Lutra lutra oder der Eurasische Fischotter

 

Stamm
Chordata (Chordatiere)

Lutra lutra
Klasse
Mammalia (Säugetiere)
Ordnung
Carnivora (Raubtiere)
Familie
Mustelidae (Marder)
Unterfamilie
Lutrinae (Wassermarder)

Maße

Kopf-Rumpf-Länge: 50 - 95 cm (♀ < ♂)
Schwanzlänge: 35 - 50 cm
Gewicht: ♂ etwa 14kg, ♀ etwa 7kg

Vorkommen


weltweit 13 Arten; eurasische West-Ost-Erstreckung von der Iberischen Halbinsel bis Nord-Sibirien, Nord-Süd-Erstreckung von Skandinavien bis Süd- Indien, außerdem Nordafrika (->Karte)
Schutzstatus
siehe unten

 

Allgemeine Erscheinung

Der Fischotter ist, wie alle Marderartigen, schlank, geradezu stromlinienförmig. Kurze, aber kräftige Füße lassen ihn gedrungenen erscheinen. Sein langer, spitz zulaufender Schwanz ist muskulös und durchgängig behaart. Sein Kopf ist platt und breit. Sein Fell ist bei allen Arten einheitlich braun, lediglich an Wangen, Kehle und Brust ist die Zeichnung heller. Pro Quadratzentimeter Haut besitzt der Fischotter 50.000 Haare (im Vergleich: Mensch auf gleicher Fläche nur 120!). Das verhilft dem Tier zu einem Luftpolster, welches wasserundurchlässig ist und ebenso vor Kälte schützt.
Obwohl der Fischotter sich auch an Land hervorragend bewegen kann, lassen all diese Merkmale sowie die Tatsache, dass er an allen Extremitäten Schwimmhäute zwischen den fünf Zehen besitzt, vermuten, dass er großartig an ein Leben im Wasser angepasst ist, weshalb er auch oft als Wassermarder bezeichnet wird.

Habitus eines am Wasser
lauernden Otters  
Zur Fortbewegung benutzt er seinen Schwanz, zum Steuern legt er die Füße an. Fischotter können bis zu sieben Minuten lang unter Wasser bleiben. Wenn sie jagen, müssen sie allerdings nach etwa 30 Sekunden wieder Luft schnappen, da sie mehr Energie und dadurch auch mehr Sauerstoff brauchen. Seine Augen bleiben geöffnet, damit er seine Beute erspähen kann. Auf kurzen Strecken erreicht er Geschwindigkeiten bis 14 km/h. Die Nasenlöcher und die Ohren kann er beim Tauchen verschließen. Dieser Schwimmstil erinnert in seinem Aussehen stark an den der Robben. Augen, Nase und Ohren liegen in einer Linie, so dass er seinen Kopf nur ganz flach aus dem Wasser heben muss, um alle Sinne zu benutzen. Zusätzlich besitzt er besonders ausgeprägte Barthaare, die Vibrissen, die er unter Wasser zur Orientierung und zur Jagd einsetzt.
Schwimmend
 

Nahrung

Die Nahrung des Fischotters umfasst, entgegen seiner Bezeichnung, nicht nur Fische, sondern auch Amphibien, Insekten, kleine Nager und Vögel. Er benötigt 500 bis 1000g Nahrung am Tag und bedient sich stets dessen, was am leichtesten zu erbeuten ist. Gefressen wird, außer bei allzu großem Hunger, am Ufer.

Mit erbeutetem Fisch

Verhalten

Fischotter sind Einzelgänger. Selbst zur Paarung hält man sich nicht lange beieinander auf. Die Tiere folgen keiner bestimmten Fruchtbarkeitsperiode, sondern können das ganze Jahr über Junge bekommen. Nach einer Tragzeit von 60 Tagen bringt das Weibchen einmal im Jahr ein bis vier blinde, 100g schwere Jungen in einem Unterschlupf zur Welt, der vor Überschwemmung und Mensch sicher ist. Nach drei bis vier Wochen öffnen sich die Augen, nach etwa zehn Wochen verlassen die Kleinen erstmals mit ihrer Mutter den Bau. Vierzig Prozent der Jungen überleben den ersten Lebensmonat nicht. Die Weibchen sind 1 Jahr nach dem letzten Wurf wieder empfängnisbereit.

