Ixodes ricinus oder der Holzbock
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Reich Animalia
Stamm Anthropoda (Gliedertiere)
Klasse Arachnida (Spinnentiere)
Ordnung Acari (Milben)
Familie Ixodidae (Schildzecken)
Maße

Larve: 0,6mm (nüchtern) bis 1,25mm (vollgesogen)
Nymphe: 1,2mm (nüchtern) bis 2,0mm (vollgesogen)
Adult: 2,4mm-4,8mm (nüchtern) bis 14mm (vollgesogen

Vorkommen nördl. des 40. Breitengrades (v.a. zw. 50. und 60. Breitengrad, insbesondere Europa bis Westrußland. Varietäten auch in Amerika)
Besonderheiten

Hauptvektor für:

  • virale FSME (Frühsommer-Meningo-Enzephalitis)
  • akterielle Borreliose ("Lyme disease")
  • Ehrlichiose
  • Rickettsiose
Schutzstatus Nicht geschützt. FSME-Karte adultes Weibchen vor der Blutmahlzeit

 

Allgemeines über Zecken...

Zecken gehören zur Ordnung der Milben und stellen die am besten erforschte und am längsten bekannte Gruppe. Sie kommen schon auf ägyptischen Darstellungen aus der Zeit um 1500 v. Chr. vor, Homer beschreibt, wie zerstoßene Körper von vollgesogenen Zecken als Heil- und Potenzmittel verwendet wurden.

Es werden drei Familien bei den Zecken unterschieden: die Ixodidae (Schildzecken), Aragsidae (Lederzecken) und Nuttallielliedae. Letztere Familie besteht aus nur einer in Süd- und Südwestafrika vorkommenden Art und wird als Übergangsfamilie zwischen den anderen großen Familien gewertet, da sie Merkmale von beiden trägt.

Die anderen beiden Familien lassen sich anhand von zwei Merkmalen recht einfach voneinander unterscheiden:

  • Schildzecken haben einen sklerotisierten Rückenschild (Scutum). Bei den adulten ♂ bedeckt der Schild den ganzen Rücken, bei ♀, den Nymphen und Larven nur einen Teil. Das Scutum wird beim Saugen nicht gedehnt.
  • Die Mundwerkzeuge ragen bei den Schildzecken über den vorderen Rand des Körpers hinaus, bei Lederzecken liegen diese von oben unsichtbar auf der Ventralseite
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...und über Schildzecken
Die Ixodidae sind mit 19 Gattungen und z.Z. ca. 650 Arten die größte und bei uns am weitesten verbreitete Familie. Sie sind kosmopolitisch verbreitete obligate Ektoparasiten, die in jedem der drei Entwicklungsstadien nur eine Blutmahlzeit zu sich nehmen. Es wird zwischen drei-, zwei- und einwirtigen Arten unterschieden, je nachdem, wieviele Wirtwechsel vorkommen. Der Entwicklungszyklus der Schildzecken dauert ein bis drei Jahre.


Bild rechts: Lauerstellung
Zur Beutefindung erklimmen die Zecken die Vegetation, hierbei agiert sie positiv phototaktisch (sie klettert dem Licht entgegen). Als Faustregel gilt, dass die maximal erkletterte Höhe nicht die der Wirte des jeweiligen Stadiums überschreitet. Das Zecken sich von Bäumen auf ihre Opfer fallen lassen gehört ins Reich der Sagen.
Den Wirt erkennt die Zecke mit Hilfe des sogenannten Hallerschen Organs, einer kleinen Grube an den Tarsen des ersten Beinpaares (Bilder s. hier). Die Gruben sind mit mit Chemorezeptoren ausgestattet mit welchen sie Stoffe wie CO2, Ammoniak und Milchsäure erkennen kann, die von Warmblütern abgegeben werden und sich im rechten Moment fallen lassen.
Bild oben: Lauerstellung im REM
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Ixodes ricinus - Körperbau
Die "typische Zecke", der gemeine Holzbock (Ixodes ricinus), gehört zu den Ixodidae.
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Scutum
  • rundlich, größte Breite nach einem Drittel
  • gut entwickelten Scapulae
  • gleichmäßig punktiert
  • mit verstreuten feinen Haaren bedeckt
  • spärlich mit helleren Haaren bedeckt
Hypostom
  • 0,5-0,6 mm lang
  • stumpf
  • vorne am breitesten, zum Körper hin etwas schmaler
  • zwei äußere Reihen spitze, nach unten gekrümmte Zähne beiderseits bis zum Ansatz des H.
  • innere Zahnreihen stumpf und nur am Anfang des H.
  • ca. 0,25 mm lang
  • stumpf
  • keine Hörner
  • auffallend ausgerandet (retrahiert)
  • an den Seiten 5 Außenzähne, Größe zum Körper hin zunehmend
  • andere Zähne zu zackigen, nach hinten gerichteten Kämmen verbunden
  • Basis der Capituli am breitesten, wo die Pedipalpen entspringen
Pedipalpen
  • zweites Glied länger als das dritte
  • Außenseite grade, Innenseite leicht gewölbt
Stigmenplatte
  • rundlich, Durchmesser 0,3mm
  • Öffnung fast zentral
Beine
  • alle Coxa mit Außendorn
  • erstes Beinpaar mit gut entwickeltem Innendorn
Vergleich der Entwicklungsstadien ♂ - ♀
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Der Stich der Zecke und dessen Folgen

