Geochelone gigantea oder die Seychellen-Riesenschildkröte

 

Stamm Chordata


Geochelone gigantea

Klasse Reptilia
Ordnung Chelonia
Familie Testudinidae
Größe

♀ 100 - 122 cm Panzerlänge (bis 153 cm)
♂ bis 87 cm

Gewicht

♀: 250 kg
♂: 167 kg

Vorkommen
  • Korallenatoll Aldabra im Indischen Ozean
  • 5000 Tiere außerhalb von Aldabra auf verschiedenen Seychellen Inseln
    insgesamt ca. 100.000 Exemplare
Besonderheiten

Vorkommen nur noch auf kleine Region beschränkt, dadurch starke Gefährdung.

Schutzstatus Wird im Anhang B des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (WA) geführt. Bestand 1999: 100000 Tiere.

 

    Anatomische Besonderheiten

  • Kopf wenig größer als Halsdurchmesser, Nase pointiert. Diente als Vorbild für den Kopf von ET, dem Außerirdischen.
  • Nasenlöcher mit vertikalem Schlitz, Nasenrücken konvex, kann durch die Nase trinken. Dies ist eine Angepasstheit an besonders aride Lebensräume, in denen auch der letzte Wassertropfen aus einer Pfütze nutzbar gemacht wird.
  • Am Ende der Trockenzeit sind die Tiere sehr mager.
  • Nackenschild ist sichtbar (oft nur von unten).
  • Panzer nicht hart. Der knöcherne Anteil ist reduziert. Die Tiere sind besonders bei Transporten verletzungsgefährdet.
  • Hochgewölbter Carapax, grau-/ braun bis fast schwarz
  • Hinterbeine ähneln Elefantenbeinen, Vorderbeine mit dicken, runden (nicht überlappenden) Schuppen, die bei der Abwehr zum Schutz dienen.
  • Keine einzelnen Zehen, vorne und hinten je fünf Krallen
  • Kreuzgang (es wird nur ein Bein vom Boden abgehoben

1. Nackenschild (1)
2. Rückenschilder (5)
3. Rippenschilder (2x4)
4. Randschilder (2x11, kann variieren)
5. Schwanzschild (1)

    Lebensraum

    Freiland

  • Savannen (Grasland), Buschland, Mangrove, Dünenlandschaft, min.20°C -max. 37°C

    Zoo

  • Außengehege im Sommer: Graswiese wird abgeweidet, Nutzung der Bäume als Schattenspender. Aufgrund der niedrigen Temperaturen nur kurze Zeit, event. Gewächshaus.
  • Innengehege im ganzen Jahr. Temperatur über 27oC. Großes Thermometer liegt einsehbar vor. Bademöglichkeit, Sandbereich zur Ablage der Eier. Hartboden zur Abnutzung der Krallen.
  • Gemeinschaftshaltung mit Flughunden, die jedoch nachtaktiv sind, und Geckos.
  • Pro Tier min. 10 -20qm
  • Da extrem empfindlich gegenüber Atemwegserkrankungen, Heizmatte mit min. 20°C, jedoch nicht als einzige Heizung, anbringen.
  • Luftfeuchte niedrig bei ca. 50% halten, ggf. Regenzeit simulieren, Erhöhung auf 70%.


Aldabra Island, Seychelles Photograph by WWF - Jeanne Mortimer


    Nahrung

    Freiland

  • Kräuter, Gräser, Seggen (Tortoise turf/ Schildkröten Rasen), Blüten, Früchte, Sukkulenten, selten Ziegenkot und Aas.
  • Zoo

  • Außengehege: Gras
  • Innengehege: Salat, Möhren, Paprika und Bananen

 


