Culicidae ssp. oder die Stechmücken - Malaria

 

Stamm Insecta


Anopheles-Stechmücken

Klasse Diptera
Ordnung Culicidae
Familie

Anopheles-Stechmücken (Fieberstechmücken)
Culex-Stechmücken (Hausstechmücken)
Aedes-Stechmücken (Gelbfiebermücken)

Vorkommen weltweite Verbreitung
Besonderheiten Stechmücken werden manchmal auch Schnaken (heute Bezeichnung für sehr langbeinige, meist große Zweiflügler) oder Gelsen bezeichnet. Es gibt etwa 2500 verschiedene Arten, 40 leben davon in Mitteleuropa. Von den Fieberstechmücken (Malariaüberträger) gibt es etwa 300 Arten, davon 60 gute Überträger und dem Menschen besonders gefährlich.
Schutzstatus nicht geschützt



Fortuna lächelt, doch sie mag
nur ungern voll beglücken:
Schenkt sie uns einen Sommertag,
so schenkt sie uns auch Mücken.

Wilhelm Busch



Anatomische und morphologische Besonderheiten

Die Anopheles-Stechmücken (Fieberstechmücken) sind an ihrer gestreckten Körperform und an ihrer charakteristischen Körperhaltung während der Blutmahlzeit (Kopf tief) gut zu erkennen. Anopheles gambiae ist der wichtigste Überträger der Malaria in Afrika.
Die Culex-Stechmücken (Hausstechmücken) haben eine gebeugte Körperform und halten das Abdomen (Bauch) während der Blutmahlzeit parallel zur Hautoberfläche. Culex ssp. können u.a. Wurmerkrankungen ("Filariosen") übertragen.
Die Aedes-Stechmücken (Gelbfiebermücken) sind an ihrer schwarzen Farbe und den auffälligen weißen Sprenkeln an den Beinen gut zu erkennen. Aedes gewinnen zur Zeit stark an Bedeutung, da sie neben dem Gelbfieber das sich zur Zeit rasch ausbreitende Dengue-Fieber (z.B. Südamerika, Südostasien) übertragen können.
Die nichtstechenden Mundwerkzeuge der Männchen sind kürzer und schwächer entwickelt als die der Weibchen.
Die langgliedriegen Kopffühler besitzen jeweils ein großes Grundglied, das den Hör-, Raumlage- und den Strömungssinn vereint. Sie sind bei den Männchen auffällig buschig behaart.
Außerdem tragen die Männchen am Hinterende einen zangenförmigen Anhang, die Weibchen haben dort kleine Fortsätze. Die Fühler und Mundwerkzeuge mit den beiden Tastern tragen zahlreiche Sinneszellen und -gruppen, die Düfte und Berührung wahrnehmen.
Die glatten Flügelflächen sind am Rand und auf den Adern von Schuppen bedeckt, die gelegentlich zu einem Muster zusammengefügt sind.
Bemerkenswert lang sind die dünnen Beine. Farblich sind die Stechmücken in der Mehrzahl wenig auffällig.
Die Stechmücken sind gegen Austrocknung empfindlich. Sie bevorzugen 85-100 Prozent relative Luftfeuchte.



Kopf von ♂ und ♀


Auftreten

Ende April, spätestens Anfang Mai - der genaue Zeitpunkt hängt von Klima und Witterungsverlauf ab - werden die Stechmücken aktiv. Die erste Mückewelle nimmt im Juli ab. Im Hochsommer folgt meist zweite kleinere Welle, die im September völlig abklingt.
Wald-, Wiesen- und Hausstechmücken sind meist tag- oder nachtaktiv, verschiedene Mückenarten bevorzugen die Dämmerung oder legen sich mit ihren Attacken zeitlich nicht fest! (Anm. v. Frosch: gemein!!)



Verbreitung

Einige Mückenarten sind weit verbreitet, andere kommen nur in kleinen Gebieten vor.
Die weltweite Verbreitung der Gelbfiebermücke (vor allem in Subtropen) ist die Folge der Verschleppung ihrer Eier durch den Menschen. Fieberstechmücken spielen bei uns nur eine geringe Rolle, zwei Drittel davon leben in den Tropen und Subtropen.
In Mitteleuropa lebten die Malariamücken stets am Rande ihrer Existenzmöglichkeiten, weil der Temperaturschwellenwert für eine optimale Entwicklung der Stechmücke nur in heißen Sommern erreicht wurde. Mehrere kühle Jahre waren ihrer Entwicklung abträglich.


