Tapirus indicus oder der Schabrackentapir

Stamm Chordata



Tapir mit Nachwuchs aus dem Zoo Hannover

Klasse Mammalia
Unterklasse Eutheria (Höhere Säugetiere)
Überordnung Laurasiatheria
Ordnung Artiodactyla (Unpaarhufer)
Familie

Tapiridae

Maße

Kopf-Rumpf-Länge 180-250 cm
Schulterhöhe 90-100 cm
Schwanzlänge 5-10 cm
Gewicht: 260-375 kg

Vorkommen

tropische Sumpfdschungel Südostasiens, vorwiegend in Malaysia, Thailand und Indonesien.

Besonderheiten
  • Kurzer muskulöser Rüssel, der zum Riechen, Tasten und Greifen von Zweigen benutzt wird
  • Auffällige Körpermusterung, die vom restlichen, schwarzen Körper scharf abgesetzte weiße bis silbergrauen "Schabracke", die sich von Schulter bis Hinterbein erstreckt.
Schutzstatus der Tapire Die Internationale Naturschutzorganisation IUCN stuft den Bergtapir in der Roten Liste als stark bedroht ein, d.h. es besteht ein hohes Risiko für sein Aussterben in naher Zukunft. Baird's- und Schabrackentapir gelten als gefährdet . Der Flachlandtapir wird wegen seiner weiten Verbreitung als weniger gefährdet eingestuft, obwohl die Bestände in vielen Regionen drastisch abgenommen haben.


Allgemein

Die Tapire (Tapiridae) bilden eine Familie der Unpaarhufer, die nur eine Gattung, Tapirus, umfasst. Tapire sind äußerlich schweineähnliche Säugetiere, deren Nasenlöcher zu kleinen Rüsseln verlängert sind. Mit diesen spüren sie die Blätter auf, die sie am liebsten fressen. Mit ihren langen, muskulösen und beweglichen Zungen gelangen sie auch an Blätter von Pflanzen, die dornenbewehrt sind. Neben Blättern fressen Tapiere auch Nüsse und Früchte.

Stammesgeschichtlich sind die Tapire im Vergleich zu anderen Säugern eine durchaus alte Familie: Die ältesten Fossilien stammen aus dem Oligozän und selbst 55 Millionen Jahre alte Gesteinsschichten aus dem Eozän enthalten eine Vielfalt von tapirähnlichen Geschöpfen. Ihre nächsten Verwandten sind heute die anderen Unpaarhufer, die Nashörner (Rhinoceratidae) und die Familie der Pferde (Equidae).

Tapire waren und sind typischerweise Bewohner von dichten Wäldern. Dort führen sie ein einzelgängerisches Leben. Deshalb war die Ausbreitung großer Graslandschaften im Neogen nicht günstig für sie. So haben von der einst artenreichen Familie auch nur vier Arten bis heute überlebt. Von den vier Arten leben drei in Mittel- und Südamerika, wo sie in den wärmeren Gebiete verbreitet sind, die vierte Art, der Schabrackentapir, ist in Südostasien beheimatet. Er unterscheidet sich von seinen südamerikanischen Verwandten hauptsächlich durch seine Färbung. Der Oberkörper ist hellbrau, während die Hinterbeine schwarz gefärbt sind.

Der Schabrackentapir ist die einzige asiatische Tapir-Art und veradankt seinen Namen der charakteristischen schwarz-weißen Färbung, der sog. Schabracke.
Der Ausdruck "Schabracke" (der umgangssprachlich auch eine unansehnliche Frau bezeichnet) stammt ursprünglich aus dem Türkischen und bezeichnet die reichverzierte farbige Decke unter dem Reitersattel. Im Gegensatz zur "Schabrunke", der Decke über der Reitersatteltasche. In anderen Sprachen heißt das Tier nach dem Ort seines Vorkommens schlicht "Malaiischer" bzw. "Indischer Tapir" (Malayan tapir, Tapir de l'Inde).


Kennzeichen

Charakteristisch für Tapire im Allgemeinen ist ihr kurzer, muskulöser Rüssel, der eine Verlängerung von Nase und Oberlippe darstellt. Das flexible, d.h. verlängerbare und nach allen Seiten bewegliche Gebilde, setzen die Tiere zur Aufnahme von Gerüchen, zum Abtasten von Gegenständen und zum Greifen von Zweigen ein. Ein kleiner Wulst an der Spitze des Rüssels hilft dabei. Die Urtapire haben diesen Rüssel noch nicht besessen. Die mit dessen Ausprägung verbundenen Veränderungen am Schädel - stark nach hinten versetzte Nasenöffnung, fehlende knöcherne Scheidewand und größere Ansatzflächen für die Muskulatur - verleihen dem Schädel sein längliches Aussehen.

