OTW-Off topic: Was sind Mangas I? - Geschichte

Stamm Comica


Kanji: Man ga

Klasse Manga
Ausmaße

verschieden

Vorkommen Ursprünglich fernöstlich verbreitet, mittlerweile weltweites Vorkommen
Schutzstatus nicht nötig
Kurze Definition Geschichtliches Kleine Begriffserklärung Ausblick Quellen

 

Ganz einfach: Mangas sind Comics aus Japan.

Das Wort setzt sich aus zwei Kanjis zusammen. "Man" bedeutet "ziellos" oder "spontan" und "ga" heißt einfach "Bild" bzw. "Zeichnung". Manga wird meist mit "Karikatur" oder "Bildergeschichte" übersetzt. Und um die Sprachlektion noch etwas zu erweitern: "Gaka" bedeutet Maler und ein "Mangaka" ist demnach ein Mangazeichner.

Der Holzschnitt-Künstler Hokusai Katsushika (1760-1849) verwendete den Begriff "Manga" zum ersten Mal für eine Reihe seiner Skizzen. In den 30er Jahren ging der Name schließlich auf die damals noch relativ junge Ausdrucksform der Comics über.


Holzschnitt

Geschichte: Blicken wir nun in der Geschichte noch etwas weiter zurück.

Erstmals im 12. Jh. wurden in Japan Zeichnungen zu Papier gebracht. Die vier so genannten "chojugiga" (Tierrollen) von Bischof Toba stellen Tiere in lachhaften Szenen dar, die den buddhistischen Klerus verspotteten sollten. Sie gelten als Meisterwerk der japanischen Pinselstrichkunst. Die Tierrollen sind nicht in einzelne Bilder unterteilt, wie Mangas, sondern zeigen auf bis zu 30 Meter langen Rollen ganze Landschaften, die ineinander übergehen oder Häuser, deren Dächer sich auflösen und das Geschehen innen freigeben. Ähnlich dem modernen Manga wurden auch dabei Symbole wie Kirschblüten, Nebel und Licht verwendet, um einen Wechsel von Zeit, Ort oder Stimmung kenntlich zu machen.
Zwischen 1600-1869, in der feudalen Edo-Periode suchte die wohlhabende Händlerklasse in Japan nach neuen Formen der Unterhaltung und Ablenkung. Sie ließ Holzdrucke in Massen anfertigen, da die Nachfrage stetig anstieg. Die bekannteste Form dieser Drucke nannte man "ukiyo-e" (Bilder der schwimmenden Welt). Sie zeigten in vielen Farben und kräftigen Linien japanische Sehenswürdigkeiten und die Stars des Kabuki Theaters, sowie allgemein bekannte historische Geschichten, aber auch Geschichten mit erotischem Inhalt, die "shunga" (Frühlingsbilder). In Europa wurde man auf sie aufmerksam, da sie als Verpackungsmaterial von Teelieferungen benutzt wurden. Berühmte Maler wie Monet, Van Gogh und Toulouse-Lautrec bewunderten sie und wurden durch diese Drucke beeinflußt.
Zu der Zeit bildeten sich auch die ersten Formen des "Manga-Buches" aus. Sie bestanden aus mindestens 20 Seiten und waren mit Draht gebunden oder ließen sich wie eine Ziehharmonika auffalten. Das strenge Feudalsystem in Japan schränkte die Rede- und Meinungsfreiheit stark ein und nicht selten wurden die frühen "Mangas" von der Behörde beschlagnahmt.
Mitte des 19. Jh. ereichten Europäer und Amerikaner den japanischen Kulturkreis und damit auch ihre Comics. Von Charles Wigman (1835-1891, Brite) übernahmen die Japaner die Sprechblase und von George Bigot (1860-192, Franzose) den Comic-Strip (Verknüpfung der Einzelbilder)
Durch Europas Einfluss verdrängte der Bleistift den Pinsel und verbesserte, industrielle Drucktechniken erhielten Einzug und Comics wurden zu Massenmedien in Japan.
