Citrus aurantifolia oder die Limette

Klasse Dicotyledoneae

Citrus aurantifolia (1)

Ordnung Rutales
Familie

Rutacea

Gattung Citrus
Blütenformel

* K5 C5 A5+5 G(5)

Maße/ Daten

2-4m hoch, mehrjährig

Vorkommen

ubiquitär in warmen subtropischen und tropischen Gebieten (Karte: 2)

Schutzstatus nicht bedroht

 

Allgemeines

Limetten sind, zumindest allen Cocktailtrinkern, eingehend bekannte Früchte, die schon so manchen Mojito oder Caipirinha geziert haben. Häufig wird die Limette mit der Lemone verwechselt oder fälschlicherweise als Limone bezeichnet. Bei der Limette handelt es sich um eine grünliche Zitrusfrucht, verlangt man eine Lemone, muß man sich nicht wundern, wenn man eine Zitrone in die Hand gedrückt bekommt. Wenn man der Wikipedia Glauben schenkt, so wurde die Limone in den 60er Jahren von der Coca Cola™-Company erfunden, um Fanta© Lemon den Weg ebnen zu können.

Doch auch bei dem Verlangen nach Limetten bewegt man sich auf dünnem Eis. Streng genommen sollte der geschulte Obsthändler nachfragen, welche Art man genau bekommen möchte, da dieser Name sowohl für die Mexikanische = West Indische Limette (Citrus aurantifolia) verwendet wird, wie auch für die Persische Limette (Citrus latifolia). Bei der Persischen Limette handelt es sich wohl um eine triploide Variante von C. aurantifolia, die samenlos ist, dafür aber wesentlich größere Früchte trägt und sich damit zur Vermarktung eher eignet, als die West Indischen Limette. Neben den Früchten sind Blätter wie auch der gesamte Habitus C. latifolia größer ausgefallen.

Foto von Monique Reed
Immerhin ist man sich bis zu den höchsten Stellen des Unterschiedes zwischen den beiden Arten bewußt: "AMENDMENT TO THE HS (Anmerkung: HS = subheading) IN ORDER TO GROUP ALL BITTER LIMES IN THE SAME SUBHEADING" hieß es auf der Tagesordnung der World Customs Organization im Februar 2000. Es sollte entschieden werden, ob C. aurantifolia und C. latifolia gemeinsam unter dem Namen C. aurantifolia bezeichnet und gehandelt werden dürfen (wohingegen Marokko schon ein Jahr zuvor für die Abschaffung der "lateinischen Namen" plädierte). Zu einem Ergebnis kam es in den vorliegenden Texten (3/4) nicht.
Zudem gibt es diverse "Limetten", die zwar diesen Namen tragen, jedoch mit der Art Citrus aurantifolia an sich nichts zu tun haben oder aber Kreuzungen mit anderen Citrusfrüchten sind.

Habitus

Bei C. aurantifolia handelt es sich um einen baumartigen immergrünen Strauch. Er kann zwei bis vier Meter hoch werden und ist sehr dornig. Die dunkelgrünen Blätter sind elliptisch und, wie recht häufig bei (sub-)tropischen Arten, lederartig (Laurophyllie). Durch Öldrüsen sind die gegenständigen Blätter durchscheinend punktiert. Die Blattstiele (Petiolen) sind leicht geflügelt.
Blatt
Foto von Hugh Wilson
Die reinweißen Blüten kommen solitär oder in zwei- bis siebenzähligen razemösen Infloreszenzen vor, wobei die Blüten in Infloreszenzen kleiner sind als einzeln wachsende. Limetten sind eingeschlechtlich. Die Blütenachse ist zu einem scheibenförmigen Diskus erweitert. Die Blütezeit erstreckt sich über das ganze Jahr, hat ihren Höhepunkt aber im Frühling.
Blüten
Fotos von Hugh Wilson
Eröffente Blüte mit Fruchtknoten und Staubblättern
Bei den Früchten handelt es sich um Beeren mit einem lederartigen Mesocarp welche entweder einzeln oder in Infloreszenzen (gemäß der Blütenanordnung) wachsen. Das Fruchtfleisch ist segmentiert und wird von saftigen Emergenzen gebildet. Das sind vielzellige Auswüchse, funktionell und strukturell den Trichomen (Haare bei Pflanzen) entsprechend, die aber wesentlich größer werden können. Bei diesen Emergenzen handelt es sich um Saftschläuche, die vom Endokarp in die Fächer des Fruchtknotens hineinwachsen und das Fruchtfleisch (Pulpa) bilden. Diese Fruchtform wird Hesperidium genannt.
Früchte
Foto von Hugh Wilson
Im Gegensatz zu C. latifolia, die fünf cm und größer werden und samenfrei sind (weil triploid), werden die Früchte von C. aurantifolia nur ungefähr drei cm groß und enthalten drei bis fünf Samen.
Samen
Foto von Dana Lee Ling
In der obersten Schicht der Zitrusfrüchte werden ätherische Öle gespeichert (schizolysigene Sekretbehälter, (siehe hier). Aber auch in den Blättern und im Harz kommen Öle vor. Bei den Ölen handelt es sich zu großen Teilen um bittere Triterpenoide. Sie sollen die Pflanze vor Austrocknung und Krankheitsbefall schützen. Aber auch Insekten werden von Triterpenoiden beeinflusst, indem diese inhibierend auf deren Gefräßigkeit oder Fortpflanzung wirken, z.B. indem es bestimmte Hormone blockt (antihormonale Wirkung). "Terpenoide sind von zentraler Bedeutung für viele Wechselwirkungen zwischen Pflanzen und tierischen/mikrobiellen Schädlingen/Nützlingen." (5)
Es gibt auch dornenlose Variäteten mit helleren Blättern.

Schizolysigene Zelle - Bildung von ölgefüllten Kavernen

  1. Initiallzellen: Ein Zell-Paar, bestehend aus einer epidermalen Zelle und der Zelle darunter
  2. Antikline Teilungen (senkrecht zur dem Organ angrenzenden Oberfläche erfolgende Zellteilungen -> "in die Breite")
  3. siehe 2.
  4. Perikline Teilungen (paralell zur dem Organ angrenzenden Oberfläche erfolgende Zellteilungen -> "in die Tiefe")
  5. Vergrößerung des drüsigen Gewebes
  6. siehe 5.
  7. Ende der Zellteilungen
  8. Beginnen der Kavernenbildung, Auflösen der Zellwände im Zentrum der Drüse (Schizolysigenie)
  9. siehe 8.
  10. fertige mit ätherischen Ölen gefüllte Drüse

(6) (A. BOSABALIDES, I. TSEKOS, 1982)


Verbreitung

C. aurantifolia kommt in subtropischen und tropischen Regionen vor und wird dort häufig kultiviert. Gegenüber Kälte reagiert sie empfindlich. Ihren Ursprung hat sie jedoch im südasiatischen Raum, Ursprüngliche Wildstandorte befinden sich im gesamten indomalayischem Raum, v.a. auf den Inseln. Prinzipiell läßt sich die Art in den Reigen der Gewächse der Lorbeerwaldzone einordnen.
An den Boden stellt die Limette keine großen Ansprüche, solange der Salzgehalt. Auch Wasserstau verträgt sie nicht sonderlich gut, sandige bis steinige, leicht alkalische Böden gehören zu den bevorzugten Standorten. Karte siehe hier.


Vermehrung

C. aurantifolia wird aus den Samen der Früchte gezogen. Dabei können mehrere Pflanzen aus einem Samen entstehen (Polyembryonie). Der so gezogene Strauch trägt seine ersten Früchte schon nach ein bis drei Jahren.
Alternativ kann man die Pflanze auch durch Stecklinge oder Markottierung vermehren. Die Markottierung funktioniert so ähnlich, wie die Vermehrung über Stecklinge, der Trieb der Pflanze, welcher die neue Pflanze bilden soll wird dabei jedoch nicht vollends von der Mutterpflanze getrennt. Bei diesen Vermehrungsformen muß aber darauf geachtet werden, dass die neue Pflanze nicht an Fußfäule (Phytophthora nicotianae und P. citrophthora; Pilze) erkrankt, deswegen werden die bevorzugt Phytophthora-resistente Unterlagen gewählt.


Schädlinge, Krankheiten...

Die Palette der Schädlinge bei Citrus-Arten ist breit gestreut, trotz der Abwehrmechanismen. Von Minierern wie Ageniaspis citricola über spezialisierte Blattläuse wie Toxoptera citricida bis hin zu Rüsselkäfern wie Diaprepes abbreviatus (der anbei ein sehr interessantes Sexualverhalten an den Tag legt, wie hier beschrieben wird), deren Larven sich u.a. an den Wurzeln von Citrus spec. gütlich tun.
Auch Krankheiten setzen den Citrus-Arten zu, so z.B. Xanthomonas citri und X. campestris (Details über den "Citrus Canker" hier und hier). Besonders empfänglich ist Citrus aurantifolia gegenüber CTV ( Citrus tristeza closterovirus), so dass sie in Anbaugebieten andere Citrus-Arten als Indexpflanze für den Virus genutzt wird. Aber auch anderen Viren gegenüber zeigt sich die Limette empfänglich (Details hier).


Caipirinha - Beispiel einer praktischen Anwendung

Zutaten:

1 unbehandelte Limette
2 Teelöffel Rohrzucker
50 ml Pitú o.ä.
4 zerstossene Eiswürfel

(7)
Zubereitung:
Limette mit Schale achteln und in das Glas geben. Den Zucker zugeben und zusammen mit den Limetten gut zerdrücken, so dass Öl und Saft aus der Frucht sich mit der Zucker vermischen. Eis und den Alkohol hinzugeben und gut mixen. Mit Strohhalm und einer Scheibe Limette dekorieren und servieren.

Danksagung

Meinen ganz persönlichen Dank möchte ich Steffen Reichel aussprechen, der mir bei der Erstellung durch seine Webseite und auch danach durch Korrekturlesen sehr geholfen hat und ohne den der Artikel in seiner jetzigen Form für mich nicht zu realisieren gewesen wäre.

 

Quellen

Allgemeine Infos:
Homepage von Steffen Reichel
Course Pages for Dana Lee Ling
Wikipedia
Straßburger - Lehrbuch der Botanik (35. Auflage): Spektrum Verlag

1) Titelbild: Dana Lee Ling
2) Karte: Gottwald, T. R., Graham, J. H., and Schubert, T. S. 2002. Citrus canker: The pathogen and its impact. Online. Plant Health Progress doi:10.1094/PHP-2002-0812-01-RV

3) http://hotdocs.usitc.gov/tata/N_xxx/NRxxx/NR0024E1.PDF
4) http://hotdocs.usitc.gov/tata/N_xxx/NCxxx/nc0184e1.pdf
5) Bildung und Funktion ausgewählter Lipide auf pflanzlichen Oberflächen, Arbeitsgruppe Dr. Reinhard Jetter, Universität Würzburg
6) Peter v. Sengbusch auf "Botanik online" (Copyright siehe hier)
7) Samba und Cana - Rezepte für Cocktails

Sönke von den Berg, September 2004