Bild vom Kopf und Skizze vom Schädel des Tapirs

Desweiteres besitzen Tapire ein charakteristisches Fußskelett. Sieverfügen über vier Zehen an jedem Vorderfuß und drei Zehen an jedem Hinterfuß. Im Vergleich zu uns Menschen fehlt ihnen der erste Finger ("Daumen") und die erste und fünfte Zehe ("große" und "kleine" Zehe). Das Endglied jeder Zehe ist von einem länglichen Huf bedeckt. Die nachwachsende Hornschicht der Hufe ist relativ weich und nutzt sich beim Gehen wieder ab. Die Anatomie des Fußskeletts ist maßgeblich für die Namensgebung der Unpaarzeher (Perissodactyla = Mesaxonia), da die Hauptlast des Körpers auf dem dritten (mittleren) Strahl im Hand- und Fußskelett ruht. Dieser bleibt bei den Einhufern mit reduzierter Zehenzahl als einziger bestehen.


Der Tapirfuß

Der Schabrackentapir im Speziellen zweichnet sich durch einen bsonders kräftigen Rüssel und eine nur schwach ausgeprägte Nackenwulst aus. Sein Schädelprofil ist eher konvex (also nach außen gewölbt).

Der Tapirus indicus ist dunkelbraun bis schwarz gefärbt. Ein weißer oder hellgrauer Sattel reicht über Rücken, Flanke und Oberschenkel. Außerdem charakteristisch ist ein weißer Rand an der Spitze der Ohrmuscheln, dunkle Hufe, z.T. von rosa Hautsaum begrenzt.
Jungtiere besitzen die gleiche Grundfarbe wie ihre Eltern, die Brust ist hell. Es trägt mit weißen Flecken und Punkten und unterbrochene Längsstreifen entlang der Flanke. Die sattelförmige Zeichnung macht sich zunächst als hellbraune Aufhellung bemerkbar.


Verhalten

Obwohl der Schabrackentapir einen unbehenden Eindruck macht, bewegt er sich mit erstaunlichem Geschick auch durch den dichtesten Busch. Vertreter des Tapirus indicus sind nachtaktive und sehr scheue Tiere und gehen erst in der Dämmerung oder im Morgengrauen auf Nahrungssuche. Den Tag über verbringen sie in Schlafverstecken, wobei ihre Musterung sie erstaunlich gut tarnt. Auf offenem Feld wäre das Tier sehr auffällig, im dichten Wald ist es im Wechselspiel von Licht und Schatten nur schwer zu entdecken.
Da der Tapir sich im dichten Unterholz Pfade trampelt, die er oft jahrelang benutzt, kann er sich im Wald mit beachtlichem Tempo fortbewegen.

Er bevorzugt die Nähe von Gewässern, in die er sich bei drohender Gefahr flüchten kann. Diese Verteidigungstrategie stellt seinen einzigen Schutz gegen Tiger und Leoparden dar, die ihrer Beute nur ungern ins Wasser folgen. Schabrackentapire dagegen sind ausgezeichnete Schwimmer und können auch breite Ströme problemlos durchqueren. Ausserdem lieben sie es, sich im Wasser abzukühlen.
Gerne werden diese Bäder auch mit der Nahrungssuche verbunden. Dabei stehen die Tapire bis zum Kopf im Wasser und weiden so die Uferpflanzen ab. Sie können aber auch ausdauernd tauchen und weiden anscheinend auch den Grund von Gewässern. Die Nahrung der Tapire besteht aus Blättern, dünnen Zweigen, Knospen, Früchten und winzigen Insekten.

In Wassernähe fühlen sich Schabrackentapire am wohlsten.
Beim Fressen bedient sich der Schabrackentapir seines Rüssels. Er kann mit ihm zwar nicht wie der Elefant Dinge aufnehmen, aber er kann beispielsweise Zweige und Schösslinge umgreifen und abrupfen. Beim Weiden am Boden ist der Rüssel dagegen eher hinderlich und wird deshalb zur Seite gebogen. Dieser Rüssel verleiht den Tapiren auch ihren ausgesprochen feinen Tastsinn, da er mit Tasthaaren besetzt ist. Mit ihm prüft der Tapir seine nächste Umgebung und nimmt auf diese Art auch Kontakt zu seinen Artgenossen auf. Auch der Geruchsinn des Tapirs ist sehr gut ausgeprägt, ebenso sieht und hört er ausgesprochen gut. Trotz seines plumpen Aussehens ist der Schabrackentapir ein sehr sensibles Tier, das auf die geringste Störung äusserst schreckhaft reagiert.

