Conium maculatum oder der Gefleckte Schierling

Abteilung Spermatophyta (Samenpflanzen)


Conium maculatum (1)

Unterabteil. Angiospermae (Bedecktsamer)
Klasse Dicotyledoneae(Zweikeimblättrige Pflanzen)
Uunterklasse Rosidae ( Rosenähnliche)
Ordnung Apiales
Familie

Apiaceae (Doldengewächse)

Gattung Corium
Blütenformel * C5 A5 G(2)
Maße Höhe: bis 2,5m

Blütezeit

Juni bis September

Vorkommen

Europa, Nordafrika und Asien verbreitet. (2)

Besonderheit Enthält stark giftige Alkaloide
Schutzstatus In Deutschland gefährdet


Allgemeines

Der Geflecke Schierling gehört zu den giftigsten Pflanzen Europas, weshalb er im Volksmund auch „Vogeltod“, „Schwindelkraut“ oder „Würgling“ genannt wird.
Der Gattungsname Conium stammt vom griechischen koneion (konos= Kreis) ab und weist darauf hin, dass ein Vergifteter sich „im Kreise dreht“.
Die Herkunft des Namens Schierling ist unsicher, vielleicht stammt es von althochdeutschen scern für Schirm oder vom angelsächsischen scearn für Mist.


Aussehen

Conium maculatum hat als besonderes Bestimmungsmerkmal einen hohlen, an der Basis dunkel-rötlich gesprenkelten Stengel (lat. maculatum = gefleckt), der über die gesamte Länge bläulich bereift ist. Die Blätter sind zwei- bis vierfach gefiedert, wobei die Oberseite dunkelgrün und die Unterseite graugrün gefärbt ist. Im Umriss sind sie dreieckig und hängen meist schlaff herunter. Der unangenehme, scharfe Geruch der Pflanze erinnert an Mäuseharn, was man vor allem nach Zerreiben einzelner Pflanzenteile wahrnehmen kann.
Der Gefleckte Schierling kann eine Höhe von bis zu 2,5m erreichen und wächst an feuchten Stellen auf stickstoffhaltigen Böden.

Bild rechts: Überblick über Blütenstand, Blattform, Stengel, Frucht und Wurzel (3)
Die weißen, in Doppeldolden angeordneten Blüten, haben 5 Petalen (Kronblätter) und 5 Stamina (Staubblätter). Sepalen (Kelchblätter) fehlen. Die Blüten sind radiärsymmetrisch.
Als Samen entstehen ca. 3 mm lange, durch wellig gekerbte Rippen warzig erscheinende Früchte. Diese haben eine grünlich- graue Färbung.

Vorkommen

Der Gefleckte Schierling kann eine Höhe von bis zu 2,5m erreichen und wächst an feuchten Stellen auf stickstoffhaltigen Böden, an Hecken, Zäunen und Mauern. Häufig ist er in der Nähe von alten Klöstern oder anderen Aufenthaltsorten des alten Clerus anzutreffen (mehr dazu unter Geschichtliches).


Giftstoffe und Wirkung

Das Hauptalkaloid ist das Coniin ((+)-a-n-Propyl-piperidin ). Es wurde 1886 als erstes Alkaloid synthetisch hergestellt und macht 90% der in der Pflanze enthaltenen Alkaloide aus. Das ebenfalls enthaltenene Conicein dagegen nur 9%. Der höchste Gehalt an Coniin befindet sich in den reifen Früchten. Intoxikationen entstehen häufig aufgrund von Verwechslungen mit anderen Apiaceen, vor allem mit deren Samen (z.B. Anis, Fenchel, Kümmel). Die LD50, d.h die Menge, bei der 50% der Patienten sterben, beträgt oral 10mg/kg Körpergewicht (Schätzwert).
Coniin dringt schnell in die Haut ein. Nach oraler Applikation sind die ersten Symptome ein Brennen im Mund, Schluckbeschwerden, Sehstörungwn sowie vermehrter Speichelfluss. Höhere Dosen führen zu Erbrechen, Durchfall und Schweißausbrüchen.
Bei schweren Vergiftungen kommt es zu Lähmungen der Skelettmuskelatur, beginnend an den Füssen setzt sich diese über den Rumpf auf die Arme fort. Nach 30min bis 6h setzt bei vollem Bewußtsein der Tod durch Atemlähmung ein.
Im Tierexperiment wirkt Coniin fetotoxisch. Gefleckter Schierling im Futter trächtiger Tiere hat bei Lämmern und Kälbern Fehlbildungen der Wirbelsäule und Gelenke zur Folge.
An der quergestreiften Muskelatur wirkt Coniin wie das Pfeilgift Curare: Es blockiert die nikotinergen Acetylcholinrezeptoren der neuromuskulären Endplatte. Damit wird die Weiterleitung eines Aktionspotentials zwischen motorischem Nerv und Muskel verhindert. Es kommt zur Muskellähmung.

Conicein
Coniin
Conhydrin
Pseudoconhydrin
alle Bilder: (4)

Geschichtliches

Die Toxizität von Conium maculatum war schon im Altertum bekannt. Im antiken Griechenland wurde es zusammen mit Opium zur Vollstreckung von Todesurteilen verwendet. 399 v.Chr. wurde der Philosoph Sokrates durch den aus unreifen Früchten gewonnenen Schierlingssaft hingerichtet (sog. „Schierlingsbecher“). Sokrates´ Schüler Platon schilderte den genauen Vergiftungsverlauf.
Die griechischen Ärzte Hippokrates und Dioscurides beschrieben ebenfalls die Wirkungen der Pflanze. Dioscurides schrieb u.a., dass der auf die Hoden aufgetragen Schierlingssaft vor sexuellen Träumen schützen soll. Er berichtete aber auch darüber, dass der Gefleckte Schierling als Schmerzmittel zu gebrauchen ist.
Bei Hieronymus Bock ist folgendes zu lesen: "Das böß gifftig Schirlingskraut / soll umb seiner grossen kält willen (Giftigkeit) inn leib nit genommen noch gegeben werden / Eusserlich ist es wol zu brauchen inn vilen presten / gehört zu den keuschen Ordensleuten / damit sie ihr gelübd ... mögen halte" und an anderer Stelle: "Düchlein im safft oder wasser genetzt unnd obergelegt / laßt die Brüst und andere glider nit grösser oder hiziger werden ... aber solche arznei gehört inn die beschlossene Klöster zu den keuschen leuten."
In der Nähe von Klöstern ist heute noch verwildeter Schierling anzutreffen, der damals in den Gärten angebaut wurde.


Alte Tafel von 1885, erschienen in "Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz" gez.Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé Quelle: (5)

 

Quellen

Titel: http://biology.smsu.edu/Herbarium/Plants of the Interior Highlands/Flowers/Conium maculatum - 3.jpg
Karte: http://linnaeus.nrm.se/flora/di/apia/coniu/conimacv.jpg
Übersicht: http://www.wes.army.mil/el/pmis/plants/image/fs_conma.gif
Alkaloide: http://www.fslemi.uni-bonn.de/gewuerze/html/stralsklasse/nschierling.html
Tafel: http://caliban.mpiz-koeln.mpg.de/~stueber/thome/band3/tafel_069.jpg

http://www.gifte.de/conium_maculatum.htm
http://www.botanikus.de/Gift/schier.html
Allgemeine und Spezielle Pharmakologie und Toxikologie, W.Forth,D.Henschler, 8.Auflage

Henrike Peuschel, Oktober 2004