Lemur fulvus rufus oder Rotstirnmaki

Stamm Chordata (Wirbeltiere)

männlicher Rotstirnmaki mit rötlicher Stirn

Klasse Mammalia
Ordnung Primates
Familie Lemuridae
Maße

Länge: 105cm (davon 50% der Schwanz)
Gewicht: 2,5kg

Vorkommen Madagaskar im Regenwald der südlichen Ostküste und Trockenwald der Westküste in den mittleren, geschlossenen Kronenbereichen vor.
Schutzstatus Gefährdet, jedoch nicht auf der roten Liste (s.u.)


Allgemeines


Die Insel Madagaskar (Republik Malagasy) ist in fünf ziemlich unterschiedliche Klimazonen eingeteilt. Die Besiedlung fand vor ca. 40 Mio. Jahren statt. Die Vorfahren der Lemuridae kamen aus Europa und Nordamerika und erreichten Madagaskar auf Treibholzflössen. Sie stellen 40% der Säugetiere Madagaskars dar. Bis heute wurden schon 21 der 40 Arten durch den Menschen ausgerottet. Die Lemuridae stehen auf der Roten Liste der Säugetiere der IUCN, da ihre Lebensräume durch Brandrodung nahezu zerstört werden.
Die Familie der Lemuridae sind überall vertreten und besiedeln alle ökologischen Nischen, vom Regenwald bis zur Wolfsmilchsavanne. Durch breite, schnell fließende Gewässer fand eine Trennung der Population statt und die Konkurrenz um Nahrungsquellen wurde so vermindert. Da sich keine Affen auf Madagaskar ansiedelten fand keine Verdrängung der Lemuridae statt. Die Adaptive Radiation führte zur Formenvielfalt der madagassischen Lemuren.
Der Name Lemur bedeutet in der einheimischen Sprache "Geist der Toten" und gründet sich auf die Nachaktivität und angsteinflößenden Schreie der Halbaffen.
Der französische Primatologe Jean Jacques Petter erforschte die "Niederen Primaten" allein indem er das Verhalten und die Ökologie der Lemuridae beobachtete. Er entdeckte die faszinierende Vielfalt der Halbaffen und machte sie berühmt. Wissenschaftler aus Frankreich, Amerika, Großbritannien, Deutschland und Madagaskar betrieben danach intensive Forschung an den Lemuridae.


Anatomie und Morphologie


Eine zierliche Gestalt und ein wolliges Fell haben alle Lemuren gemeinsam. Rotstirnmakis sind könne bis zu 105cm lang werden (Kopf-Rumpf-Schwanz) wobei der Schwanz allein die Hälfte einnimmt. Der Schwanz ist fürs Balancieren da und wirkt auch beim Sozialverhalten. Das durchschnittliche Körpergewicht beträgt 2,5kg und sie werden durchschnittlich 20 Jahre alt. Die Männchen sind grau bis grau-braun mit cremefarbenen Wangenbart und rötlicher Stirn, während die Weibchen rötlich bis braun sind und mit kurzem rötlichen Wangenbart. Männchen wie Weibchen haben helle Flecken über den Augen und ein dunkles Gesicht. Lemuren haben eine hundeartig vorgezogene Maulpartie (Rhinarium). Im vorderen Teil des Unterkiefers bilden die vier Schneide- und die zwei Eckzähne einen Zahnkamm, der für die Fellpflege eingesetzt wird. Im Gegensatz zu Affen haben die Lemuridae einen feuchten Nasenspiegel. Lemuren haben große, farbenblinde Augen aufgrund der Nachtaktivität. Riechorgan und Riechhirn ist umfangreicher ausgebildet als bei den Affen und auch das Gehört ist gut ausgebildet. Ihr Gehirn hat keine Falten.
Am After und an den Hoden befinden sich Drüsen, die zusammen mit Kot und Urin zum Reviermarkieren benutzt werden.
Makis haben Tasthaare (Vibrissen) am Kopf und am Vorderarm. Die Beine sind deutlich länger als die Arme. Die zweite Zehe der Füße hat eine Putzkralle, die auch zur Fellpflege mitbenutzt wird. "Pseudo-Opposition" nennt man die Daumenstellung, da dieser nur in einer Ebene bewegt werden kann und die Finger können nur zusammen bewegt werden ("Ganzhandkontrolle").