Der erste japanische Comic Strip ( Tagosaku to Mokube no Tokyo Kembutsu = Tagosaku und Mokube besichtigen Tokyo - die Erlebnisse zweier "Landeier" in der großen Stadt) erschien bereits 1902 - nur wenige Jahre nach den ersten amerikanischen und europäischen Comics wie "The Yellow Kid", "Katzenjammer Kids", und den Werken von Wilhelm Busch - in der farbigen Sonntagsbeilage "Jiji Manga" der Zeitung "Jiji Shinpo" Der Zeichner (Kitazawa) griff dabei bewusst auf den von Hokusai eingeführten Begriff "Manga" zurück, um seine Zeichnungen und Karikaturen damit aufzuwerten. In den 20er Jahren entstanden die ersten Comic-Serien, die eine mehr oder weniger zusammenhängende Geschichte erzählten. Im Gegensatz zu den westlichen Comics waren die Mangas für die japanischen Leser leicht zu dechiffrieren, da Künstler und Konsument denselben kulturellen Hintergrund besaßen. Mangas behandelten Themen, mit denen sich der japanische Rezipient leicht identifizieren konnte. Etwas, das der amerikanische oder europäische Comic einfach nicht zu leisten vermochte. Monatliche Magazine wie Shonen Club (ab 1914), Shojo Club (ab 1923) und Yonen Club (ab 1926) schossen wie Pilze aus dem Boden.
Die 30er und frühen 40er-Jahre waren geprägt von Japans aggressiver Expansionspolitik. Die Regierung hatte das propagandistische Potential des Mangas erkannt und versuchte, sich dieses zunutze zu machen. Mit großem Erfolg warb man um die Zeichner und begann deren schöpferische Kräfte zu kontrollieren und zu lenken. Obwohl die Mehrheit der Mangaka sich in den zwanziger Jahren nach links orientiert hatte, stellten sich die meisten widerstandslos in den Dienst der nationalen Sache und produzierten harmlose, seichte, beschwichtigende oder systemunkritischen Mangas oftmals aber sogar propagandistisch-glorifizierende Bildergeschichten.
Warum sich die Künstler vor den ideologischen Karren spannen ließen und soweit von ihren früheren Idealen abwichen, ist heute kaum noch nachzuvollziehen. Nur einige wenige sind zur amerikanischen Seite übergelaufen wie z.B. Taro Yashima, der einen Antikriegs-Strip namens "Uganaizo" zeichnete. Vielleicht hat es aber genau mit der japanischen Mentalität zu tun, die den Manga nach dem Zweiten Weltkrieg endgültig zum Massenkult machte und seinen weltweiten Siegeszug antreten ließ.
Nach Kriegsende konnte die Manga-Szene sich in ganz neue Richtungen entwickeln. Die Menschen suchten im Nachkriegskampf um Nahrung, Existenz und Wiederaufbau nach Ablenkung und Zerstreuung in Mangas.
Die amerikanische Besatzungsmacht versuchte nun mit Hilfe des Manga die Demokratisierung und Umerziehung der Japaner zu forcieren. Deshalb floss sehr viel Geld der Amerikaner in diesen Industriezweig und trug dadurch zu niedrigen Produktionskosten bei.
Interessanterweise waren Mangas nach der Nachkriegszeit -und sind es bis heute- für viele verschiedene Lesergruppen ausgerichtet. Im Gegensatz dazu waren und sind hier in Europa Comics hauptsächlich auf ein junges männliches Publikum zugeschnitten.
Mangas in den 50ern behandelten zunächst Geschichten des Sports, der Samurai oder der Zukunft. Man stellte schnell fest, dass auch erwachsene Japaner noch Mangas lasen und so verwendete man deshalb auch Themen aus der Erwachsenenwelt.
Eine überaus populäre Serie war "Sazae-san", gezeichnet von einer Frau namens Machiko Hasegawa. Dies machte deutlich, dass Japan sich auch politisch verändert hatte, die Frau war dem Mann nun vom Gesetz gleichgestellt.
Ein Mann hat zu dieser Zeit die Manga- und Animeentwicklung beeinflusst wie kein anderer à Ozamu Tetzuka (1926-1991). Heute wird er als "Walt Disney Japans" oder "Gott des Mangas" bezeichnet.
Er war bereits in seiner frühen Kindheit von Zeichentrickfilmen wie "Betty Boop" fasziniert, die der traditionellen japanischen Karikatur sehr ähnlich waren. Eigentlich wollte er Arzt werden, zeichnete jedoch während des Studiums Beiträge für Magazine. 1947 wurde er durch den Manga "Shin Takarajama" (Die neue Schatzinsel) über Nacht zum Star. Er bekam sofort diverse Aufträge von Tokioter Magazinen, wo er in der Folgezeit einige seiner berühmtesten Werke veröffentlichte. Dazu gehören Kimba, der weiße Löwe (Jungle Taitei), Astroboy (Tetsuwan Atomu), Choppy und die Prinzessin (Ribon no Kishi), Black Jack und Phönix (Hi no Tori). Er arbeitete sich quer durch die Genres. Hier beginnen auch die Anfänge der Anime-Industrie. Animes sind Zeichentrickfilme, also verfilmte Mangas aus Japan.
