Chrysopidae spec. oder die Florfliege

Stamm Arthropoda

Klasse Insecta
Ordnung Planipennia (Hafte, echte Netzflügler)
Familie

Chrysopidae

Maße/ Daten

Länge: 10-15 mm
Flügelspannweite 15-30 mm

Vorkommen

in fast allen Habitaten der Erde, in Deutschland wurden 29 Arten beschrieben

Besonderheiten Florfliegen sind extrem nützliche Tiere, die eine gewisse ökonomische Bedeutung haben: sie ernähren sich sowohl als adultes Tier als auch als Larve von phytophagen Insekten (z.B. Blattläuse), deshalb werden sie zum Zweck der biologischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt.
Schutzstatus nicht bedroht laut Roter Liste

 

Systematik

Linnaeus (Carl von Linné) nannte diese interessante Insektengruppe im Jahr 1758 Netzflügler, aufgrund ihres netzförmigen Flügelgeäders. Zu Zeiten Linnaeus' wurden zu dieser Gruppe aber auch noch Eintagsfliegen, Libellen, Köcherfliegen und andere Taxa gezählt, die später zu eigenen Gruppen deklariert wurden.
Die Ordnung der echten Netzflügler mit etwa 5.500 Arten wird in zahlreiche Familien und Familiengruppen eingeteilt. Die größte Diversität erreicht diese Ordnung in den Tropen und Subtropen. Bekannte Familien der Netzflügler sind zum Beispiel:

  • Ascalaphidae (Schmetterlingshafte)
  • Myrmeleontidae (Ameisenjungfern)
  • Coniopterygidae (Staubhafte)
  • Mantispidae (Fanghafte)
  • Osmylidae (Bachhafte)
  • Hemerobiidae (Blattlauslöwen)
  • Sisyridae (Schwammfliegen)
  • Chrysopidae (Florfliegen)

Mermale

Florfliegen sind holometabole Insekten, das bedeutet, sie besitzen ein Puppenstadium (weisen also Metamorphose auf). Sie sind grüngelblich gefärbt, ca. 10-15 mm groß, und besitzen 2 Paar Flügel, die eine Länge von 15-50 mm erreichen können.


Manche Arten der Gattung Chrysopa sind im Winter aufgrund niedrigerer Temperaturen rotbräunlich.
Die großen Flügel werden in Ruhelage dachartig über dem Hinterleib zusammengelegt, dessen Spitze sie dann weit überragen. Sie sind glashell, schillern aber in allen Farben. Ein dichtes Netz aus dunklen, grünen, gelblichen oder auch mehrfarbigen, beborsteten Längs- und Queradern durchzieht die Flügel und verleiht ihnen eine florartige Wirkung, die zu dem deutschen Namen Florfliegen geführt hat. Florfliegen können beide Flügelpaare unanhängig voneinander schlagen, sind aber trotzdem keine guten Flieger. Sie legen meist nur kurze Strecken zurück.
Bei einigen Arten konnten Gehörorgane (Tympanalorgane) im basalen Teil der Radialader des Vorderflügels nachgewiesen werden.
Bei diesen Tieren – und vielen anderen nachtaktiven Insekten – dient das Gehörorgan zur Perzeption der Echoortungslaute von insektivoren Fledermäusen, die als Räuber einen großen Selektionsdruck auf die Beute ausüben. Die Echoortungslaute liegen außerhalb des menschlichen Hörbereichs z. T. weit oberhalb von 20 kHz; entsprechend ist die Empfindlichkeit der Sinneszellen dieser Insekte auf diesen Ultraschallbereich abgestimmt. Die Zahl der Sinneszellen im Organ ist äußerst gering (zwischen 1-4). Die Gehörorgane scheinen einzig im Funktionszusammenhang der Feindvermeidung zu stehen.

Detail der Flügeladerung
Florfliegen besitzen einen meist rundlichen Kopf mit großen Facettenaugen und nach unten gerichteten, kauenden Mundwerkzeugen, was als Orthognathie bezeichnet wird. Sie weisen 5-gliedrige Maxillarpalpen und 2-3-gliedrige Labialpalpen auf. Der Kopf trägt zwei lange dünne Antennen, die fast bis zur Flügelspitze reichen.

Detail des Kopfes
Wenn man die Tiere anfasst, entlassen manche Arten ein unangenehm riechendes Sekret aus paarigen, an der Vorderbrust liegenden Stinkdrüsen.
Der Thorax besitzt einen unterschiedlich geformten, beweglichen, verlängerten Prothorax. Die fünfgliedrigen Tarsen sind in der Regel mit 2 Krallen versehen und neben ihnen sitzt ein unpaares Arolium, ein Haftorgan.

Vertreter der Familie Chrysopidae besitzen ein aus 9 Segmenten bestehendes Abdomen ohne Urogomphi (Hinterleibsanhänge).


Rechts: © Marilee Sellers, Electron Microscopy Facility, Northern Arizona University

 

Lebensweise und Ernährung

Florfliegen sind Dämmerungs- und Nachttiere, die ans Licht fliegen. Sie ernähren sich räuberisch von kleinen Arthropoda (vorwiegend Blattläuse), bei Imagines mancher Arten besteht die Nahrung außerdem aus Pollen, Nektar und Honigtau (Ausscheidungen der Blattläuse). Die Larven ernähren sich fast ausschließlich von Blattläusen, wobei eine Larve bis zu etwa 30 Blattläuse pro Tag fressen kann.


Chrysopidae-Larve beim Fressen

 

Fortpflanzung

Nach der Überwinterung findet die Paarung statt. Die Geschlechterfindung erfolgt durch Pheromone oder durch Substratvibrationen.
Bei der Begattung legt das Männchen ein Samenpaket ab, das vom Weibchen aufgenommen wird.
Die eher ovalen Eier werden in Gruppen abgelegt: insgesamt legt ein Weibchen mehrere 100 Eier an Blättern und Zweigen und meist in der Nähe von Blattlauskolonien.


© Entomol. Dept. at the Univ. of Nebraska-Lincoln
Charakteristisch für die Eier ist dessen skulpturiertes Chorion (Embrionalhülle). Die Eier werden an einem schnelltrocknenden Sekretfaden aufgehängt, so dass jedes Ei auf einem dünnen Stiel steht (Mikropyle). Wahrscheinlich dienen die Stiele dem Schutz vor Kannibalismus zwischen den neugeschlüpften Geschwistern. Außerdem werden auf den Eistielen vom Weibchen vieler Chrysopa-Arten ameisenabwehrende Substanzen deponiert. Die Männchen sterben nach der Paarung.

 

Jungtierentwicklung

Die Dauer der Embryonalentwicklung ist sehr stark von der Temperatur und Luftfeuchtigkeit abhängig und schwankt deshalb zwischen 4 und 20 Tagen. Aus den gestielten Eiern schlüpfen die 1/2 mm große Larven.


Chrysopidae-Larve
Wie oben erwähnt, besteht die Nahrung der geschlüpften Larven zum größten Teil aus Blattläusen, weshalb sie auch Blattlauslöwen genannt werden. Eine Larve kann während ihrer zwei- bis dreiwöchigen Entwicklungszeit 500-700 Blattläuse vertilgen.
Ihr Kopf trägt spezielle Mundwerkzeuge, bei welchen kombinierte Mandibeln und Maxillen Saugröhren bilden. Diese dienen der Injektion von Verdauungsenzymen in die Beute und dem anschießenden Einsaugen der verflüssigten Nahrung. Im Darmtrakt der Larven sind Mitteldarm und Enddarm voneinander getrennt. Aus diesem Grund müssen feste Nahrungsreste im Mitteldarm bis zum Schlupf der Imago gespeichert werden, um dann, als sog. Mekonium abgegeben zu werden.
Bei den Larven sind normalerweise zwei Klauen und nur ein Tarsenglied vorhanden. Die Spitze des Abdomens ist bei vielen Arten mit zwei behaarten oder bedornten Saugscheiben versehen. Einige Larven weisen ein gewisses Tarnverhalten auf. Dabei befestigen sie Beutereste, Flechtenteile, Sandkörnchen u.ä. an ihrem Rücken, um mit der Umgebung zu verschmelzen.
Es existieren zumeist drei Larvalstadien (manchmal auch zwei oder vier). Das jeweils letzte Larvenstadium der Chrysopidae konstruiert einen Puppenkokon, welcher aus der von den Malpighischen Gefäßen produzierten Seide hergestellt wird.
Die Verpuppung erfolgt stets am Lande in Form einer Pupa dectica.
Nach der Verpuppung schlüpft die Imago und benötigt ca. 30 Minuten zum Aushärten des Hautpanzers und der Flügel. Die Gattung Chrysopa hat im Jahr zwei Generationen. Die Imagines der ersten Generation erscheinen hauptsächlich im Juli, die der zweiten im September, welche auch überwintern. Je nach Art der Florfliege beträgt die Lebensdauer ein bis acht Monate.

Puppenkokon

Pupa dectica: mit Mandibeln zum Durchbeißen des Kokons

Jungtierentwicklung in Fotos


1. Eier

2. junge Larve

3. reife Larve

4. der Kokon

5. Verpuppung

6. Beginn des Schlupfs


7. leerer Kokon


8. Stängelenden sind beliebte Schlupforte


9. Beginn der Häutung


10. Ende der Häutung


11. Flügel entfalten


12. Imago

 

Quellen

„Lehrbuch der Entomologie“ Hrsg. von Konrad Dettner und Werner Peters. Mit Beitr. von Thomas Bauer, 1. Aufl. März 1999 Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, Jena, Lübeck, Ulm.
„Brohmer, Fauna von Deutschland“ Hrsg. von M. Schaefer. 20., überarbeitete Auflage 2000, Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim.
http://www.faunistik.net/DETINVERT/PLANIPENNIA/
http://www.uni-rostock.de/fakult/manafak/biologie/fachscha/Sproessling/1/titelbild.htm
http://www.hadleyweb.pwp.blueyonder.co.uk/
http://www.insektenbox.de
http://www.bba.de/veroeff/popwiss/nuetzlimgarten.pdf
http://www.arthropods.de/insecta/planipennia/ordplanipennia.htm

Juana Delgado-Mesa, August 2004