Ebola-Virus (EBOV) oder das Hämorrhagische Fieber

Ordnung Mononegavirales

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Das erste Bild vom Ebola Zaire Virus, aufgenommen am 13.10.1976 vom Dr. F.A. Murphy.

Familie

Filoviridae

Gattung Ebolavirus
Arten & Stämme

siehe hier

Verwandtschaft Marburgvirus (siehe hier).
Maße/ Daten

Länge: 300-14000 nm
Durchmesser: 80 nm

Vorkommen

Afrika: Demokratische Republik Kongo (bis 1997 Zaire), Kongo-Brazzaville, Gabun, Sudan, Elfenbeinküste und Uganda.

Besonderheiten Die hämorrhagischen Fieber des Menschen (z.B. Gelbfieber, Denguefieber, Marburgvirusfieber, und Ebolafieber) gehören zu den schwersten Infektionskrankheiten. Nur gegen Gelbfieber kann bisher vorbeugend geimpft werden.
Schutzstatus Mit Sicherheit nicht geschützt!
Meldepflicht siehe hier

 

Arten und Stämme

Die Namen aller hämorrhagischen Fiebererkrankungen werden, einer internationalen Übereinkunft zufolge, nach der Region des ersten bekannt gewordenen Auftretens benannt. Da diese Krankheit in der Nähe des Flusses Ebola (in ehem. Zaire) zum ersten Mal auftrat, trägt sie den Namen des Flusses. Später aufgetauchte Arten tragen den Namen des jeweiligen ersten Auftretens, da sie jedoch auch zur Gruppe der Ebolaviren gehören, noch immer dessen Namen. Die Stämme sind wiederum nach dem Ort des ersten Auftreten benannt.

Zaire ebolavirus 

• Mayinga (Zaire, 1976)
• Zaire (Zaire, 1976)
• Eckron (Zaire, 1976)
• Tandala (Zaire, 1977)
• Kikwit (Zaire, 1995)
• Gabon (Zaire, 1994-1997)

Reston ebolavirus

  • Reston (1989)
  • Philippines (1989)
  • Siena (1992)
  • Texas (1996)

 

Sudan ebolavirus

  • Boniface (1976)
  • Maleo (1979)

Tai Forest ebolavirus (früher Ivory Coast ebolavirus)

  • Cote d’Ivoire (Tai Forest, 1994)

Allgemeines

Ebola ist ein äußerst gefährliches und ansteckendes Virus. Es wird als Level-4- Krankheitserreger eingestuft. D.h. um mit ihm zu arbeiten, muss ein spezieller Schutzanzug getragen werden. Die Arbeit mit dem Erreger ist nur unter Bedingungen der Laborsicherheitsstufe 4 erlaubt.
Das Virus führt zu hämorrhagischem, also Blutungen auslösendem, Fieber (hämorrhagisches Fieber).
Der Erreger gehört zu der Familie der Filoviren (fadenförmige Viren) Ebola ist das erste Virus dieser Gruppe, das man entdeckte.
Das Virus hat ein Verwandten in Deutschland, das Marburg-Virus (MBGV, gehört auch zur Familie Filoviridae), welches zum ersten Mal 1967 in Marburg (Frankfurt/Main) auftrat. Dieses Virus kam aus Uganda durch als Versuchstier eingeführte grüne Meerkatzen (eine afrikanische Affenart) nach Deutschland. Die Erkrankung brach ebenfalls in Frankfurt/Main und in Belgrad aus. Der Ausbruch des Virus endete mit 7 Toten von 31 Infizierten. Dabei infizierten sich 25 Menschen direkt durch die Meerkatzen, der Rest an den bereits Erkrankten. Das Marburg-Fieber gilt als etwas weniger gefährlich als das von Ebola verursachte Fieber.


Bild von Dr. F.A. Murphy
Bis heute ist die Erstinfektionsquelle des Ebolavirus unbekannt, so dass für Menschen, die in diesen Regionen in den Dschungel eindringen, ein unkalkulierbares Infektionsrisiko besteht. Unter der Erstinfektionsquelle versteht man die Tiere, die den Erreger beherbergen, ohne selber zu erkranken. Über derartige Tiere gibt es zahlreiche Spekulationen, von Chiroptera (Fledermäuse) über Rhodentia (Nager) bis hin zu Aves (Vögel). Sicher ist, dass ein Überträger der Erkrankung ohne Zweifel Affen, vor allem Schimpansen, sind, die in verschiedenen Regionen Afrikas von den Einheimischen gerne verspeist werden.