Sozialverhalten und Fortpflanzung der Tapire

Tapire leben überwiegend als Einzelgänger. Die intensivste Bindung besteht zwischen Müttern und ihrem Nachwuchs. In einigen Fällen bleiben auch Paare außerhalb der Fortpflanzungszeit zusammen. An wichtigen Futter- oder Wasserstellen treffen gelegentlich mehrere Tiere zusammen. Verstreut lebende Partner finden sich im dichten Wald aufgrund von Duftmarken (Kot, Urin) und schrillen Pfiffen, die vor allem paarungsbereite (brünstige) Weibchen äußern.

 


Ein Tapirpaar


... und der Nachwuchs
Nach 13 Monaten Tragzeit bringen Weibchen an einem geschützten Platz ein einzelnes Jungtier zur Welt.Dieses ist mit ca. 500g Körpergewicht bei der Geburt ähnlich schwer wir ein Säugling und macht während der Schwangerschaft nur ca. 3% - 5% des Körpergewichtes seiner Mutter aus. Es verbringt die ersten Tage in einem Versteck, wo es von der Mutter gesäugt wird. Das frischlingsartige Flecken- und Streifenmuster gleicht Lichtflecken auf dem dunklen Waldboden und dient der Tarnung. Später begleitet das Jungtier die Mutter auf ihren Ausflügen, bis es nach etwa einem Jahr eigene Wege geht.

Gefährdung

Ausgewachsene Tapire haben als Feinde vor allem Tiger, Leoparden oder Jaguare zu fürchten. Bei Gefahr ergreifen Tapire meist die Flucht und preschen abseits ihrer Pfade durchs Gebüsch, bis sie ihre Verfolger abgeschüttelt haben. Die dicke Haut im Nacken hilft, Attacken von Raubkatzen abzuwehren. Oberflächliche Wunden, die sie sich durch Bisse, Tatzenhiebe oder Vorbeischrammen an spitzen Zweigen zuziehen, verheilen meist schnell. Die größte natürliche Bedrohung für diese Tiere stellen die Aktivitäten von Menschen dar.
In seiner Heimat wurde der Schabrackentapir wegen seines schmackhaften Fleisches lange Zeit gerne gejagt, mit einigen Ausnahmen: In Süd-Burma etwa wurde der Tapir als heiliges Wesen verehrt und daher geschont, in Malaysia wurde er in bestimmen Gebieten mit dem Ausbruch von Grippe in Verbindung gebracht und daher gemieden.
Heute ist die Jagd der geschützten Tiere streng verboten. Dabei kommt den Schabrackentapiren zugute, daß sie keinen als Trophäe geeigneten Körperteil besitzen wie zum Beispiel das Nashorn oder der Elefant. Auch der ausgestopfte Kopf des Schabrackentapirs wird auf dem Weltmarkt der Trophäenhändler niedriger gehandelt als etwa Löwen- oder Tigerköpfe. Die Hauptbedrohung für den schwer anpassungsfähigen Schabrackentapir liegt daher heute in der fortschreitenden Besiedelung und wirtschaftlichen Ausbeutung seines Lebensraumes.


Anekdote(n):

Ein Zoowärter des Hannoveraner Zoos rettete einem neugeborenen Tapir-Baby durch Mund zu Rüssel-Beatmung das Leben. Die kleine Carmina konnte nachdem ihre Mutter Conchita sie zur Welt gebracht hatte, nicht atmen. Der Wärter Dieter Schulte,d er normalweerise mit Elefanten arbeitet, nahm Carminas Rüssel in seine Hände und beatmete sie mehrere Minuten lang.
Carmina ist der erste Tapir der in dem Zoo geboren wurde. Der Wärter bekam einen Tag Urlaub als Würdigung seiner Bemühungen.
Die HAZ berichtete daß, kurz nachdem der Baby-Tapir zu atmen begonnen hatte, er schon dir Milch seiner Mutter aus einer Nuckelflasche trank. Auch ihre ersten Schritte hat Carmina schon getan. Die Belegschaft des Zoos hatte sich auf eine schwierige Geburt vorbereitet da die Mutter Conchita erst dreieinhalb Jahre alt war. Tapire, deren Tragedauer normalerweise 13 Monate beträgt, bekommen in der Regel erst mit viereinhalb Jahren ihr erstes Junges.

Pressemitteilung vom April 2002


Quellen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Tapire
http://www.modocom.de/modocom/modocolumne9.htm
http://members.tripod.com/~animom/page3.html
http://www.4tapirs.de/index.php
http://www.tierenzyklopaedie.de/tiere/astapir.html
http://www.xensei.com/users/squid/beliz/Tapir.jpg
http://www.longleat.co.uk/images/photographs/tapir-baby.jpg
http://www.jww.de/artikelbeitrag/artikelbeitrag_14059.html

 

 

Christiane Pech, Mai 2004