Althaéa officinális oder der Echte Eibisch

Klasse Magnoliopsida (Zweikeimblättrige)
Ordnung Malvales (Malvenartige)
Familie

Malvaceae (Malvengewächse)

Gattung Althaea (Eibisch)
Maße

Bis 150cm Höhe

Blütenformel * K 5 C 5 A (¥) G (5) - (¥)
Vorkommen

Ganz Europa & Westasien, in Deutschland v.a. im Bereich der Ostseeküste, aber selten

Schutzstatus In Deutschland streng geschützt.

Allgemeines

Seit der Antike ist der Echte Eibisch für seine Heilkräfte bekannt. Der Name Althaéa stammt ursprünglich aus dem Griechischem (von altho = heilen). Der Schleim, der vor allem aus den Wurzeln, aber auch aus den Blättern des Eibisch gewonnnen werden kann, wird zur Linderung von Husten, Heiserkeit, Magen- und Darmbeschwerden verwendet. Dabei ist darauf zu achten, dass es sich um frisches Material aus der letzten Saison handelt, dieses unter trocken und dunkel gelagert wird und bei der Zubereitung nicht zu sehr erhitzt wird, da ansonsten die Wirkstoffe degenerieren.
Wahrscheinlich ist ihre Heilkraft jedoch nicht der Grund für die Gefährung dieser Art, sondern eher das Schwinden der bevorzugten Standorte. So ist der Eibisch als halophile Art im Binnenland selten wildwachsend zu finden. Vor allem an der Ostseeküste gibt es jedoch noch größere Vorkommen (siehe rechts).


Großes Vorkommen von Althaéa officinális


Habitus

Althaéa officinális ähnelt der bekannteren Stockrose (Althaéa rósea), ebenfalls ein Malvengewächs. Die Stockrose wird mit bis zu 3m jedoch wesentlich höher als der Eibisch (Angaben schwankend, mehrheitlich 1,5m). Zudem sind die Blüten des Eibisch mit maximal 5cm Durchmesser nur halb so groß wie die der Stockrosen.

Die Wurzel ist fleischig und geht in einen waagerecht kriechenden astförmigen Wurzelstock über.
Die Staude ist an Sproßachse, Blättern und Knospen weich behaart. Die drei- bis fünflappigen Blätter sind spiralig angeordnet.
Die gestielten Blüten wachsen am Blattgrund und blühen von Juni bis August in einem weißen bis rosa-farbenen. Sie sind radiär und fünfzählig. Die Blätter des Außenkelchs können bis zu 9cm lang werden. Die Staubblätter sind zahlreich und zu einer den Griffel umgebenden Röhre (Columna) verwachsen. Am Grund sind sie mit den Blütenkronblätter verbunden. Der Fruchknoten ist oberständig, die scheibenförmige Frucht zerfällt zur Reife in Teilfrüchte.




Behaarung am Eibisch

Verbreitung und Standort

Das nördlichste Vorkommen wurde aus dem unteren Drittel Norwegens (in der Höhe von Trondheim) berichtet, zusammenhängende Gesellschaften finden sich jedoch erst ab Dänemark. Im Süden dringt Althaéa officinális bis nach Nordafrika vor. Westlich deckt das Vorkommen ganz Spanien und Portugal ab. Zwar ist der Eibisch auch in den USA (v.a. im Nordosten und in teilweise im nördlichen Zentrum der Staaten) verbreitet, dort jedoch als Neophyt. Im Osten reicht das Vorkommen weit nach Russland hinein bis nach Sibirien.
Der Echte Eibisch ist in ganz Deutschland als kultivierte Pflanze verbreitet, einerseits zur Zierde, andererseits wegen ihrer heilenden Kräfte. Die natürlichen Vorkommen sind jedoch stark eingeschränkt. Bevorzugt werden halbschattige bis halblichte Biotope, die nicht zu trocken, dafür aber leicht basisch sein dürfen. Der Stickstoffbedarf ist recht gering, dafür ist die Salztoleranz relativ hoch (0,05-0,3% Cl). Vor allem in Küstennähe der Ostsee finden sich wildwachsende Pflanzengesellschaften, teilweise an Binnenseen mit Meerwasseranbindung (Bild rechts).


See mit Meerwasser-anbinung südlich von Hohwacht (SH)

Vermehrung

Der echte Eibisch ist zwei- bis mehrjährig. Sowohl Samen als auch Stecklinge sind zur Aussaat möglich. Die Bestäubung der Blüte erfolgt durch Insekte, vor allem Hummeln. Um die Blüte für Insekten auffälliger zu gestallten hat sich im Laufe der Evolution der Stiel der Kronblätter verschmälert, so dass die Kelchblätter durchscheinen (siehe Bild unten). Dies erhöht den Kontrast für das Insektenauge, welches zudem durch die UV-Rezeptoren der Ommatidien nicht "nur" eine weiße Blüte sieht. Die Pflanze ist zwittrig.
Den Winter übersteht die Pflanze entweder in Samenform oder mittels dicht am Erdboden liegender Knospen (Hemikryptophyt).


Kontrasterhöhung in der Blüte

Nahrungsbeziehung

Vom streng geschützte Steppenheiden-Würfeldickkopffalter (Pyrgus carthami) wird beispielsweise berichtet, dass der Eibisch zu dessen speziellem Nahrungsrepertoire gehört. Weiterhin gehören Potentilla, Malva und Centaurea dazu.

 

Quellen

http://planto.de/gefaessdaten.php?nr=576
Flora v. Deutschland, 90. Auflage - Schmeil, Fitschen (Quelle & Meyer Verlag)
http://linnaeus.nrm.se/flora/di/malva/altha/althoff.html
http://www.geocities.com/nutriflip/Naturopathy/Marshmallow.html
http://www.biozac.de/biozac/capvil/Cvalthae.htm
http://www.leps.it/indexjs.htm?SpeciesPages/PyrguCarth.htm

Sönke von den Berg, August 2004