Manche fühlen sich dabei gar nicht als „Wassermarder“, und müssen schon mal von ihrer Mutter ins kühle Nass hineingestupst werden. Nach einem Jahr sind die Jungen selbstständig und gehen ihrer Wege, bis die Männchen im zweiten, die Weibchen im dritten Lebensjahr geschlechtsreif werden. Die Lebenserwartung liegt zwischen sieben und dreizehn Jahren. Fischotter sind neugierig und geradezu verspielt, rutschen sie doch schon mal einen schlammbedeckten Hang hinunter.

Lebensraum
Lutra lutra lebt an Flüssen (Still-und Fließgewässer), Seen, geschützten Küsten, Sumpf- und Bruchflächen. Wichtig ist eine hohe strukturelle Vielfalt (d.h. Abwechslung der Gewässer- und Ufergestaltung, Gehölz- und Röhrichtzonen etc.) und ausreichendes Nahrungsangebot.
Sein Revier erstreckt sich über Gewässerläufe und Landregionen. Fischotter legen nachts und in der Dämmerung 15 bis 20 km zurück, insgesamt erstrecken sich ihre Gebiete über eine Größe von 40 km. Einen richtigen Bau bewohnen sie dabei nicht. Vielmehr haben sie alle 1000m entlang ihres Reviers Unterschlüpfe, Höhlen im Gehölz, in unterspülten Böschungen u. ä., insgesamt bis zu 40 Stück.

Gefährdung
Natürliche Feinde haben die Tiere nicht. Doch wegen seines Fells und als Nahrungskonkurrent zum Fisch wurde er jahrhundertelang verfolgt. Erst der Jäger Mensch hat aus dem einst tagaktiven ein nachtaktives Tier gemacht. Deshalb ist es nahezu unmöglich, ihn zu beobachten. Kartieren kann man ihn aber trotzdem erfolgreich durch seinen eindeutigen Fußabdruck (nackte Sohlen, Hinterfuß bis 14 cm, Schwimmhäute) und seine Losung (hart, schwarz-grünlich, mit Fischschuppen und Knöchelchen versetzt).
In der Bundesrepublik darf er seit 1968 nicht mehr gejagt werden. Trotzdem ist der Bestand insgesamt zu 99 % verschwunden. Ursachen sind Abholzungen, Wasserverschmutzung, Begradigung und Eindämmung von Flüssen und Massentourismus. Bei ihren großflächigen Wanderungen kreuzen sie immer wieder verhängnisvoll den Straßenverkehr. Bei der Nahrungssuche ertrinken sie in Fischreusen. In Deutschland finden sich deshalb nur noch wenige vitale Bestände (östlich der Elbe, im südlichen Sachsen oder in der mecklenburgischen Seenplatte). Kleinstvorkommen findet man noch in Schleswig-Holstein und Niedersachsen.

Schutzstatus

Der Fischotter steht immer noch unter Jagdrecht, obwohl er durch die Berner Konvention und das Washingtoner Artenschutzübereinkommen den höchsten Schutzstatus erhalten hat und somit international geschützt ist. Die Rote Liste beschreibt den Fischotter als „vom Aussterben bedroht“. Da diese Gefährdung hauptsächlich davon ausgeht, dass ihm großflächig sein Lebensraum abhanden kommt, zeigt sich auch hier wieder die enge Verbindung zwischen Naturschutz und Tierschutz. Der Fischotter ist inzwischen schon ein Indikator dafür, dass das jeweilige Gebiet noch natürlich und gesund ist. Viele Organisationen, zum Beispiel das Otter-Zentrum Hankensbüttel, haben sich dem Fischotter und seiner Situation angenommen. Die Anstrengungen reichen von Öffentlichkeitsarbeit über Verbesserung im Straßenverkehr (zum Beispiel durch Straßenunterquerungsmöglichkeiten), Entwicklung von otterfreundlichen Fischreusen und Einrichten von Schutzgebieten.

Witternd

 

Quellen
www.das-tierlexikon.de
www.nabu.de
www.natur-lexikon.com
www.otterzentrum.de
http://www.paleontology.uni-bonn.de/euquam/rec_distr/lulu.html
„Das große Weltreich der Tiere“, Vehling Verlag, 1991

 

Nicole Böger, August 2004

->..oftheweek..-Index
-> Disclaimer
-> top
Konzept und technische Umsetzung: