Folivora oder das Faultier

Stamm Chordata



Bradypus tridactylus (Dreifinger-Faultier) (1)

Klasse Mammalia
Überordnung Xenarthra (Nebengelenktiere)
Ordnung Pilosa (Zahnarme)
Unterordnung: Folivora
Familien

Bradypodidae und Megalonychidae

Größe bis 65 cm
Gewicht

5-9 kg

Vorkommen

in den tropischen Regenwäldern des Amazonasbeckens, Mittelamerikas bis Süd-Brasilien

Besonderheiten

Das Faultier ist in der Lage, seinen Kopf um 180° zu drehen. Außerdem haben sich seine inneren Organe in Anpassung an die Körperhaltung des Tieres angepaßt: die Leber hat sich um 180° zum Rücken hin gedreht und ist vom Magen bedeckt. das ist einmalig in der Familie der Säugetiere.

Schutzstatus gefährdet


Allgemein

Das Faultier verbringt die meiste Zeit seines Lebens kopfüber hängend hoch oben in den Bäumen der Urwälder Südamerikas. Bis dato sind fünf rezente Arten bekannt, die sich jeweils den Megalonychidae (Zweifinger-) und Bradypodidae (Dreifinger-Faultiere) zuordnen lassen. An den Hinterpfoten haben übrigens die Vertreter beider Familien drei Zehen.

Die zwei Hauptvertreter werden im Volksmund "Unau" und "Ai" ngenannt:
Bei dem Unau handelt es sich um Choloepus didactylus. Er ist olivbraun bis olivgrau , ca. 70 cm lang, hat zwei Vorderzehen und lebt in den Wäldern Guyanas und Nordbrasiliens.
Der wissenschaftliche Name des Ai lautet Bradypus tridactylus. Dieser Vertreter hat drei Vorderzehen an jeder Pfote, ist silber- bis aschgrau gefärbt und wird ca. 50 cm lang. Man kann ihn in den Baumkronen Mittel- und Südamerikas finden.
Folivora können ein Alter von 30-40 Jahren erreichen.

Der Name des Faultiers rührt von seiner großen Trägheit her:
Allein, um einen Fuß vor den anderen zu setzen, benötigt es eineinhalb Minuten.
Faultiere schlafen bis zu 18 Stunden pro Tag. Diese gemächliche Lebensweise hat jedoch einen ganz banalen Grund: Das Faultier spart Energie -denn viel Schlaf und langsame Bewegungen verringern den Energiebedarf. Langsame Bewegungen und viel Schlaf verringern den Bedarf an Nahrung.

Übrigens: erreichte das vor ca. 10.000 Jahren ausgestorbene Riesenfaultier (Megatherium) die Größe heutiger Elefanten. Es ist möglich, daß es von den damals in Afrika lebenden Urmenschen gejagt und ausgerottet wurde.


Körperbau

Meist sieht man das Faultier mit dem Rücken nach unten in den Ästen hängen, und dies tut es so konsequent, daß sogar der Scheitel dieses Tieres auf dem Bauch statt auf dem Rücken verläuft. So kann der Regen der häufigen Tropengewitter praktischerweise besser abperlen.
Da die Hinterbeine der Faultiere kürzer sind als die Vorderbeine, kann es, im gegensatz zu den meisten anderen Säugetieren, nicht gehen oder stehen. Die Bäume verläßt es nur um Wasserbarrieren zu überwinden (was allerdings nur sehr selten vorkommt) und zur Abgabe von Kot (etwa alle acht Tage).
Folivora sind mit langen, sichelförmigen Krallen ausgestattet: je zwei an den Vorder- und je drei an den Hinterpfoten. Die Form der Krallen ermöglicht einen sicheren Halt an den Ästen.
Die Faultiere besitzen keine Schneidezähne. Sie ernähren sich von Blättern, Blüten und Früchten, also ausschließlich vegetarisch.


Die meiste Zeit ihres Lebens verbringen Folivora hängend (2)
Das Gesicht des Faultieres ist rund, die kleinen Augen stehen weit auseinander. Die Nase ist abgeflacht und die Ohren sind im Fell verborgen. Der Kopf der Folivora ist, im Gegensatz zum Hals, sehr kurz. Der Schwanz dieser Tiere ist stummelartig, bzw. vollständig zurückgebildet.
Gesichts- und Gehörsinn sind nur schwach ausgebildet. Deshalb orientieren sich Faultier hauptsächlich mit ihrem Geruchs- und Tastsinn.
Bei näherer Betrachtung des Fells dieser Tiere kann man zwei Schichten unterteilen - die untere Schicht ist kurz und sehr dich, die Haare der oberen Schicht sind lang und strohig und mit feinen Längsrillen versehen.