Hat die Zecke ihre Beute entdeckt und im wahrsten Sinne des Wortes "befallen", kommen die Mundwerkzeuge zur Geltung. Die Pedipalpen werden beim Bohren nicht eingesetzt, sondern zur Seite abgespreitzt. Das Hypostom dringt durch die Hautschichten bis in den durchbluteten Bereich vor.
Dabei gibt die Zecke Speichel ab, der eine betäubende und blutverdünnende Wirkung hat.
Wird die Zecke nach altem Brauch mit Öl oder einer anderen Flüssigkeit überdeckt, die ihr über lange Zeit die Sauerstoffzufuhr abschneidet, so gibt sie vermehrt Speichel ab, was dazu führt, dass mit der Flüssigkeit übertragene Erreger mit Sicherheit in die Blutbahn gepumpt werden, ist also eher kontrakproduktiv. Auch soll die Zecke angeblich gegen Ende ihre Blutmahlzeit nochmal Abfallstoffe und eine größere Menge Speichel absondern, so dass die Infektion durch eine zeitige, vorsichtige und vor allem restlose Entfernung am ehesten verhindert werden kann. Wer sich damit überfordert fühlt, der sollte den Hausarzt aufsuchen. Entfernte Zecken sollten nicht weggeschmissen werden, sondern (spätestens bei dem geringsten Verdacht auf Infektion) zur Untersuchung eingeschickt werden.

 
Skizze: der Stich der Zecke
Foto eines saugenden Weibchens
REM-Aufnahme einer saugenden Nymphe
REM-Aufnahme der Saugwerkzeuge
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Lebenszyklus
Im Frühjahr schlüpft aus dem im Boden liegenden Ei die sechsbeinige Larve. Der erste Wirt ist meist ein Kleinsäuger, vor allem Nager. Nach der Blutmahlzeit lassen sich die Larven fallen und häuten sich nach einer mehrwöchigen Reifezeit am Boden. Die entstandene achtbeinige Nymphe (noch immer weder ♀ noch ♂) sucht ihren nächsten Wirt auf, wiederum oft Nager oder auch Vögel, auf denen sie sich zur adulten Zecke häutet. Die ausgewachsenen Tiere befallen vor allem größere Wirbeltiere (Wildtiere, Haustiere, Menschen). Bei den ♂ ist diese letzte Blutmahlzeit nicht obligat, häufig findet man sie auf den Wirten nicht auf der Suche nach einer Möglichkeit zu saugen, sondern auf der Suche nach einem ♀.
Entwicklungszyklus
Für die ♀ ist diese letzte Mahlzeit jedoch unbedingt nötig, um die nötigen Energiereserven für das Ablegen von bis zu 3000 Eiern im Boden zu haben. So dauert die letzte Blutmahlzeit bis zu zehn Tage. Die ♀ sterben nach dem Ablegen der Eier, die ♂ nach der Begattung. Um ihre Beute aufzuspüren, begibt sich die Zecke dem Licht entgegen (positiv phototaktisch) auf die Spitzen der Grashalme oder Büsche und streckt die Vorderbeine von sich. Mit den Chemosensoren kann sie nun näherkommende "Opfer" wahrnehmen und sich fallenlassen.
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Feinde der Zecke
Natürliche Feinde der Zecke sind vor allem Vögel. Weiterhin gibt es manche Fadenwürmer (Nematoden), die Zecken befallen und teilweise zur biologischen Bekämpfung eingesetzt werden. Man hat zum Beispiel Versuche mit einem mexikanischen Fadenwurm-Stamm gemacht und ihn gegen die Zecke Boophilus annulatus eingesetzt - mit dem Erfolg dass weibliche Zecken zu fast 100 % getötet wurden.
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REM-Galerie
Begattung (♀ unten)
Nymphe Bild 1
Nymphe Bild 2
Frontalansicht
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Danke
An Baxter (Zecken.de) für die Bereitstellung vieler der Bilder.

Quellen
http://www.zecke.de 
http://www.zecken.ch 
http://www.ijon.de/zecken/ixodes.html
"Tick Pheromones" by Marc Dolan

 

Sönke von den Berg, September 2003
Überarbeitet: März 2004, Mai 2005


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