriechen die Myxamöben für sich alleine herum, fressen Bakterien und vermehren sich fleißig durch Teilung. Sobald aber die Nahrung knapp wird und eine Amöbe zu hungern beginnt, sendet sie einen chemischen Botenstoff aus. Andere (Myx-)Amöben, die das Signal auffangen, geben es weiter, indem sie ebenfalls diesen Botenstoff produzieren. Wenn er eine bestimmte Konzentration erreicht hat, strömen alle Amöben im Umkreis zusammen - manchmal bis zu 100000 Stück - und formen ein schneckenartiges Gebilde. In diesem Aggregat aus unsprünglich völlig gleich gearteten Zellen beginnt nun ein Umwandlungsprozess: Es kommt zu differentieller Genexpression, zu einer Zelldifferenzierung und zu vielen anderen Charakteristika, die in vielzelligen Organismen stattfinden.
Indem sie jetzt alle koordiniert und synchron handeln, bewegen sie sich wie eine winzige Nacktschnecke, von ihren Wärme- und Lichtsensoren geleitet, in Richtung eines warmen, sonnigen Platzes.

Im Laufe von 24 Stunden differenziert das Aggregat über eine Reihe morphologisch gut definierter Zwischenstadien zu einem Fruchtkörper, der im wesentlichen aus zwei Zelltypen besteht: den absterbenden, vakuolisierten Stielzellen und den Sporen, die Dauerformen (keine meiotischen Produkte!) darstellen. Am Zielort angekommen, formt sich eine Halbkugel, aus der ein Stil emporwächst, der dadurch entsteht, daß einige der Amöben sich aufrichten, verhärten und absterben, andere an ihnen emporklettern, sich ebenfalls verhärten und absterben und so weiter.
Nachdem etwa 20 Prozent der Amöben sich so für die Allgemeinheit geopfert haben, klettert der Rest den Stiel empor, bildet einen Fruchtkörper und verwandelt sich in Sporen. Bei Gelegenheit platzt der Fruchtkörper auf, Wind oder Regen tragen die Sporen davon, in nahrungsreichere Gefilde, aus jeder Spore wird ein Myxamöbe - und das Spiel beginnt von Neuem.


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Zum Weiterlesen
  • Versuch macht kluch: Schleimpilze sind schlauer als man denkt
  • Sehr interessanter Artikel zu diesem Organismus
  • Gute Bilder und Bestimmungshilfen
  • Systematik und Sporulationszyklen der Schleimpilze gut erklärt

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Christiane von den Berg (geb. Pech), September 2003


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