Geschichte

Das Ebola-Fieber wurde zum ersten Mal als Epidemie im Jahr 1976 im damaligen Zaire (heute Demokratische Republik Kongo) und im Südsudan untersucht und beschrieben.
Sämtliche Ausbrüche der Krankheit sind in folgender Tabelle chronologisch aufgeführt:

Jahr

Land

Virus Stamm ->Info!

F�lle insgesamt

Todesf�lle

Sterblichkeit

1976

Sudan

Ebola-Sudan

284

151

53%

1976

Zaire (DRC)

Ebola-Zaire

318

280

88%

1977

Zaire (DRC)

Ebola-Zaire

1

1

100%

1979

Sudan

Ebola-Sudan

34

22

65%

1994

Gabon

Ebola-Zaire

52

31

60%

1994

C�te d�Ivoire

Ebola-C�te d�Ivoire

1

0

0%

1995

Liberia

Ebola-C�te d�Ivoire

1

0

0%

1995

Democratic Republic of Congo (formerly Zaire)

Ebola-Zaire

315

250

81%

1996 (Jan - April)

Gabon

Ebola-Zaire

37

21

57%

1996 - 1997 (July - Jan)

Gabon

Ebola-Zaire

60

45

74%

1996

South Africa

Ebola-Zaire

1 ->Info

1

100%

2000 - 2001

Uganda

Ebola-Sudan

425

224

53%

2001 - 2002
(Oct 01 - March 02)

Gabon

Ebola-Zaire

65

53

82%

2001 - 2002
(Oct. 01 - March 02)

Republic of Congo

Ebola-Zaire

59

44

75%

2002 - 2003
(Dec 02 - April 03)

Republic of Congo

Ebola-Zaire

143

128

89%

2003 (Nov - Dec)

Republic of Congo

Ebola-Zaire

35

29

83%

2004

Sudan

Ebola-Sudan

17

7

41%

Gesamt

 

 

1848

1287

 

Laborunfälle:

1976: Mikrobiologische Forschungseinrichtung, Porton, genesen
2004 (Februar): Fort Detrick, Maryland (USA), genesen
2004 (Mai): Staatsforschungszentrum der Virologie und der Biotechnologie (Vektor), Koltsovo, Russland, gestorben am 19. Mai.

Insgesamt erkrankten ca. 1850 Menschen an Ebolafieber, wovon fast 1300 verstarben.


Aufbau

Unter dem Elektronenmikroskop erscheinen die Pathogene lang und fadenförmig, mitunter sind sie verzweigt oder zu Kringeln gebogen. Die Filoviren variieren stark in ihrer Länge (300-14000 nm), besitzen aber immer einen Durchmesser von 80 nm.
Umgeben sind die Virionen (engl: Virions. Ein Virion ist ein in der Ruhephase befindlicher, extrazellulärer, vollentwickelter und infektiöser Virus.) von einer Lipoproteinhülle, die von der Membran der Wirtszelle stammt und mit antennenähnlichen Fortsätzen, den viralen Spikes, besetzt ist. Diese äußere Membran besteht aus Glykoprotein, Polymerase und vier unbekannten Proteinen.
Ebolaviren weisen ein nichtsegmentiertes einsträngiges RNS-Genom mit negativer Polarität auf (- ssRNS Genom, welches die Genanordnung 3'-NP-VP35-VP40-GP-VP30-VP24-L-5 ' zeigt), verpackt in einer Helix-artigen Kapsel (Nucleocapsid). Sie enthalten 1,1% Nukleinsäure.

„Negativ-strängige RNS“ bedeutet, dass das Genom des Virus aus einer einzelnen Faser von RNS besteht. Im Falle des Ebolavirus ist diese Faser an sich harmlos, also nicht ansteckend.
Außergewöhnlich für die Familie der Filoviridae ist die fadenförmige Gestalt der Viren, von der sich auch der Familienname ableitet. Die meisten Viren sind demgegenüber eher rundlich.