kletternder Maki


Nahrung


Im Regenwald fast ausschließlich Früchte, gelegentlich Vögel, Insekten und Reptilien.
Im Trockenwald zur Trockenzeit fast nur Blätter. Zur Regenzeit Früchte, Blätter und Blüten.


Verhalten


Makis leben in Gruppen von vier bis siebzehn Tieren (durchschnittlich 3 Männchen, 4 Weibchen und 2 Jungen). Die besitzen keine Rangordnung, Männchen und Weibchen gehen Partnerschaften innerhalb der Gruppe ein. Es tritt keine weibliche Dominanz auf wie bei anderen Lemuren . Das Geschlechterverhältnis innerhalb der Gruppen ist ausgeglichen (Julia Ostner 1998) und es bilden sich Paarungsgruppen.
Die Lemuridae besitzen ein großes Lautäußerungsrepertoire. Beispielsweise Quicken, Schnauben, Schnalzen, Brüllen, etc.


Entwicklung


Die sexuelle Aktivität richtet sich nach Jahreszeit (April bis Juni) und Lebensbedingungen (zwei Geburten im Jahr scheinen möglich zu sein).
Bei den Halbaffen werden die Föten nicht direkt über das Blut versorgt, es findet nur ein Gasaustausch statt. Die Ernährung erfolgt über zerfallenen Uteruszellen.
Nach einer Tragzeit von ca. 120 Tagen wird meist ein Jungtier geboren. In den ersten vier Wochen klammern sich die Jungtiere an den Bauch der Mutter ("Traglinge"). Danach reiten sie auf dem Rücken der Mutter. Sie werden bis zur 12. Woche gesäugt und erreichen die Geschlechtsreife mit 22 Monaten.


Schutzstatus


Die Rotstirnmakis sind durch die Zerstörung ihres Lebensraumes gefährdet. Diese Unterart besteht nur noch aus ca. 100 Tieren. Davon ca. 30 in weltweiten Zoos und ca. 70 in freier Wildbahn (Stand Anfang 1998).
Der Zoologische Garten Hannover ist momentan im Besitz von vier Rotstirmakis. Zwei Weibchen (24 & 10 Jahre) und zwei Männchen (23 & 1 Jahre).

 

Quellen - Literaturverzeichnis

- "Die Enzyklopädie der Tiere"
Verlag Karl-Müller GmbH, Köln, 2003
- "Faszination Tier & Natur"; Sammelband Bd.1 "Säugetiere"; Bd.7 "Lebensräume unserer Erde"; Bd.7 "Natur und Artenschutz"
- "Die große Bertelsmann Lexikothek"; Band "Die Welt der Tiere"
Bertelsmann Lexikothek Verlag GmbH, Gütersloh, 1994
- "Die große LaRousse Naturenzyklopädie"
Gondrom Verlag GmbH, Bindlach, 2002
- "Tiere im Zoo Hannover" "Rotstirnmaki"
Landeshauptstadt Hannover, Schulamt/Schulbiologiezentrum, Zooschule Hannover
- "Aktivitätsrhythmus, Sozial-und Paarungsystem einer kathemeralen Lemurenart (Eulemur fulvus rufus)"
Julia Ostner, Diplomarbeit 1998 Göttingen
http://www.primatis.de/bedrohung/status.asp

Bildquellen

- www.zoo-hannover.de
- "Das Urwaldhaus im Zoo Hannover" Zoo Hannover 1982
- "Faszination Tier & Natur"; Sammelband Bd.1 "Säugetiere"; Bd.7 "Lebensräume unserer Erde"; Bd.7 "Natur und Artenschutz"

Joachim Legit, Februar 2004