Fortpflanzung

Die Weibchen bringt einmal im jahr ein einzelnes Junges zur Welt. Auch dazu verlässt es den Baum nicht. Faultiere gebären hängend. Das neugeborene Jungtier klammert sich sofort an der Bauchseite der Mutter fest. Vier Wochen lang bleibt es im Fell verborgen. Erst dann beginnt es, die Umwelt zu erkunden. Nach neun Monaten ist es genug, um seine eigenen Wege zu gehen.


das Junge klammert sich an der Mutter fest (3)

Überlebensstrategie

In diesen Längsrillen setzen sich Algen fest, welche in der feuchten Witterung der Regenzeit hervorragend gedeihen, was den Tieren während dieser Zeit ein grün gefärbtes Fell beschert. Außerdem ermöglichen diese Rinnen, neben dem Verlauf des Haarstriches (s.o.) ein besseres Ablaufen des Regenwassers.

Diese grüne Färbung zieht mehrere Dinge nach sich.
1) verbessert sich dadurch die Tarnung des Faultieres, das dann im Grün der Blätter nur noch schwer für Freßfeinde auszumachen ist.
2) bieten diese Algen eine hervorragende Nahrung für die Schmetterlingslarven des kleinen Zünzlers. Dieser legt seine Eier in des Fell des Faultiers. Die Larven schlüpfen, weiden den Algenteppich ab und locken Ameisen (Formicidae) an, da die Schmetterlingslarven zu deren bevorzugter Nahrung gehören.

Dreifinger-Faultiere ernähren sich ausschließlich von den Blättern des Cecropia-Baumes.Die Blätter dieses baumes enthalten, im Gegensatz zu vielen anderen Pflanzen des Regenwaldes keine Gifte. Stattdessen Ist Cecropia vergesellschaftet mit den äußerst angriffslustigen Azteca-Ameisen und so gegen fast alle anderen Pflanzenfresser geschützt, jedoch bewegt sich das Faultier einfach zu langsam, um von ihnen als Feind wahrgenommen zu werden.
Diese Langsamkeit schützt es übrigens auch vor einigen anderen Freßfeinden.
Dennoch weidet ein Faultier nie einen Ast oder einen Baum komplett ab(das würde ihm auf lange Sicht die Lebensgrundlage entziehen).

Durch seine langsame Fortbewegung sparen die Folivora, wie bereits erwähnt, Energie. Das erlaubt ihnen, weniger Nahrung aufzunehmen. Und da ein Faulltier sich nur so langsam bewegt, kann es viele Stunden dauern, bis sein Magen gefüllt ist.
Es kann gut und gerne eine Woche dauern bis die aufgenommene Nahrung durch das Verdauungssystem gewandert ist.
Die Muskulatur der Faultiere ist nur halb so stark ausgebildet wie bei den meisten anderen Säugetieren. und der dicke Pelz verringert den Wärmeverlust.
Außerdem sind sie ihn der Lage, ihre Körpertemperatur zu regulieren: sie fällt während des Schlafens bis auf 24°C und wird während der Wachphasen mittels Sonnenbädern (ähnlich wie bei reptilien) auf ca. 33°C erhöht.

Folivora haben weder Nest noch Schlafplatz. Sie schlafen einfach dort, wo sie gerade hängen. Während des Schlafens schützen sie sich indem sie Kopf und Beine zu einer Kugel zusammenziehen. In dieser Stellung sind sie geschützt und durch die leicht grünliche Färbung zudem noch wunderbar getarnt.

Wenn sie doch einmal von einem Feind (Harpyien, Schlagen, Katzen) angegriffen werden, verblüffen sie durch untypische, plötzliche Hiebe mit ihren Klauen.

Zudem schützt sie ihr dicker Pelz vor Verletzungen falls sie doch mal abstürzen.



Quellen:

1) © 2001 Johannes Schmitt, Düsseldorf - http://www.joon.de/cr/cr.htm
2) http://kongfu.de/details.php?image_id=409
3) http://www.ri.net/schools/Central_Falls/v/218/soamer.html

http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Faultiere.html
http://www.tierlobby.de/rubriken/Tiergarten/faultiere/faultiere.htm
http://faultier.exsudo.de/
http://www.vox.de/

 

 

Christiane Pech, November 2004