Aufbau eines Ebola-Virus (© Spektrum Akademischer Verlag)

Zyklus

Obgleich die Ordnung Mononegavirales einige Viren beinhaltet, deren Reproduktions- und Transkriptions-Strategie bekannt sind, bleiben die genauen Mechanismen der Reproduktion und Transkription bei Filoviren ein Rätsel.
Wie oben erwähnt, ist die einzelne RNS-Faser von Ebolavirus an sich nicht ansteckend. Ist ein Virus in eine Zelle eingedrungen, erstellt die RNS eine positive Kopie von sich, um sie als Schablone für neue negative Genome zu verwenden. Das neue Genom benutzt Teile der schmarotzten Zellen, um eine neue schützende Proteinschicht zu bilden. Mittels dieser Knospe bewegen sie sich auf der Suche nach neuen Zellen von der alten Wirtszelle weg, um in neue Wirtszellen eindringen zu können. Die Reproduktion verläuft alarmierend schnell.
Gene werden von messenger-RNAs transkribiert, die verhältnismäßig lange 5'- und 3'-Enden enthalten. Sieben strukturelle Proteine werden durch das Genom kodiert, von dem vier das schraubenartige Nucleocapsid (NP-VP35-VP30-L) bilden, zwei sind membrangebunden (VP40-VP24), und eins ist ein Transmembranglucoproteid (GP).


Übertragung

Der Ebolaerreger wird durch direkten Kontakt mit Ebola-Patienten, deren Blut, Körperflüssigkeiten und Ausscheidungen übertragen. Häufig werden daher zunächst das Pflegepersonal und behandelnde Ärzte infiziert. Eine Übertragung durch Tröpfcheninfektion beim Menschen scheint wenig wahrscheinlich. Das natürliche Reservoir des Erregers wird in Tieren des tropischen Regenwalds Afrikas und Asiens vermutet, es konnte jedoch bisher nicht identifiziert werden. Kontakt oder Konsum von Schimpansenfleisch spielte bei einzelnen Ausbrüchen eine gewisse Rolle. Die Verbreitung durch Moskitos gilt als ausgeschlossen. Ebola Reston überträgt sich über die Luft und Körperflüssigkeiten.


Symptome und Krankheitsverlauf

Die Symptome des hämorrhagischen Fiebers beginnen nach einer Inkubationszeit von 4 bis 16 Tage nach der Infektion. Die Betroffenen entwickeln Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen und verlieren jeglichen Appetit.
Im weiteren Krankheitsverlauf treten Erbrechen, Durchfall, Magenkrämpfe und starke Brustschmerzen auf. Es kommt zu starken Gerinnungsstörungen und die Patienten beginnen überall zu bluten: im Magen-Darm-Trakt, unter die Haut und gegebenenfalls aus den Einstichstellen von Spritzen. Am 5. bis 7. Krankheitstag tritt ein maserartiger Hautausschlag auf, der aber nur auf heller Haut gut sichtbar ist. Neurologische Symptome mit Lähmungen und Psychosen sind häufig. Der Tod tritt meist um den 9. Krankheitstag ein. Die Sterblichkeit beträgt abhängig vom Virustyp 50 – 90 %.


Diagnose

Einen ersten Hinweis bilden die klinischen Bilder der erkrankten Personen. Es können auf serologischem Weg spezifische IgM- und IgG-Antikörper nachgewiesen werden. Ein elektronenmikroskopischer Nachweis des Virus ist, jedoch nur in Sicherheitslaboren der Klasse 4, möglich. Eine andere Möglichkeit besteht darin, das Virus auf auf einen bestimmten Nährböden zu plattieren, um zu beobachten, ob er sich dort vermehrt. Die Methoden sind sehr kompliziert und teuer und können daher in den Entwicklungsländern nicht oder nur unzureichend ausgeführt werden. Da eine sichere Diagnostik in der Regel erst sehr spät einsetzt, kommt es immer wieder zu relativ großen Krankheitsausbrüchen.


Therapie

Zur Zeit existiert gegen das Virus selber kein Therapeutikum. Die Symptome bzw. die Krankheitsfolgen aber müssen intensivmedizinisch behandelt werden, so z.B. die Blutgerinnungsstörungen. Dabei sind strenge hygienische Vorsichtsmaßnahmen zu beachten. Idealerweise sollte die Behandlung auf Isolierstationen erfolgen. Nach Laborinfektionen in England kam es bei Patienten zur Genesung, die das Serum von Rekonvaleszenten, also von Personen, die die Infektion überlebt hatten, erhalten hatten.


