Lama guanicoe oder das Guanako (Müller 1776)

Stamm Mammalia (Säugetiere)


Lama guanicoe

Ordnung Artiodactyla (Paarhufer)
Familie

Camelidae (Kamele)

Gattung Lama (Lamas)
Maße/ Daten

Körperlänge: 180 – 225 cm; Schwanzlänge 25 – 30 cm
Körperhöhe: 100 – 120 cm
Körpergewicht: 45 – 50 kg
Lebensalter: bis 24 Jahre

Vorkommen

Südamerika, Nordperu bis Patagonien und Feuerland, vor allem in trockenen, unzugänglichen Gebieten bis 4000m Höhe.

Schutzstatus siehe hier

Allgemeines

Guanakos sind Paarhufer und Schwielensohler, das heißt sie haben schmale, bewegliche, gut federnde Sohlenballen.
Sie leben in unwegsamen Gebieten und gehören zur Gruppe der Passgänger (Merkmal: Spannhaut zwischen Oberschenkel und Bauch fehlt).
Die hintere Körperhälfte ist im Vergleich zur vorderen überhöht, dadurch besitzen sie einen stark gebogenen Rücken. Die Daumen sind als „Kastanien“ zurückgebildet.

Hufe mit paarigen Sohlen


Lebensraum einer Herde in Peru

Guanakos sind Wiederkäuer, deren Schneidezähne lebenslang wachsen. Obwohl sie tagaktiv sind, ist ihr Sehsinn schwach entwickelt. Dafür verfügen sie über ein sehr gutes Hör- und Geruchsvermögen.
Das Fell ist hell, rötlich braun in scharfem Absatz zu grau – weißen Bereichen. Ihre Behaarung ist weich, wollig und unterschiedlich dick.

Der schmale Kopf mit sehr langen und beweglichen Ohren und langem Hals zeichnet sich vor allem durch sehr dicht bewimperte dunkle Augen aus. Außerdem haben Guanakos eine gespaltene Oberlippe.

Jungtierentwicklung

Die Tragzeit beträgt etwa 11 Monate. Meist wird ein Fohlen, selten Zwillinge, mit einem Geburtsgewicht von ca. 10 kg zur Welt gebracht. Junge Guanakos sind Nestflüchter und können der Mutter bereits unmittelbar nach der Geburt folgen.
Sie unterscheiden sich von den älteren Tieren u.a. durch eine hellere Fellfärbung. Sie werden nur ungefähr vier Monate lang gesäugt. Danach ernähren sie sich, wie die ausgewachsenen Tiere, von Moosen, Gräsern und wasserhaltigen Früchten und Wurzeln, die sie mit ihren Vorderläufen ausgraben.
Weibchen erlangen die Geschlechtsreife mit zwei Jahren, Männchen etwas später.


Verhalten

Guanakos leben in Herden von ungefähr 20 Tieren. Sie setzt sich aus Weibchen und ihren Jungtieren zusammen und wird von einem Leithengst geführt. Halbwüchsige Männchen schließen sich zu „Junggesellenverbänden“ von bis zu 100 Individuen zusammen. Die Herdengröße richtet sich nach dem Nahrungsangebot, der Leithengst ist das regelnde Glied, ggf. lässt er Stuten ziehen. Die Bindung zwischen Mutter und Jungtier ist sehr eng. Es wurde beobachtet, dass eine Stute ihr verstorbenes Jungtier noch bis zu drei Tage vor Fressfeinden schützt.


Alle Tiere der Herde fliehen in eine vorgegebene Richtung.

Die Verständigung untereinander läuft über ein kurzes, hohes Wiehern.
Bei Gefahr stößt der Leithengst einen Warnruf aus und gibt dann die Fluchtrichtung vor. Die Herde ist sehr von dieser Führung abhängig. Verstirbt der Leithengst plötzlich, ist die Herde orientierungs- und hilflos.

Guanakoherden haben feste Kotplätze an denen nitratreiche Pflanzengesellschaften wachsen. Diese Bereiche werden nicht abgegrast.
Die Weidepflanzen werden mit den scharfen Schneidezähnen abgeschnitten, so dass die Wurzeln unversehrt im Boden zurückbleiben.

Als Schwielensohler zertrampeln sie die Grasnarben nicht (im Gegensatz zu Schafen), so dass die Vegetation sich schnell wieder erholt. So ist das Weidegebiet einer Herde auch relativ klein.
Guanakos bilden Weidegesellschaften mit Nandus, deren gutes Sehvermögen das Defizit der Guanakos ausgleicht.

Beim gegenseitigen Beschnüffeln von Männchen bestehen feste Annäherungsrituale. Sie kämpfen durch Beißen, Treten und Spucken; auf diese Weise werden auch ältere Leithengste von jüngeren abgelöst.

Die Paarung findet im Liegen statt.


Paarungsakt

Abstammung und Schutzstatus



Stammbaum

Die Vorfahren der heutigen Guanakos lebten vor 40 – 50 Millionen Jahren in Nordamerika, erst durch eine Eiszeit gelangten sie über eine Landbrücke nach Südamerika.
Das Guanako ist eine Stammform des Lamas und auch des Alpaka. Die Ähnlichkeit der Arten ist auch heute noch gut erkennbar. Durch intensivierte und expandierte Schafzucht werden die Guanakos heute in nicht mehr zusammenhängende Gebiete zurückgedrängt. Zusätzlich ist die Fortpflanzungsrate sehr gering und die Jungtiersterblichkeit hoch.
Schutzmaßnahmen, zu denen die gezielte Verhaltens-forschung gehört, sollen zur Rettung der letzten Herden dienen. Mittlerweile sind Weibchen ganzjährig und Männchen saisonal geschützt. Die Kontrolle dieser Vorschriften ist in den unwegsamen Gebieten äußerst schwierig. Noch immer werden sie als Nahrungskonkurrenten der Schafe und zur Woll- und Fleischgewinnung gejagt. Zu den natürlichen Feinden der Guanakos gehören Jaguar, Puma und Kondor.

Hochnäsig?!

Alle Tierarten der Familie der Kamele gelten irrtümlich als hochmütig bzw. als dumm; dies beruht vor allem auf der Fehlinterpretation der Kopfform: Dies ist ein angeborener Auslösemechanismus beim Menschen (AMM), Nasenlöcher und Augen befinden sich auf gleicher Höhe und lösen so diesen Eindruck aus.


Quellen

www.puc.cl/sw_educ/prodanim/ notrad/siv4.htm
http://www.funet.fi
www.lamas.ch/ordnung.htm

Maren Ziegler, Mai 2004