Lampyridae oder Leuchtkäfer

Stamm Arthropoda

Glühwürmchenflug bei Langzeitbelichtung
Ordnung Coleoptera
Familie

Lampyridae

Maße/ Daten Art Männchen Weibchen
Phosphaenus hemipterus 6-8 mm ca. 10 mm
Lampyris noctiluca 10-12 mm 15-20 mm
Phausis splendidula 8-10 mm ca. 10 mm
Vorkommen

vor allem in Mittel- und Südeuropa verbreitet, in Richtung Norden des Kontinents immer seltener bis fehlend

Schutzstatus nicht bedroht laut Roter Liste

Allgemeines

Nicht nur in tropischen Ländern gibt es Insekten mit Biolumineszenz. Weltweit existieren rund 2000 Arten von Leuchtkäfern. Auch in Deutschland kann man, vor allem im Juni, Glühwürmchen beobachten. Hierzulande werden die Leuchtkäfer (Lampyridae) durch drei Arten repräsentiert: Phosphaenus hemipterus, Lampyris noctiluca (das eigentlichen Glühwürmchen) und Phausis splendidula (das Johanniswürmchen). Die Weibchen aller drei Arten sind flugunfähig. Die Männchen sind durch einen Halsschild mit pigmentlosen Fenstern und voll ausgeprägten Flügeln und Elytren zu erkennen.
Nicht nur die adulten Tiere, sondern auch die Larven der Lampyridae lechten. Die ungelegten Eier schimmern sogar schon leicht im Mutterleib. Daß die Leuchtsignale bei den adulten Tieren der Fortpflanzung dienen, ist offensichtlich. Welchen zweck es bei den Jungtieren erfüllt, ist fraglich und viel diskutiert (hier einige mögliche Antworten).

Durch die zunehmende Umweltverschmutzung und den sog. "Lichtsmog" sind dunkle Ecken mit ungestörten Beobachtungsmöglichkeiten leider immer schwerer zu finden, Hannoveraner Studenten steht dabei jedoch die Eilenriede zur Verfügung..



Langzeitbelichtung impulsartig leuchtender Käfer der Art Pteropteryx malacae - so schön können sie sein!


Ernährung

Glühwürmchenlarven sind sehr effiziente Prädatoren von sowohl Nackt- als auch Gehäuseschnecken. Die Jäger überwältigen sie mit mehreren Giftbissen (bei den Gehäuseschnecken "reiten" die Lampyridae meist auf dem schleimfreien Dach). Die Opfer können mehrere Meter weit fortgeschleppt werden. Das Ziel sind zum Beispiel Laubhaufen, in deren Schutz die Larven die Schnecken dann in einer mehrere Stunden andauernden Mahlzeit vertilgen. Spätestens nach 1,5 Tagen ist die Beute vollends aufgefressen.
Die Larven von Phosphaenus hemipterus ernähren sich hauptsächlich von Regenwürmern.
Nur die Larven fressen, die adulten Tiere leben von Fettreserven und nehmen keine Nahrung mehr zu sich. Allerdings ist in letzter Zeit auch Gegenteiliges berichtet worden, doch dazu später mehr.


Lebensraum

Lampyridae bevorzugen feuchte Habitate mit genügend vielen Schnecken.. Dabei ist die Austrocknungstoleranz der Arten unterschiedlich. In den Städten sollen sie auf Friedhöfen und stillgelegten Bahnhöfen zu finden sein. In der "freien Natur" findet man sie an Waldrändern, in Gebüschen, feuchten Wiesen, unter faulendem Holz, auf Weinbergen, oft in der Nähe von offenen Wasserflächen, aber nie in Nadelwäldern oder dichtem Wald.