Prognose und neuste Entwicklungen (geschrieben 08.2004)
  • Da das Hauptproblem der Infektion mit dem Ebolavirus die ungeklärte Primärinfektionsquelle ist, werden viele Anstrengungen unternommen, diese zu finden. Während der letzten Epidemien wurden Exemplare vieler Vertreter der Tierpopulation der entsprechenden Gegend eingefangen und daraufhin untersucht, ob sie das Virus als Hauptwirt beherbergen. Ohne den direkten Nachweis eines Haupt- bzw. Primärwirtes bleiben Fragen wie: "Kann sich das Ebolavirus bei vielen verschiedenen Wirten einnisten, oder ist es möglich, dass es ohne speziellen Wirt im Dschungel existiert?". Es gibt aber Hinweise darauf, dass sich Menschen nach dem Genuss von Affenfleisch infiziert haben. Da diese Tiere aber selber auch an der Krankheit versterben, kommen sie als Primärwirt nicht in Frage.
  • Eine Impfung gegen das Ebolavirus gibt es noch nicht. Aber in der renommierten Zeitschrift „Nature“ vom 30. Nov. 2000 wird von Versuchen von Wissenschaftlern des National Instituts of Health der USA berichtet, denen es mittels einer DNA-Immunisierung gelang, Affen gegen den Erreger zu immunisieren.
  • Dezember 2003: US-Forscher haben einen sehr vielversprechenden Testimpfstoff entwickelt, der erstmals einen 100-prozentigen Schutz vor dem tödlichen Ebola-Virus gewährt. Er wurde bisher zwar nur an Mäusen erprobt, erwies sich bei den Versuchstieren aber als überaus wirksam und könnte den Weg für einen Impfschutz beim Menschen bahnen. Sina Bavari und Kollegen vom Forschungsinstitut für Infektionskrankheiten des US-Militärs in Frederick (US-Staat Maryland) stellten ihre Studie in den "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS) vor. Das Team bediente sich einer Technologie, die auch bei anderen Erregern wie dem Krebs erregenden Papillomavirus oder dem Aidserreger HIV schon getestet worden war. Sie konzentriert sich auf die zwei Eiweißstoffe der Virenhülle. Den so genannten 'Virus ähnlichen Teilchen' (virus-like particles oder VLP) fehlt das

genetische Material zur Reproduktion. Das heißt, sie können sich nicht vermehren und sind deshalb auch nicht ansteckend. Dennoch gelang es den Forschern, durch Injektion der Eiweißstoffe die Abwehrkräfte der Nager gegen das gefährliche Virus zu mobilisieren. Der Impfstoff habe den Versuchstieren "doppelte Immunität" durch Aktivierung ihrer T-Zellen sowie der B-Zellen verliehen, erläutern Bavari und Kollegen in den PNAS. Beide Immunreaktionen seien erforderlich, um den vollen Schutz vor dem Ebola-Virus zu bieten.


Desinfektion der Krankenstation und der Betten mit Bleichmittel nach Genesung oder Versterben der Patienten (Sudan 2004).

  • 07. August 2004: WHO verkündet Ende des Ebola Ausbruchs in Südsudan (Ausbruch der Krankheit wurde am 24. Mai 2004 bestätigt).
 

Meldepflicht

Nach dem Infektionsschutzgesetz IfSG § 7 ist in der Bundesrepublik Deutschland der Verdacht auf eine Erkrankung, die Erkrankung selber, der Tod dadurch, sowie der direkte oder indirekte Nachweis des Erregers namentlich meldepflichtig.

 

Quellen

http://www.who.int/mediacentre/factsheets/fs103/en/index.html
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/
http://www.mindspring.com/~cinque/ebola.html
http://www.wissenschaft-online.de/artikel/612875&template=bild_popup&_bild=1
http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/laenderinfos/gesundheitsdienst/merkblatt/ebola_html#disclaimer

http://lamy.homelinux.com/06a/generator1.htm
http://www.stern.de/wissenschaft/forschung/?id=516974&nv=hp_rt_al
http://www.m-ww.de/krankheiten/tropenkrankheiten/ebola.html?page=1
http://www.rp-online.de/public/article/wissenschaft/medizin/30257
Und wir Menschen lachen wie üblich über das Elend anderer….:
http://www.giantmicrobes.com/calamities/ebola.html
Sogar als Plüschfigur ist Ebola erhältlich… Zum weinen…

Juana Delgado-Mesa, August 2004