Sein großer Einfluss begründet sich vor allem auf seine umwälzenden Innovationen im Bezug auf Form, Stil und Erzählstruktur der Mangas/Comics. Sie schienen ihm limitiert, mehr abbildend als narrativ. So als habe man ein Theaterstück abgemalt hätte. Deswegen begann er bewusst filmische Stilmittel in seine Mangas zu übernehmen. Er experimentierte mit Ausschnittsvergrößerungen und neuen Blickwinkeln. Anstatt Höhepunkte oder Action in einem einzigen Bild zu zeigen, wie es zu der Zeit üblich war, versuchte er sie auf viele Bilder oder gar Seiten zu strecken.
Die Verkaufszahlen der Mangas und besonders der wöchentlichen Anthologien, in denen mehrere Mangaserien veröffentlicht wurden stiegen stetig an.
Einer der ersten populären Sportmangas für Mädchen war "Attack No. 1", besser bekannt als Mila-Superstar von Chikako Urano, der eine regelrechte Volleyballmanie auslöste und vielen anderen Mödchensportmangas den Weg bereitete.
Viele Serien wurden schnell in Filme umgesetzt, und das Fernsehen trug viel zu ihrer Beliebtheit bei.
Go Nagai war ein Mangaka der zum ersten Mal auch Nacktheit in einen Jugendcomic einbrachte. Seine bekanntesten Kreationen sind "Devil Man", "Cutey Honey" und "Grandizer." Letztere Serie behandelte als erste die Riesenroboter und deren Verhältnis zu ihren Piloten. Grandizer war so erfolgreich, dass er auch in anderen Ländern als Anime über den Bildschirm lief und in den 70. sogar in Deutschland ins Kino(!) gelangte.
Einige Mangas wurden in den 70. und 80. zunehmend aufreizender, radikaler, freier und extremer. Die Genres wurden immer zahlreicher und aufgefächerter.
Ein sehr erfolgreicher Mädchenmanga war "Candy Candy" von Kyoko Mizuki und Yumiko Igarashi, die später den Manga "Georgie" zeichneten, der bei uns als Anime im Fernsehen lief. Candy ist ein springlebendiges Waisenmädchen, das von einem unbekannten Gönner adoptiert wird, von dessen engstirniger Familie verachtet, aber dennoch gute Freunde und treue Helfer findet und seinen Weg durch's Leben macht.
Im Shojo-Manga Bereich tat sich noch immer einiges, da die Mädchenmangas eher belächelt wurden und die Zeichner mehr Narrenfreiheit hatten. So erschuf Riyoko Ikeda den bekannten Manga "Berusaiyu no Bara", besser bekannt als Lady Oscar. Die Mangaka orientierten sich zu der Zeit sehr an der westlichen Kultur und auch die Charaktere sahen nicht mehr aus wie typische Japaner. Androgyne Männer und burschikose Frauen beherrschen die Shojo-Mangas.
Schließlich gelang es einer Frau sich in den Shonen-Mangas zu etablieren. Rumiko Takahashi wurde bekannt durch ihre Serien Ranma 1/2 , Urusei Yatsura und Masion Ikkoku.
Ein weiterer erwähnenswerter Mangaka ist Akira Toriyama, der Schöpfer von Dr. Slump und Dragon Ball.
Clamp ist auch jedem Mangafan ein Begriff. Vier Frauen bilden dieses Zeichnerinnenteam und haben ihre Karriere in der Doujinshi-Szene begonnen. Derzeit läuft die Animeserie zu ihrem bekannten Manga X-1999 auf Viva und Samstagmorgens auf Pro7 läuft Card Captor Sakura. Die Mangas dazu sind auch schon bei uns erschienen.
Mittlerweile haben die Mangas auch Einzug in den Westen erhalten und man kann auch bei uns schon eine vielseitige Palette an Mangas kaufen. Unter anderem behandeln diese folgende Genres: Fantasy, Sport, Samurai, Love-Story, Sci-Fi, Aktion, Shonen-Ai, Erotik und viele mehr!!
Viel Spaß beim Lesen! ^___^