Paarungsverhalten

Die Weibchen werden von den Männchen vor oder nach einer Blutmahlzeit begattet. Viel Zeit haben die Männchen nicht, denn ihre Lebensdauer ist wesentlich kürzer als die der Weibchen: je nach den Klimabedingungen ein bis zwei oder mehrere Wochen.
Die Mückenmännchen sind 24h nach dem Schlüpfen fähig, die Weibchen zu begatten. Zu diesem Zeitpunkt bilden sie an besonderen Markierungspunkten ihres Lebensraumes (Hausgiebel, Büsche und Bäume) mehr oder weniger säulenförmige Schwärme. Die Haare der buschigen Fühler liegen bei den noch nicht ausgereiften Männchen in Ruhestellung dem Schaft an, so dass sie nicht hören können. Mit abgespreizten Haaren ist das Ortungssystem, mit einem mechanisch-elektrischen Wandler im verstärkten Grundglied ausgestattet, "auf Empfang" geschaltet. Die Haare besitzen Verstärkerfunktion.
Treffen auf die Antennen mit den Haaren Geräusche passender Frequenz, auf die sie "geeicht" sind und ansprechen, vibrieren sie. Diese Vibrationen werden von den Sinneszellen in die Sprache des Nervensystems übersetzt und als Nervenimpulse an das Gehirn weitergeleitet. Dann werden die vorbeifliegenden oder einzelnen in die Männchenschwärme eindringenden und von deren Duft angelockten Weibchen angeflogen.
Die Antennen der Mückenmännchen sind spezifisch auf den Grundton der Fluggeräusche des arteigenen Weibchens abgestimmt. Die beiden Hörorgane arbeiten temperaturabhängig. Der Grundton und die Resonanzfrequenz ändern sich entsprechend mit der Temperatur. So können die Männchen am Abend, in einer Zeit sich stark ändernder Temperatur, ungestört hören.
I n wenigen Sekunden wird im Fluge die Begattung vollzogen. Das Männchen erfasst mit zangenförmigen Anhängen des Hinterendes das Weibchen. Die Hinterleiber berühren sich, und mit einem Einführungsorgan wird die Mücke besamt.


Jungtierentwicklung

Sind die Eier herangereift, suchen die Weibchen eine für die Nachkommen geeignete Brutstätte zur Eiablage aus. Die Brut benötigt zur Entwicklung Wasser (Süß-, Brack- oder Salzwasser). Kleine, seichte, stehende Gewässer werden bevorzugt (Pfützen, Wasseransammlungen in Fahrspuren, Aushöhlungen von Steinblöcken und Felsen, Regentonnen u.a.).
In zahlreichen salzhaltigen Gewässern brüten zwischen Quellern salzertragende oder auch salzliebende Arten.
Sind die Gewässer kurzlebig, müssen die Mücken bereits geschlüpft sein, bevor die Kleinstgewässer ausgetrocknet sind. Die schwarzen Eier (um 0,5 mm), meist mehrere Hundert von einem Weibchen, schlüpfen nur, wenn sie überflutet werden: durch steigendes Grundwasser, Schmelzwasser im Frühjahr, starken Regen, Sommerhochwasser.
Die Eier entwickeln sich in wenigen Tagen, in ungünstigen Perioden in Wochen. Im Winter ruhen sie monatelang, Larven und Mücken gibt es von ihnen in dieser Zeit nicht.
Wärmeliebende Arten schlüpfen im späten Frühling oder im Sommer, weniger anspruchsvolle, wenn noch Schneereste die Kleinstgewässer umsäumen.
Es gibt außereuropäische Arten, deren Larven sogar einfrieren und diese Strapaze überleben.
Hausstechmücken fertigen Eischiffchen von mehreren Millimetern an. Zahlreiche Eier sind aneinandergeklebt und flottieren wie Korkenstückchen auf der Wasseroberfläche.


Larve


Larve, im Wasser hängend


Puppe

Blutmahlzeit

Die Mückenweibchen werden vor allem durch den Geruchsinn zu den Blutspendern gelenkt. Ganz genau kennt man trotz umfangreicher Forschungen die Signale, die Reize und ihre Abfolge nicht, die vom Menschen oder den Tieren ausgehen. Irrige Vorstellungen sind allerdings, dass sie von süßem Blut angelockt werden oder die mückenabweisende Wirkung von Vitamin B1.
Nach der Landung und kurzem Suchen sticht die Mücke mit ihren Mundwerkzeugen in die Haut und die feinsten Kapillaren des Gefäßsystems ein. Der Saugakt kann zwei bis drei Minuten dauern. Die kräftige Oberlippe ist die dickste, zu einem Nahrungsrohr umgebildete Stechborste, sie bildet das Steigrohr für das Blut.
Je zwei Stechborstenpaare haben die Funktion kleiner Messerchen, die die Haut durchschneiden. Durch ein spitzes Rohr, das Speichelrohr, fließt der Speichel, den die Stechmücke in die Haut injiziert. Der Speichel sorgt für das Zusammenfließen des Blutes und verhindert die Gerinnung.
Vollgesogene Mückenweibchen fliegen in die Vegetation, rasten auf Blättern und Grashalmen und verdauen das aufgenommene Blut. Die Verdauung nimmt je nach Temperaturbedingungen, mehrere Tage in Anspruch. In dieser Zeit reifen die Eier heran. Mückenweibchen nehmen im Laufe ihres Lebens mehrmals Blut auf und legen mehrere Gelege mit meist mehreren hundert Eiern ab
.

 

Claudia Kellner, November '03