Limnognathia maerski sp. nov.
Bei Limnognathia maerski handelt es sich um etwas besonderes und das auch mehreren Gründen. Es ist der einzige Vertreter der eigens für das Tier gegründeten Klasse Micrognathozoa. Neue Klassen mußten für neu entdeckte Arten im letzten Jahrhundert nur vier mal erstellt werden, wie für dieses 1994 entdeckte Tier geschehen. |
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L. maerski wurde in einer kalten Quelle bei Isunngua auf Disko Island (bei Grönland, siehe Karte) gefunden. Die Süßwasserquelle friert im arktischen Winter zu, was eine bemerkenswerte Kältetoleranz voraussetzt, denn selbst in den kurzen Sommern übersteigt die Durchschnittstemperatur nicht 8°C. |
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Die Morphologie von L. maerski ist es, was das Tier besonders macht. Der Mundaparat besteht aus sehr kompliziert gebauten Kiefern, welche die Zugehörigkeit zu den Kiefermündern nahelegt, das Nierensystem dagegen ähnelt wiederum eher dem der Rotatoria. |
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Auf der Körperoberfläche befinden sich neben steifen sensorischen Cilien verschiedene Gruppen beweglicher Cilien. Sie liegen im ventralen Teil der anterioren und lateralen Kopfregion sowie im ventralen Bereich von Thorax und Abdomen. Die Cilien im Kopfbereich sind hufeisenförmig angeordnet und in der Lage, einen Flüssigkeitsstrom in Richtung des Mundes zu erzeugen, welcher Nahrungspartikel mit sich nimmt. |
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Die Ableitung der Zelle wird über ein doppelbandiges ventrales Nervenband zum Gehirn (links auf dem Bild) geleitet, welches den größten Teil des Kopfbereiches einnimmt. |
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Die Kiefern sind äußerst komplex gestaltet. Anhand von ihnen kann eine Einordnung in einen Stammbaum getätigt werden. |
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Links: Bilder der Kiefer mittels SEM (Scanning electron microscopy), oben dorsal, unten ventral Rechts: 3D-Rekonstruktion zur Veranschaulichung der einzelnen Elemente, oben dorsal, unten ventral |
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Das Verdauungssystem (dick gezeichnet) besteht aus Mund, Ösophagus, Pharynx und Darm. Im Darm sind keine Cilien, dafür aber Microvili vorhanden. Ab dem Mitteldarm kommt es zu einer zunehmenden Verengung. Das Ende des Darms wird von einer Analplatte verschlossen, die von Muskeln zeitweise retraktiert werden kann. Defekation wurde bisland nicht beobachtet. Exkretion erfolgt entweder über Auswürgen oder über die paarigen Protonephridien.
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Bisher wurden nur weibliche Individuen entdeckt. Somit wird angenommen, dass sich L. maerski parthogenetisch fort. Dies ist bei den morphologisch und wahrscheinlich auch phylogenetisch näher verwandten Rädertierchen bekannt (ein klassisches Beispiel ist auch die Blattlaus). Dort ist es jedoch so, dass die Fortpflanzung im Wechsel ein-, bzw. zweigeschlechtlich vonstatten geht. |
![]() Winter-Ei |
Die Hauptnahrung besteht aus Bakterien, Blau- und Grünalgen und Diatomeen. Während der Suche nach Futter bewegt sich der Kopf langsam und rhythmisch von einer zur anderen Seite, während die mundständigen Cilien die Nahrungspartikel weitertransportieren. Erreicht ein Partikel den Mund, wird dieser schnell von den ventralen Kiefern ergriffen. |
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http://www.zmuc.dk/InverWeb/Dyr/Limnognathia/Limno_intro_UK.htm* |
* Die Informationen stammen so gut wie ausschließlich von der Webseite der Beschreiber des Tieres von der "Zoological Museum University of Copenhagen". Die Bilder sind ausnahmslos dort zu Demonstrationszwecken entnommen. |
Sönke von den Berg, Juni 2004