Elektr. Fische
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Gnathonemus petersii oder der Elefantenrüsselfisch
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Style switch
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Teil 1/5
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Teil 2: Eigenmania virescens - Teil 3: Apteronotus albifrons - Teil 4: Electrophorus electricus - Teil 5: Torpedo spec.
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Stamm | Chordata | |
Klasse | Actinopterygii | |
Ordnung | Osteoglossiformes | |
Familie | Mormyridae | |
Maße | bis ca. 25 cm | |
Vorkommen | Afrika: Kamerun, Nigeria, Kongo (früher Zaire) | |
Besonderheiten | Verbreites Versuchstier in der Elektrophysiologie und der Neurowissenschaft. | |
Schutzstatus | nicht auf der Roten Liste |
Passiv vs. aktiv Stark vs. schwach Summer vs. Knatterer |
Der Summer Eigenmannia virescens (Gymnotidae) zwischen Pflanzen versteckt im Hälterungsbecken.
Frequenz der ersten Harmonischen: ca. 400-450 Hz - (1) |
Der Summer Apteronotus albifrons (Gymnotidae) im Versuchsbecken mit abschirmenden Plexiglasröhren. Frequenz der ersten Harmonischen: ca. 900-1100 Hz (1)
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Das Prinzip der auf elektrische Felder beruhenden Ortung ist einfach wie genial: Objekte in der Umgebung der Tiere, deren Leitfähigkeit sich von der des Wasser unterscheiden verzerren das selbstgenerierte elektrische Feld (s.u.). Diese Veränderungen können die Fische über am gesamten Körper verteilte Rezeptoren wahrnehmen. Unbelebte Objekte werden von belebten dadurch unterschieden, dass letztere neben ohmschen auch kapazitative Eigenschaften besitzen.
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...und über Gnathonemus petersii
Zuchten in Gefangenschaft gestalten sich als recht schwierig. Als Modell der Wahl wird eine Haltung 1:1 (männlich zu weiblich) vorgeschlagen, wobei verschiedene Umweltfaktoren imitiert werden müssen. Als Auslöser für die Eiablage des Weibchens reichen offenbar ausschließlich elektrische Signale seitens eines paarungsbereiten Männchens. So wurde berichtet, dass weibliche Tiere, welche lediglich über ein leitendes Kabel mit einem in einem anderen Becken schwimmenden Männchen verbunden waren, zur Eiablage bewegt werden konnten, die ohne diese Verbindung nicht stattfand. Kleine Anekdote am Rande: Laut einigen Quellen im Internet wird Gnathonemus petersii von deutschen und amerikanischen Wasserämtern zur Kontrolle der Trinkwasserqualität eingesetzt. Mit abnehmender Wasserqualität nimmt die Impulszahl der Tiere zu. |
Lebensraum & Verhalten
Bei Einzelhaltung in Beckenkompartimenten, die jeweils durch eine mit regelmäßigen Bohrungen versehenen Plexiglasplatte unterteilt sind, kann sich das Revierverhalten der Tiere dennoch deutlich zeigen, wobei augenscheinlich das elektrische Organ eine entscheidende Rolle spielt: Eine der Fische schwimmt dabei an das der Unterteilung abgewandte Ende des Beckens, um Schwung zu holen. Anschließend schwimmt er sehr schnell auf seinen, sich an der Unterteilung befindlichen Rivalen zu und bremst erst sehr kurz vor diesem (und dem Plexiglas) ab. Häufig ist dabei eine Abwinkelung des Kinnfortsatzes und des gesamten Körpers zu beobachten (siehe Bild links). Hin und wieder wird der Fortsatz auch durch die Bohrung gesteckt. Die allgemein bekannte "jamming avoidance response" (JAR), die bei den wellenförmigen (und damit kontinuierlichen Signalen") der Summer gefunden wird, lässt sich nicht beobachten. Bei der JAR weicht eines der Tiere in der Frequenz in höhere Regionen aus, das andere Tier in niedriegere. Wie gesteuert wird, welches Tier in die eine, welches in die andere Richtung ausweicht, wenn beide exakt dieselbe Frequenz haben, ist mir nicht bekannt. Unterscheiden sich die Freuquenzen geringfügig, so weicht das Tier mit der höheren Frequenz nach oben, das andere unten aus. Wie "nahe" oder "ähnlich sich die Schwach elektrische Fische nutzen die generierte Bioelektrizität nicht zum Töten der Beute, dazu reicht die Stromspannung auch nicht aus, da sich diese eher im Bereich von einem bis wenigen Volt bewegen. Vielmehr nutzen sie ihre Sinne aber zur Orientierung, ähnlich der Echoortung bei Fledermäusen. Zudem spielt das generierte Signal eine wichtige Rolle bei der intraspezifischen Kommunikation (s.o.). |
