Hippocampus spec. oder die Seepferdchen
Stamm | Vertebrata (Wirbeltiere) |
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Klasse | Osteichthyes (Knochenfische) | |
Ordnung | Sygnathiformes (Seenadelverwandte) | |
Familie | Sygnathidae (Seenadeln) | |
Art | 33 Arten bekannt, Systematik z.Z. in Revision | |
Größe |
Körperlänge: 1,6-30 cm |
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Vorkommen | Zwischen dem 50. nördlichen und dem 50. südlichen Breitengrad, Konzentration auf West-Atlantik und Indo-Pazifik. In Europa leben zwei Arten, das braune oder rote Langschnauzige Seepferdchen (H. ramulosus) und das schwarze Kurzschnauzige Seepferdchen (H. hippocampus), beide bis 15 cm Länge. Sie besiedeln den Mittelmeerraum sowie die europ. Atlantikküste bis in die südliche Nordsee. Vor GB und NL ist zumindest H. ramulosus häufig. | |
Besonderheiten | Vor allem in den traditionellen fernöstlichen Heilkunde werden dem Seepferdchen eine breite Vielfalt heilender Wirkungen unterstellt, was zu einer Fangquote von ca. 24,5 Mio. Tieren allein für den Bedarf von Asien führt und damit zu einer starken Bedrohung der Arten führt. | |
Schutzstatus | Auf der internat. Artenschutzkonfernz in Chile 2992 wurden alle bis dato bekannten Arten in das Washingtoner Artenschutzabkommen aufgenommen, welches die Unterzeichnerstaaten zu kontrolliertem und nachhaltigem Handel ab 2004 verpflichtet. |
Auf den ersten Blick sind Seepferdchen nicht als das zu erkennen, was sie sind: Knochenfische. So verwundert es auch nicht, dass sie im Altertum als die Fohlen der Rosse Poseidons oder als kleine Drachen angesehen wurden. Auffällig ist der Greifschwanz der Seepferdchen, mit dem sie sich an Korallen festhalten oder ihren Partner am selbigen halten. Das Männchen hat einen Brutbeutel, in den das Weibchen die Eier überträgt. Die Kiemen sind büschelförmig, die Schnauze röhrenförmig und zahnlos. Die Farbe unterscheidet sich von Art zu Art, dazu kommt, dass die Tiere zum Farbwechseln (ähnlich dem Chamäleon) befähigt sind. Ebenso können die Augen unabhängig von einander bewegt werden. Die Haut ist bepanzert. Alles in allem sind sie perfekt an ihre natürlichen Habitate angepasst,... |
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..den Korallenriffen. Seepferdchen leben im Gegensatz zu ihren nächsten Verwandten, den Seenadeln, rein marin. Durch die weltweite Gefährung der Korallenriffe sind die Seepferdchen zusätzlich zu der starken Befischung stark gefärdet. An die jeweils vorherschenden Untergrundstrukturen sind die Tiere perfekt in Forum und Farbe angepaßt, so dass sie dem ungeübten Auge leicht entgehen. |
Die Seepferdchen saugen kleine Nahrungspartikel ein. |
Auffällig bei Hippocampus ist die monogame Lebensweise. Des öfteren ist im Tierreich schon monogames Verhalten beobachtet worden, häufig gehen die Partner jedoch "fremd", wie genetische Analysen zeigen konnten. Bei den Seepferdchen wird die Monogamie sehr strikt eingehalten. Jeden Morgen kurz nach Sonnenaufgang wird die Bindung zwischen den Tieren durch einen bis zu 10 Minuten dauernden Begrüßungstanz gefestigt (der Balztanz kann bis zu neun Stunden andauern). Dabei fassen sich die beiden Partner an an Schwänzen, hüpfen auf und ab, drehen Pirouetten und wechseln dabei die Farben. Nach diesem Ritual gehen die Tiere für den Rest des Tages ihre eigenen Wege, ignorieren jedoch sämtliche Artgenossen. Wird einer der Partner weggefangen, so dauert es sehr lange, bis sich der andere erneut bindet. Pflanzt dieser sich erneut fort, so kann der Bruterfolg niedriger sein. Die Brutpflege übernimmt das Männchen. Während die Partner durch das Wasser "tanzen", überträgt das Weibchen die Eier in die Tasche des Männchens. Nach dem Akt verschließt sich die Tasche. Die Eier werden in der Tasche besamt und werden von Gewebe überwachsen. Die darin enthaltenen Blutgefäße versorgen die Embryonen, eine Plazenta-ähnliche Flüssigkeit wird (hormonell gesteuert) in der Tasche gebildet, deren Zusammensetzung sich im Laufe der Entwicklung immer mehr dem umgebenen Meerwasser angleicht, wahrscheinlich um den Schock bei der Geburt der Jungtiere zu minimieren. Die Tragzeit beträgt (abhängig von Art und Wassertemperatur) 10 Tage bis 6 Wochen. |
![]() Der Eitransfer: Das Weibchen (oberes Tier) überträgt die Eier in den Brutbeutel des Männchens. |
Bei der Geburt (meist nachts) krümmt sich das Männchen stundenlang. Sobald die den Adulten bis auf die Größe sehr ähnlichen Jungtiere den schützenden Beutel verlassen haben, sind sie vollkommen auf sich gestellt. Pro Wurf (bis zu sieben pro Jahr bei manchen Arten) werden im Schnitt hundert bis zweihundert Jungtiere geboren, bei kleinen Arten sind es nur tw. nur fünf, bei großen bis zu 1500. Der Rollentausch bei den Tieren, das Männchen übernimmt den Großteil der Aufzucht des Nachwuchses, erwarteten die Forscher ein sich-umkehren der üblichen Strategie, nämlich dass die Weibchen bei Hippocampus nun die Männchen umwerben würden, sei es durch Verhalten, besondere Färbung oder ähnliches. Dergleichen konnte bisher nicht beobachtet werden, möglicherweise liegt dies an der recht geringen Besatzdichte. |
Sönke von den Berg, November 2003