    Jungtierentwicklung

  • Paarung im November - April (Regenzeit). Dabei ist das ♂ sehr erregt und gibt laute heiser klingende Geräusche von sich, die man noch in einem Kilometer Entfernung hören kann.
  • Eiablage Mai - August, in der ersten Hälfte der Trockenzeit
  • Eiablage dauert 6 Stunden , sie erfolgt nachts, 5 - 20 tennisballgroße Eier werden abgelegt in ein 30cm tiefes Loch. Während der Eiablage gibt das ♀ etwa 6 Liter Urin ab. Das dient der Stabilisierung der Wände. Durchfeuchtete Erde wird nach dem Trocknen hart wie Zement und schützt das Gelege als Pfropfen vor Eierdieben. Bevorzugt werden hierfür sandige Böden.
  • Die Temperatur des Geleges bestimmt das Geschlechterverhältnis. Ist es warm, schlüpfen viele ♂♂, wenn es kühl ist, ♀♀.
  • Tiere schlüpfen von Oktober - Dezember (Beginn der Regenzeit). Jungtiere bleiben solange im Erdnest, bis der Dottersack-Nabel am Bauchpanzer vollständig verwachsen ist. Dann graben sich seitlich am Pfropfen an die Oberfläche.
  • Frisch geschlüpft: 60 - 70mm, ca. 60g, relativ flacher Panzer
  • Mit vier Jahren ca. 46 -56cm. Geschlechtsreif werden sie mit 18 - 24 Jahren.

Verhaltensweisen

Futter wird abgegrast (grasing), manchmal werden Blätter von höheren Sträuchern abgefressen (browsing).
Als Herdentiere dürfen sie nicht alleine gehalten werden, obwohl sie lediglich in anonymen Verbänden zusammen leben und weder lautlich noch optisch kommunizieren, sie sind nicht territorial.
Bimodaler Aktivitätsrhythmus, das heißt morgendliche und abendliche Fressphasen werden durch eine lange Ruhephase im Schatten unterbrochen.
Keine besonderen Ruheplätze zum Schlafen, Kopf wird zum Schlafen nicht eingezogen. Schlaf erfolgt mit auf dem Boden ausgestreckten Hals, da Atmung bei eingezogenem Kopf schwer fällt. Hier dürfte auch ein Grund für das rasche Verschwinden der Tiere bei Raubtiervorkommen sein.
Passive Abwehr durch Einziehen des Kopfes unter lautem Zischen (Entleeren der Lungen), und schützen desselben durch die Vorderbeine.
Kurze Sonnenbäder, überhitzen leicht, da keine Schweißdrüsen vorhanden sind.
Landschildkröten können nicht schwimmen, nehmen trotzdem gerne Bäder in flachen Gewässern.
Während der Paarungszeit aggressives Verhalten beider Geschlechter, wobei Männchen ein besonderes Balzverhalten zeigen in dem sie andere Schildkröten rammen.



Besondere Hinweise

Gehört mit der Galapagos-Riesenschildkröte zu den letzten Überlebenden einer schon vor 100 Millionen Jahren weltweit verbreiteten Tiergruppe. Konnte sich nur in abgelegenen Gebiete ohne Raubtiere erhalten (unter optimalen Milieuverhältnissen). Die Schildkröten leben bis auf wenige Exemplare in einem relativ kleinen Gebiet, unvorhersehbare Unwetter oder Krankheiten könnten somit die Vernichtung der gesamten Population herbeiführen.
Realisierte Entwicklungstendenz zum Riesenwuchs, da sonst nicht konkurrenzfähige Lebensform.

Aldabra wurde von der UNESCO 1982 zum Teil der geschützten Weltnaturgüter (World heritage sites) erklärt.
Neben Galapagos-Riesenschildkröten die letzte Art einer ehemals weitverbreiteten Tiergruppe. Sie kommen nur vor, wo bisher keine Raubtiere verbreitet sind.
Die erste Nachzucht außerhalb der Seychellen gelang David E. Collins im Zoo von Jacksonville, er separierte Männchen und Weibchen für zwei Monate; die Paarung erfolgte sofort nach Wiederzusammenführung.
Trotz dieses Erfolges ist es bisher selten gelungen Tiere außerhalb der Seychellen zu züchten.

 

 

Maren Ziegler