Influenza (IV) oder der "Grippe"-Virus
Familien | Orthomyxoviridae |
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Genus | Influenza Virus | |
Typen | Influenza-A-Virus (viele Subtypen) Influenza-B-Virus (keine Subtypen bekannt) Influenza-C-Virus (verursacht keine schweren Symptome) |
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Familie |
Anopheles-Stechmücken (Fieberstechmücken) |
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Vorkommen | weltweite Verbreitung | |
Besonderheiten |
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Anzeigepflicht | siehe hier |
Heute sind mehrere Subtypen des Influenzavirus A bekannt, die nach der Herkunft ihrer Oberflächenglykoproteine (Hämagglutinin [HA] und Neuraminidase [NA]) klassifiziert werden. |
Über Grippeepidemien wird seit langer Zeit berichtet. Die erste schriftliche Quelle ist ein Text von Hippokrates, in dem er über eine Hustenepidemie in Perinthus in Nordgriechenland berichtet, in deren Folge Lungenentzündungen und andere typische Symptome auftraten. |
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Das Influenza Virus bindet mit seinem HA an den Oberflächenrezeptoren der zellulären Plasmamembran (Sialinsäure). Dieser Vorgang wird auch als Attachment bezeichnet. |
Die Influenzaviren dringen über Lunge, Mund- und Nasenschleimhaut sowie über die Augen in die Zellen ein (Tröpfcheninfektion). In der Inkubationszeit ( 1-4 Tage) nistet sich das Virus in die Zellen ein und vermehrt sich. Symptomatisch für die Influenza sind hohes Fieber, Husten, Halsschmerzen, laufende/verstopfte Nase, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen und Erschöpfung. Innerhalb von ein bis zwei Wochen erholt sich der Körper von der Infektion. |
Der Test weist Kernproteine des Influenzavirus A und B nach und besitzt eine Sensitivität von 75 % und eine Spezifität von 96 %. Am "ergiebigsten" sind Abstriche, die einen Tag nach Beginn der Symptome entnommen werden. |
Bei Erkrankung durch Influenzaviren vom Typ A kann der Krankheitsverlauf durch die Gabe von Amantadin, das sonst in der Parkinsontherapie Verwendung findet, gemildert und verkürzt werden. Es muß jedoch spätestens 24 - 48 Stunden nach Krankheitsbeginn gegeben werden. Amantadin hemmt, ebenso wie Rimantadin, das Uncoating bei der Virusinvasion. Nebenwirkungen sind Schlaflosigkeit, Reizbarkeit, Agitiertheit und delirante Syndrome. Die Dosis muß bei eingeschränkter Nierenfunktion reduziert werden. Kontraindikationen sind unter anderem Schwangerschaft, Thyreotoxikose, schlecht eingestellte Anfallsleiden und akute Lebererkrankungen. Die Dosis beträgt vom 1.-9. Lebensjahr 5 mg / kg KG pro Tag, maximal aber 150 mg; über den 9. Lebensjahr nehmen Kinder, sowie Erwachsene zweimal 100 mg täglich. Rimantadin ist ebenfalls nur gegen Influenzaviren vom Typ A wirksam und in Deutschland nicht zugelassen.
Ribavirin ist gegen Influenzaviren vom Typ A und B, ebenso. Es muß als Aerosol verabreicht werden, hat eine hohe Toxizität und ist in Deutschland nicht zugelassen. |
Die Prophylaxe der Influenza kann aus Expositionsprophylaxe, Immunprophylaxe und Chemoprophylaxe bestehen.
Benannt werden die Subtypen von Influenza nach der Spezies der Erstisolation (diese entfällt beim Menschen), gefolgt von der Typenbezeichnung (A, B oder C), dem Ort der Isolation (z. B. HK für Hong-Kong), der Stammnummer und dem Jahr der Erstisolation. So wurde das
Influenza Virus B/HK/330/01 erstmals 2001 in Hong-Kong isoliert.
Der beste Zeitpunkt für die Grippeschutzimpfung ist vor der Influenzasaison im Oktober und November. Impfschutz besteht zwei Wochen nach Impfung und hält mindestens sechs Monate an. Die Schutzrate der Impfung beträgt 60 - 80 % und ist spezifisch gegen die ausgewählten Stämme. Die durch Impfung oder Infektion erworbene Immunität ist stammspezifisch und kann bei Antigendrift bzw. Antigenshift der Influenzaviren abgeschwächt oder unwirksam werden. Der Impfstoff ist ein Todimpfstoff. Als Impfstoffe werden Ganzvirionenimpfstoffe, Spaltimpfstoffe und Subeinheitenimpfstoffe verwendet. Die Impfung bietet keinen völligen Schutz vor einer Erkrankung, verhindert oder mildert aber die Erkrankung und verkürzt den Verlauf. Die Zahl der Komplikationen ist verringert (50 %), ebenso die der Todesfälle (60 - 70 %). Die Impfung wird für ältere Menschen, Menschen mit Publikumsverkehr (z.B. Schulen, Heime, Krankenhäuser) und Risikopatienten (z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronische Atemwegserkrankungen, chronische Nierenerkrankungen, Stoffwechselstörungen, Anämie, Immunstörungen) empfohlen. Sie ist während der Schwangerschaft nicht kontraindiziert und sollte auf jeden Fall genützt werden, insbesondere wenn das letzte Trimenon in die Grippesaison fällt. Kontraindikationen sind Hühnereiweißallergien und akut fieberhafte Infekte.
Für den Fall einer Grippeepidemie können Menschen mit Kontraindikationen gegen die Grippeschutzimpfung Chemoprophylaxe mit Amantadin betreiben. Andere Risikopatienten können geimpft werden und die Zeitspanne bis zum Einsetzen des Impfschutz mit Amantadin überbrücken. Amantadin kann bei Antigenshift des Influenzavirus Typ A und dadurch bedingter Unwirksamkeit der Impfung als Prophylaxe eingesetzt werden. |
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Im § 7 des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) ist festgelegt, dass für Leiter von Untersuchungsstellen (Laboratorien) eine Meldepflicht für den direkten Nachweis von Influenzaviren besteht. Diese Meldungen werden gemäß § 11 über die zuständigen Landesbehörden an das RKI übermittelt.
Zusätzlich sind Influenzanachweise generell auch nach § 12 IfSG übermittlungspflichtig. Dies bedeutet, dass - zusätzlich zum Übermittlungsweg nach § 11 - Influenzanachweise vom Gesundheitsamt aus unverzüglich an die zuständige oberste Gesundheitsbehörde und von dort unverzüglich an das Robert Koch-Institut zu übermitteln sind, welches dann die Informationen an die WHO weitergibt. Für das feststellende Labor oder den Arzt, der den Influenzanachweis in seiner Praxis durchführt, z.B. mittels Schnelltests, spielen die unterschiedlichen Übermittlungswege keine Rolle, denn in jedem Fall ist die primäre Meldung an das zuständige Gesundheitsamt zu richten. |
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Björn Breyer, November '03