Fortpflanzung

Bei ausreichender Dunkelheit (meist gegen 22 Uhr) beginnt das am Boden sitzende Weibchen zu leuchten. Diese Leuchtsignale sind artspezifisch. Hat ein Männchen der gleichen Art dieses Signal gesichtet und erkannt, läßt es sich in der Nähe des Weibchens auf dem Boden fallen und läuft zu ihm, um sich mit ihm zu paaren. Häufig findet man ein Weibchen, um das sich mehrere Männchen drängen. Vermutlich spielen in der unmittelbaren Nähe des Weibchens Pheromone eine zusätzliche Rolle bei der Anlockung.
Waren die Locksignale des Weibchens erfolglos, stellt es das Leuchten meist gegen 1 Uhr nachts wieder ein.

Nicht immer jedoch haben die Weibchen es auf Paarung abgesehen! Weibchen der Gattung Photuris sind in der Lage, die Signale der artfremden Photinus-Weibchen nachzuahmen. Die so angelockten Photinus-Männchen werden von den Weibchen verspeist. Dies geschieht allerdings nicht in erster Linie wegen des Nahrungbedarfes: die Blutlymphe dieser Männchen enthält einen Bitterstoff, der Fraßfeinde abschrecken soll. Dieser wird von den Photuris-Weibchen aufgenommen und selbst als Schutz genutzt.

Zum Phänomen der Biolumineszenz gibt es in diesem Artikel eine verständliche Erklärung.


Jungtierentwicklung

Die Weibchen legen ca. 60 - 90 schwach leuchtende Eier in der Nähe ihres Leuchtplatzes unter Steinen, kurz unter der Bodenoberfläche und an Graswurzeln ab. Kurz danach stirbt das Weibchen. Die Larven schlüpfen, je nach Temperatur, ca. einen Monat nach der Eiablage.

Die Larve der Lampyridae ähnelt vom Habitus her dem Weibchen, ist jedoch durch rote Fleckenreihen auf der linken und rechten Seite gut von diesem zu unterscheiden. Sie besitzen bereits Leuchtorgane am Hinterleib, leuchten jedoch nicht so stark wie die adulten Tiere.

Die Entwicklung bis zum erwachsenen Tier dauert drei bis vier Jahre und schließt mehrere Häutungen ein. Die Larven verpuppen sich in einer kleinen Höhle im Boden. Etwa zwei Wochen später schlüpft dann das adulte Tier.
Handelt es sich um ein Weibchen, besitzt dieses lediglich Flügelstummel und ist dadurch flugunfähig. Außerdem hat es einen Halsschild, das bis über den Kopf reicht. An der Bauchseite des Hinterleibs sitzen die phosphoreszierenden Leuchtorgane.
Die Männchen sind in der Regel kleiner als die Weibchen und flugfähig.
Die Elytren sind bräunlich und mit leichten Längsrippen versehen. Nur die Männchen von Lamprohiza splendidula leuchten kontinuierlich im Flug. Männchen der Art Phosphaenus hemipterus leuchten sehr selten und die der Art Lampyris noctiluca leuchten gar nicht. Die Männchen sterben kurz nach der Paarung.


Ein Pärchen hat sich gefunden...


..das Ergebnis der Begegnung,
ohne seine ca. 70 Geschwister


4 Imago-Männchen, 4a Imago-Weibchen, 4b Larve (je von Lampyris noctiluca)
3 Lusiola lusitanca


Hauptvorkommen der Imagines

Lampyris noctiluca Juli - August
Lamprohiza splendidula Juni - Juli
Phosphaenus hemipterus Juni - Juli


Quellen

Michael Chinery: Insetti
http://www1.pref.tokushima.jp/kankyou/seikatsubunka/awalife/june03/firefly.htm
http://www.town.kozuki.hyogo.jp/kominkan/hotaru/hotarujoho.html
www.netzeitung.de/ wissenschaft/149757.html
http://brain.exp.univie.ac.at/21_vorlesung_ws03/bilder.htm
http://www.geocities.com/millenpopille/glow/
http://www.g-o.de/index.php?cmd=focus_detail2&f_id=76&rang=10
http://de.wikipedia.org/wiki/K%E4fer
http://www.gluehwuermchen.ch
http://rats.muenster.org/proj/p-tage-sek2/chaos/bericht.shtml?selbstorganisation
http://psteinmann.net/pictures/a03.html

Christiane Pech, Juli 2004