Nahrung
G. petersii ist ein omnivorer Fisch, bevorzugt jedoch lebendes Futter wie kleine Würmer und Larven. Die Nahrung wird dabei vom Grund mittels der Sinnesrezeptoren im Rüssel aufgespürt. (Aus eigener Erfahrung lässt sich sagen, dass im freien Wasserkörper schwebende Nahrung ignoriert wird. Lebendfutter, dass sich im weichen Boden vergraben kann, sollte daher die bessere Alternative sein. Ebenso fressen Tiere in der Aquarienhaltung Frostfutter, besonders rote Zuckmückenlarven.) |
Die elektrischen Organe der schwach elektrischen Fische haben sich aus spezialisiertem Muskelgewebe (bei einigen wenigen Arten, z.B. A. albifrons, auch aus Nervengewebe) entwickelt. Beim Elefantenrüsselfisch befindet sich das "Adultorgan" in der Schwanzwurzel (s. Skizze). Das "Larvalorgan", welches noch deutlicher myogenen Ursprungs ist und bereits den Jungtieren aktive Elektroortung erlaubt und innerhalb der Rumpfmuskulatur liegt, geht im Verlauf der Ontogenese verloren. Phasen des Signals ![]() Schema eines einzelnen Plaque (1) Das Larvalorgan generiert im Gegensatz zum Adultorgan ein monophasisches Signal. Im Folgenden soll jedoch nur das adulte Tier behandelt werden, welches besitzt ein triphasisches Signal generiert. |
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Das typische Signal der Mormyriden ist nur ca. 0,5 ms lang und wird von längeren, normalerweise unregelmäßigen Intervalen unterbrochen (siehe nächste Abbildung - 3).
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Ein etwa zehn Sekunden langer Abschnitt größerer Signalaktivität eines Elefantenrüsselfisches. Die hohen Voltzahlen (Y-Achse) resultieren aus der Verstärkung des aufgenommenen Signals. Hört man sich das Signal über einen Audioausgang an (siehe rechts), so ist die Bezeichnung "Knatterer" leicht zu verstehen.
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Der Bereich, der elektrisch erregt ist, zu verschiedenen aufeinander folgenden Zeitpunkten (grün markiert) - Die Abfolge führt zu dem typischen Verlauf der Spannungskurve (s. rechts). Die dort negativ verlaufende Kurve bei a) ist vergleichsweise klein, da der für die Potentialänderung zuständige Bereich des elektrischen Organs, die zuleitenden Nerven, ebenfalls recht klein ist. Mit erreichen des elektrischen Organs selbst stehen wesentlich größere Flächen zur Verfügung, was zu stärkeren Strömen führt (b,c). (1)
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Entlädt sich das elektrische Organ, wandert die Ladung bis zur Schwanzspitze. Von dort bildet sich ein elektrisches Feld (siehe Skizze). Dieses |
Foto des Elefantenrüsselfisches: Die zwei recht großen Öffnungen links vom Auge sind die Ein- und Ausstromöffnung der Nase. Über dem "Rüssel" lässt sich die Mundöffnung erahnen. Die Öffnungen zu den Elektrorezptoren sind um Nasenöffnungen und Auge als helle Punkte zu erkennen. (1)
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Skizze: Das linke Foto wurde mit einem Konturverstärker behandelt (Corel Photopaint), um die Rezeptoren deutlich hervortreten zu lassen. Der verhältnismäßig dunkle Bereich an der Unterseite des Fisches ist zu größeren Teilen ein Artefakt der ebenfalls konturverstärkten Schuppen, die beleuchtungsbedingt hervortreten. (1)
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