Tierrolle

Kimba

Mila

Akira T.

CC Sakura

Dragon Ball

Kleine Begriffserklärungen

Doujinshis sind Mangas von Fans gezeichnet, die eventuell auf den großen Durchbruch hoffen. Es sind Kurzmangas von Fans zu offiziellen Mangas, Büchern oder Filmen. So gibt es z.B. auch etliche Doujinshis zu Herr der Ringe und Harry Potter. Diese Doujinshis erscheinen in sehr geringer Auflage und besitzen in der Regel keine ISBN-Nummer. Sie sind fast nur in Japan zu bekommen.

Shojo heißt Mädchen und Shojo-Mangas haben Mädchen als Zielgruppe

Shonen heißt Junge und Shonen-Mangas haben Jungen als Zielgruppe

Shonen-Ai bedeutet Liebe zwischen zwei Männern und ist mittlerweile ein eigenes Manga-Genre, was bei jungen Frauen sehr beliebt ist. Yaoi bezeichnet Schwulen-Mangas mit pornographischem Inhalt, wobei die Story trotzdem nicht zu kurz kommt!

Shojo-Ai gibt es auch und diese Mangas handeln von Liebe zwischen zwei Frauen und diese Mangas werden auch eher von Frauen gelesen. Yuri sind solche Mangas mit Pornographischem Inhalt, wobei die Story nicht zu kurz kommt. Sind aber beide eher selten.

Hentai-Mangas sind pornographische Mangas mit wenig Inhalt und viel Haut! Leider ist gerade dieses Genre bei uns sehr bekannt und drückt den Mangas einen unschönen Stempel auf.


Kleiner Ausblick: Coming soon - Was sind Animes?

 

Quellen - Literaturverzeichnis

http://www.kulleraugen.de/eppf/pid/1/
http://www.beepworld.de/members18/origami/facharbeit.htm
http://www.kokingumi.com/ChojuGiga/ChojuGigaScroll_right-half.html
http://www.manga-news.com/article.php3?id_article=343
http://www.comune.modena.it/glamazonia/mij/gallery/talent/candy.jpg
http://www.larosadiversailles.it/sezioni/autore/riyoko.php?selezione=autore
http://www.nikko-berlin.de/Manga/Kanji_-_Manga_-50_.jpg
Animania, Sonderheft 1, Weird Visions Media Verlag

Jessica Janus, Februar 2004