Androctonus australis oder der Dickschwanzskorpion

Stamm Arthropoda


Androctunus australis

Klasse Arachnida
Ordnung Scorpionida
Familie

Buthidae

Gattung Androctonus
Maße/ Daten

10 bis 14 cm

Vorkommen

Nordafrika bis Naher Osten

Schutzstatus Nicht bekannt

Identifikation

Schmutzig sandgelb bis beige, Körperlänge bis 14 cm inkl. „Schwanz“. Das fälschlicherweise oft als Schwanz bezeichnete sog. Postabdomen ist ein Teil des Körpers, da der After unterhalb der Giftblase mündet. Streng genommen handelt es sich also nur bei dem Giftstachel um ein Körperanhängsel.
Charakteristisch für diese Art sind die glatten, relativ massigen Palpen (hier die Greifscheren), sowie das namensgebende, verdickte (im Querschnitt U – förmige) Postabdomen.


Verbreitung / Lebensraum

Die Art A. australis ist, wie die anderen Vertreter der Gattung, von Nordafrika über den Nahen Osten bis nach Indien (Wüstengebiete wie Rajasthan) verbreitet. Sehr häufig findet man ihn auf der Urlaubsinsel Djerba (Tunesien).
Die Tiere bewohnen Wüsten bis Halbwüsten und verstecken sich tagsüber unter Steinen.


Lebensraum von Latrodectus tredecimguttatus (siehe früheres OTW) und Androctonus australis auf Djerba/Tunesien

Vergiftungssymptomatik / Gift

Androctonus australis ist einer der gefährlichsten Skorpione Nordafrikas bzw. weltweit. Er ist aggressiv und sticht zu, wenn er in die Enge getrieben wird (dabei schleudert das Tier seinen Giftstachel bei Gefahr über den Rücken hinweg blitzschnell seinem Angreifer entgegen). Sein Stich ruft sehr starke Schmerzen und Allgemeinreaktionen wie Übelkeit, Erbrechen und schließlich Lähmungen hervor.
Ganz allgemein kann man gefährliche Skorpionsgifte in 3 Untergruppen teilen:

a) neurotoxische, altweltliche Arten
b) neurotoxische, neuweltliche Arten
c) Gifte mit nekrotischer Wirkung 

Das Gift der Gruppe a, zu der auch A. australis gehört, besteht in erster Linie aus einem proteinischen Toxin, das Natrium – Kanäle in erregbaren Membranen angreift und deren Schließung verzögert. Dadurch kommt es zu einer Übererregung des gesamten nervösen Systems.
Die Halbwertszeit dieses Proteins im Körper beträgt ca. 6 bis 13 Stunden. Aus diesem Grund ist die – bei altweltlichen Arten ohnehin in ihrer Wirkung zweifelhafte – Gabe von Antiseren nicht nötig, wenn eine symptomatische Behandlung möglich ist. Gibt es keine Komplikationen, so erholen sich die meisten Patienten restlos innerhalb von 24 Stunden.


Fortpflanzung

Männchen und Weibchen lassen sich anhand der Kammzähne des ventral gelegenen Tastorganes differenzieren. Männchen besitzen über 28, Weibchen 23 bis 29 dieser Kammzähne.
Die Paarung erfolgt in einem recht komplizierten Ritual. Männchen und Weibchen fassen einander an den Palpen und „tanzen“ bis zu einige Stunden lang miteinander. Dabei heftet das Männchen aus seiner ventralen Geschlechtsöffnung eine sogenannte Spermatophore (gestieltes Spermabehältnis) an den Boden und zieht das Weibchen darüber. Dieses nimmt die Spermatophore dann auf.

Die Jungen schlüpfen als noch nicht alleine lebensfähige Larven nach 6 Monaten. Bis zur ersten Häutung, bei der z.B. der Stachel voll ausgebildet wird, bleiben sie auf dem Rücken der Mutter sitzen und werden von dieser verteidigt. Erst danach zerstreuen sie sich.

 


Weibchen mit Jungtieren

Besonderheiten

Es gibt eine Legende, nach der man einen Skorpion in einen Feuerkreis setzen kann. Er steche dann wild um sich, so heisst es, und kippe irgendwann tot um. Dieses Verhalten wird als Suizid in auswegloser Lage angesehen.
Tatsächlich sind Skorpione weitgehend immun gegen ihr eigenes Gift. Ein Skorpion in einem brennenden Benzinkreis stirbt entweder am Stress oder durch die Hitze.

Die meisten der getrockneten und in Glaskästen befestigten Skorpione, die man in nordafrikanischen Ländern erstehen kann, gehören zu dieser Art bzw. anderer Arten dieser Gattung.


Tobias Dörr, Juli 2004